Читать книгу Erinnerungen an 60 Jahre Weltgeschichte - Reinhard Warnke - Страница 6
3 Das Ende einer Ära
ОглавлениеDas Jahr 1987 begann mit einem peinlichen und kuriosen Lapsus. Statt der aktuellen Neujahrsansprache des Bundeskanzlers Helmut Kohl strahlte die ARD versehentlich die Konserve aus dem Vorjahr aus. Es gab nicht wenige Bundesbürger, die sich über diese Panne köstlich amüsiert haben – ich gehörte dazu. Kurios war auch die Landung eines jungen deutschen Flugzeugpiloten. Am 28. Mai 1987 drang der erst neunzehn Jahre alte Sportflieger Mathias Rust unbemerkt in den sowjetischen Luftraum ein und landete seine kleine Cessna unbehelligt direkt neben dem Roten Platz in Moskau. Der junge Pilot aus dem nördlich Hamburgs gelegenen Wedel wurde festgenommen und später zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Das für diesen Fall zuständige sowjetische Gericht urteilte wohl nicht ganz zu Unrecht, dass bei der Landung des jungen Piloten auf einer Brücke neben dem Roten Platz Menschen hätten zu Schaden kommen können. Nach bereits vierzehn Monaten wurde Rust aus dem Gefängnis entlassen mit der Auflage, die Sowjetunion unverzüglich zu verlassen. Es bleibt dahin gestellt, ob das frühere Regime unter der Führung eines Leonid Breschnew auch so behutsam mit dem damals gefeierten Hobbyflieger umgegangen wäre. Ob Mathias Rust diese Milde verdient hatte darf ohnehin bezweifelt werden, denn nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik musste er sich wegen unterschiedlicher Delikte vor Gericht verantworten und wurde unter anderem wegen versuchten Todschlags zu einer 30-Monatigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Im Februar kam der Torwart unserer damaligen Fußball-Betriebsmannschaft auf mich zu, um mich zu fragen, was ich davon halten würde, ein Freundschaftsspiel gegen ein Prominenten-Team zu bestreiten. Er erzählte mir, dass sein Onkel Redakteur beim NDR Niedersachsen sei und einen guten Kontakt zu dem Verwaltungsleiter des Funkhauses in Hannover habe, der wohl ein ausgesprochener Fußballfan war und wie mir mein Kollege erzählte, die Spiele der Traditionsmannschaften Uwe Seelers und Hans Rosenthals koordinierte. Ich fand diesen Vorschlag nicht uninteressant wusste aber auch, dass ich bei der Umsetzung dieses Vorhabens eine Menge Arbeit und eine große Verantwortung auf mich nehmen würde. Gleichwohl ging ich zu meinem Chef, mit dem ich befreundet war. Häufig war ich zuvor mit ihm zu Spielen des HSV gefahren und er war auch dabei, als wir zehn Jahre zuvor den Gewinn des Europapokals in Amsterdam gegen den RSC Anderlecht bejubelt hatten. Ich konnte meinen Chef davon überzeugen, dass wir ein solches Spiel für unsere Krankenkasse marketingmäßig durchaus nutzen könnten, wenn dies im Rahmen des in Kürze anstehenden Stadtfestes in Winsen und zu Gunsten einer wohltätigen Einrichtung ausgetragen werden würde. Ich bekam daraufhin den Auftrag diese Begegnung zu organisieren, natürlich in einem finanziell begrenzten Rahmen.
Also reiste ich daraufhin, zusammen mit meinem Kollegen, der die ganze Angelegenheit in Gang gesetzt hatte, nach Hannover, um im dortigen Rundfunkhaus die Einzelheiten festzulegen. So saß ich jetzt plötzlich Konrad Haupt gegenüber und erfuhr erst jetzt, dass der nicht nur Verwaltungsleiter im Hannoverschen Rundfunkhaus war, sondern auch Gründer der NDR-Traditionsmannschaft gewesen ist, in der nicht nur Uwe Seeler und Hans Rosenthal gespielt hatten, sondern sogar der große Pele, die deutsche Boxlegende Max Schmeling und Schauspieler Maximilian Schell. Konrad Haupt gab sich so locker und entspannt, dass sich meine anfängliche Unsicherheit schnell gelegt hatte. Ich konnte zu meinem Erstaunen feststellen, dass er sich schon sehr eingehend mit unserem Anliegen beschäftigt hatte und wusste, dass der finanzielle Rahmen für mich beschränkt war. Er machte eingangs deutlich, dass ein Wolfgang Overath nicht dabei sein werden könne, da für ihn alleine das zur Verfügung stehende Geld nicht ausreichen würde. Dann aber erklärte er, dass er bereits feste Zusagen für das anstehende Spiel habe, unter anderem von Werner Gräber, Mitglied der Mannschaft von Hannover 96, die 1964 überraschend den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft hatte, Walter Schmidt, der 1967 als Mannschaftsführer mit Eintracht Braunschweig sensationell deutscher Meister geworden war, Dieter Zembski, der 1971 ein Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft bestritten hatte, sowie vom Olympiasieger im Boxen bei den Olympischen Spielen 1972 in München, Dieter Kottysch, und dem Motorradartisten Jürgen Baumgarten. Dann aber schlug mein Herz noch höher, als Konrad Haupt mitteilte, dass auch die ehemaligen Stars des HSV „Charly“ Dörfel, Horst Blankenburg und Holger Hieronymus bereits ihre Zusage für das Spiel gegeben hatten. Es waren Spieler, die ich in ihrer aktiven Zeit so häufig im Volksparkstadion habe spielen sehen.
