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Damlisch

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Max hat seine Verwunderung und das ständige Grübeln über diese schöne neue Sprachenwelt aufgegeben. Vermutlich muss er sein sämtliches in der Hauptschule, die damals noch Volksschule hieß, mühevoll Erlerntes komplett über den Haufen werfen, um sich nicht als Halbgebildeter zu outen und ausgelacht zu werden. Sich jetzt mit Neuen und für sein Verständnis unlogischen und eingedeutschten Wörtern, die amerikanisch ausgesprochen werden, auseinander zu setzen, ist nun seine Devise. Vor allem diese englisch anmutenden Wörter und Satzbildungen, also denglisch, oder eher damlisch was dann auch vom Wort her schon auf gewisse Intelligenzien deuten lässt. Übertroffen wird das Ganze nur noch von deutschen Wörtern die direkt amerikanisch ausgesprochen werden, also auch Namen wie Sarah, Paul, Michael, oder Müller. Neubildungsbürger Max wollte sich mal wieder auf ein Bier, oder zwei, mit dem Hochbegabten und zwölf Jahren jüngerem Sven treffen. Aber diesmal ist sein Echtzeit Notizblock mitsamt real Kugelschreiber dabei, um eventuelle neue Weisheiten festzuhalten. Die heutige Chill Out Area wurde in einer türkischen Eckkneipe installiert. Das ist cool. Sven natürlich ohne Echtzeit Notizblock, dafür aber mit furchtbar vielen Apps auf seinem Smartphone bestückt, fühlt sich schon bei der ersten Hefeweizenbestellung gut gechillt. Es hat so seine Zeit gedauert bis Max da durchgestiegen ist, was so ein Äpp überhaupt ist. Handelt es sich da etwa um verschiedene Äpfel? Aber die wären ja viel zu groß für sein kleines flaches Mobilteil. »Das sind Applikationen, die braucht man halt, wie zum Beispiel zum Telefonieren, oder um den Weg zu finden und so« erklärt Sven überzeugend. Aha, erkennt Max, und diese Dinger als Äpps auszugeben klingt global und macht Sinn? Wahrscheinlich versteht das einfache Volk simple Anwendungen nicht. Aber warum man die nun unbedingt braucht ist Max trotzdem schleierhaft. Sein antiquiertes Klapphandy von Tsang Tsung funktioniert ganz einfach so und ziemlich schnell. Telefonieren geht ruck zuck und sogar fotografieren kann dieses alte Ding. Deckel auf, Deckel wieder zu und gut. Die Welt des Sven Schänkel ist schon sehr entrückt. »Noch zwei Cervezas« bestellt der polyglotte und heute glattrasierte Sven, mit zwei hochgestreckten Fingern beim türkischen Kellner. Die dicke Glastür aufstoßend, erscheint plötzlich die etwas rundliche, aus Frankreich immigrierte Claudine Fleureau, wie immer voll bepackt mit Einkäufen und anderen Dingen. »Bonjour Mademoiselle« winkt Sven die Schöne, wild gestikulierend in die multikulturelle Abhängzone. Ein Eyecatcher ist sie nicht gerade, dafür aber umso lauter. »Isch asse diese deutsche Ämter, immer machen die mir Ärger. Nur weil ich keinen gültigen Ausweis abe schicken die misch nach Stuttgart auf französische Konsulat. Was das alles kostet« Claudine, mittlerweile auch Langzeitarbeitslos, erwidert noch etwas von Revolution und dem Sturm auf die Bastille. Um sich mehr federfeeling zu fühlen, ordert Sven, der eigentlich gar kein Geld hat, drei griechische Ouzo beim türkischen Kellner. »Cheers zusammen« ruft der jetzt noch mehr vielsprachige Sven. Claudine zeigt Teile ihres heutigen Einkaufs und schimpft über die immer mehr steigenden Preise. Wie so oft kauft sie aber Sachen die kein Mensch braucht. Das ist ihre große Leidenschaft. »Jaja, so hat man´s halt auf der Welt, was man kauft koscht Geld« wirft Max in die illustre Runde. Verständnislose Blicke seitens der französischen Tischnachbarin. Max macht sich jedoch weiterhin seine eigenen Gedanken über Sinn und Unsinn, während Sven gerne fokussiert, wie er das nennt. »Ich fokussiere meine Geschäfte heutzutage lieber auf Blu-ray« Claudine, immer noch mit ihren Taschen beschäftigt, macht sich laute Gedanken über das immer teurer werdende Mehl, obwohl sie dieses weder kauft, noch jemals verbrauchen würde. »Was heißt jetzt fokussieren und Blu Ray?« ist Max mal wieder ganz verwirrt. »Ich richte meinen Schwerpunkt…« startet Sven mit einer Erklärung, die von Max sofort abgewürgt wird, mit den Worten »Aber ein Fokus ist doch der Brennpunkt und kommt aus der Optischen Industrie, das Wort fokussieren gibt es als solches doch gar nicht« »Aber mein Schwerpunkt liegt jetzt eben auf BD, so ist das« erwidert Sven schon leicht genervt. Ah, auf BD jetzt. »Und was ist das nun wieder?