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Veränderungen

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Am Ende meiner Therapie wurde nochmals eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der die Ärztin einen Leberfleck entdeckte, der ihrer Meinung nach nicht gut aussah, deshalb schickte sie mich in die dermatologische Abteilung, wo man diesen Fleck entfernte. Im Labor wurde dann festgestellt, dass es sich tatsächlich um den sehr aggressiven schwarzen Hautkrebs gehandelt hatte, sodass ich anschließend noch mehrmals zu einer Bestrahlung ins Krankenhaus musste, damit sich keine Metastasen bilden. Dies war noch eine zusätzliche Belastung und es wurde wirklich langsam zu viel für mich.

Wenigstens die Psychopharmaka, die ich nach meiner Therapie noch lange Zeit genommen habe, machten mir die Tage einigermaßen erträglich und am Abend trank ich dann zusätzlich noch ein bis zwei Gläser Rotwein, sodass ich wenigstens gut schlafen konnte. Inzwischen hatte ich auch wieder eine neue Arbeitsstelle gefunden, an der es mir besser ging.

All diese Ereignisse gingen natürlich nicht spurlos an meinen Kindern vorbei. Diana hatte von all diesen Turbulenzen endgültig die Schnauze voll. Da sie immer noch ihr Praktikum in Kierspe machte und inzwischen die Führerscheinprüfung bestanden hatte, wollte sie natürlich endlich ein Auto haben, um nicht mehr auf den Bus angewiesen zu sein, aber sie hatte ebenso wenig wie ich genug Geld, um ein Auto zu kaufen. Deswegen zog sie zu ihrem Vater, der natürlich froh darüber war und ihr prompt ein kleines Auto gekauft hat. Diana war also schon mal weg.

Aber bei ihrem Vater hat Diana es auch nicht lange ausgehalten und sie hat sich von ihm im Groll getrennt, sie war froh, in Köln endlich einen Ausbildungsplatz gefunden zu haben. Diana war immer das schwächste Glied in der Kette, sie trank zu viel Alkohol, nahm gelegentlich Drogen und verschwendete ihr Leben mit zu vielen Typen. Aber nachdem sie sich in Köln eingerichtet hatte, hat sie wenigstens die Beziehung zu mir wieder aufgenommen, da sie fast täglich bei mir anrief.

Nachdem Ricarda ihr Praktikum beendet hatte, habe ich ihr bei den Bewerbungen für eine Ausbildung als Hebamme geholfen. Sie erhielt viele Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch und sie bekam tatsächlich Zusagen von allen Kliniken, bei denen sie sich beworben hatte, sodass sie sich einen Ausbildungsort aussuchen konnte. Sie entschied sich für die Uni-Klinik in Erlangen, wo sie auch im Schwesternwohnheim ein preiswertes möbliertes Zimmer bekam. Ich habe sie dann nach Erlangen gebracht und ihr bei der Einrichtung ihres Zimmers geholfen.

Erst war Diana weg und jetzt auch noch Ricarda, sodass mir nur noch Miriam als letzte meiner Mädels geblieben war. Aber auch sie schien sich nicht mehr wohl zu fühlen und es hat lange gedauert, bis sie sich mir endlich anvertraute und mir mitteilte, dass Chemie als Studienfach für sie unerträglich sei, sie nicht mehr in Dortmund studieren wolle und stattdessen Betriebswirtschaftslehre an einer anderen Universität studieren wolle. Aber leider erhielt sie beim nächsten Bewerbungstermin nur Absagen, erst nach einem Jahr erhielt sie einen Studienplatz in Siegen, wo sie über die Warteliste nachgerückt war.

Nachdem meine beiden Mädels ausgezogen waren, war unsere Wohnung natürlich viel zu groß und da sie für uns ja auch längst zu teuer war, suchte ich eine neue, kleinere und preiswertere Wohnung. Über die Zeitung fand ich eine schöne Wohnung in Schalksmühle, die für uns vier gerade groß genug war. Außerdem lag sie in der Nähe einer Grundschule, was ein weiterer Vorteil war, da Markus inzwischen den Kindergarten beendet hatte.

Nach dem Umzug hatte ich eine Weile das Gefühl, dass jetzt endlich wieder alles in den richtigen Bahnen läuft, sodass ich von Roberts psychischem Zusammenbruch vollkommen überrascht wurde. Für mehrere Wochen verschwand er zu einer vollstationären Therapie in Bad Berleburg und ich war wieder einmal ganz alleine.

