Читать книгу Zapfenstreich für Österreich - Ralos Znarf - Страница 6
Kapitel 2
ОглавлениеKarl saß vor dem Computerbildschirm und erfreute sich an einem phantastischen Spiel, auf das er vor einer Woche im Netz gestoßen war.
Es hieß 'Sexy Crush'.
Um darin das jeweils nächste 'Level' zu erreichen, musste man an den oberen Rand einer hohen Mauer gelangen. Dort stand eine erregende Frau in verführerischem Outfit: die riesigen Brüste - die aus einer glänzenden Korsage quollen, der wohlgeformte Hintern - kaum verdeckt vom winzigen Slip, die endlos langen Beine - die in hochhackigen Stiefeln steckten, das wallende Haar, sowie das schmollmündige Gesicht......das alles stachelte den Eroberungswillen des Spielers an.
Während der 'Conquerer' (so wurde der Spieler genannt) an der Mauer hochkletterte, warf ihm das Girl von oben Süßigkeiten zu. Das Ambiente wirkte so echt, dass sich der Spieler tatsächlich in jenem 'Space' wähnte und die sinnlichen Eindrücke wie in der Wirklichkeit spürte.
Man musste danach trachten, möglichst große Mengen der Zuckerln und Bonbons mit dem Mund zu fangen und zu 'verzehren'. Die Illusionskraft des Designs war so eindringlich, dass sie dem Spieler ein reales Sättigungsgefühl suggerierte.
Während des Kletterns rief das Mädchen dem Conquerer aufmunternde Sachen zu, etwa: „Wann kommst Du endlich!“ oder „Ich kann Dich kaum erwarten!“ oder „Du machst mich heiß!“........Ihre Lockrufe waren so aufgeilend und ihre Bewegungen so aufregend, dass sie die Begierde des Kletternden ins Unermessliche steigerten und die Wollust ihn seines Willens beraubte.
Nach dem erfolgreichen Erklimmen der ersten Oberkante, dem ersten Level, begann sich das Girl zu entkleiden. Auch das war so erregend, als sei es ‚wirklich‘. Der Spieler war dann bereit, alles zu geben, um mehr zu bekommen. Allerdings löste sich die Frau nach kurzer Zeit plötzlich in Nichts auf und eine neue Mauer stand da, auf deren Oberkante eine neue Schönheit lockte.
Mit jeder Ebene wurde die Frau freizügiger in ihren Entblößungen, allerdings auch deutlich gemeiner und fordernder während des Aufstiegs.
Wenn es dem Spieler nicht gelang, genügend Süßigkeiten zu fangen, dann schrie ihm die Frau beim Erreichen der Mauer-Oberkante mit schriller Stimme entgegen: „Was? Dir schmecken meine Zuckerln nicht!?!“ und versetzte ihm einen Tritt, was einen schmerzhaften Sturz nach sich zog und ein 'Leben' kostete.
Was die Conquerer auf dem höchsten Level erwartete, war nicht bekannt, da diejenigen, die es dorthin geschafft hatten, nicht mehr mit der Welt kommunizierten.
Karl war begeistert. Er hatte die letzten Tage und beinahe die ganzen Nächte durchgespielt und befand sich bereits auf Level 199. Dies hatte ihn einiges gekostet, da er unzählige ´Leben´nachzukaufen gezwungen war; die dreihundert Euro, die er von seiner Tante Lintschi Anfang des Monats zum dreißigsten Geburtstag geschenkt bekommen hatte, waren fast aufgebraucht; sein Vermögen belief sich nun auf knapp 40 Euro.
Aber das war ihm im Augenblick egal: nur noch e i n Level, und er befände sich ganz oben auf 200!
Schon erschien auf der letzten Maueroberkannte die schönste Frau, die er je erblickt hatte. Sie war blond; die geradezu bestürzend makellosen Rundungen des Leibes, vermittelten in Gemeinschaft mit ihren klugen und ebenmäßigen Gesichtszügen ein Bild berührender Anmut. Der wohlrasierte Glanz ihrer aristokratischen Waden entfachte in ihm unermessliche Begierde...die Erfüllung war so nah´.............da läutete das Handy.
Seine Mutter!
Schon während der letzten Tage hatte sie ihn mehrmals zu erreichen versucht, er war aber nie bereit gewesen, abzuheben. Da Karl, sollte er neuerlich unerreichbar bleiben, mit einem ihrer Überraschungsbesuche zu rechnen hatte, unterdrückte er seinen Spieldrang und nahm den Anruf an.
„Gott sei Dank!!! Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht!!!“
Karl musste das Telefon vom Ohr weghalten; die gequälte Resonanz ihrer Stimme stellte eine ernsthafte Gefahr für sein Trommelfell dar.