« »Das ist eine Blu Ray Disc, damit kann man Filme besser sehen. Das ist ein optisches Speichermedium, Nachfolger der DVD« schwadroniert Sven. Hat sich wohl nicht durchgesetzt, denkt sich Max. Bei dem Wort Film aufhorchend, fragt Claudine »Kann das mein Computör auch?« »No, Claudine, das kann der nicht, dazu braucht man einen extra Player, oder das weltweite World Wide Web, aber so etwas hast du ja nicht und das ist sowieso nicht erlaubt« »Isch asse Deutschland, alles verboten« meckert Claudine. »Warum bist Du dann überhaupt hier« erkundigt sich Max. »Isch asse Fronkraisch« erklärt sie bestimmend. Der türkische Kellner, der sich inzwischen als Kurde entpuppt hat, aber trotzdem beim Türken arbeitet, wird abermals bemüht neu gefüllte schwere Hefeweizengläser zu schleppen. Ein griechischer Gast kommt von seiner Shopping Tour durch den türkischen Back Shop am Corner, um typische türkische Sesamkringel im Lokal zu verteilen. Eigentlich war der nur ein paar Meter vom Lokal entfernt unterwegs, hat aber eine sprachliche Reise durch Amerika gemacht. Obwohl dort ein Back Shop eher ein Laden für Rückenleiden wäre und womöglich gar nicht an der Ecke zu finden sei. Bei dem Wort Sale am Schaufenster, würde der sizilianische Pizzabäcker ein paar Häuser weiter oben, wahrscheinlich eher an ein Gewürzmittel für sein berühmtes Gebäck denken, als an einen Verkauf, oder gar ein Schnäppchen. Toll auch, dass jetzt plötzlich, nach jahrzehnter Ignoranz und rein zu Integrationszwecken, eine lupenreine deutsche Sprache für deutsche Mitbürger mit Migrationshintergründen gefordert wird. Glück für Max, das würde er so nicht bewältigen können. Und ohne direkte Englischkenntnisse schon gar nicht. Zum Glück hat er in Sven einen geeigneten Mentor gefunden, hinsichtlich seines mangelnden Englisch. Vielleicht kann der ihm erklären was eine Bad Bank ist. Hat das mit einem Bad, womöglich in Geld baden, zu tun? »Nein Max, das ist quasi eine Bäd Bänk, also eine schlechte Schulden Bank. Die nennen das so, um das gemeine Volk nicht auf die Idee zu bringen, dass die Bürger eigentlich selbst für die Ausfälle der Banken bezahlen. Besonders beliebt ist das in einer durch Spekulationen selbstverursachten Bankenkrise, im Volksmund auch als Finanz- und Eurokrise bekannt. Die Bad Bank ist also eine Abwicklungsbank für faule Kredite sanierungsbedürftiger Banken. Ziel ist die Übertragung der Ausfallrisiken auf Dritte« weiß Sven. Eine Bandenkrise also. So, oder ähnlich, wurde auch Griechenland verschrottet, denkt sich Max. Ist das nun schade oder besser, dass man das als einfacher Bürger nicht merkt. Da hilft alles Grübeln nicht. Als besonderer Clou hat sich nun so eine Bad Bank um satte 55 Milliarden verrechnet. Damit fällt die deutsche Schuldenquote um einen ganzen sagenhaften Punkt. Da diese Bank jetzt aber dem ganzen Volk gehört, könnte man dort bestimmt gleich etwas abheben, oder hat Max das schon wieder falsch verstanden. Und wie können sich Bankenrechenkünstler um so viele Kommas verrechnen? Das sind vermutliche diese Bankster, von denen man immer mehr hört. Zum Glück hat sich Max mit seinen Kenntnissen in den Grundrechenarten noch nie verrechnet. Das wäre auch ganz fatal, weil er sich dann gewiss wegen Unterschlagung und Betrug und was noch alles verantworten müsste. Bombo Müller betritt die Chill Out Zone, zum Glück ist noch ein Stuhl frei. »Gudden Dohg« begrüßt er alle zusammen, nicht vergessend mit den Knöcheln seiner rechten Hand auf die Tischplatte zu trommeln. Heute hat der kleine und viel zu dünne Mittfünziger Spätschicht. Aus Stressgründen braucht er vorher noch unbedingt ein Flasche Export Bier direkt aus der Flasche. Der türkische kurdische Kellner ist schon unterwegs. Bombo ist ein Opfer türkischer Einwanderer. Als seine Ehefrau mit einem türkischen Migrationshintergrund das Haus verließ, ist der hörige Leser einer Bundesweiten Tageszeitung mit vielen Bildern, nur noch niedergeschlagen und überzeugter Ausländerhasser. Inzwischen hat der kurdische Kellner den Exportauftrag erledigt und Bombo nimmt erst mal einen tiefen Schluck aus der Pulle. Er ist wohl der Einzige der Chill Out Area, der einer regelmäßigen Arbeit nachgeht, und dennoch schon nach dem ersten des Monats kein Geld mehr zur Verfügung hat. Fast sein ganzes Gehalt geht drauf, welches er bei einer Weltfirma verdient, die auf der ganzen Welt tätig ist. Hat wohl noch viel an Haus und Hof und Banken und Kinder abzubezahlen, der Arme. »Santé« ruft Claudine mit ihrem Ouzo in der Hand. »Cheers« rufen die Anderen in der türkischen Kneipe weltmännisch zurück. Der türkische Patron, eigentlich