Читать книгу Der große Gatsby - Rebekka Kricheldorf - Страница 4
2. Der kleine Nick Carraway
ОглавлениеNick kommt mit Reisekoffer. Schaut zu dem erloschenen Bogen hoch.
NICK Guten Tag. Ich möchte eines vorweg - also, ich MUSS das einfach so sagen. Ich bin einer der wenigen anständigen Menschen, die ich kenne. Nein nein, ich bin nicht der große Gatsby. Ich bin der kleine Nick Carraway. lacht selbstverächtlich Noch. Kam gerade erst im Westei an. Mit dem Schiff. Ich werde jetzt meine Cousine Daisy besuchen. Sie ist zwar meine Cousine, aber ich kenne sie nicht gut. Ich weiß nur, dass sie vor ein paar Jahren einen stinkreichen Sportler geheiratet hat. Den kenne ich auch nur flüchtig. Sie wohnen im Ostei. Das muss man sich erst mal leisten können! Obwohl. Sportler. Ist stark übertrieben. Er hat in der High School ein paar Football-Trophäen gewonnen. Die Sorte Mann, die mit einundzwanzig der große Held irgendeiner Nischendisziplin wird und danach nie wieder - naja. Muss er ja auch nicht. Hat ja genug geerbt. Also ich. Ich habs noch in gar nichts zu irgendwas gebracht. Und dabei bin ich schon fast dreißig. Dreißig! Ich muss dringend mal - ja! - ins Leben, und so. Sagt Dad. Deshalb bin ich hier. Ich bin gekommen, um was aus mir zu machen. Jawoll. Dad hat gesagt, ich finanzier dich noch ein Jahr und dann ist Schluss. Tja. Und da dachte ich, ich versuchs vielleicht mal mit der Börse. Doch, doch! Ich kenne viele Männer meines Alters, die es mit der Börse... Warum? Warum nicht? Ich komm zwar aus einer recht... ordentlichen Familie, aber verglichen mit denen... im Ostei... puh. Wohlstand ist ja immer eine Frage der Relation. schaut auf Gatsbys Haus und dann seine Bruchbude Puh. Was für ein Haus. Für Westei-Verhältnisse ganz schön - groß. Ich selbst kann mir nur diese windschiefe Hütte für achtzig Dollar im Monat leisten. Noch. Mann, sieht die traurig aus! Mit so einer traurigen Hütte, da kann man nur hoffen, dass sich nie Besuch anmeldet. Das wäre mir dann doch ein bisschen peinlich. Am besten wäre es, gar keine Freundschaften zu schließen, bis ich was aus mir gemacht hab. Das wird allerdings nicht einfach. Also, speziell jetzt für mich. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass ich eine starke Anziehung auf Menschen ausübe. Menschen aller Art. Na gut, Männer, meistens. Die in mir, warum auch immer, den idealen Kandidaten für eine tiefe Freundschaft sehen. Ja, ich brauche nur irgendwo aufzutauchen und man hängt sich an mich. Zieht mich ins Vertrauen. Erzählt mir Geheimnisse, die ich überhaupt nicht wissen will. Das kommt wohl daher, dass ich eine so integre Ausstrahlung habe. Halte dich mit vorschnellen Urteilen über Leute zurück, deren Lebensumstände du nicht kennst, hat Dad immer gesagt. Denk daran, nicht jeder hatte so vorteilhafte Voraussetz, äh, Grundbeding, äh, Startch... nee, er sagte: GLÜCK, solches Glück wie du. Das hat mich zu einem zurückhaltenden Charakter gemacht. Und was hab ich nun davon? Dass sich alle an mich hängen.