„Warum hebst Du denn nie ab?! Bitte Karli, so was darfst Du nicht machen! Das macht mich wahnsinnig! Ist irgendwas Schlimmes passiert?! Ich war schon drauf und dran zu Dir zu fahren…aber der Papa hat gesagt, Du sollst mit Deinen Problemen selber fertig werden.....wir haben gerade wieder furchtbar gestritten! Wegen Dir! Bitte Karli, ich hab‘ Dir doch schon tausend Mal gesagt, Du musst zuverlässiger werden. Karli wirklich, ich mach mir solche Sorgen um Dich! Warum hast Du denn die Inge nicht angerufen?! Du hast mir doch hoch und heilig versprochen, dass Du dich bei ihr meldest!“
Inge war eine langjährige Freundin seiner Mutter. Sie arbeitete in der Filiale eines großen Einrichtungshauses und zwar in der Abteilung für Haushaltsstoffe und Bettwäsche. Dort wurde dringend ein Mitarbeiter gesucht; ganz gegen den Trend der Zeit, sollte es sich dabei nicht um eine Frau, sondern um einen jungen Mann handeln; man versprach sich davon höhere Umsätze, da die Kundschaft hauptsächlich aus Damen fortgeschrittenen Alters bestand und eine interne Studie ergeben hatte, dass deren Kauflust bei charmanten Verkäufern signifikant höher war als bei weiblichen Angestellten.
„Bitte Karli, das wäre doch so eine tolle Sache für Dich.....Du hast ja so tolle Umgangsformen! Du könntest da richtig Karriere machen! Ich habe mich erkundigt: es gibt da die Möglichkeit, dass Du gleichzeitig auf der FH ein berufsbegleitendes Studium machst! Nach drei Jahren hast Du Deinen 'Bachelor' und wenn Du fleißig bist, kannst Du es ganz locker zum Abteilungsleiter schaffen. Ich mein‘ das hat sogar die Inge geschafft - und die hat nicht einmal eine Matura! Du könntest es sogar zum Filialleiter bringen, da hast Du dann ein wirklich gutes Einkommen. Aber bitte melde Dich bei der Inge, ich flehe Dich an! Sonst ist diese Chance weg! Karli bitte, Du musst was tun! Du bist jetzt schon dreißig! Es wird mit jedem Jahr schwieriger!“
Von außen betrachtet, waren ihre Sorgen durchaus berechtigt, hatte es Karl doch bisher wirklich nicht weit gebracht. Außer einem abgebrochenen Studium und immer wieder aufflammenden, völlig abstrusen Geschäftsideen, hatte er nichts vorzuweisen.
Vor allem letztere hatten einen tiefen Riss im ohnehin schon brüchigen Familiengefüge verursacht, da sie mit horrenden finanziellen Verlusten einhergegangen waren.
Das Problem dabei bestand immer darin, dass Karls Ideen allzu weltfremd waren, weil er von der Art s e i n e r persönlichen Lebensführung, auf die Bedürfnisse aller anderen schloss.
Da er es zum Beispiel für unnötig befand, mindestens einmal pro Woche staubzusaugen und er andererseits zur Kenntnis nehmen musste, dass sein Billigstaubsauger mit den großen Dreckmengen überfordert war, wenn er alle drei Monate zum Einsatz kam, etablierte sich in ihm der Gedanke, es wäre doch viel klüger, gar keinen Staubsauger zu besitzen, sondern nur bei Bedarf ein Gerät zu mieten. Und da es eine derartige 'Sharing'-Einrichtung nicht gab, beschloss er, eine solche zu gründen.
Seine Eltern, froh dass er überhaupt etwas auf die Beine stellen wollte und in denen die Hoffnung wuchs, Karl könne so allmählich zur finanziellen Selbständigkeit finden, unterstützten diesen Plan, indem sie ihm das Geld zur Anschaffung von hundert (!) höchstpreisigen Sauggeräten zur Verfügung stellten.
Sie werden nun denken: „Ja bitte, aber wenn ich so viel investiere, dann muss ich mir doch vorher überlegen, ob sich das alles rechnet und ob wirklich Nachfrage besteht!“
Ja natürlich sollte man das. Dass Karls Verhältnis zur Wirklichkeit ein wenig getrübt war… na gut. Aber auch die Eltern?! Wie sind solche Leute denn bitte zu einem Wohlstand gekommen, der es ihnen erlaubt, den längst erwachsenen Sohn durchzufüttern und derartige Investitionen zu tätigen?
Nun, Karls Großvater mütterlicherseits hatte nach dem zweiten Weltkrieg eine Fleischkonservenfabrik aufgebaut; anfangs belächelt, hatte er es geschafft, ein Millionenvermögen zu lukrieren. Seine Tochter, also Karls Mutter, das einzige Kind des Konservenkönigs, war in teuren Internaten erzogen worden und in keinster Weise fähig gewesen, in der Geschäftswelt Fuß zu fassen. Ständig in den besten Kreisen unterwegs, hatte es sich zu ihrem Lebensinhalt entwickelt, eine Fassade von Gediegenheit und Solidität zu behaupten.
Da ihr neureicher Papá kein wirklicher Experte in Stilfragen war, legte sie ganz besonderen Wert auf geschliffene Umgangsformen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie sich als Debutantin am Opernball in einen galanten Hilfstanzlehrer verliebte, der ihr die besonderen Geheimnisse der 'Quadrille' eindringlich zu vermitteln verstand. Es ist schwer zu sagen, wie zielgerichtet der junge Mann seine Absichten tatsächlich verfolgte; Faktum ist allerdings: als die Konservenprinzessin schwanger wurde, gratulierten ihm seine Kollegen ganz offen zum ´Goldenen Schuss´.
