Читать книгу Selbstversorgung - Ralf Roesberger - Страница 46

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DAS HABE ICH DAMALS AUCH GEMACHT! ICH HABE GEFRAGT, OB MAN VORHAT, DAS HAUS UNTER DENKMALSCHUTZ ZU STELLEN, MICH NACH DEM GRUNDWASSER ERKUNDIGT UND GEFRAGT, OB DIE KÜHLTÜRME DER KRAFTWERKE IN DER UMGEBUNG SCHATTEN WERFEN. SELBST DARAUF KONNTE MAN MIR EINE ANTWORT GEBEN. :)

So würde ich meinen neuen Garten anlegen

Sie haben Ihr grünes Fleckchen Erde gefunden, auf dem Sie glücklich werden wollen? Dann können Sie jetzt loslegen. Hat Ihr neues Grundstück bereits einen angelegten Garten an einem Ort, der sich beim Vorbesitzer bewährt hat, können Sie den Rest dieses Kapitels überspringen. Wenn nicht, sollten Sie weiterlesen und sich jetzt genügend Zeit für die Planung nehmen. Denn, wie bereits erwähnt: Einmal gefällte Entscheidungen lassen sich später nur mit großem Aufwand oder aber mit viel Geld wieder rückgängig machen. Einen kleinen Apfelbaum, auf einer schwach wachsenden Unterlage veredelt, können Sie vielleicht noch mit der Schaufel ausgraben und verpflanzen. Einen mittelgroßen Kirsch- oder gar Walnussbaum, der nach vielen Jahren endlich Früchte trägt, kann man jedoch ohne professionelle Hilfe nicht mehr versetzen. Und selbst wenn das gelingt: In der Regel dürfte es etliche Jahre dauern, bis sich die Pflanze von diesem Schock erholt hat.

Wäre doch schade, so lange auf die erste Ernte gewartet zu haben, um dann wieder fast von vorne zu beginnen. Sie kennen ja jetzt mein Motto: »Erst denken, dann pflanzen.« Investieren Sie also ein wenig Zeit, um sich genau zu überlegen, wie Ihr Traumgarten in einigen Jahren aussehen soll – und wo Ihre Bäume, Sträucher und Gemüsebeete ein geeignetes Plätzchen finden. Dabei sollten Sie auch die unmittelbare Umgebung berücksichtigen: Noch mag Nachbars Hecke klein und licht erscheinen, noch mag die mickrige Tanne da hinten an der Grundstücksgrenze kaum Schatten werfen. Aber glauben Sie mir, das ändert sich schnell!

KEIN JÄGERZAUN, KEIN WEGENETZ

Mein Garten besteht aus einer einzigen Fläche. Es gibt also weder ein Wegenetz noch einen Jägerzaun und auch keine Hecke, die meine Beete umrandet, so wie man das von alten, klassischen Bauern- oder Klostergärten kennt. Und es gibt auch keine zentrale Wasserversorgung. Ich baue meine Kulturen nur in Parzellen und Reihen an, die klar abgetrennt sind. So haben es auch schon meine Großeltern gemacht. Warum? Das ist leicht erklärt. Ein Bauerngarten eignet sich bestens für Gemüse, Kräuter und Blumen. Er ist in der Regel nicht sehr groß und deshalb noch gut von Hand zu bewirtschaften. Er liefert aber eben nur Gemüse. Mir war jedoch von Anfang an klar, dass ich weitergehen wollte: Ich war regelrecht vom Selbstversorgervirus infiziert, wollte Getreide anbauen und Futterrüben für die Tiere. Ich wollte einfach alles zum Wachsen bringen, das im Rheinland auch nur den Hauch einer Chance hat, zu gedeihen, zu reifen und dann eine Ernte abzuwerfen. Da reicht ein mittelgroßer Bauerngarten bei Weitem nicht mehr aus.

Nehmen wir mal das Beispiel Weizen: Der Anbau von Getreide unterscheidet sich grundlegend vom Gemüseanbau. Weizen ist eine Monokultur, die viel freie Fläche benötigt. Denn jede einzelne Ähre wirft eben am Ende nur wenige Körner ab. Wer nur hier und da ein paar Halme anbaut, wird niemals genügend Weizen ernten, um damit auch nur ein einziges Brot zu backen. Will man jedoch weitläufige Flächen bewirtschaften, benötigt man Maschinen, vor allem einen Pflug und eine Fräse. Ihr Rücken wird es Ihnen danken! Maschinen setzen allerdings voraus, dass man diese auch sinnvoll einsetzen kann. Hecken, Wege, Gartenzwerge und dergleichen sind da nicht so ideal. Je kleiner die einzelnen Parzellen, je verwinkelter ein Garten konzipiert ist, desto schwieriger wird die Aufbereitung des Bodens mit Traktor, Pflug und anderem schweren Gerät. Diesen Kompromiss musste ich eingehen.


