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Kompetenz

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Neben den von der Harvard Business School als besonders relevant gewerteten Kompetenzen einer Führungskraft, der Intuition und der Meditation, gibt es natürlich eine Reihe anderer Fähigkeiten, die auf den persönlichen oder beruflichen Erfolg abzielen.

Der Begriff Kompetenz leitet sich vom Lateinischen „competo“ ab, das „zu etwas fähig sein“, „erstreben“, „zusammentreffen“, aber auch „wetteifern“ bedeutet. Traut man jemandem bestimmte Fähigkeiten zu, die in seiner Person zusammentreffen, hält man ihn für kompetent. Kompetenz schafft also Vertrauen. Und Vertrauen ist ein Wert, der auf der Werteskala potenzieller Kunden sehr weit oben steht. Vertrauen gibt einem ein gutes Gefühl. Und genau dieses Gefühl, diesen emotionalen Wert, kann das Internet nicht vermitteln. Gefühle wie Vertrauen, Wertschätzung, Respekt, Achtsamkeit und letztendlich auch Liebe können nicht virtuell vermittelt werden. Das World Wide Web liefert uns unbegrenzt Informationen zu allen nur erdenklichen Themen. Wir können im Netz studieren und vergleichen, wir können recherchieren und überprüfen, und doch treffen wir unsere Entscheidungen zu einem großen Anteil aus einem Gefühl heraus. Die Emotionen sind es, die uns treiben, Reize vermitteln und uns Handeln lassen. Deshalb werden künftig auch die weichen Seiten der Kompetenz, eben die soziale und emotionale Kompetenz, immer mehr gefragt sein.

Empathie spielt hier eine große Rolle. Wie gut sind wir in der Lage, uns in die Situation unseres Gegenübers hineinzuversetzen, einen Sachverhalt durch die Brille des Kunden oder Kollegen zu betrachten? Wie sehr verstehen wir es, den emotionalen Nerv unseres Gesprächspartners zu treffen? Empathie setzt ehrliches Interesse am Menschen voraus. Wesentlich sind hier weiche Faktoren, die sich nicht in Fakten und Zahlen abbilden lassen. Jene Menschen, welche diese Fähigkeiten in sich tragen und auf ein übergeordnetes Ziel hin ausrichten, das möglichst vielen Menschen dient, werden die Leader der Zukunft sein.

Was sind Schlüsselkompetenzen und wozu benötigen wir sie?

Der Begriff Schlüsselkompetenz ist nahezu selbsterklärend. Verfügt man über bestimmte Fähigkeiten, öffnen diese wie ein Schlüssel Tür und Tor. Es handelt sich hierbei um Kenntnisse, welche über das Erlernte im Schulsystem oder in der beruflichen Ausbildung hinausgehen. Dieses Wissen ist dann bereichsübergreifend und in vielen Bereichen des Lebens anwendbar. Tatsache ist, dass diese Fähigkeiten, oftmals auch als Soft Skills bezeichnet, nur sehr schwer valide mess- und abbildbar sind. Sie lassen sich im Wesentlichen mit folgenden Fragestellungen umreißen:

»Wie gehe ich mit Veränderungen um?

»Wie gesellschafts-/teamfähig bin ich?

»Wie reagiere ich in Konfliktsituationen?

»Wie lebe ich Eigenverantwortung?

Werden diese Schlüsselkompetenzen nicht ausreichend beachtet, ist keine effektive Persönlichkeitsentwicklung möglich. Sie sind das Fundament sich stetig verändernder Organisationen und Wettbewerbsbedingungen.

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat bereits 1997 erkannt, dass Schlüsselkompetenzen wichtige Erfolgsfaktoren für die Produktivität und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes sind. Doch der Versuch, dies flächendeckend erfolgreich in den Bildungseinrichtungen zu implementieren, ist nur teilweise gelungen. Oftmals dominiert in den Ausbildungsplänen der Schulen und universitären Einrichtungen das Anhäufen und Auswendiglernen von faktenbasiertem Wissen, anstatt vernetztes und wirkungsbezogenes Denken zu fördern. Wollen wir die Fragen der Zukunft lösen, dürfen wir nicht mit den Werkzeugen der Vergangenheit nach Lösungen suchen.