Dem Seniorchef blieb nichts anderes übrig, als den Schwiegersohn zu akzeptieren.
Das fiel ihm auch gar nicht so schwer, da dieser ja an der damaligen 'Hochschule für Welthandel´studierte.
Es stellte sich allerdings heraus, dass der junge Mann über absolut kein unternehmerisches Gespür verfügte, dafür aber über ein solches, um seine empfindsame Frau in kritischen Situationen beruhigend zu beraten.
Als nämlich der Seniorchef starb und seine Tochter nun von ihrem Mann erwartete, er möge sich der Firma in gleich gewinnbringender Weise widmen, wie ihr Vater, überzeugte sie der Gatte davon, es wäre viel besser, das Unternehmen zu verkaufen; das Geld, „g'scheit angelegt“, brächte genügend Rendite, um sorglos leben zu können. Außerdem war es zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass sie ihrerseits über nur einen Erben, also Karl, verfügten, der bis dato auch kein gesteigertes Interesse an Fleischkonserven gezeigt hatte.
Allerdings hatte die Mutter ein substantielles Problem: die Kinder aller ihrer Freundinnen verfügten mittlerweile über Studienabschlüsse an den besten internationalen Universitäten, waren stinkreiche Hedgefond-Manager, Derivatenhändler oder in gehobenen Leitungspositionen internationaler Konzerne - und ihr Sohn, der artige Karli, der von seinem Vater zwar das gewinnende Wesen, aber halt leider nicht den kalkulierenden Charakter geerbt hatte, war bis jetzt nicht imstande gewesen, auch nur einen Euro selbständig zu verdienen.
Da dem Vater das Wehklagen seiner Frau, angesichts der Ausweglosigkeit von Karls Leben, immer unerträglicher wurde, war er sofort bereit, die Geschäftsidee des Sohnes in ähnlich unreflektierter Weise zu begrüßen, wie sie.
Seit der Bestellung der Geräte hatte Karl mit seinen Freunden Bertl und Sebastian Brainstorming betrieben. D.h., man hatte unter dem Einfluss von „StiffyDicki“, einer besonders gehaltvollen Cannabissorte, beieinander gesessen und sich dem Gedanken hingegeben, was man mit den zu erwartenden satten Gewinnen aus dem Staubsaugerprojekt denn anfangen könne.
Es überrascht nicht, dass bei der Belebung ihrer Luftschlösser auch Frauen eine große Rolle spielten. Eigentlich die Hauptrolle. In freudiger Erwartung gönnten sich die jungen Männer in dieser Phase etliche Live-Chats.
Allerdings trat bei Karl dabei wieder jenes Problem zutage, das ihn schon seit frühester Kindheit verfolgte:
Damals wurden er und seine AltersgenossInnen im Kindergarten von einer aufregenden 'Tante' betreut. Sie trug stets hellfarbige, enganliegende Rollkragenpullover aus synthetischem Material. Deutlich zeichneten sich darunter ihre Brüste ab, deren Form durch den BH (oft schwarz, man konnte es durch den Rollkragenpullover hindurch ungehindert ausmachen) noch hervorgehoben wurde. Ihre enganliegenden Röcke rutschten beim Spielen mit den Kindern ständig über die Knie hoch und gaben die Aussicht auf ihre Beine frei, die meist von schwarzen Nylonstrumpfhosen bedeckt waren. Karl drängte es stets, einen Blick dorthin zu ergattern, wo unter dem Rock das transparente Schwarz der Strumpfhose sich noch weiter zu verdunkeln schien. Eine dumpf-schwüle Welle strömte ihm von dorther entgegen.
Die 'Tante' hatte eine leichte Neigung zu transpirieren, was sich beim Spielen mit den Kindern gerne bemerkbar machte. Und so vereinten sich die rundlich weichen Gerüche, die unter dem Rock hervorwallten, gemeinsam mit den würzig scharfen Düften, die dem enganliegenden Synthetik-Rollkragenpullover entströmten zu einer vereinnahmenden Geruchsglocke, die dem kleinen Karli die ersten Erektionen bescherte, derer er sich erinnern konnte.
Dass diese in seinem Gedächtnis so gut abgespeichert waren, verdankt sich allerdings weniger der Erinnerung an das infantile Begehren, als vielmehr der Tatsache, dass letzteres stets mit einem äußerst unangenehmen Nebeneffekt einherzugehen pflegte: die rotlackierten Zehennägel, die unter der schwarzen Nylonschicht hervorschimmerten....das spitz-schweißige Pulsieren unter der Synthetik-Faser…die rundlichen Formen, die sich im Schatten des Rockes in einem verlockenden Sumpf verloren......all das provozierte im Zusammenwirken mit seiner Erektion eine Art Rückstoß - und seinem rektalen Bereich entwich ein feuchter Wind, dessen übelriechende Partikel Karls Unterhose nässend beschmutzten und dafür sorgten, dass die anderen Kinder sich angewidert von ihm abwandten.