Armenier, spendiert eine Schale Pistazien für 1,50 €. Es erklingt kein Beifall. Darf man Prost, Santé, und Cheers einfach so zum Trinkspruch erklären, wundert sich Max. Das wirkt irgendwie pseudo-elegant und aufgesetzt. Prosit aus dem Lateinischen kommend, bedeutet doch >es möge nützen<. Das geht gar nicht. Die Verkleinerung »Prösterchen« ist ein noch schlimmerer stilloser Fauxpas. Im Allgemeinen wird heute nur das Glas erhoben und ein »Zum Wohl« hinzugefügt. Na gut, mit Kumpels im Biergarten kann man vielleicht auch schon mal ein lustiges »Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken« trällern. Oder man passt sich einfach der auserwählten Trinkgesellschaft an. Neues Hefeweizen und griechischer Ouzo machen die Runde. »Ein Hoch auf die türkische Gastfreundschaft« tönt Sven. Bombo, mental schon in der Spätschicht, Claudine, von Geburt Baskin und wahrscheinlich innerlich auf Frankreich fluchend, und Max still über diese ganze Runde philosophierend, sagen für ein paar Sekunden gar nichts. »Ach ja« seufzt Bombo endlich, der gerne noch ein Export getrunken hätte, und macht sich mit seinem neudeutschen Backpack weiter auf den Weg zur Weltfirma. »Hey Sven, warum sagt man zu so einem Rucksack jetzt nur noch Backpack?« »Jaaa, das kommt halt vom Outdoor und Trekking her, aus dem Amerikanischen« »Und mit einem ordinärem britischen, oder deutschsprachigem Rucksack darf ich nur noch innentürlich herumwandern?« »Nein, so ist das auch wieder nicht. Aber ein Backpacker hat ein festes Ziel vor Augen, während die Rucksackleute von damals nur umherwanderten, dann abends irgendwo einkehrten und auch dort übernachteten. Zum Beispiel auf dem Weg nach Poona, oder so« »Aua, aber ein Backpack im Amerikanischen war doch früher einmal ein Totensack, für die Beute der Jäger und auch diese riesen Dinger der US Armee heißen so. Versteht das ein Amerikaner in Deutschland?« »Klar doch, die verstehen alles was die Deutschen da so an neuen amerikanisch englischen Wörtern zusammenbasteln. »Sind halt Anglizismen« meint Sven. Das kann Max bei allem Wohlwollen nicht nachvollziehen. Wenn deutsche Hersteller ihren Produkten amerikanisch klingende Namen geben, um die besser verkaufen zu können und in der Werbung dafür, die jetzt auch schon Äds von Advertising her heißt, das Ganze als Trendy und Hip und Top erklären, hat der normal verständige Bürger, egal welcher Nation, wohl keine andere Chance als diesen Nonsens einfach mitzumachen. Anglizismen kennt Max schon gar nicht. Was soll das sein? Richtig englisch spricht doch kaum jemand auf der Welt. Die rein schon an Einwohnern überzählige Riesennation der USA wird einen Teufel tun, diese englische Minderheitensprache in Reinform zu sprechen. Also müsste man deshalb schon von Amerikanismen sprechen. Obwohl der gebildete US Amerikaner weiß, dass das Wort Rucksack eine deutsche Wortschöpfung ist und auf dem Rücken getragen wird, im Gegensatz zu den Backpacks die beim Gehen meistens in die Kniekehlen schlagen. Zur Verwunderung und Belustigung älterer Mitbürger. Auch weiß der Mensch aus der neuen Welt was kraxeln ist. Der Uralt Rucksack war ein Hafersack, auch Kraxe genannt und speziell für gebirgige Klettereien geeignet, eben das Kraxeln. Amerikanismen sind für Max ein eindeutiges Imponierdeutsch. Selbstverständlich muss sich eine Sprache stets weiter entwickeln. Es gibt aber keinen Grund dafür warum ein gutes Deutsch selbst auf Hochschulen entwertet wird. Man geht heutzutage walken, am besten mit einem Kaffee aus dem westafrikanischen Land Togo in der Hand. Oder heißt to go ganz banal zum Davonlaufen? Es geht akademisch aber noch besser wenn sogar Latein nicht einmal vor Anglizismen verschont bleibt. Von einer Dual Career ist da die Rede, oder und leider auch oft, von einer Management Diversity, im Sinne von >soziale Vielfalt konstruktiv nutzen<. Dieses hebt das Ansehen des ausgebeuteten Mitarbeiters und lässt ihn im Glauben er sei einer von besonderer Wertschätzung Betroffener. Das ist doch cool. Dabei steht aber nicht die Minderheit selbst im Augenmerk, sonder Alle in ihren Unterschieden. Die amerikanische Wörterleidenschaft hat auch Worte wie Beamer und Handy hervorgebracht, obwohl der Wortursprung des mobilen Telefons eher in der Türkei zu suchen ist. Es klingt dann schon sehr gebildet und International wenn man sich solcher Anglizismen bedient. Richtig weh tun allerdings Sätze wie, Hier Coffee To Go, jetzt auch zum Mitnehmen, oder I like your Küchenmöbel. Auch Back Factory, heute For Sale und so weiter und so fort. In