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Exzellenz

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„Be different or die“, lautet ein Spruch, der in der Wirtschaft mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. „More of the same“ hat ausgedient. Dem Kunden den Unterschied spüren zu lassen, wo doch scheinbar Produkte und Dienstleistungen ohnehin austauschbar geworden sind. Was macht mein Unternehmen anders als andere, wie hoch ist mein Eigenanspruch an Qualität und Exzellenz? Wie stark ist meine intrinsische Motivation, jeden Tag ein bisschen besser zu werden, jeden Tag den Weg ein Stück weiter zu gehen im Bewusstsein, nie anzukommen? Was bedeutet es für mein Leben, wenn ich am Abend das Gefühl habe, ich habe heute mein Bestes gegeben? Wie viel habe ich heute durch mein Tun in meine „Ich-Aktie“ einbezahlt? Um wie viel sind heute mein Wert und damit mein Selbstwert gestiegen? War ich durchschnittlich oder exzellent? Verfolge ich das Credo, „average is waste of time“, oder mache ich es mir in meiner Komfortzone bequem? Natürlich sind diese Gedanken sehr anspruchsvoll, und wer kann dies alles tatsächlich von sich behaupten? Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Menschen, welche diese Gedanken zu leben versuchen, nicht nur erfolgreicher sind, sondern vor allem auch glücklicher. Natürlich immer unter der Prämisse, sich nicht zu verheizen mit seinen Ressourcen gut hauszuhalten und auch der Seele genügend Nahrung zu geben. Der Leitspruch von L.I.K.E. lautet: „Exzellenz macht Freude“, wobei das eine das andere bedingt, da die beiden Begriffe in Wechselwirkung zueinander stehen.

Suchen wir nach der Herkunft des Begriffs „Exzellenz“, gibt uns wieder das Lateinische Auskunft. „Excellentia“ bedeutet „Vorzüglichkeit“, „Erhabenheit“, aber auch „hervorragende Persönlichkeit“. Die im Sprachgebrauch oftmals nachgestellte französische Phrase par excellence lässt sich wohl am treffendsten mit „in höchster Vollendung“ übersetzen.

Um Exzellenz zu erreichen, bedarf es mehr, als nur in einer Sache gut zu sein. Es bedeutet, ein Thema zu durchdringen, einer Sache auf den Grund zu gehen, ihr Wesen zu verstehen, eins zu werden mit dem, was man tut. Diese Art von Exzellenz drückt sich im Japanischen durch den Begriff (dateze) aus und der Weg dorthin führt über (shu). Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet es „lernen“ oder „nachmachen“. In diesen japanischen Schriftzeichen (Kanji) steckt bereits alles drinnen, was notwendig ist, um Exzellenz zu erlangen.

In den 90er Jahren durfte ich meinen Karate-Meister Hidetaka Nishiyama, in der Fachpresse gerne als „der letzte Samurai“10 bezeichnet, zu einem internationalen Lehrgang in Deutschland begleiten. Auf der sechsstündigen Autofahrt kamen wir ins Philosophieren, unter anderem auch über das Thema Perfektion und Exzellenz. Er fragte mich, ob ich wisse, was ein Katana ist. Ich antwortete: „Ja, natürlich, Sensei (Meister). Das ist das japanische Schwert, welches auch die Samurai getragen haben.“ Dann erzählte er mir, es gebe in Japan Schwertschmiede, die benötigten für die Herstellung eines Schwertes zwei Tage, es gebe aber auch welche, die benötigten dafür zwei volle Jahre. Was meiner Meinung nach hier der Unterschied sei? Ich antwortete ihm, dass jener, der zwei Jahre an einem einzigen Schwert arbeitet, wahrscheinlich ein richtig gutes Schwert machen wolle. Der Meister verneinte und fragte nochmals nach dem Unterschied. Ich startete einen zweiten Versuch und meinte, vielleicht möchte der Katana-Schmied ein perfektes oder exzellentes Schwert machen. Der Meister verneinte wiederum und gab mir zur Antwort: „Er arbeitet an der Vervollkommnung seines Charakters durch die Kunst.“