Nachdem dies öfters vorgekommen war, wurden Karls Eltern in den Kindergarten gebeten, wo das „Verdauungsproblem“ in seiner Anwesenheit besprochen wurde. Dabei zeigte sich die 'Tante' besonders liebevoll, was ihre Geruchsentladung noch steigerte und Karli abermals einen nassen Rückstoß bescherte.
Sein Vater, der sich für den Sohn in unübersehbarer Weise schämte, versuchte die Peinlichkeit durch einen Witz auf Karls Kosten zu applanieren, indem er mit komischem Gestus die Nase zuhielt und näselnd sagte: „Falsche Freunde stempeln seinen Weg.“
Diese Eigenheit Karls sollte sich während der Kindheit weiter manifestieren und verging auch nicht nach der Pubertät. Sämtliche Anstürme weiblicher Reize, die ihn in der wirklichen Welt überrollten (Gerüche, Anblicke, Wortkombinationen, sowie ein entsprechender Tonfall), waren untrennbar mit der Unkontrollierbarkeit des Schließmuskels verbunden.
Dies war umso bedauerlicher, da Karl über ein geradezu manisches Sensorium bezüglich erotischer Potentiale verfügte: es drängte ihn, jeder Frau unter den Rock zu schauen, die Beschaffenheit Ihrer Wäsche zu ergründen und die Geheimnisse ihrer Wölbungen und Vertiefungen zu erörtern.
Sein Sehnen nach Frauen und sein Trachten nach ihrer Hingabe war so intensiv, dass er gar nicht anders konnte, als sich in schutzloser Durchlässigkeit der Welt zu stellen.
Die Live-Chats während der Brainstorming-Phase bezüglich des Staubsaugerprojektes, hatten ihn wieder regelmäßig mit seinem 'Problem' konfrontiert; und das Projekt selbst bescherte ihm keine Befreiung hin in die finanzielle Selbständigkeit. Es bestand nicht die geringste Nachfrage nach hochpreisigen Leih-Staubsaugern und die Geräte wurden im Keller des elterlichen Hauses ohne weiteren Plan zwischengelagert.
War diese Geschäftsidee Karls verlustbringend, so erwies sich die nächste als geradezu ruinös.
Es ging dabei um den Vertrieb eines portablen Vulkanisierungs-Systems für platte Autoreifen. Das Produkt stammte aus Indien.
Diesmal bereitete er sich besser vor; das Feedback auf seine Website und die Werbung im Internet bestätigten Karls Vermutung eines großen Bedarfs. Dies überzeugte auch die Eltern, neuerlich in seine Geschäftsidee zu investieren.
Tatsächlich gestaltete sich der Absatz vielversprechend.
Allerdings ließ der Tiefschlag nicht lange auf sich warten: beim Gebrauch der batteriebetriebenen Pumpe, die das Gummi-Kunststoff-Gemisch aus biologisch unbedenklichen Harzen und Ölen ins Reifeninnere pressen sollte, verstopfte sich jedes Mal das Ventil, die extrem klebrige Masse gelangte auf die teuren Leichtmetallfelgen der Anwender, von wo sie nur durch den Einsatz extrem giftiger Chemikalien entfernt werden konnte – und sie verteilte sich auch mit erschütternder Verlässlichkeit auf die sensiblen Bremsscheiben, die nun nicht mehr ihrer Aufgabe gewachsen waren. Kostspielige Schadenersatzforderungen der mühsam zusammengekeilten Kunden waren die ebenso traurige Folge, wie horrende Prozess- und Anwaltskosten - sowie Haftpflichten nach Unfällen, die die unbremsbaren Autos verursacht hatten.
Karls Eltern waren veranlasst gewesen, die großelterliche Altbauwohnung im Stadtzentrum zu verkaufen, deren beträchtliche Mieteinnahmen ein wesentliches Standbein ihres Budgets dargestellt hatten.
Karls Mutter war der Notverkauf vor den Leuten äußerst peinlich und ihre chronische Niedergeschlagenheit hatte eine neue Stufe erreicht. Karls Taschengeld wurde um ein Drittel reduziert und die Suche seiner Mutter nach was 'G‘scheitem' für den Buben intensiviert.
Nun sprach sie also am Telefon: „ Weißt Du, die Inge hat mir so ins Gewissen geredet: Du musst jetzt Verantwortung übernehmen! Bitte mach das! Du würdest mir so eine große Freude machen! Weißt Du, ich muss so viel weinen…“ – sie begann jetzt tatsächlich zu schluchzen – „jedes Mal vor dem Einschlafen....der Papa ist dann immer ganz bös....aber ich kann nicht anders. Ich lieg auch immer ganz lange wach…gestern hat mich die Friseurin gefragt ob ich krank bin, weil ich auf einmal so viele Falten hab‘… und der Papa sagt, wir sollen Dir den Geldhahn völlig zudrehen, aber das kann ich nicht… verstehst Du mich Karli?... dafür hab ich Dich viel zu lieb… bitte lass mich nicht hängen! Und bitte lass auch Dich nicht so hängen! Ich meine, wie sollst Du denn sonst einmal eine Familie ernähren.....ich hab' übrigens vorgestern die Karin getroffen, weißt eh, die Tochter von der Pipsi Hübelberg, die mit mir in der Schule war....also die ist so ein blitzg‘scheites Mädl. Die hat ihr Jusstudium vor drei Jahren fertiggemacht, BWL hat’s auch studiert.....und die hat jetzt einen unglaublich gut bezahlten Job in Brüssel… irgendwas in der Finanzkommission… die soll schauen, dass die Ausgaben von den Staaten weniger werden… halt irgend sowas… und da hab‘ ich mir gedacht, das wär eine Frau für Dich! Die ist zielstrebig und das würde dann auch auf Dich abfärben, das weiß ich genau…“.
