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HERZ UND GEFÄSSE – INFRASTRUKTUR

Dass Ausdauersport den Herzmuskel leistungsfähiger macht und über die Senkung von Blutdruck, -zucker und -fettwerten der Gefäßgesundheit zugutekommt, ist wissenschaftlich sattelfest untermauert. Ausdauersport gehört unstrittig zu den besten Präventionsmaßnahmen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, den Haupttodesursachen weltweit.

Deutlich seltener werden die positiven Herz-Kreislauf-Wirkungen des Sporttreibens im Hinblick auf das Immunsystem verkündet. Besonders zwei Faktoren gehören herausgestellt, um die Bedeutung eines trainierten Blutgefäßsystems samt antreibender »Pumpe« für eine leistungsfähige Abwehrlage zu vermitteln.

STAUFREIES WEGENETZ MIT HOHER ANTRIEBSKRAFT

An erster Stelle ist die Transportfunktion zu nennen. Wenn sich Ausdauersportler über ihre Blutwerte austauschen, fallen gewöhnlich Begriffe wie Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), Eisen, Laktat (Milchsäure), Zucker und Fett. Durchaus verständlich, denn das sind aussagekräftige Größen, wenn es um den Sauerstoff- und Nähstofftransport, den Trainingsund Erschöpfungszustand, also insgesamt um Fitness und Leistungsfähigkeit geht. Aber das vom Herz über das weit verästelte Gefäßsystem durch den gesamten Körper gepumpte Blut ist als universelles Transportmittel auch für die Beförderung von Stoffen zuständig, die nicht unmittelbar für die Leistungserbringung verantwortlich sind. Die für die zelluläre Immunität sowie für die Herstellung spezifischer Antikörper verantwortlichen Lymphozyten (B-Zellen, T-Zellen, Killerzellen) werden im Knochenmark produziert. Ihre Reifung zu funktionstüchtigen Abwehrzellen erfolgt sodann in anderen lymphatischen Organen – in Lymphknoten, Milz und Thymus. Von hier werden sie bei Bedarf von Botenstoffen zu den Einsatzorten dirigiert. Dieses gesamte »Reisegeschehen« aller Beteiligten setzt eine gut funktionierende Infrastruktur voraus, also ein möglichst fein verzweigtes, staufreies Wegenetz und ein intaktes Transportmedium mit starkem Antrieb.

Gefragt sind somit freie, nicht durch Fettablagerungen verengte oder durch überhöhte Zuckerwerte und permanenten Überdruck beschädigte Blutgefäße sowie ein kräftiger Herzmuskel, der mit großem Schlagvolumen für den Antrieb sorgt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, gibt es keine bessere Methode, als regelmäßig Ausdauersport zu betreiben. Die dadurch angeregte Gefäßneubildung-Vaskularisierunggenanntsorgt dafür, dass Abwehrzellen, Antikörper und Botenstoffe des Immunsystems auch die entlegensten Orte erreichen. Die als gesunde Trainingsanpassung erzielte Größenzunahme des Herzmuskels – das sogenannte Sportherz – lässt die »Pumpe« ökonomischer arbeiten, was nicht nur der Transportfunktion zugutekommt, sondern auch die Abnutzung verringert. Letzteres nennt man Anti-Aging.

ENTZÜNDUNGSGESCHEHEN IN DER BALANCE

Die Bedeutung regulierter Entzündungsprozesse für eine leistungsstarke Immunabwehr wurde bereits ausführlich dargestellt. Der Zustand des Herz-Kreislauf-Systems spielt für die Balance dieses körperinternen Entzündungsgeschehens eine maßgebliche Rolle. Als Zeichen eines guten Trainingszustandes des Herz-Kreislauf-Systems finden sich im Blut weniger Biomarker (CR-Protein, Leukozyten u. a.) für übersteigerte entzündliche Aktivität. Bei Untrainierten weisen höhere Werte dieser Marker auf höhere Risiken für eine Überaktivierung des Immunsystems hin, die durch ein chronisches Entzündungsgeschehen verschiedenen Herz-Kreislauf-Krankheiten Vorschub leistet.

Erst 2019 wurde dieser Zusammenhang eindrucksvoll durch Studienergebnisse der Arbeitsgruppe um Dr. Kirsten Lehnert von der Uni Greifswald unter Beweis gestellt. Die Ausdauerbelastungstests mit Atemgasmessung auf dem Fahrradergometer zeigten, dass der Anstieg der maximalen Sauerstoffaufnahme als Zeichen eines besseren Fitnesszustandes mit einem signifikanten Absinken verschiedener Entzündungsmarker im Blut korrelierte. »Wir konnten zeigen, dass eine höhere körperliche Leistungsfähigkeit mit weniger systemischer Inflammation assoziiert ist«, wird Studienleiterin Lehnert zitiert. Die Altersspanne der fast 1.500 Probanden zwischen 20 und 81 Jahren belegt einmal mehr: Es ist nie zu spät, um in den Genuss zu kommen, von sportlicher Aktivität zu profitieren.

FORSCHUNGEN AUS GREIFSWALD

Bereits kleine vom Immunsystem ausgehende Entzündungen, die den gesamten Organismus betreffen, erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, sind dagegen deutlich besser geschützt.

Fitness fürs Immunsystem

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