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8. Nebel

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Einige Wochen nach dem Fest der Frauen kam für die Männer die Zeit, in der Krieger und Händler nicht auf Reisen waren, sie blieben zu Hause, weil Jünglinge ihres Stammes das Alter erreicht hatten, in dem sie zu Kriegerfürsten werden sollten, und das Fest ihrer Initiation anstand. In diesem Jahr war die Reihe an Bentis, dem Sohn des obersten Stammesführers, deshalb bereiteten sich alle auf eine besonders feierliche Zeremonie vor, säuberten den Heiligen Hain, schnitten das Gras und lichteten den Jungwald, luden die Stammesführer ein, um zu schauen, was für eine Feier das würde, mit was für Reichtümern und Macht.

Auch die Frauen gingen hin und beobachteten, wie ihre Söhne zu Männern wurden, denn dazu waren sie von Geburt an bestimmt gewesen.

An jenem Morgen putzte sich Selija noch viel schöner als sonst heraus, hängte sich so viel Schmuck um, wie nur Platz war; die Sonne schien wohltuend, sie wusste, was für ein Tag heute war, also zeigte sie sich nicht störrisch und versteckte sich nicht hinter den Wolken.

Sie musste Bentis bereitmachen, Gondas hatte es schon angeordnet, die Männer warteten. Aber nichts lief nach Plan, die merkwürdigsten Dinge geschahen. Bentis saß auf seinem Bett und weigerte sich, es zu verlassen, die Augen standen hervor, die Pupillen waren geweitet, er sprach bald mit sich selbst, bald mit wer weiß wem, mit Wesen, die kein anderer sah, den Lebenden gab er keine Antwort, als wären sie gar nicht da. Er rupfte und zupfte an seinen Kleidern, als wären sie voller Pferdehaar, doch das waren sie nicht. Manchmal schrie er, als wäre er außer sich, rief laut, dass Käfer über die Wände krabbelten, doch wo sollten die in einer so sauberen Hütte herkommen? Alle sahen sich um, versuchten die nicht vorhandenen Uferfeuchtkäfer, Schnellkäfer und Waldmaikäfer totzuschlagen, aber was hätten sie denn totschlagen sollen, wenn da nichts war?!

Alle waren so mit der Käfersuche beschäftigt, dass sie gar nicht sahen, wie Bentis sich auszog, nackt über die Felder lief und dabei wer weiß was herumschrie, während seine leicht angeschwollene Männlichkeit, die er nicht nur nicht verbarg, sondern ganz offen zur Schau stellte, hin und her baumelte. Das war schon für einen einfachen Mann eine unerhörte Schamlosigkeit, ganz zu schweigen vom Sohn des Anführers. Gondas schickte gleich mehrere seiner Männer aus, um ihn einzufangen, sie wurden Bentis schon nach kurzer Zeit habhaft, fesselten ihn mit Stricken und bedeckten ihn ein wenig, auch wenn der sich nach Kräften wehrte, sich schreiend hin und her wand und sogar zu beißen versuchte. Sie schleppten ihn nach Hause, schlossen ihn ein, verbarrikadierten die Tür, einige der Männer blieben als Wache zurück.

Fast drei Tage brachte Bentis in diesem Wahn zu, erst dann schlief er ein. Wer nichts gesehen hatte, schwieg, und wer es gesehen hatte, machte den Mund nicht auf, denn Gondas war gut, aber wenn er in Wut geriet, konnte er einen eigenhändig mit dem Speer durchbohren, bevor man auch nur einen Mucks von sich gab, da kannte er kein Erbarmen.

Die Gäste gingen auseinander, beluden ihre Wagen mit Gondas’ Geschenken, schlugen sich die Bäuche voll und zechten, ohne sich groß zu wundern, Soldaten bekamen ja noch ganz anderes zu Gesicht. Der Sohn des Anführers, na und? Beim Sterben sind alle gleich.

»Gib ihm Wasser«, hieß die Alte mit den Wolfsbissen am Bein Selija.

Selija gab ihm immer mehr Wasser und hörte nicht auf damit, bis Bentis wirklich zur Ruhe kam und dann genas, danach war er wieder ganz der Alte.

Kleines Bernstein

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