Schlüsselkompetenzen zeichnen sich laut OECD8 durch folgende Merkmale aus:

»Sie tragen zu wertvollen Ergebnissen für die Gesellschaft und die Menschen bei.

»Sie helfen den Menschen dabei, wichtige Anforderungen unter verschiedenen Rahmenbedingungen zu erfüllen.

»Sie sind nicht nur für die Spezialisten, sondern für alle wichtig.

Die Bedeutung interdisziplinärer Kompetenzen hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Nachvollziehbare Gründe dafür sind:

»Wir leben in einer vernetzten Welt, stark getrieben von der Globalisierung.

»Menschen müssen sich in dieser Welt zurechtfinden und Auswirkungen technologischer Zusammenhänge auch verstehen.

»Die Gesellschaft muss in der Lage sein, eine Balance zwischen ökonomischem Fortschritt und nachhaltiger ökologischer Entwicklung herzustellen, und gleichzeitig einen sozialen Ausgleich sicherstellen.

Hierfür sind komplexe Kompetenzen notwendig, welche über eindimensionale Fähigkeiten hinausgehen, wie die OECD-Bildungsminister festhalten: „Nachhaltige Entwicklung und sozialer Zusammenhalt hängen entscheidend von den Kompetenzen der gesamten Bevölkerung ab – wobei der Begriff ‚Kompetenzen‘ Wissen, Fertigkeiten, Einstellungen und Wertvorstellungen umfasst.“9

Ein weiterer Ansatz ist es, die Schlüsselkompetenzen in vier Hauptbereiche zu unterteilen, die sich wiederum in Teilbereiche aufsplitten. Diese vier Hauptgruppen von Kompetenzen lauten:

1. Sozialkompetenz

Sozialkompetenz zeigt sich darin, dass man anderen Menschen auf Augenhöhe begegnet, ihre Sicht- und Herangehensweisen zu verstehen sucht und wertschätzend mit ihnen kommuniziert. Insbesondere in Konfliktsituationen gilt es, konstruktive Lösungen zu finden, konsensorientiert zu handeln und für ein gutes Betriebsklima zu sorgen.

Talente, welche sich mit dem Überbegriff „Sozialkompetenz“ fassen lassen, sind zum Beispiel:

»Einfühlungsvermögen

»Integrationsbereitschaft

»Interkulturelle Kompetenz

»Kommunikationsstärke

»Toleranz

»Kritikfähigkeit

»Offenheit

»Teamorientierung

»Verhandlungsgeschick.

2. Persönlichkeitskompetenz

Die Persönlichkeitskompetenz, auch Humankompetenz genannt, spiegelt die innere Haltung wider. Welche Einstellung hat jemand zu bestimmten Bereichen wie Arbeit, Umweltschutz, Fortbildung? Wie kongruent sind Selbst- und Fremdbild? Wie realistisch kann jemand seine eigenen Talente einschätzen und welchen Stellenwert haben eigene Bedürfnisse im Leben? Einstellungen und Haltungen sind stark vom persönlichen Wertesystem geprägt, welches sich im Laufe des Lebens entwickelt hat. Daraus resultieren Selbstbewusstsein, Eigenmotivation und Zielorientierung. Dazu zählen:

»Stabilität

»Veränderungsbereitschaft

»Selbstdisziplin

»Resilienz

»Selbstreflexion

»Ausdauer

»Zuverlässigkeit.

3. Fach- oder Sachkompetenz

Diese Fähigkeit richtet sich auf spezifische Aufgaben oder Prozesse, die der berufliche Alltag mit sich bringt. Kompetenz in diesem Bereich lässt sich relativ einfach aufgrund der Berufserfahrung und des Lebenslaufs feststellen. Eine detailliertere Beschreibung dieser Fähigkeiten ist, denke ich, hier nicht notwendig.

4. Methodenkompetenz

Die Methodenkompetenz wiederum ist sehr breit gefächert. Primär geht es um die Frage, wie gut jemand in der Lage ist, Strategien und Konzepte zur Lösungsfindung zu entwickeln, Hilfsmittel zu definieren, Wissen zu organisieren und zu einem Ganzen zusammenzuführen. Dies erfordert viel Flexibilität und vor allem vernetztes Denken.