Sekundenbruchteilen erkennt man Politiker und Journalisten, die sich mit dem fehlerhaften Gebrauch solchen Unsinns lächerlich machen. Solche Loser Events im Fernsehen, sieht Max besonders gerne. Anglizismus des Jahres ist leaken, hat eine Jury eines sprachwissenschaftlichen Klubs beschlossen. Gleich danach kamen App und entfrienden. Die Badische Zeitung stellt fest: Leaken, also enthüllen, verstehen ganz Sprachgewandte gleich als deutsches lecken. Das Internet als Parademedium kann dann gleich weiterhin großflächig leaken, schon wegen der germanliken Sprachstruktur. Inzwischen auch als Wikileck und Wikienthüllungen in Gebrauch. Max kommt immer mehr dahinter warum sein Mentor als so gebildet daher kommt. Ob er das alles selbst versteht, wird wohl Svens Geheimnis bleiben. Or something like that»

So mon amis, isch muss jetzt zu mein Therapöt« unterbricht Claudine Maximilians Gedanken in bestem Franco Deutsch. Sven grinst über den Therapöt. »Ich muss auch die Location wechseln« meint der moderne Modell Germane Sven. »Wo geht es denn hin, in die neue Public Station, oder doch wieder zum Griechen mit dem intellektuellem ultradeutschem Publikum?« möchte Max wissen. »Wie, Public Station heißt das ehemalige Bahnhof Stüble jetzt? Nee, ich gehe lieber in den Kleinen Will, egal Grieche. Vielleicht gibt es dort neue Aufträge für mich« »Dort musst du aber ganz schnell fünf Ouzos kippen, um ruck zuck auf dem Niveau der Stammgäste zu sein, gell« lästert Max, der aus Prinzip schon, nie einen Fuß in diese Location setzen würde. Zu viele patriotische Events in Form von Alkohol und Wild-Zeitungslektüre.

Max macht sich auf, seine persönliche Abhängzone im dritten Stock zu erklimmen. Auf dem Weg dorthin kommt er jedes Mal am Bahnhof vorbei, wo er sich ab und zu noch Filter für seine selbstgedrehten Zigaretten kauft. Das waren noch Zeiten, als dort noch ein Metzgerei-Imbiss installiert war. Heute betreibt das Einer aus irgendwoher und nennt sich >Butts Corner<, das muss man sich mal reinziehen, stellt Max resignierend fest. Eine Arsch-Ecke mit drei krummen Tischen auf Public-Outdoor-Biergarten und stark gesalzenen Preisen. Nix wie weg, denkt Max.

Zuhause angekommen, wie immer vor Schmerzen krümmend und schnaufend, stellt er gleich den immer auf Standby stehenden TiVi an. Solange sein Computer hochfährt bereitet er sich eine Nudelsuppe mit Ei in der Küche vor. Aus dem Fernseher hört er Karlena Knallschuh über die sogenannten 1980er Jahre sprechen. Einfach Achtziger Jahre zu sagen, muss schon arg niveaulos klingen. Diese 19hunderter irgendwas Jahre, das hat schon etwas. Und man kommt auf keinen Fall durcheinander mit diesen Jahrtausenden. Von Frau Knallschuh erfährt Max noch etwas über »crossing leadership«. Dabei handelt es sich um eine wohlwollende Dominanz beim Hund. Ganz wichtig. Im Hintergrund fuchtelt der weltberühmte Fuchtelkoch Karmin Trotzmeier, wild in einer mitleiderregenden Pfanne kratzend, etwas Undefinierbares aus seiner fränkischen Heimat zusammen. Das kommt immer gut an, vor allem weiß man sofort wie viele Kalorien und Broteinheiten man nicht extra zu verzehren braucht und ob die Entenbrust Ovolaktovegetarisch und vor allem Gluten frei ist. Selbstverständlich erfährt man auch etwas über Aromaten und aromatisieren, kein Wort über Gewürze, dafür aber viel über regionales Gemüse und regionale Früchte der Saison, wie etwa unbehandelte Ananas. Ein alternder Schlagersänger, von Frau Knallschuh als gefeierter Rocker tituliert, kaut an einem arm wirkendem Brötchen und erzählt von seiner Glanzzeit und dem tiefen Fall und seiner Biografie, die unübersehbar auf dem gemeinsamen Frühstückstable liegt und direkt »buy me« schreit. Die geneigten Zuschauer können auch gleich anrufen und wichtige Fragen an den Rocker stellen. Vielleicht auch darüber wie er seinen Peace of Mind beim Catch and Free Angeln gefunden hat. Währenddessen stimmt Ringo Nonsinns im Backstage Bereich seine Gitarre für einen eventuellen Auftritt, zusammen mit dem alternden Schlagerstar.

Max hat genug von diesem Unsinn und kümmert sich voller Begeisterung um sein römisches Aufbauspiel. Seit er begriffen hat wie er dort seine Leute versorgen muss, um im Spiel weiter zu kommen, ist er kaum noch davon weg zu kriegen. Es macht ihm Spaß zu sehen, dass selbst in der Simulation, Handwerker auch nur schuften wenn sie genügend zum Essen haben und die Zeit sich zu erholen. Und da geht natürlich ohne Bauern und alles was dazu gehört rein gar nichts. Klar, Rom wurde nicht an einem Tag gebaut.