Ich fand es einfach nicht fair, dass er mich ganz alleine ließ. Ich war psychisch immer noch nicht wieder voll auf dem Damm, durch das geringe Krankengeld verschlechterte sich unsere finanzielle Situation erneut und ich musste mal wieder den Karren ganz alleine ziehen, während er sich therapieren ließ.

Jedes Mal war ich wieder alleine, das war einfach zu viel für mich, sodass ich erneut psychisch abgekotzt bin. Ich durchlebte fürchterliche Angstzustände und bin total in die Knie gegangen, aber auch dieses Mal hat es mich nicht umgehauen, sodass ich mich nach ein paar Tagen wieder bekrabbelt habe. Mir wurde klar, dass ich die Beziehung zu Robert beenden musste, weil das Vertrauen vollkommen zerstört war. Ich wollte nicht mit ihm gemeinsam untergehen.

Auch Miriam hat ihm das unheimlich übel genommen, wodurch das frühere gute Verhältnis zwischen ihr und Robert total zerbrach; als er nach einigen Wochen zurückkam, setzte ein Kleinkrieg zwischen Miriam und Robert ein und auch zwischen Robert und mir war das Vertrauen erschüttert, das System war einfach kaputt. Aber obwohl ich spürte, dass alle Brücken zwischen uns eingerissen waren, fand ich leider noch nicht die Kraft, unsere Beziehung zu beenden.

Immer wieder haben die beiden versucht, mich in ihre Auseinandersetzungen hineinzuziehen, indem sie mich aufforderten, Stellung zu beziehen und Partei zu ergreifen, aber ich konnte das einfach nicht; natürlich war mir meine Tochter wichtiger, aber es hatte ja auch mit Robert schöne Zeiten gegeben, die ich nicht einfach vergessen konnte.

Findest du das eigentlich gut, dass deine Mutter immer noch alles für dich bezahlen muss? Du bist eine erwachsene Frau und solltest langsam mal selber Geld verdienen, zumindest könntest du dir einen Job suchen, in dem du so viel verdienst, dass du dich hier an den Kosten beteiligen kannst.

Das musst ausgerechnet du sagen, du hast die Mama doch die ganze Zeit betrogen und belogen und dann legst du dich auch noch faul ins Bett und lässt dich schön von Anderen pflegen, während wir hier sehen können, wie wir zurechtkommen. Außerdem hast du mir gar nichts zu sagen, du bist nicht mein Vater, du hast dich doch hier nur ins gemachte Nest gesetzt.

Wenn ich dein Vater wär, hätte ich dich längst hier rausgeschmissen, dann würdest du deine Füße auch keine Sekunde länger hier unter den Tisch setzen. Du bist ja nicht einmal in der Lage, ein Studium vernünftig zu Ende zu führen, du solltest dir besser einen Job als Putzfrau suchen.

Ich glaub das ja nicht, wer hat denn hier alles in den Sand gesetzt? Du bist doch doppelt so alt wie ich und hast bis heute keinen Job, durch den du dich selbst ernähren kannst, geschweige denn eine ganze Familie und dann bist du auch noch so ein hinterhältiger Bursche, der seine Exfrau um ihren Unterhalt betrügt und jetzt versuchst du, auch noch meine Mama in deine schmutzigen Geschäfte mit reinzuziehen.

Halte dich bloß da raus, das geht dich überhaupt nichts an und davon hast du auch gar keine Ahnung. Deine Mama und ich sind Partner und wir unterstützen uns eben gegenseitig.

Haha, dass ich nicht lache, von gegenseitig kann hier doch überhaupt keine Rede sein, wenn die Mama nicht wär, würdest du doch schon längst als Penner auf der Straße leben.

Evelyn, muss ich mir das wirklich von deiner Tochter gefallen lassen? Willst du nicht auch mal was sagen? Ich finde, es wäre an der Zeit, dass du ihr mal die Leviten liest.

Mama, wenn du diesem Kerl jetzt auch noch Recht gibst, dann ist es aus zwischen uns. Siehst du eigentlich nicht, dass er dich nur ausnutzt? Ohne ihn würde es uns allen doch viel besser gehen. Diana ist schon gegangen, weil sie es hier nicht mehr ausgehalten hat und Ricarda ist ja auch nicht völlig freiwillig gegangen. Bei dem Kerl hält man es einfach nicht lange aus, wenn der noch länger hier bleibt, dann ziehe ich auch aus.