Am 30. Mai 1987 war es dann soweit und das „große Spiel“ konnte auf dem Sportplatz meines Vereins beginnen, in dem ich etliche Jahre Fußball gespielt habe. Fast alle Kolleginnen und Kollegen waren mit unterschiedlichen Aufgaben betraut und alle hörten an diesem Tag auf mein Kommando. Sogar meine Freundin war dabei, die sich absolut nicht für Fußball interessierte, aber sich dennoch zur Verfügung stellte, an einer der „Stadion“ - Kassen zu sitzen. Das Spiel gegen die Prominenten-Mannschaft stand unter dem Motto „Ein Platz an der Sonne“ und so war es naheliegend, dass der Eintritt fünf Mark betrug. Keiner, der nicht zu den Hilfskräften gehörte oder Spieler einer der beiden Mannschaften war, kam an meiner Freundin vorbei, ohne eine zuvor erworbene Eintrittskarte vorzulegen oder fünf Mark an der Kasse zu bezahlen. Auch die Ehefrau von Horst Blankenburg wurde von meiner Freundin zur Kasse gebeten und als diese sich als Spielerfrau zunächst geweigert hatte, Eintritt zu bezahlen, gefragt, ob sie keine fünf Mark für einen guten Zweck übrig habe. Als mir der erste deutsche Fußballspieler, der am Gewinn des Europapokals der Landesmeister beteiligt gewesen war, damals noch in Diensten von Ajax Amsterdam, dies erzählte, duzten wir uns längst, amüsierten uns dann über diesen Zwischenfall und auch seine Ehefrau hatte sich mittlerweile wieder beruhigt.
So wie meine Freundin, erfüllten alle Helfer die ihnen zugewiesenen Aufgaben mit Bravour und schon das Rahmenprogramm, das bereits drei Stunden vor Beginn des Spiels begonnen hatte und an dem sich sogar die bekanntesten Mitglieder des Stadtrates beteiligten, wurde ein großes Erlebnis für die Zuschauer. Davon habe ich selbst allerdings nur wenig mitbekommen, da ich im Clubheim des Vereines mit Helmut Müller zusammen saß, dem ich Informationen über jeden Spieler unserer Betriebssport-Mannschaft geben musste, weil er das anstehende Fußballspiel für das Publikum als Reporter live kommentieren sollte, so wie ich es mit Konrad Haupt abgesprochen hatte. Für die jüngeren Leser oder diejenigen, die sich nicht so sehr mit dem Fußball beschäftigen, muss ich erwähnen, dass Helmut Müller als freier Mitarbeiter des NDR in Hannover gearbeitet und regelmäßig Spiele der Fußball-Bundesliga kommentiert hatte. Sein Name war mir zuvor schon deshalb bestens bekannt, weil er bei seinen Reportagen eine so unglaublich ähnliche Stimme hatte, wie der legendäre Reporter Herbert Zimmermann, der 1954 das Wunder von Bern im Radio kommentierte. Als ich mit Helmut Müller zusammen saß, um ihm einige Informationen zu den Spielern der Betriebssport-Fußballmannschaft zu geben, sprach ich ihn natürlich auch auf seine markante Stimme an. Er erzählte mir nicht ohne Stolz, dass Herbert Zimmermann im Rundfunkhaus Hannover sein Lehrmeister gewesen sei, er sich seiner Art des Kommentierens und schließlich sogar der Stimme seines Vorbildes angenommen hatte. In der Zwischenzeit waren nach und nach die Spieler der NDR-Traditionsmannschaft in dem Clubheim meines Vereins eingetroffen. Ich kam mir vor wie in einem falschen Film oder einem merkwürdigen Traum, als ich mich plötzlich zwischen bekannten Menschen befand, die ich bisher nur am Fernsehschirm oder von der Tribüne eines Fußballstadions aus gesehen hatte, die mich aber begrüßten, als wenn man sich schon seit langer Zeit kennen würde. Konrad Haupt erzählte mir, dass noch zwei Überraschungsgäste kommen würden, die aber eine etwas längere Anreise hatten. Reporter Helmut Müller hatte die notwendigen Informationen von mir erhalten und mittlerweile unterhielt ich mich mit Holger Hieronymus vor dem Kabineneingang über dessen schwere Knieverletzung, die er sich am 31. März 1984 im Bundesligaspiel gegen Waldhof Mannheim zugezogen und die seine hoffnungsvolle Profikarriere schon so frühzeitig beendet hatte. In diesem Moment kamen die beiden noch fehlenden Spieler um die Ecke und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Da kam Willi „Ente“ Lippens, der immer zu einem Spaß aufgelegt war und mit ihm ein Mann, den ich im 1. Band meines Buches schon häufig erwähnt habe. Jetzt stand „Boss“ Helmut Rahn, Torschütze des Siegtreffers beim Wunder von Bern, leibhaftig vor mir. Die beiden Stars vergangener Fußballzeiten begrüßten mich freundlich, mussten dann aber schnell zum Umziehen in die Kabine eilen, da das Spiel bald beginnen sollte.