Ein seltenes Geräusch, es klingelt an der Tür. Mit einem Paket Kaffee in der Hand begrüßt Suzanna Lessa den überraschten Max. Hin und wieder schaut sie mal auf einen Kaffee vorbei, den sie meistens selbst mitbringt, um ein Schwätzchen zu halten. Das ist für Max oft eine willkommene Gelegenheit sich auch mal geradeaus und unkompliziert zu unterhalten. Obwohl Suzanna aus einer Zeit entstammt, in der an Schulen noch ein richtiges und authentisches Englisch unterrichtet wurde, nimmt sie die Amerikanisierung der sowohl englischen, als auch der deutschen Sprache als gegeben hin. Höchstens mal achselzuckend bei der Feststellung, wie die Metamorphose deutscher Provinznester fortschreitet. Dort kann man jetzt nicht einfach mal so einkaufen. Auch da wird jetzt geshoppet und es gibt viel Sale überall. Ein dorfübergreifendes Car Sharing ist voll angesagt, nachdem viele Nahverkehrslinien aus Kostengründen eingestellt wurden, weiß Suzanna zu berichten. Ist auch ganz wichtig, falls man dringend Designer Sale aus der City braucht, oder so ähnlich. Der süddeutsche Gruß »Grüß Gott« gilt inzwischen auch in den Dörfern als out. Ein hippes Hi bereichert das Landleben und die alte Old Fashioned schwäbische Hausfrau putzt jetzt nicht mehr einfach so, sie bleachet mit Power Baking Soda. Nicht zu verwechseln mit dem trendigen Dental Spa Zahn Bleaching beim Business Zahnarzt. Oder gar mit »Bleach«, der Manga Serie von Titu Kubo, die auch als Anime umgesetzt wird. Schön und immer wieder lustig sind die Talks mit Suzanna für Max, obwohl sie einiges eher etwas verbissen sieht. Neuen Medien und Elektronik gegenüber eher abgeneigt, sieht sie ihre ureigene Weltordnung im Wanken. Macht aber nichts, solange sie ihre bald zu erwartende Rente noch als gesichert sieht. Außerbörsliche Regeln, Quick Trading und andere abgespacete Sauereien haben da sowieso keinen Platz. Ein berühmt gewordener Tea Master aus dem Schwarzwald bereitet da eindeutig mehr Fun. Vor allem in Verbindung mit Drei Sterne Space Food Dosen, seines Maitre de Cuisine, der für die kostverwöhnten Astronauten der NASA, Blutwurst und Kartoffelmatsche ganz extra ordinär zubereitet. Als fleißige Leserin sämtlicher psychothrillerisch angehauchter Kriminallektüre, ähnlich ihrer Freundin Mimi Seitenzeller, bleibt ihr viel erspart an televisionärem Unsinn. Naja, bis auf diese Spezial Sendungen, wie irgendwelche irgendwas Classics, oder wo ein legendärer Abhängcontest stattfindet. Interessant ist auch, was so ein Medien Coach einem skelettierten Girl versucht alles auf dem Catwalk beizubringen. Klingt wie Cat Wok, was aber nichts mit einer asiatischen Pfanne zu tun hat. Gar nicht so einfach, jemanden eine relativ natürliche Fortbewegungsweise abzugewöhnen. Zum Glück wird dieses, Backstage gründlich geübt und nach erfolgreichem Gewackel und Gezuckel, ohne von den viel zu hohen High Heels zu kippen, kann das ambitionierte Opfer seiner selbst, dann endlich eine Aftershowparty schmeißen. Nein, Proktologen sind da selten dabei, ist sich Suzanna sicher. Sie entdeckt auch immer wieder neue Hotspots, wie ein Burgevent in der Heimat, oder die sagenhaften Top Fun Events am Biotermal Pool der Stadt, dem Klärwerk, falls man sonst nichts mehr braucht. Hin und wieder bereist sie, je nach Attraktionen, sogenannte Alleinstellungsmerkmale verschiedener Cities. Natürlich gleich in Verbindung mit irgendwelchen Powerkäufen, Hauptsache es ist ein guter Deal für mindestens den halben Preis. Das ist schon so eine Art Sucht bei ihr. Auch Baumarktshopping gehört zum gelegentlichen Programm. Speziell in der Bad Shop Abteilung, was jetzt nichts mit der Abteilung eines schlechten Laden zu tun hat. Ihren letzten Kaffee ausschlürfend, verabschiedet sie sich, nicht undankbar für die Kurzweil.

Am nächsten Morgen vernimmt Max die Meldung aus dem Klapperkasten, »150 Tote in Cambodia«. Warum und wieso und wo ist das überhaupt, erschließt sich ihm nicht. Für Nachrichtensprecher wie Peter Deppel ist es in der heutigen Zeit anscheinend nicht mehr möglich, Länder wie Kambodscha, oder auch die Philippinen, exakt in deutscher Sprache zu auszudrücken. Liegt das am Massentourismus, in der Annahme, jeder kennt die ganze Welt inklusive derer Länder, die es jetzt nur noch amerikanisch auszusprechen gilt. Oder ist es eher die allgemeine arrogante Ignoranz, alles was außerhalb der USA und Deutschland liegt, nicht mehr erwähnenswert erscheinen zu lassen. Außer Malle und Arkansas, sprich Arkonsoa. Mit dem Kaugummi R natürlich. Wenn irgendwo plötzlich und unangemeldet hundertfünfzig Menschen tot umfallen kommt das halt vor. Aber wenn ein Bagger bei Bauarbeiten im Middle of Nowhere Arkonsoa umkippt, ist es wichtig der Welt mittzuteilen, dass sich der Fahrer dieser Outdoor Monstermaschine rechtzeitig retten konnte. Nochmal Glück gehabt. Immerhin erfährt Max am Schluss noch, dass das Wetter heute regennass ist, mit Blick aus dem Fenster, wo der Himmel zwar leicht wolkenverhangen, jedoch voller Sonnenstrahlen durchflutet ist.