Folgende Fähigkeiten kommen hier zum Tragen:

»analytisches-/systemisches Denken

»agile Arbeitsmethodik

»Argumentationsstärke

»Projektmanagement

»Eloquenz

»Transferfähigkeit.

Auf zwei der erwähnten Fähigkeiten möchte ich am Ende dieses Kapitels noch einmal gesondert eingehen. Es sind dies die Offenheit (soziale Kompetenz) und die Selbstreflexion (persönliche Kompetenz). Warum liegen mir diese beiden Skills so am Herzen? Offenheit, ich spreche auch gerne von einer radikalen Offenheit, ist deshalb so wichtig, weil die Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben, so komplex geworden sind, dass wir sie nicht allein und schon gar nicht mit einem engstirnigen „Kirchturm-Denken“ lösen können. Es braucht die Erfahrungen und Talente verschiedener Generationen aus unterschiedlichen Disziplinen und wahrscheinlich auch Kulturen, um für die wirklich wichtigen Themen eine brauchbare Lösung zu finden. Wenn wir weiterhin mit unserem Wissen hinter dem Berg halten, wird uns die Zeit knapp werden. Wenn jede Nation isoliert versucht, zu forschen und zu entwickeln in der Hoffnung, sich dann eines Tages als Retter der Welt präsentieren zu können, werden uns vorher die Probleme unserer Zeit auf den Kopf fallen.

Ich habe mich sehr gefreut, als Japan vor Kurzem erstmals Bereitschaft gezeigt hat, sein technisches Know-how im Bereich Robotik offenzulegen, und die ganze Welt eingeladen hat, gemeinsam an der Weiterentwicklung zu arbeiten. Nicht nur in der Industrie, sondern vor allem in der (Alters-)Pflege wird der Einsatz von Robotern künftig enorm an Bedeutung gewinnen. Gerade Japan als ein eher verschlossenes und schwer durchschaubares Land setzt damit ein positives Signal in Richtung Offenheit.

Ein guter Freund von mir, CEO eines der renommiertesten HR-Beratungsunternehmen in der Schweiz mit Sitz in Zürich, hat mir von einer dreimonatigen Reise auf einem Schiff erzählt. Das Schiff befährt permanent die Weltmeere und hat durchschnittlich 200 Gäste an Bord. Es handelt sich dabei ausschließlich um Führungskräfte, und da wiederum vorwiegend Entrepreneure aus Silicon Valley, welche ihre Geschäftsideen untereinander austauschen und sich gegenseitig inspirieren. Manche Manager verbringen ein ganzes Jahr auf diesem Schiff und gehen online ihren Geschäften nach. Neben allem Komfort, den dieses Luxusschiff bietet und dem Flair der großen weiten Welt finden hier höchst kreative Prozesse statt. 200 Menschen, die alle noch etwas bewegen, einen Fußabdruck im Unternehmen hinterlassen wollen, eine Vision verfolgen, stecken ihre Köpfe zusammen, gestalten gemeinsam und arbeiten an der Zukunft. Was meinen Freund auf diesem Schiff am meisten beeindruckt hat, war die Offenheit, mit der über Ideen, über bereits vorhandene Konzepte und hart erarbeitetes Wissen gesprochen wurde. Kein Wunder, dass von den größten zehn Innovationen, die unser Leben nachhaltig geprägt haben, acht aus Silicon Valley kommen.

Selbstreflexion wiederum ist mir deshalb so wichtig, weil es hier darum geht, das eigene Tun und Sein kontinuierlich kritisch zu hinterfragen. Wenn es notwendig ist, unser Ego über Bord zu werfen und zurück zum Start. Es gilt, Eitelkeiten und Empfindlichkeiten abzulegen und das Große und Ganze im Fokus zu haben. Komfortzonen zu verlassen und mutig neue Wege zu gehen, auch wenn sie mühsam sind. Größe zu zeigen und eigene Fehler einzugestehen, um so persönlich zu wachsen. Die Offenheit motiviert uns, nach den Sternen zu greifen, und die Selbstreflexion hilft uns, dabei mit beiden Füßen am Boden zu bleiben. In diesem Spannungsverhältnis findet gesunde Entwicklung statt.

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