Angeführt von Schiedsrichter Martin Jente, dem seinerzeitigen „Butler“ Hans-Joachim Kulenkampffs in dessen erfolgreicher Rate-Show „Einer wird gewinnen“, die nach der 90. Folge in diesem Jahr gerade zu Ende gegangen war, betraten die Mannschaften unter dem Beifall der 1.000 Zuschauer den Platz. Im Anstoßkreis scherzte Willi Lippens noch ein wenig mit mir, während er ein paar Kabinettstücke mit dem Ball vollführte. Dann verließ ich zusammen mit dem Winsener Bürgermeister den Platz, der die Spieler begrüßt hatte, denn als Spieler hatte ich mich nicht vorgesehen. Auch wenn ich viele zuverlässige Helfer hatte, war ich mit der Organisation reichlich ausgelastet und war andauernd unterwegs, um zu schauen, ob alles funktioniert wie geplant. Jetzt aber hatte die Begegnung begonnen und es entwickelte sich ein durchaus ansehnliches Spiel, mit einem bemerkenswerten Tempo, wenn man bedenkt, dass etliche Akteure das 50. Lebensjahr schon lange überschritten hatten. Auch wenn der Spaß in einer solchen Begegnung im Vordergrund stehen sollte, der Ehrgeiz ein Spiel zu gewinnen, ist bei Fußballspielern immer vorhanden. Zwei Akteure überzogen ihre Rivalität in diesem Spiel aus meiner Sicht jedoch bedenklich: Charly Dörfel und unser Hausmeister, der gegen den ehemaligen Nationalspieler verteidigte, gerieten teilweise so heftig aneinander und beschimpften sich gegenseitig, dass man Schlimmstes befürchten musste. Ansonsten hatten alle Spieler und auch die Zuschauer eine Menge Spaß, nicht zuletzt aufgrund der überragenden Live-Reportage, in der Helmut Müller mit der Stimme Herbert Zimmermanns vom Spielfeldrand aus das Geschehen so spannend schilderte, als handele es sich um das wichtigste Fußballspiel auf deutschem Boden seit zehn Jahren, wobei er aber auch mit zahlreichen Pointen die Zuschauer zum Lachen bringen konnte. Zwischendurch lief mir der Vorsitzende des Vereins über den Weg, den ich seit meiner C-Jugendzeit kannte und der machte mir ein großes Kompliment zu dieser gelungenen Veranstaltung und stellte fest: “So viele Zuschauer haben wir auf unserem Platz schon seit Jahren nicht gehabt.“ In der zweiten Halbzeit stand ich eine Weile mit Werner Gräber hinter dem Tor des Gastgebers zusammen, der sich erschöpft hatte auswechseln lassen und plauderte mit ihm über die Anfangszeit der Fußball-Bundesliga, die auch von Hannover 96 von der zweiten Saison an mitgeprägt worden war. In der Begegnung selbst führte unsere Betriebssportmannschaft kurz vor Ende des Spiels mit 4:3 und die NDR-Prominenten-Mannschaft stand vor der ersten Niederlage nach drei Jahren, doch kurz vor dem Abpfiff gelang ihr der Ausgleich. Wer hatte diesen verdienten Ausgleichstreffer wohl erzielt? Natürlich war es Helmut Rahn. Das Spiel war zu Ende, die Spieler begaben sich unter die Duschen und die Zuschauer machten sich zufrieden auf den Heimweg. Die Reihen lichteten sich und jetzt traf ich meine Eltern, Freunde und zeitgleich auch meinen Chef. Alle wollten mir gratulieren und erst jetzt merkte ich, unter welcher Anspannung ich den ganzen Tag und auch schon die Zeit davor gestanden hatte. Es hätte ja auch schief gehen können, dann wäre ich der Depp gewesen. Ich weiß nicht, ob sich viele der Akteure so kaputt fühlten, wie ich in diesem Moment.