Kurz mal Rom weiterbauen, entscheidet sich Max, bevor sein Lieblingssport Formel 1 in etwa einer halben Stunde live übertragen wird. Auch das Advertising ist dort live, obwohl Max bis jetzt noch nie sofort losrannte um eines dieser genialen Produkte vor allen Anderen zu ergattern. Nach einer vollen Stunde Vorstellung des neuen Racingtracks im feinen Quarzsand von Abu Dhabi und deren dazugehörigen Scheichs und anderer Wüstensöhne, ist es dann endlich soweit. Für die Formel Eins Piloten, die meistens gar keine Fluglizenz besitzen, scheint das ein Riesenspaß zu sein. Fun ist immer angesagt, auch beim Rennen durch das äußerst arme Indien. Kai Heebel, der erfahrene und Klamottenknallige Sportreporter der Liveübertragung, tobt sich wie immer in der viel zu lauten von Motorengeschrei erfüllter Boxengasse aus. Die Stimmen der Formel Eins, Haiko Masser und der erfahrene und kompetente Julian Ranner, katapultieren die Zuschauerquoten durch ihre flapsigen und wissenden Kommentare regelrecht noch oben. Wobei man die beiden Interview Genies, Micki Klauda, Weltmeister aus dem vorigen Jahrtausend und der smarte Gorian Tönig, nicht außer acht lassen darf. Die Liveschalte nach Abu Dhabi scheint perfekt gelungen, die Motoren dröhnen schon in der Startaufstellung und Haiko Masser kriegt sich kaum noch ein über ein eventuelles Grip ausgehen, schon bevor die überhaupt losgefahren sind, während sich Julian Ranner der Erfahrene, Sorgen über das Teamradio und die Vertragsmanpower macht. Die Ampel auf Grün, der Doppelweltchampion Sebastian Fehdel, wie immer auf der Pollposition, macht ein Kurzshifting und weg ist er. Es wird ein heiteres Gewinnspiel live eingeblendet, wo man sofort anrufen muss und dem anderen Ende erklärt, dass der Tony Marshall gar nicht mitfährt, um einen Ford irgendwas zu gewinnen. Wie sich das Race in dieser Zeit weiterentwickelt, wird in alten Live Bildern nachgeliefert. Ganz direkt live und ohne wenn und aber, nach einem kurzen Boxenstopp natürlich und einigen Replays, geht es dann aber zur Sache. »Ein schönes Finale ist das, Maiko Masser kurz vor dem siebzehnten Nervenzusammenbruch – Sieg, Sieg, Sieg, Deutschland winnt das Race. Unser Doppelweltchampion aus Peppelheim hat es wieder gerichtet und allen gezeigt wo der Hammer hängt. Er hat sich durch den Sand von Abu Dhabi gepflügt. Final und endgültig wird er auf dem obersten Treppchen stehen« schreit Haiko Masser nach Luft ringend. Julian Ranner der Erfahrene stellt gleichzeitig die Runden und Streckenrekorde des Doppelten Weltchampions in den Fokus, während sich Haiko Masser der Wissende dem achtzehnten Nervenzusammenbruch nähert und trotzdem über die Gemütslage und die aktuellen Gedanken des Doppelchampions aus Peppelheim parliert. Zum Glück kommt gleich anschließend eine schnelle Live Wiederholung des Rennens mit einer fachlichen Analyse des legendären Micki Klauda. Die Strecke wurde so ab der zehnten fast lap immer schneller, fabuliert Setrastian Fehdel in einem Interview mit dem knalligen Kai Heebel, und dankt seinem ganzen Team, welches diesmal keine Flügel zu verleihen hatte an den Teamkollegen und Konkurrenten Clark Vepper. Max freut sich schon auf den nächsten Grand Prix und den Moderatoren vom Fach, in zwei Wochen – ganz in live natürlich. Hoffentlich ohne vorherigem Brainstormings Kopfsalat der Moderatoren, sich bitte nur auf real bezogene Fakten des Geschehens äußernd. Obwohl, gerade das macht eine echte Liveschalte ja so funny. Was ist eigentlich aus den Sit-In und Meetings der frühen siebziger Jahre geworden? erinnert sich Max. Damals ging man plötzlich nicht mehr so einfach demonstrieren, gegen den Vietnamkrieg oder gegen die Errichtung todsicherer Atomkraftwerke. Nein, es musste ein Sit-In her. Das klang damals auch schon lächerlich, hatte aber etwas Großes und man musste nicht mehr ewig im Regen herumstehen. Da konnte man ganz bequem sitzen mit Regenplanen und konnte sich je nach Bedarf noch bequemer wegtragen lassen. Etwas ganz extraordinäres waren die sagenhaften Meetings, speziell