Ich war tief beeindruckt von dieser Aussage und Sichtweise. 2018 hatte ich die Ehre, einen der letzten ganz großen Schwertschmiedemeister in der Nähe von Tokyo persönlich zu besuchen. Yoshindo Yoshihara Sensei, ein Meister seines Faches, gab mir einen unvergesslichen Einblick in diese Handwerkskunst.11

Der letzte Nicht-Japaner, dem er das Geheimnis dieser außergewöhnlichen Kunst gelüftet hatte, war Steven Spielberg, als dieser den Film The last Samurai drehte. Als ich mitansehen durfte, wie so ein rasierklingenscharfes Schwert entsteht, bei dem allein das Schleifen der Klinge drei Wochen lang dauert, verstand ich, was Meister Nishiyama mit dem Satz: „Er vervollkommne seinen Charakter“, meinte. Wenn jemand zwei Jahre lang seine ganze Aufmerksamkeit diesem begehrten Gut widmet, braucht er sehr viel Geduld, Ausdauer, Präzision, Gelassenheit, Fokussierung, Kreativität und Intuition. Der Lohn dafür ist Exzellenz.

Tauchen wir noch tiefer in die Bedeutung von „Exzellenz“ ein. Meint der Begriff, dass jemand der Beste ist, oder vielmehr, dass er in einer Situation sein Bestes gibt? Der Beste zu sein, ist stark wertend und immer ein Stück weit subjektiv. Exzellenz hat auch eine moralische Komponente: den Anspruch an sich zu stellen, in jeder Situation mit den vorhandenen Umständen sein Bestes zu geben. Hier geht es nicht primär um messbare Erfolge, Macht oder Besitz, sondern vielmehr um innere Zufriedenheit und persönliches Wachstum.

Aristoteles bringt es so auf den Punkt: „Exzellenz ist eine Kunst, die durch Training und Gewöhnung erlernt wird. Wir handeln nicht richtig, weil wir Tugend oder Exzellenz haben, aber wir nähern uns diesen, wenn wir richtig handeln. Wir sind, was wir wiederholt tun. Exzellenz ist also keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“

Es gibt für Exzellenz keine Benchmark, die von Experten als Gradmesser für das Erreichen einer definierten Qualität erstellt worden wäre. Vielmehr handelt es sich um ein Paradigma, das sich stetig verändert, als Resultat unserer täglichen Bemühungen. Gelingt es uns, aus einer intrinsischen Motivation heraus und aus einem persönlichen Anspruch heute etwas besser zu machen als gestern und morgen besser als heute, entsteht daraus Leidenschaft, die erstaunliche Ergebnisse ermöglicht. Exzellenz ist somit eine Haltung, an der es täglich und unermüdlich zu arbeiten gilt. Sie knüpft an unsere Werte an und hilft uns dabei, Ausreden zu überwinden.

Die japanische Kultur bringt einen wertvollen zusätzlichen Aspekt im Zusammenhang mit Exzellenz ein. Ein Ritual aller Budo12-Disziplinen ist es, sich vor und nach jeder Partnerübung zu verneigen. Diese Geste wird begleitet von einem Wort: „oss“. „Oss“ ist die Kurzform für „onegaishimasu“ und bedeutet: „Ich gebe mein Bestes während dieser Übung, damit du dich bestmöglich weiterentwickeln kannst“. Eine bewundernswerte Haltung. Hier kommt der Aspekt der Verantwortung dem anderen gegenüber noch hinzu. Nicht nur ich bemühe mich, Fortschritte zu machen, sondern ich möchte auch dir ein würdiger Partner sein, damit es dir ebenfalls gelingt. Ich zeige Respekt für die Zeit, die du in diese Übung investierst, und übernehme Mitverantwortung, dass diese Zeit auch für dich gut investiert ist. – Ein wunderbarer Gedanke.

