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İsmet İnönü am 10. November 1938, dem Tage der Amtseinführung als Staatspräsident der Republik Türkei.

Bevor İsmet Inönü am 11. November 1938 Atatürks Nachfolge antrat, hatte er diesem bereits seit 1922 als Außenminister und viele Jahre als Ministerpräsident zur Seite gestanden. Papen schien den Staatspräsidenten bei seinem Antrittsbesuch am 29. April 1939 als aufrichtigen Militär wahrgenommen zu haben, denn dem Auswärtigen Amt teilte er mit, dass das Treffen „wie unter alten Soldaten, von größter Herzlichkeit und Offenheit“ war.9 Zum Inhalt der Aussprache konnte er vermelden, dass bei İnönü die ‚Führerrede‘ den „Eindruck selbstbewusster Stärke und entschiedener Friedensbereitschaft hinterlassen“ habe. Am Tage zuvor nämlich hatte sich Hitler in seiner ersten Reichstagsrede nach dem Einmarsch der Wehrmacht in der ‚Rest-Tschechei‘ Mitte März strikt gegenüber US-Präsident Roosevelts Vorhaben verwahrt, verschiedenen in einer Note genannten Staaten eine Garantie im Falle eines Angriffs des Reichs zu geben. In seiner Rede verkündete Hitler als Antwort eine Art europäischer Monroe-Doktrin, die als nationalsozialistischer Hegemonialanspruch für Europa verstanden werden konnte. Der Eindruck, den die ‚Führerrede‘ angeblich bei Staatspräsident Inönü hinterließ, schien Papen vergessen zu lassen, dass er nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Prag Hitler jeden Kredit als ernst zu nehmender Staatsmann abgesprochen hatte.

In Fevzi Çakmak, dem Generalstabschef der osmanischen Armee und auch der jungen türkischen Republik, fand Franz von Papen endlich einen noch aktiven Kameraden, „mit dem ich 1918 am Jordan zusammen gefochten“ hatte. An der Seite Atatürks und Inönüs hatte der Feldmarschall die Befreiungskämpfe geleitet und war für Papen „in der Tat viel mehr, als der bescheidene Titel eines Generalstabschefs vermuten ließ. Er war die absolute Autorität in allen Fragen der bewaffneten Macht, und an seiner Persönlichkeit hing ein großer Teil des Vertrauens der Nation in die Führergestalten der Atatürkschen Epoche.“10

Anders als Kemal Atatürk, der sofort nach Ende des Befreiungskrieges seine militärischen Posten niederlegte und ganz in die Politik wechselte, blieb Fevzi Çakmak selbst nach seiner Wahl als Abgeordneter ins türkische Parlament Soldat. Als Kemal Atatürk ab dem Jahre 1937 zunehmend Gesundheitsprobleme hatte und sein Verhältnis zu Inönü zeitweilig als gespannt galt, wurde Çakmak als starker Mann und möglicher Nachfolger gehandelt. Da dieser jedoch seine Grenzen im politischen Geschäft kannte, machte er sich noch vor Atatürks Tod für Inönü als Nachfolger stark. Besonders im Verlaufe des 2. Weltkrieges schätzte Papen den Gedankenaustausch mit dem Generalstabschef. Mit ihm und seinen Kollegen konnte er fachkundige Gespräche mit dem Ziel führen, sie z.B. „über unsere Erfahrung im polnischen und französischen Feldzug zu informieren“. Dementsprechend stellte Papen später zufrieden fest: „Das Auswärtige Amt war von der Unbrauchbarkeit von Diplomaten mit militärischer Vergangenheit sehr überzeugt; aber in manchen Fällen schien diese Kombination doch nützlich zu sein.“11

Abgesehen vom Generalstabschef Çakmak finden sich in Franz von Papens personalintensiven späteren Mitteilungen keine „früheren Persönlichkeiten“, die er gleich nach Ankunft vorgab in Ankara angetroffen zu haben, um ihm ein „sofortiges Bild der Gesamtlage“ zu ermöglichen. Viele der ‚alten Waffenbrüder‘ hatten nach der Proklamation der Türkischen Republik am 29. Oktober 1923 und der beginnenden ‚kemalistischen Revolution‘ dem Republikgründer Kemal Atatürk die Gefolgschaft aufgekündigt. Sie wollten den radikalen Bruch mit dem osmanischen Staat und dessen Gesellschaft nicht mit vollziehen. Atatürks Vorbild war die europäische Zivilisation jener Tage und der einheitliche Nationalstaat auf der Grundlage einer strikten Trennung von Staat und Religion.

Franz von Papen

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