Um derartige mütterliche Anrufungen zu ertragen und zu überstehen, hatte Karl in den Jahren seines Heranwachsens eine Haltung der Durchlässigkeit kultiviert. Es lag außerhalb seiner charakterlichen Möglichkeiten zu widersprechen.....die elterlichen Töne und Wunschvorstellungen zwangen ihn nicht zur Opposition.....ihm drängten sich keine Gegenreden auf, etwa, dass er ein Recht auf Selbstbestimmung habe – was ja auch seiner finanziellen Abhängigkeit und der gescheiterten Geschäftsideen wegen schwer zu argumentieren gewesen wäre. Vielmehr hatte er sich einer Strategie anheim gegeben, die daraus bestand, in derartigen Situationen zu einer Entspanntheit zu finden, die sogar außerhalb der Vorstellungskraft der fortgeschrittensten Yoga-Meister lag: die destruktive Energie, die von außen auf ihn eindrang, verfing sich in keiner Faser seines Bewusstseins oder auch Unterbewusstseins, sondern floss ungehindert weiter in irgendeinen imaginären Boden, wo sie wohl irgendwelche arme Seelen drangsalierte, die, zur Buße verdammt, dort jämmerlich vegetierten.
Allerdings hatte diese Strategie auch ihren Preis: während die Leidensgeschosse der Mutter durch den Gehörgang auf ihn einprasselten und er in meditativem Gleichmut verharrte, verstärkte sich seine Bereitschaft, jegliche Angriffe - seitens der Eltern oder des Schicksals im Allgemeinen - schlichtweg zu ignorieren und eventuelle Zusammenhänge zwischen der Unbill des Lebens und einem Fehlverhalten s e i n e r Person völlig auszublenden. Gerade in den letzten sechs bis sieben Jahren hatte er, unterbrochen nur von den Verwirklichungsphasen seiner halbgaren Geschäftsideen, sich zunehmend in das Schneckenhaus der virtuellen Welten zurückgezogen, in deren Regeln und Gesetzen er das Gefüge einer wahren Heimat fand. Neuerdings faszinierte ihn der Gedanke eines völligen Aufgehens im Cyberspace immer mehr....eines Lebens in der Matrix.....der Möglichkeit eines Schlafzustandes, eines Heruntergefahrenseins der realen körperlichen Funktionen.....des nahezu ausschließlichen Existierens im Traum, wie man es aus Hollywood-Blockbustern kennt.
Vor allem aber war er im Cyber-Space nicht den rektalen Rückstößen ausgesetzt; erotische Reize brachten sein Gedärm dort ebenso wenig zum Revoltieren, wie in der bloßen Vorstellung.
Und so wollte er, kaum dass das Telefonat mit der Mutter beendet war, sich sofort daran machen, endlich das ersehnte Level 200 zu erklimmen.
Es kribbelte in ihm und eine verheißungsvolle Erregung drang durch sämtliche Leitwege des Körpers und Geistes vor, bis in die entferntesten Peripherien und die verstecktesten Hohlräume seines Seins. Eine wohltuende Erektion beulte vergnügt Karls Hose und verlieh ihm jene Zielgerichtetheit der Konzentration, die die Eltern sonst so sehr bei ihm vermissten. Der Pulsschlag stieg, doch gerade als er das Feld 'Weiterspielen' anklicken wollte, läutete abermals das Handy.
In der Absicht den Anruf wegzudrücken, spielten ihm die Finger aber einen Streich - welch seltsame Fügung des Schicksals! - die Verbindung ward hergestellt… und eine weibliche Stimme drang dünn aus dem Fernsprechgerät:
„Hallo? Ist dort jemand? Können Sie mich hören? Hallo…?“
Diese Stimme…! Ihre Schwingung umfing ihn geisterhaft, ein anschmiegsames Futteral, ein williges Klanggefäß, in das sein erregtes Sehnen nun schmachtend strebte.
Karl hob das Handy ans Ohr und sagte erwartungsfroh: „Ja bitte?“
Glucksend tönte es retour: „Ja Gott sei Dank hab‘ ich Sie erwischt! Hier Kfz-Werkstatt Huber!“
Sofort formte sich vor Karls innerem Auge das zur Stimme gehörige Bild und er sah die begehrenswerte Büroangestellte jener Autowerkstatt vor sich, die er damit beauftragte hatte, den Kühler seines VW Golf auszuwechseln.