In unserem Tun und Schaffen auf Exzellenz zu setzen, ist der sicherste Weg, daran auch echte Freude zu haben. Bringen wir diese Einstellung in Einklang mit unseren beruflichen Herausforderungen, werden wir nicht nur gute Ergebnisse erzielen, sondern wir bereichern uns selbst.

Pearl S. Buck sagt: „Das Geheimnis der Freude an der Arbeit ist in einem Wort enthalten: Exzellenz. Zu wissen, wie man etwas gut macht, bedeutet, es zu genießen.“

Exzellenz hält jung. – Wenn wir stets nach vorne blicken und unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was wir noch besser machen können, so erfüllt es uns mit Hoffnung und einem guten Geist, der uns jung und fit hält. Meine so geschätzte Kollegin Jutta Hagenmüller, ihres Zeichens eine exzellente Personalberaterin, hat mir erzählt, sie möchte jetzt eine GmbH gründen, und das in ihrem stolzen Alter von 75 Jahren. Auf die Frage, warum sie dies machen möchte, wo sie doch schon seit gut zehn Jahren in Pension sein könnte, gab sie mir zur Antwort: „Jetzt weiß ich erst, wie viel ich noch besser machen kann, und das macht mir Freude und hält mich jung.“ Eine wunderbare Einstellung zum Leben. Das Streben nach Exzellenz wird so zu einem sichtbaren Zeichen der eigenen Integrität. Es ist eine Leidenschaft, die uns antreibt, etwas zu verändern, einen Fußabdruck zu hinterlassen, unabhängig von Alter und Stellung. Natürlich gibt es limitierende Faktoren, begrenzte Fähigkeiten oder widrige Umstände, doch genau sie gilt es, durch einen starken Willen und ehrliches Engagement zu kompensieren. Meist haben wir mehr Luft nach oben, als wir glauben.

Auch Will Eisner ist der Ansicht: „Was mich betrifft, bin ich auf der Suche nach Exzellenz. Ich habe keine Zeit, alt zu werden.“

Selbst wenn es viele Menschen nicht zugeben möchten, so ist doch die Anerkennung ein starker Treiber, etwas besser zu tun als andere oder die berühmte Extrameile zu gehen. Erreichen wir in irgendeinem Tätigkeitsfeld Exzellenz, so ist uns die Anerkennung gewiss. Nur ist uns dann die Anerkennung gar nicht mehr so wichtig, weil die Kraft aus der Gewissheit kommt, Außergewöhnliches vollbringen zu können. Das daraus resultierende Selbstvertrauen ersetzt dann das starke Bedürfnis nach Anerkennung. Jetzt gilt es darauf zu achten, dass das erlangte Selbstvertrauen nicht in Überheblichkeit oder Arroganz kippt.

Neugierde und ehrliches Interesse, gepaart mit der nötigen Anstrengung, sind die wichtigsten Indikatoren, um der Exzellenz einen Schritt näherzukommen. Es geht darum, den Funken jeder Chance dafür zu nützen. So sagt Steve Jobs: Wir haben nicht die Chance, derart viele Dinge zu tun, und jeder sollte wirklich exzellent sein. Weil das unser Leben ist.“

Wodurch unterscheidet sich nun der erfolgreiche vom weniger erfolgreichen Verkäufer? Ausschließlich in der Quote. Auch der erfolgreiche Verkäufer erhält Absagen und Rückschläge. Und auch der nicht erfolgreiche Verkäufer macht Abschlüsse. Doch der Unterschied liegt in der Quote. Das Verhältnis zwischen Angeboten und fixierten Abschlüssen ist beim erfolgreichen Verkäufer wesentlich höher. Offensichtlich gelingt es ihm, die bestehenden Chancen besser zu nützen. Selbstkritisch und unermüdlich nach einem besseren Weg zu suchen, anstatt mit Ausreden das eigene Gewissen reinzuwaschen. Letztendlich ist Exzellenz auch eine gute Übung in Intelligenz und Geduld. Sie wird jenen Menschen als Belohnung zuteil, die den Willen und den Mut aufbringen, es zu wagen, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten.

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