Bitte klärt das unter euch, müsst ihr euch denn wirklich so angiften? Wir waren doch mal eine richtige Familie, warum kann das denn jetzt nicht wieder so sein?

Mama, wir waren nie eine richtige Familie, aber das ist jetzt ja auch völlig egal. So kann es auf keinen Fall bleiben.

Miriam hatte ja vollkommen Recht, aber ich war einfach noch nicht so weit, ich hatte einfach noch nicht die Kraft, diese Beziehung zu beenden und ich hatte eine panische Angst davor, wieder ganz alleine zu sein, deshalb habe ich Miriam vorgeschlagen, ihr eine kleine Wohnung zu finanzieren, aber das wollte sie auch nicht.

Ich suche dir eine kleine Wohnung, die ich bezahlen kann und dann kläre ich das hier. Miriam, wir gehören doch zusammen und du hast doch selbst gesagt, dass es so nicht bleiben kann.

Ich will keine eigene Wohnung, ich will, dass du diesen Kerl hier endlich rausschmeißt, der macht uns alle doch total kaputt. Du klärst das hier, du hast doch noch nie etwas geklärt, du hast dich immer nur den Kerlen an den Hals geschmissen, egal wie sehr sie dich ausgenutzt haben.

Das ist jetzt wirklich nicht fair, Miriam. Bei mir hat es dir doch noch nie an irgendetwas gefehlt, ich habe dich immer unterstützt und du hast auch immer genug Geld von mir bekommen. Bitte gib Robert doch noch eine letzte Chance, außerdem, wo willst du denn hin, wenn du keine eigene Wohnung haben möchtest?

Ich weiß es nicht.

Es ging wirklich nicht gut mit Robert und Miriam, der Streit zwischen ihnen ist immer weiter eskaliert, bis sie schließlich ausgezogen ist. Da stellte sich heraus, dass Miriam sehr wohl wusste, wo sie hin wollte, sie ist nämlich zu ihrem Vater gezogen, weil sie sich davon die meisten Vorteile versprach. Sie hat den Kontakt zu mir vollkommen abgebrochen, sie war richtig böse auf mich, weil ich in ihren Augen alles falsch gemacht hatte.

Miriam hat immer dafür gesorgt, dass sie finanziell sehr gut gestellt war und diese Meinung fand ich auch bestätigt, als ich aus Versehen ihre Kontoauszüge geöffnet und festgestellt habe, dass ihr Vater sechstausend Euro überwiesen hatte. Als Verwendungszweck hatte er angegeben: ‚ich hab dich lieb‘.

Bei mir hat ihr an nichts gefehlt, sie hat auch immer genug Geld bekommen, aber sie konnte einfach nicht genug kriegen und ich konnte es einfach keinem mehr Recht machen, mir ist mal wieder die Scheiße um die Ohren geflogen. Jetzt war auch noch Miriam weg und ich habe Robert dafür verantwortlich gemacht.

Wenn du nicht gewesen wärst, wären meine Mädels heute noch bei mir, ich bin davon überzeugt, dass alles ganz anders gekommen wäre, wenn du nicht alles kaputt gemacht hättest.

Glaubst du wirklich, dass ich an allem Schuld bin? Ist es nicht vielmehr so, dass sich hier etwas aufgestaut hat, wofür ich nur der Katalysator war? Lass uns die Situation doch so akzeptieren, wie sie jetzt ist, jetzt können wir uns ganz alleine auf uns beide konzentrieren und ich bin sicher, dass wir unsere Beziehung jetzt wieder hinkriegen.

Ich wusste einfach nicht mehr, wie es jetzt weitergehen sollte, deshalb habe ich noch einmal eine Mutter-Kind-Kur für Markus und mich beantragt. Ich erinnerte mich daran, wie schön es in unserer ersten Kur war und ich wollte nur noch mit meinem kleinen Jungen alleine sein; er war der letzte, der mir geblieben war und ich wollte endlich zur Ruhe kommen.