Er musste dies aus folgendem Grunde machen lassen: seine schon erwähnten Freunde Bertl und Sebastian, hatten ihm zum dreißigsten Geburtstag die Gallionsfigur eines Rolls Royce geschenkt. Die Statuette war gegenüber dem Original allerdings leicht modifiziert: die Flügelgestalt verfügte über Riesenbrüste, und zwar in einer Deutlichkeit, dass dieser Umstand auch dem unkundigen Auge sofort entgegensprang. Die drei jungen Männer hatten sich daran gemacht, das silbrige Teil auf der Motorhaube des VW Golf zu montieren. Allerdings unterließen sie es dabei, die lange Schraube, die die Kunstfigur mit der Motorhaube verband und die auf der Unterseite derselben mehrere Zentimeter weit hervorragte, mangels einer Eisensäge zu kürzen; als Karl die Motorhaube mit sattem Schwung schloss, bohrte sich die überlange Schraube in die schmale Oberseite des rostigen Kühlers. Durch das so entstandene Loch strebte das Kühlwasser nun nach außen und die Suche nach einem leistbaren Ersatzkühler begann.
Für Karls Selbstempfinden war es unerlässlich, über ein intaktes Fahrzeug zu verfügen. Er war ein hervorragender Autofahrer und verfügte dabei über eine Souveränität, wie sie ihm in sämtlichen anderen Bereichen des Lebens verwehrt war. Vor zehn Jahren hatte er mit dem Auto halb Europa bereist. In eigenbrötlerischer Manier mied er keine Schotterstraße.....die steilsten Anstiege waren kein Hindernis....er campierte wild....und die so gelebte Naturverbundenheit bescherte ihm Erfahrungen jenseits der Interventionswut der Mutter und der Herablässigkeit des Vaters.
Allerdings war er von deren finanziellen Zuwendungen abhängig; es fehlte ihm an Energie und Entschlossenheit, um unterwegs irgendwelche Gelegenheitsjobs anzunehmen, die ein Leben als unabhängiger Globetrotter ermöglicht hätten.
Und so war ihm nichts anderes übriggeblieben, als immer wieder in die Sphäre der Rechtsfertigungs-Zwänge zurückzukehren. Irgendwann hatten die Eltern dann eine Art Reiseverbot ausgesprochen, in der Hoffnung, er würde - seiner Fluchtmöglichkeiten beraubt - mit einer sinnvollen Ausbildung anfangen, was sich ja, wie wir bereits wissen, als Trugschluss erwies.
Aber vom geliebten VW Golf wollte er dennoch nicht lassen und so begann die Suche nach einem Ersatzkühler.
Doch woher die nötigen Mittel nehmen? Weder wollte er sich an Tante Lintschi wenden (diese war übrigens die kleine Schwester des verstorbenen Fleischkonserven-Großvaters und somit eigentlich Karls Großtante), noch an die Eltern; die Aussicht auf das Wehklagen der Mutter hatte eine ebenso abschreckende Wirkung, wie die zu erwartenden Boshaftigkeiten des Vaters in gereimter Form, etwa:
Legt Karli Hand an seinen Wagen - so geht’s dem Kühler an den Kragen!
Oder :
Schnell, legt um den Kühler ‘ne Manschette/
Schaut er tropft, wie sonst nur Karls Rosette.
Auch Bertl und Sebastian konnten nicht helfen. Beide hatten ihre Mittel bereits in eine eigene Geschäftsidee investiert: im Keller des ehemaligen Lebensgefährten von Bertls Mutter, hatten sie mit viel Akribie und Know-how begonnen, eine Plantage zur Zucht von ´StiffyDicki´ anzulegen. Dies versprach hohe Gewinne und Karl verdross es erheblich, dass er kein Geld hatte auftreiben können, um bei diesem Projekt miteinzusteigen.
Als letzte Möglichkeit war ihm nur Onkel Georg, ein wohlhabender Orthopäde, der Bruder seines Vaters, geblieben. Dieser zeigte sich sofort hilfsbereit: er stellte das Geld sowohl für das Ersatzteil als auch den Einbau zur Verfügung. Allerdings erinnerte er Karl mit großer Eindringlichkeit an einen Deal, der zwischen ihnen bestand:
Der Onkel war ein lebensfroher Mensch, der sich spezielle Schlupflöcher in seiner kinderlosen Ehe offenhielt; besonderes Vergnügen bereitete es ihm, mit seinen Eroberungen ins Autokino zu fahren. Da sein eigener Wagen, ein top ausgestatteter 'Jaguar' zu auffällig war, lieh er sich zu diesem Zwecke gerne Karls 'Golf'. Die Verschwiegenheit des Neffen war ihm durchaus etwas wert und so fing er auf diese Weise gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche; einerseits blieb sein Inkognito im Autokino gewahrt - andererseits konnte er so dem bedrängten Neffen, den er übrigens sehr gerne mochte, aus der ärgsten Not helfen.
