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Rigolen – nur was für Muskelmänner und kleine Gärten

Beginnen wir mit einem kleinen Hausgarten, der eine Größe von, sagen wir mal, 100 Quadratmeter nicht nennenswert überschreitet. Bei diesen Dimensionen ist Handarbeit angesagt! Sie benötigen einen guten Spaten, viel Muskelkraft und ein wenig Zeit, denn ich würde Ihnen in diesem Fall das Rigolen, auch »Holländern« genannt, empfehlen. Sinn dieser Methode ist es, Ihren Boden, so gut und tief es geht, zu lockern. Die Grasnarbe, also der dichte Bewuchs aus Gräsern und Kräutern an der Oberfläche, soll möglichst weit nach unten befördert werden. Obenauf liegt danach im Idealfall nur frische, pure Erde, die nicht mehr von Wurzeln, Wurzelunkräutern oder Unkrautsamen durchsetzt ist.

Und wie geht das? Im ersten Schritt heben Sie die Erde zwei Spatentief aus und legen sie dann beiseite. Der Aushub wird später noch benötigt. Im zweiten Schritt stechen Sie die zweite Reihe spatentief ab und werfen diesen Aushub in die tiefere Furche davor. So gelangt jeglicher Bewuchs ganz nach unten und wird dort in der Regel nicht weiterwachsen. Bei der Gelegenheit sollten Sie alle Wurzelunkräuter, etwa Quecken, Winden und was es sonst noch so gibt, schon jetzt möglichst sorgsam aussortieren. Denn aus langjähriger Erfahrung kann ich Ihnen versichern: Die Unkrautbekämpfung wird eine der zeitaufwendigsten und lästigsten Arbeiten in Ihrem Garten werden. Je früher Sie damit beginnen, desto besser!

Ich habe übrigens schon einmal selbst versucht, eine Ackerwinde auszugraben. Das war ein Projekt, sage ich Ihnen! Denn Ackerwinden sind unfassbar hartnäckige Gewächse. Haben sie sich erst einmal in Ihrem Garten ausgebreitet, ist es schnell vorbei mit dem Selbstversorgerspaß. Sehr tief in der Erde, oft mehr als zwei Meter unter der Oberfläche, müssen irgendwo die magischen Knollen versteckt sein, aus der diese unverwüstlichen Pflanzen immer wieder neu austreiben. Ich habe es dann irgendwann – schweißgebadet und frustriert – aufgegeben, nach dem Ursprung des Übels zu forschen.

EIN UNBEDARFTER BEOBACHTER HÄTTE SICHER ANGENOMMEN, ICH WÜRDE DA AUF MEINEM ACKER NACH ROHÖL BOHREN. ICH STECKTE WIRKLICH BIS ZUM HALS IN DIESEM METERTIEFEN LOCH! :)

Aber zurück zum Rigolen: Haben Sie die obere spatentiefe Schicht nach unten befördert, kommt die zweite Spatentiefe obendrauf. So verfahren Sie mit der gesamten Fläche, eine Reihe nach der anderen. Und wenn Sie die letzte Reihe erreicht haben, füllen Sie diese wieder mit dem Aushub auf, den Sie ganz zu Anfang beiseitegelegt haben. Keine Angst, einfach mal machen. Das hört sich alles komplizierter an, als es in Wirklichkeit ist.

Umgegraben? Ausgebremst!

Eine kleine Anekdote aus meinen Anfängen möchte ich Ihnen noch rasch erzählen. Auch ich habe in meinem Garten ja so angefangen wie eben beschrieben, habe also die ersten Quadratmeter tapfer mit dem Spaten rigolt. Damals waren die Kinder noch klein und weder im Kindergarten noch in der Schule. Und da meine Frau ja das Geld beschaffte, während ich mich um Haus und Garten kümmern durfte, hing zumindest einer meiner beiden Söhne immer irgendwo an meinem Hosenzipfel. Es war nicht zu fassen: Meine Arbeitsgeschwindigkeit ging gegen null – da ist jede Schnecke schneller! Bei jedem Spatenstich kam mindestens ein Regenwurm zum Vorschein, der begutachtet, mit lustigen Vornamen versehen, den Hühnern zum Fraß vorgeworfen oder (wenn verletzt) ganz dringend bestattet werden musste. Und wenn beim Graben gerade mal kein Wurm zu sehen war, konnte ich sicher sein, dass mir einer meiner Sohnemänner genau dort, wo ich gerade den Spaten ansetzen wollte, vors Schaufelblatt springt. Ich liebe ja meine Söhne, aber das ein oder andere Mal hätte ich ihnen damals liebend gerne … Sie verstehen, was ich meine. Ich würde heute noch umgraben, hätte ich in diesem Tempo weitergemacht. Habe ich natürlich nicht.


»SIE HABEN KINDER? DANN WERDEN SIE SEHR LANGSAM ARBEITEN.«

Zumindest war das bei mir so. Für die Kleinen gibt es im Garten natürlich unglaublich viel zu entdecken! Da ist jede Made und jeder Regenwurm spannend.