Genau wie bei unserer ersten Kur habe ich den Arzt gebeten, keine Anwendungen zu bekommen, auch keine Psychotherapie, ich wollte nicht mehr reden, ich wollte nur noch, dass dieses wahnsinnige Kopfkino, in dem ich immer der Verlierer war, endlich einmal aufhörte, nichts mehr denken müssen, nur noch mit meinem kleinen Markus schmusen. Tatsächlich haben wir beide eine wunderbare erste Woche miteinander verbracht.

In der zweiten Woche kam Robert zu Besuch und brachte alle alten Probleme wieder mit. Zunächst schien alles noch sehr harmonisch zu sein, wir gingen am Nachmittag in ein Cafe und tranken Kaffee, Markus aß ein Eis und wir unterhielten uns miteinander wie ein altes Ehepaar. Auf dem Rückweg gingen wir am Strand entlang und setzten uns in einen Strandkorb, wo Markus vor Müdigkeit einschlief.

Komm, Evelyn, lass uns etwas unternehmen, wir haben nur ein paar Stunden miteinander, dann muss ich wieder zurück.

Aber du siehst doch, dass Markus total erschöpft ist, da können wir doch nichts unternehmen, außerdem, was glaubst du denn, was hier los ist, hier kann man nur spazieren gehen.

Ich meinte ja auch nicht mit Markus zusammen, sondern nur wir beide. Du kannst Markus doch ins Bett bringen und wir ziehen dann alleine los und vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit, dass wir ein wenig Spaß miteinander haben, du weißt schon, was ich meine.

Bist du eigentlich total verrückt geworden? Ich soll meinen kleinen Jungen alleine zurücklassen, nur damit du mich ficken kannst? Das ist ja wohl das Allerletzte.

Ich kann mich erinnern, dass es dir auch mal Spaß gemacht hat. Kannst du dich noch an unsere erste Nacht erinnern, du konntest ja gar nicht genug kriegen. Bedeutet dir das denn jetzt alles überhaupt nichts mehr?

Natürlich bedeutet mir das immer noch etwas, aber hier ist jetzt eine ganz andere Situation, das kannst du doch überhaupt nicht miteinander vergleichen. Damals war Markus noch kleiner und er schlief im Nebenzimmer, sodass ich mich sofort um ihn hätte kümmern können, wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre und jetzt verlangst du von mir, dass ich ihn ganz alleine zurücklasse, damit du mich hier in dieser Kälte am Strand ficken kannst.

Was soll denn passieren, Markus wird schon durchschlafen und außerdem will ich dich nicht ficken, sondern ich möchte mit dir zusammen Liebe machen. Kannst du das denn wirklich nicht mehr so sehen, dass wir es gemeinsam machen? Wie sollen wir denn in Zukunft miteinander leben, wenn du nicht einmal mehr bereit bist, mit mir zu schlafen. Ich kann jedenfalls nicht wie zwei Geschwister mit dir zusammenleben.

Robert, ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt heimfährst.

Dieses Erlebnis wurde für mich zu einem Schlüsselmoment, denn ich merkte, dass ich wirklich die Schnauze voll hatte, ich wollte einfach nicht mehr zwischen den Fronten sitzen, ich wollte nicht mehr zwischen unterschiedlichen Interessen vermitteln müssen, zwischen Interessen, die gar nicht zusammenkommen wollten. Wie konnte ein erwachsener Mann beleidigt sein, weil ein kleines Kind müde war und seine Mutter ihr Kind in einer fremden Umgebung nicht alleine lassen wollte.

Ich musste endlich aus dieser Beziehung rauskommen, denn sie richtete so viel Schaden an. Ich wollte mich nicht mehr verbiegen und ich dachte, wenn er weg ist, kommen meine Mädels vielleicht wieder zurück zu mir. In diesem Moment spürte ich, dass mir meine Kinder wichtiger waren als ein Partner.

Als ich nach drei Wochen mit Markus wieder nach Hause kam, hatte Robert ein Willkommensplakat in unserer Wohnung aufgehängt und er hatte für uns gekocht, trotzdem habe ich es endgültig durchgezogen und ich habe ihm gesagt, dass ich mich von ihm trennen wolle. Trotz all unserer Auseinandersetzungen kam diese Entscheidung für ihn total überraschend, er war völlig außer sich, hat fürchterlich geweint und wäre fast vom Balkon gesprungen. Robert hat sich schließlich eine eigene Wohnung gesucht.

Evelyn

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