Onkel Georg war es auch, der Karl die Kfz-Werkstatt Huber empfohlen hatte. Der Besitzer, Herr Huber, war ein Patient von ihm. Dieser sei beim Preis äußerst entgegenkommend, da er solche Sachen in hilfsbereiter Weise gerne ´schwarz´ mache.
Die begehrenswerte Büroangestellte fuhr fort: „Bitte, Sie müssen unbedingt kommen!“
Karl glaubte einen geheimniskrämerischen Unterton herauszuhören: „Ja, äh, ist das Auto schon fertig?“ fragte er gehemmt.
„Bitte kommen Sie schnell. Es ist nur in Ihrem Interesse!“ lautete die kryptische Antwort.
Sein Interesse? Was meinte sie wohl? Ein frivoler Wunschtraum ließ ihn reflexartig den Schließmuskel anspannen. Die Luft im Zimmer geriet in eigenartige Bewegung und aus den Wirbeln formte sich die dreidimensionale Erscheinung der verlockenden Anruferin: eine falsche Blondine, Minirock, schwarze Strumpfhose, schwarze hochhackige Stiefeletten aus Wildlederimitat. Rosarote Bluse aus Kunstseide. Der frischschweißige Geruch der von ihr ausging legte die Vermutung nahe, dass auch der spitzenbesetzte (schwarze) PushUp-BH, sowie das unter dem Rock sich abzeichnende Tangahöschen aus Kunststoff waren. Diese individuelle Körperausdünstung in Kombination mit BIPA-Parfum, sowie der etwas dick aufgetragene blaue Lidschatten komplettierten den Liebreiz dieser Frauensperson.
„Ja Fräulein…äh…also ich soll kommen?“ stammelte er.
„Ja bitte, kommen Sie sofort!“
War da wirklich ein schlüpfriger Unterton, ein unanständiges Schmunzeln in ihrer Stimme wahrnehmbar?
Er nahm alle ihm zur Verfügung stehende Eloquenz zusammen und flüsterte mit trockener Kehle: „Ihr Wunsch ist mir Befehl, Fräulein.“
Sie kicherte zunächst unverschämt und sagte dann: „Mmmh, was für ein Kavalier. Bis daaann!“
Ihrer Stimme eignete etwas Anschmiegsames, zart Schmeichlerisches. Von derselben Sanftheit, wie prall und cremig auf das Frühstücksbrot geschmierte ´Nutella´.
Gerade schaffte es Karl noch aufs Klo, wo er sich bebenden Gemüts und stechenden Gedärms von den Folgen seiner Erregung befreite. Die Provokation des langgezogenen „a“ („bis daaann!“) hallte im Gehörgang nach - eine verführende Sirene. Doch verfügte er über keine List, sich deren Locken zu entziehen. Seine Lebens-Irrfahrt spülte ihn wieder und wieder in die gefährlichsten Zonen....die wohlgeformten Bäuche der bunten Stuten bargen versteckte Gefahren.....hielten ihn fern vom Gestade der heimatlichen Einkehr.....eine Barrikade aus weißem Fleisch und verschlungenen Aromen; stets ward er zurückgeworfen aufs offene Meer, wo der feindliche Ansturm die Segel blähte…eine Blähung, die im günstigsten Falle ins endliche Weiß der Klomuschel mündete, wo sich die magischen Töne der Sirenen im Echo von Karls furzender Kakophonie entzauberten.
Die salzigen Rückstände in Karls Gesicht hatten ihren Ursprung nicht in der Gischt des Ägäischen Meeres, sondern waren Zeugnis der Tränen, welche die Explosionen seines Unterleibes zum Fließen gebracht hatten.
Die schwefeligen Dämpfe des Orkus stiegen an ihm empor und in resignierter Schwermut wäre Karl am liebsten so sitzen geblieben, in Ruhe v e r - harrend, einer Auflösung e n t g e g e n - harrend.
Jedoch nach mehrmaliger Betätigung der Klospülung drang ein neuer Geruch in den Vordergrund....die WC-Ente, ein Mitbringsel der besorgten Mutter; sie schien in burlesker Manier zu quaken; und siehe da: wie eine Handpuppe, die durch die einschlüpfenden Finger des Spielers zum Leben erwacht, stellte sich auch Karls Kasperl wieder auf und rief:
„Rawuzikapuzi, die Prinzessin hat mich gerufen!“
Schlagartig war Karls Trübsinn verflogen und er traf, jegliche Vernunft und Einsicht verleugnend, die Vorbereitungen, um sich den lockenden Rufen der begehrenswerten Büroangestellten zu stellen. Mit nahezu neurotischer Sorgfalt säuberte er die zuletzt so heftig in Anspruch genommene Region seines Leibes – und machte sich dann auf die Suche nach frischer Wäsche.
Als gelernter Junggeselle pflegte sich Karl nie die Mühe zu machen, die ungebügelten Kleidungstücke im Schrank übersichtlich zu stapeln. Vielmehr erkennen wir in ihm einen Experten in der Kunst des 'Stopfens'.