die, der Karriereleiter erklimmende Tupperware Fachverkaufskanonen und anderen wichtigen Direct Marketing Groups. Manchmal gab es Meetings in Hochschultreppenhäusern und vor den Toren der ASTA. Das war auch ganz lustig, weil niemand so recht wusste warum man sich eigentlich traf. Ausser diejenigen, die vor der Asta Tür auf ihren Studentenausweis warteten. Demonstranten gibt es heutzutage so nicht mehr, die heißen jetzt Protester. Vermutlich macht es Journalisten wie Jens Schlurig, Ulrich Stusse und Ulla Kaijali zu viel Mühe in Deutsch zu denken. Und es macht gleich mehr her direkt vom amerikanischen Text ins Deutsche zu übersetzen. Falls da mal der Teleprompter tillt bleibt kein Raum für eigene Gedanken, es wird gnadenlos und voller Überzeugung weiter abgelesen. Schön auch zu hören, wie ausdruckstarke deutsche Wörter zu einem Minimum reduziert werden, um dann ganz arm mit einem viel, viel, ganz, ganz, und besonders sehr, sehr verstärkt werden. Mehr gibt das Englische eben nicht her. Es ist dann halt nicht nur dermaßen nass wenn es vom Himmel herunter regnet, sonder sehr, sehr, sehr regennass. Ganz, ganz wichtig, diese Aussage. Sehr, sehr hatte am einundzwanzigsten Oktober mit sagenhaften achtundzwanzig Zählern pro Stunde vorerst den Höhepunkt erreicht, nach Maximilians Aufzeichnungen. Manchmal ist ein dreifach sehr aber auch zu wenig, dann wird das triple sehr zu einem stark. Dann ist ein gewöhnlicher langweiliger Regenschauer, ein beindruckender Starkregen. Aber die Deutschen haben dann doch noch Glück. Weil das vermeintliche Denglisch eigentlich eine Deutsch Veramerikanisierung ist, bleibt einem dieser englische Katzen und Hunde Regen erspart. Man stelle sich das mal auf Bundesdeutschen Autobahnen vor. Seit dem immer wiederkehrenden Nine Eleven, nein das ist keines dieser sagenhaften Porschemodelle, macht sich neuerdings ein nerviges >Aller Zeiten< breit. Einen noch lebenden 4,6 Milliarden alten Mitmenschen hat Max bis jetzt noch nicht getroffen, aber im Fernsehen lernt er, dass der Starkregen gestern, der heftigste aller Zeiten war. Woher wissen die das? Noch besser ist der Starknebel, der sich direkt auf der Autobahn nieder lässt. Wahrscheinlich um die Autofahrer zu ärgern, die dann prompt alle ineinander fahren. Der größte Crash aller Zeiten. Das wäre in einem simplen Nebel garantiert nicht passiert und kann nur noch von einem Sandsturm, ebenfalls auf der Autobahn, in Mecklenburg-Vorpommern getoppt werden. »Wir switchen ganz schnell um, zu einer Live Schalte nach Kassel, wo unser ehemaliger Eurominister Franz Weichel wartet« sagt Maximilians Lieblingsmoderator Ulrich Stusse. »Hallo Herr Kassel, ääähm Guten Morgen Herr Weichel. Jetzt da sie gekündigt haben, können sie uns doch erzählen, ob es richtig war, Griechenland mit in die Eurozone aufzunehmen« »Herr Stusse, das haben wir doch das letzte mal schon diskutiert, haben sie denn keine neuen Fragen?« So geht das eine Weile hin und her ohne aufzuswitchen, aber Max erfährt immerhin dass es den Euro jetzt von Lappland bis runter nach Sizilien gibt. Und weiter unten auf Malta? Kein Euro? Und die Niederländischen und Französischen Karibik und Pazifikinseln? Alles klar Herr Stusse. Vielleicht hat sich es bald mit Euro und Dollar als wirtschaftlicher und globaler Umrechnungswährung, macht sich Max so seine Gedanken. Die aufstrebende Weltwirtschaftsmacht China wird es wohl nicht länger hinnehmen, alles mit dem verhassten Dollar zu rechnen und zusammen mit dem starken Japan eine gemeinsame Währung platzieren, auf längere Sicht. Hat womöglich auch etwas Gutes und die Shops in Deutschland werden wieder zu Läden wo man automatisch weiß, dass die etwas zu verkaufen haben. Wegfall des Sales. Dann kann man auch wieder Salz ohne Sale kaufen. Oh mein God, mit amerikanischem Sound natürlich, werden da viele denken. Was kommt da alles auf uns zu, sollten wir jetzt schon Mandarin lernen um mithalten zu können? Wie wird Berlin dann heißen, was wird aus dem guten deutschen Döner? Eine neue Identitätskrise zeichnet sich ab.