Was lange währt, wird auch ganz gut

Die Sache funktioniert nämlich auch mit wesentlich weniger Kraftaufwand, dauert dann aber erheblich länger. Eine dieser alternativen Methoden, mit der man aus einer Wiese oder Rasenfläche einen Garten zaubern kann, ist die Strohmethode. Wie das funktioniert und was Sie dafür benötigen, habe ich Ihnen auf > zusammengefasst. Die Strohmethode würde ich anwenden, wenn ich nicht jahrelang graben wollte, weder Traktor noch Pflug zur Verfügung hätte oder solche großen Geräte in meinem Garten nicht richtig rangieren könnten. Eine echte Option ist sie allerdings nur, wenn man nicht unter Zeitdruck steht.

Viel Plastikfolie, wenig Ernte

Natürlich gibt es einige Varianten der Strohmethode, mit denen man ebenfalls Gärten neu anlegen und Grasland in kahle Anbauflächen verwandeln kann. Eine Möglichkeit ist, das Areal, auf der Ihr Garten entstehen soll, mit einer Plastikfolie abzudecken, die wasser-, aber nicht lichtdurchlässig ist. Damit die Folie nicht gleich beim nächsten Sturm weggeweht wird, muss man sie an möglichst vielen Stellen mit Steinen beschweren. Lässt man das Ganze dann so an seinem Platz ruhen, idealerweise über eine ganze Saison hinweg oder sogar noch länger, wird das Gras unter der Abdeckung absterben. Sie erzielen also den gleichen Effekt wie mit Stroh. Auch mit so einer Folie müssen Sie allerdings einiges an Zeit investieren. Und im Gegensatz zur Strohmethode erwartet Sie am Ende auch keine Kartoffelernte.

Ich habe auch diese Methode ausprobiert, auf kleineren Flächen, auf denen ich beispielsweise Bäume oder Beerensträucher pflanzen wollte. Dafür eignet sich der Folientrick perfekt, denn man benötigt nur wenige Quadratmeter Platz. Im Frühjahr aufgelegt, erreicht der Boden unter der Folie bis zum Spätherbst den Idealzustand. Zeitlich kein Problem, Bäume und Sträucher pflanzt man ja im Allgemeinen immer erst im Herbst.

Schnell und günstig mit Karton?

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch ein paar weitere Herangehensweisen erwähnen, die ebenfalls oft beschrieben oder empfohlen werden. Statt Plastikfolie – oder dem von Profis gerne verwendeten Bändchengewebe – kann man auch alte Pappkartons auseinanderfalten und dann auslegen. Funktioniert genauso zuverlässig. Pappkarton ist wasser-, aber eben nicht lichtdurchlässig. Und er löst sich sogar mit der Zeit ganz von alleine auf.

Pappkartons kann man zudem leicht beschaffen und sie kosten auch in großen Mengen nicht die Welt. Sie können natürlich auch die Verpackungen vom Onlinehändler Ihres Vertrauens sammeln und dann in Ihrem Garten einer ganz neuen Bestimmung zuführen. Das ist noch preiswerter. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass Pappkarton in der Regel aus Altpapier hergestellt wird und diese Alternative nicht wirklich ökologisch ist. Recyclingpapier kann einiges an Giftstoffen enthalten: Farben aus den vielen bunten Bildern der Illustrierten, vielleicht auch Cadmium, ein paar Bleiatome oder polychloriertes Benzol. Lecker! Das alles will ich nicht in meinem Garten und schon gar nicht im Gemüse haben. Wenn ich mir schon die Mühe mache, möglichst in Bioqualität anzubauen, dann auch richtig!

Im Garten einfach den Teppich ausrollen

Gleiches gilt übrigens für alte Teppiche, deren Einsatz immer wieder vorgeschlagen wird. Sicherlich kann man alte Teppiche im Garten auslegen und so den Bewuchs darunter abtöten. Dass diese Methode ökologisch ist, wage ich aber zu bezweifeln. In herkömmlichem Teppich, so wie er vielleicht auch bei Ihnen im Wohnzimmer liegt, sind sehr oft synthethische Materialien verarbeitet. Was da alles mit der Zeit ins Erdreich geschwemmt wird, ich mag es mir gar nicht vorstellen! Und dann noch die vielen winzigen Plastikteilchen, die sich zweifellos aus jedem Kunststoffteppich lösen und dann ins Erdreich gelangen. Man hört doch heutzutage immer öfter von Mikroplastik, das mittlerweile die entlegensten Winkel der Erde verschmutzt. Da muss ich nicht auch noch meine Teppichfasern beisteuern. Relativ harmlos dürften hingegen Teppiche aus Naturmaterialien sein. Die würden sogar nach einiger Zeit verrotten. Aber mal ehrlich, woher bekommt man so viel alten Bioteppich, um damit ein größeres Stück Wiese abzudecken?

WIE AUCH IMMER SIE IHREN GEMÜSEGARTEN ANLEGEN: WENN SIE FERTIG SIND, IST DIE ANSTRENGENDSTE AUFGABE ERLEDIGT. JETZT KÖNNEN SIE SICH WIRKLICH AUF DIE SCHULTER KLOPFEN!

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