»ICH WAR VOM SELBSTVERSORGERVIRUS INFIZIERT!«

Mir war von Anfang an klar, dass ich weiter gehen und vor allem auch viel experimentieren wollte – mit Weizen, Mais, Futterrüben und allem, was man hier in der Gegend so anbauen kann.

Bunt gemischt macht trotzdem Spaß

Ansonsten unterscheidet sich mein Garten allerdings kaum von einem Bauerngarten. Auch ich mische mein Gemüse bunt durcheinander, auch ich wechsele in jedem Jahr die Kultur. Ich pflanze auf abgeernteten Reihen Nachfolgekulturen an, Blumen wachsen neben Kohlrabi und mein Fenchel neben dem Salat. Der Vorteil meiner Methode ist aber, dass ich im Frühjahr meine komplette Anbaufläche in einem Aufwasch pflügen und anschließend fräsen kann. Ich starte jedes Jahr von neuem und habe meine Entscheidung aus rein praktischen Gründen gefällt. Denn ich wollte von Anfang an mehr als einen größeren Gemüsegarten – ich wollte einen Gemüseacker!

Aber zurück zu Ihnen und Ihren Plänen: Sie stehen also eines Tages in Ihrem neuen Garten und müssen entscheiden, was wo wachsen soll. Ich würde mir viel Zeit und einen bequemen Gartensessel zu Hilfe nehmen. Lehnen Sie sich zurück, genießen Sie eine Tasse Tee und lassen Sie Ihren Blick schweifen. Finden Sie heraus, welche Ecken Ihres Gartens zu welcher Tageszeit das meiste Sonnenlicht abbekommen und ob das auch in Zukunft so bleiben wird. Akzeptieren Sie gleichzeitig, dass leider nicht alles machbar ist, was Sie sich vielleicht wünschen: Stehen Ihnen nur 300 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, dann verwerfen Sie alle Gedanken an eigene Obstbäume – zumindest an die größeren Exemplare.

EIN UNVEREDELTER APFELBAUM WIRD ZIEMLICH GROSS UND LÄSST SICH AUCH NUR SCHWER MIT EINER BAUMSCHERE DAVON ÜBERZEUGEN, NICHT NOCH GRÖSSER ZU WERDEN. DA SIND SCHNELL MAL 100 ODER MEHR QUADRATMETER IHRES GARTENS VERBRAUCHT.

Bei einigen Obstarten kann man zum Glück auf schwach wachsende, veredelte Sorten zurückgreifen. Die werden nicht viel größer als ein erwachsener Mensch, haben aber auch gravierende Nachteile. Sie erfordern wesentlich mehr Schnittmaßnahmen und sind oft sehr anfällig für Wühlmäuse. Die lästigen Nager haben nämlich die Wurzeln junger Obstbäume zum Fressen gerne – insbesondere die von frisch gepflanzten Apfelbäumchen. Ich selbst habe schon unzählige Bäume und Beerensträucher an diese Plagegeister verloren: Apfel, Feige, aber auch Brombeeren und Aronia, um nur einige zu nennen. Stark wachsende Bäume hingegen entwickeln sich oft schneller, als die Wühlmäuse die Wurzeln abfressen können, und benötigen daher nur in den ersten Jahren besonderen Schutz. Haben sie sich dann etabliert, kann denen so schnell kein Nagetier mehr etwas anhaben.


Japanische Weinbeeren sind sehr lecker. Wenn man nicht aufpasst, machen sich ihre Wurzelausläufer aber im ganzen Garten breit.

Beerenobst – manchmal ganz schön ungezügelt!

Auch Beerensträucher würde ich nicht mehr ohne reifliche Überlegung pflanzen. Die Früchte einer Johannisbeere, die täglich viele Stunden im Schatten steht, werden nie so süß und lecker schmecken wie die Beeren sonnenverwöhnter Pflanzen. Gleiches gilt für Stachelbeeren, Himbeeren und alle anderen Arten. Beim Beerenobst gibt es zudem noch eine weitere Besonderheit: Brombeeren, aber auch Himbeeren oder meine geliebte Japanische Weinbeere können sich, je nach Sorte, stark unterirdisch ausbreiten. Es ist sehr mühsam, gegen unerwünschte Austriebe anzukämpfen, die plötzlich überall wie Pilze aus dem Boden ploppen. Und wenn Sie Pech haben, verwandelt sich Ihr Garten recht schnell in einen Brombeerdschungel. Auf lange Sicht empfiehlt es sich daher, solche Pflanzen weit weg vom Gemüse einzusetzen und rundherum viel Platz zu lassen. Mein Tipp: Lassen Sie sich beraten. Ihre Baumschule weiß am besten, wie viel Platz und Freiraum jede Pflanze benötigt. Hören Sie auf diesen Rat!

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