Zwischen losen Socken, Hemden und T-Shirts fand sich bald auch eine Unterhose, die, so wie ihre Artgenossen, aus naheliegenden Gründen schwarz war. Zu den Jeans wählte er ein beiges Hemd von fragwürdiger, verknitterter Eleganz. Wegen der überflüssigen Mühsal waren die Socken auch nicht paarweise gelagert und so zupfte er aus dem Textilienhaufen Einzelstücke von ähnlicher Farbe - der eine war dunkelblau, der andere dunkelgrau.
Nach hektischem Suchen fand er auch seine Schuhe, es waren Sportschuhe, ein Paar hochfunktionaler 'Cross-Trainer', für die er im Frühjahr unsinnige zweihundertvierzig Euro bezahlt hatte.
Schließlich warf er den braunen Wollpulli über die Schultern, steckte die schmale Geldbörse in die Gesäßtasche, nahm Handy und Schlüssel an sich und krönte das Antlitz zuletzt mit einem 'RayBan'-Sonnenbrillen-Imitat.
Im Stiegenhaus überfiel ihn wieder der gewohnte bestialische Gestank.
Ein Stockwerk tiefer lebte eine frühpensionierte Putzfrau - keine Kinder, keine Enkel. Alleine. Nicht ganz: immerhin, so wurde erzählt, hatte sie in ihrer Wohnung ein Aquarium, drei Vogelkäfige (inklusive Papagei) und – einen Zwergpudel (grau). Da sie dem Hundefutter aus dem Supermarkt misstraute, pflegte sie Knochen- und Fleischreste beim Fleischhauer zu besorgen. Am liebsten Kutteln. Diese kochte sie in der Kochnische ihre Zimmer-Küche-Kabinett Wohnung.
Über die üblen Gerüche hatten sich die anderen Hausparteien oft beschwert.
Da Frau D. aber ein Sozialfall war – in ihrer Kindheit war sie Missbrauchsopfer gewesen (Vater), wurde geschlagen (Mutter) und später bestohlen (der geliebte Neffe) – gestand die Hausverwaltung ihr besondere Freiheiten zu. So mussten die Hausbewohner es auch hinnehmen, vom grauen Zwergpudel der Frau D. regelmäßig und gehässig angebellt zu werden.
Als Ingenieur Hauser aus dem zweiten Stock einmal den Hund grob zurechtwies, erlitt Frau D. einen Heulkrampf, der zwei Tage andauerte. Schließlich erschienen, herbeigerufen von den zwei politisch bewusst lebenden Studentinnen aus der WG im ersten Stock, drei Mitarbeiter des Tierschutzvereins, gemeinsam mit dem Kamerateam eines TV Privatsenders. Die Hausbewohner wurden vor laufender Kamera mit ihrem „inhumanen Verhalten“ gegenüber Frau D. und vor allem gegenüber dem grauen Zwergpudel konfrontiert. Fast alle Interviewten verhielten sich verlogen einsichtig und anbiedernd.
Nur Ing. Hauser vertrat vehement, stur und beharrlich seinen Standpunkt: man hat ja als erwachsener Mann und Steuerzahler schließlich ein Recht darauf, respektvoll behandelt zu werden.
Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: nach Ausstrahlung der Sendung gab es hunderte Leserbriefe in den unterschiedlichsten Printmedien; auch die öffentlich-rechtlichen Sender nahmen sich des Vorfalles an; zahlreiche Internetforen erhoben Tierschutz- und Menschenrecht zum Hauptthema. Und überall der gleiche Tenor: Ing. Hauser ist ein faschistoides Schwein!
Als nach einigen Tagen 40 Vertreterinnen des Vereins „Gender und Tier“ (abgekürzt: GuT) Ing. Hauser vor der Haustür auflauerten und ihn zunächst laut weinend und schließlich brutal anpöbelnd zur Rede stellten, erlitt der 62-jährige einen Schlaganfall.
So gut seine Ehefrau ihn auch pflegte, Ing. Hauser blieb an den Rollstuhl gefesselt und konnte auch nicht mehr sprechen. Obwohl ihr dringend davon abgeraten worden war, strengte Frau Hauser einen Prozess an. Die zuständige Richterin sah aber keinen zwingenden Zusammenhang zwischen dem Verhalten von ´GuT´ und Ing. Hausers „Malheur“. Und schließlich müsse das Recht auf freie Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit gewährleistet bleiben!
Für die zweite Instanz fehlten Frau Hauser die Nerven. Auch waren die Gerichtskosten unbezahlbar. Die Ersparnisse waren weg, der Offenbarungseid musste geleistet werden, Ing. Hauser verließ die Wohnung nie wieder und der graue Zwergpudel bellte weiter gehässig vor sich hin.
Karl hatte sich am Tag der TV Interviews eine Kostprobe von 'StiffyDicki' genehmigt. Das war gut: denn die roten, tränenden Augen wurden allgemein als Zeichen großen Mitgefühls interpretiert. Auch erschien er den Zusehern als sehr „zerbrechlich“ und „einfühlsam“. Die Redakteurin des TV Privatsenders schloss ihn sofort ins Herz. Dummerweise verspielte er seinen Bonus und die Aussicht auf einen Redaktions-Job sehr schnell: er verkaufte der Redakteurin und dem Kameramann je eine indische Vulkanisierungspumpe.
°°°°°