Zurück in der Realität, tönt aus dem Fernseher die Stimme der Hanna Balken, von Energyhäusern in Freiburg und Hightecmülltonnen in Berlin erzählend. Ganz wichtig sind auch Windmühlen die Strom machen. Aha. Aber dazu muss man erst eine Outside herstellen und das gefällt den Landschaftskonservativen naturgemäß überhaupt nicht. Diese Windräder verschandeln unseren Horizont, heißt es deren Wahrheit entsprechend. Wichtig für einen besseren Lifestyle ist ein sogenannter Frühstückscoach, wirft Co Moderator Ulrich Stusse ein. Das Wort sogenannt trat im Oktober sagenhafte dreißig mal pro Stunde in Maximilians Statistik auf. Eine Kutsche, also ein sogenannter Coach ist in der heutigen Zeit unabdingbar. Insbesondere bei den etwas besseren Mitmenschen, die etwas auf sich halten. Zu was brauchen die das? Hat da die Muttikutsche total versagt? Oder war die auch schon Coachie bei einem sündhaft teuren Berater? Max versteht solche komplizierten Sachen nicht. Er isst wann er Hunger hat und vorzugsweise das was ihm schmeckt. Frühstück, weiß er seit seiner Kindheit, gibt es sinnvoller Weise immer morgens, bevor es zur Schule oder zur Arbeit geht. Und der derzeitigen Lage entsprechend gibt es das bei Max auch ohne Schule oder Arbeit. Ganz einfach so, weil es Frühstück heißt und für ihn wichtig ist für einen gelungenen Tagesanfang. Der Kutscher Coach begleitet also den Coachie auf seiner Reise bis er dort angekommen ist. Sprich, bis das verzogene Kind endlich gefrühstückt hat, oder so. Weitere Fahrten werden dieses arme Geschöpf wohl bis ans Lebensende begleiten. Toll das es sogenannte Fachkompetenzen überhaupt gibt. Diese unbekutschten elitären Menschen würden vermutlich allesamt zu Grunde gehen, im Laufe ihres Daseins. Da kann man aber auch von Glück sagen, dass es hilfreiche Hände aus dem Volk gibt, die einem sogenannten CEO den Kaffee zubereiten und reichen und vieles mehr. Der veraltete Begriff Personaltrainer hat seine Schuldigkeit getan. Klingt aber auch herunterstufend für den entsprechend Klienten. Ein Hoch auf den Nachhilfelehrer, wie der Coach in englischsprachigen Ländern eigentlich heißt. Zum Glück ist die Berufsbezeichnung des Coachings in Deutschland nicht geschützt. Auch gibt es keine klare methodische Eingrenzung. Wie hat das gemeine Volk das bis jetzt überlebt, so ganz ohne Coacher, fragt sich Max als solider Handwerker. Bei dem Begriff CEO, Chief Executive Officer, wird es dann ganz kompliziert und den gibt es eigentlich nur im US Amerikanischen, außer wen wundert es, auch im Deutschen. Der gute alte Chef scheint ausgedient zu haben. Was früher ein Geschäftsführer oder Vorstand war, und in der Schweiz und in Österreich immer noch gilt, ist heute ein CEO. Siou darf man aber auch nicht sagen, wie Sven Schänkel einst wissend erklärte. Das spricht man SI I OU. Schade, da ist kein Kaugummi r mit drin, bemerkt Max. Jedenfalls ist der Generaldirektor von Träumler Pennz jetzt ein CEO. Womöglich macht sich das sogleich in der Gehaltsordnung bemerkbar. Schön solche neuen Berufsbezeichnungen. Ob sich das dem FM, also dem Facility Manager einer Schule oder sonst einem Gebäudekomplex, auch in seiner Lohnabrechnung niederschlägt ist eher zweifelhaft. Bei VW, wo das einfache Auto fürs Volk gebaut wird, wie Bugatti, Lamborghini und sonstige Flitzer, kann man nur hoffen, dass der CEO nicht eines Tages zum COB wird. Dem Chairman of the Board. Das entspricht angeblich dem unter dem Präsidenten. Im Gegensatz zum CxO, der sich von der Gremiumspitze abhebt und als CFO fungiert, also den Finanzen zugehörig und als >normales< Vorstandsmitglied angesehen wird. Puh, ist das aufgeblasen, denkt sich Max. Wer verrichtet dort eigentlich die Arbeit? Und machen sich die deutschen Global Player nicht lächerlich im Rest der Welt?

Eines Morgens im November, stellt die angenehme und freundliche Hanne Resthüsen fest, dass die Kanaksprack sich immer mehr zu einer ganz eigenen Sprache manifestiert. Ebenso wie der Ruhrpott Slang, deren Gegend sie entstammt. Was soll’s, denkt sich Max. Ist doch schön wenn jeder seine eigene Sprache spricht, alles andere wäre doch arm. Wenn aber sie selbst und ihre Kollegen seltsames Deutsch im Fernsehen verbreiten, ist das doch eher verwerflich, zumal die das anscheinend nicht einmal bemerken. Da kommen Hammersätze wie »es gibt immer den Wellcase, aber kein Requoting« bezogen auf Bewerbercastings an deutschen Hochschulen. Alles verstanden? Zwischendurch wird man genötigt irgendwelche ARD Apps downzuladen. Auf der Road to Munich sollte man ganz schnell noch eine Outsource generieren, das geht aber nur just in time. Kollege Bill Passif, der inzwischen wieder gesundet ist, macht noch schnell einen Roll Back der syrischen Geschichte, wo er seinen ursprünglichen Hintergrund hat. Vermutlich hat der in Deutschland geborene Journalist dieses Land noch nie gesehen. Schön anzusehen ist allerdings Ulrich Stusse, der klingt nicht nur kompetent, er untermalt seine Aussagen regelrecht gestikulierend. Max fühlt sich da jedes Mal an die altehrwürdige Augsburger Puppenkiste erinnert. Im Gegensatz zu Heiner Tonne, der seine Interviewpartner dermaßen niederschreit. Von Politikern ist im Verborgenen zu hören, die ein Interview mit Herrn Tonne ablehnen: »Der schreit immer so.«


Starknebel auf der Autobahn

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