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4 Wapiti

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Mit Tenor hatte ich mich richtig gut angefreundet, dann kam aber schon die nächste, noch bessere Gelegenheit: Ich bekam Wapiti als Reitbeteiligung von einer Amerikanerin, die ihn nicht jeden Tag reiten konnte, angeboten. Er war ein leicht nervöser Fuchswallach, mit dem ich nach einigen Unterrichtsstunden, die der gegenseitigen Eingewöhnung dienten, dann aber auch gleich alleine in den Wald geritten bin.

Beim ersten Ausritt, bei dem zunächst eigentlich alles sehr gut und fehlerfrei geklappt hatte, raste er am Ende dann aber doch im schnellsten Galopp, als es eigentlich ganz scharf rechts um die Kurve gehen sollte, wohl wegen der hohen, von mir nicht mehr bremsbaren Geschwindigkeit, mehr geradeaus als nach rechts in eine Waldschonung hinein. Bevor er mich zwischen zwei Bäumen abstreifen konnte, bin ich noch schnell abgesprungen, aber er ist dann schlank weitergerast und war dann ohne mich deutlich früher wieder im Stall als ich ohne ihn.

Am nächsten Tag bin ich dann gleich wieder mit ihm dieselbe Strecke abgeritten und dann ist das nie wieder so passiert. Er hat mir von da an detailgetreu gehorcht und wir haben den Wald gemeinsam erkundet.

Er mochte Möhren und Weintrauben sehr gerne. Für die Möhren hat er immer seinen linken Vorderhuf ganz hoch bis an seinen Bauch angehoben und so, auf drei Beinen stehend, hat er seinen Kopf ganz tief gesenkt. Kurz bevor er umzufallen drohte, hat er dann nach der jeweiligen Möhre geschnappt. Und die raschelnde Papiertüte, in der ich die Weintrauben immer mithatte, hat ihn immer so lange aufgeregt, bis er dann jeweils eingesehen hatte, dass sie am Ende wirklich leer war.


Eines Tages ging seine Besitzerin in die USA und es stand der Abschied an. In seiner Box stand er hinter mir, hatte seinen Kopf über meine rechte Schulter geschoben und hielt mich mit seiner Schnauze an meinem Bauch an sich gedrückt fest. Er hat mich wirklich festgehalten, denn bei jeder Bewegung, die ich machte, als ob ich gehen wollte, hat er noch fester zugedrückt. Woher weiß ein Pferd so etwas?

Wapiti habe ich übrigens nie wieder gesehen, Tenor auch nicht.

Die Männerfreundschaft mit meinem Pferd Poseidon

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