Nachdem die Spieler geduscht hatten, ging es gemeinsam in die nahe gelegene Stadthalle, wo auf besonderen Wunsch von Konrad Haupt Spargel und Schinken serviert werden sollte. Nur Helmut Rahn und Willi Lippens hatten sich vorzeitig von mir verabschiedet. Dies war natürlich verständlich, denn sie hatten noch den langen Heimweg in das Ruhrgebiet vor sich. Charly Dörfel hatte sich indes immer noch nicht beruhigt und pöbelte immer noch aufgrund der aus seiner Sicht zu rauen Gangart seines Gegenspielers. In seiner Ansprache vor dem gemeinsamen Essen ließ es sich mein Chef nicht nehmen, noch etwas Öl ins Feuer zu gießen und ein bisschen gegen den ehemaligen Außenstürmer des HSV, dem auch er früher im Volksparkstadion zugejubelt hatte, zu sticheln und so wurde es mehr und mehr zu einer eher lustigen und schon fast satirischen Diskussion, zumal ich am Gesichtsausdruck Dörfels erkannt zu haben glaubte, dass der seine Einwände längst selbst nicht mehr ernst nahm und sich einfach nur in der Rolle des pöbelnden Nörglers gefiel, um damit im Mittelpunkt zu stehen. Holger Hieronymus sagte den in seiner Nähe sitzenden Gegenspielern aus der zuvor ausgetragenen Begegnung: „Ihr hättet Charly ein Tor schießen lassen sollen, dann hätte er auch nicht so eine schlechte Laune“. Dies verhinderte jedoch der Torhüter, der dieses Spiel eingefädelt hatte, mit einer Reihe von Glanzparaden. Er war gar kein gelernter Torwart, sondern eigentlich Volleyball-Spieler, wuchs an diesem Tag aber über sich hinaus, sehr zum Leidwesen Dörfels, der mit mehreren sehenswerten Schüssen immer wieder an diesem „Hobby-Torwart“ gescheitert war.
An einer der beiden langen Tafeln, auf denen mittlerweile der leckere Spargel serviert worden war, saß ich neben Horst Blankenburg, mit dem ich mich vom ersten Moment an prächtig verstand. Ich gebe zu, dass ich den früheren Star von Ajax Amsterdam und des HSV immer als ein wenig arrogant eingeschätzt hatte. Jetzt war ich umso mehr überrascht darüber, mich mit einem Menschen zu unterhalten, der äußerst sympathisch und angenehm war. Es machte mir deutlich, dass die angenommene Arroganz vieler Sportler häufig nur ein Vorurteil Außenstehender ist, die den Menschen überhaupt nicht kennen und Arroganz wohl schon aufgrund derer Erfolge unterstellen. In Bezug auf den Zwischenfall mit Charly Dörfel sagte Horst Blankenburg zu mir. „So kennen wir den Charly. Einige Spieler der HSV-Traditionsmannschaft verzichten schon freiwillig auf einen Einsatz, wenn sie wissen, dass auch er im Team sein werde.“ Selbstverständlich unterhielten wir uns auch weiterhin zunächst in erster Linie über Fußball-Themen. Für mich war es natürlich spannend, als er von seiner erfolgreichen Zeit bei Ajax Amsterdam erzählte, wo er zusammen mit dem großen Johan Cruyff dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte und als er von seinem anschließenden Wechsel zum HSV berichtete. Dass ich den Finger in eine Wunde legen würde, als ich auf das Endspiel des HSV um den Europapokal der Pokalsieger, ausgerechnet in Amsterdam, zu sprechen kam, hatte ich geahnt. Ich erzählte ihm, dass ich damals mit dem Bus zum Endspiel gefahren sei, mit dabei auch mein Chef, der gerade die Ansprache vor dem gemeinsamen Essen gehalten hatte und machte deutlich, dass wir seinerzeit sehr erstaunt gewesen seien, als Trainer Kuno Klötzer überraschend nicht ihn, sondern Hans-Jürgen Ripp als Libero aufgestellt hatte. Blankenburg bestätigte, dass ihn dies seinerzeit schwer getroffen habe, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass sich auch verdiente HSV-Spieler wie Klaus Zaczyk und Ole Björmose das Spiel von der Auswechselbank aus anschauen mussten. Doch am Ende hatte der HSV den Europapokal mit einem 2:0-Sieg gewonnen und demnach hatte der Trainer offensichtlich alles richtig gemacht. Mit einigen Akteuren der Prominenten-Mannschaft begab ich mich nach dem gemeinsamen Spargel-Essen noch zum Winsener Stadtfest, wo wir im dortigen Festzelt gemeinsam einen feucht-fröhlichen Abend verlebten. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass man als „Normalbürger“ so viele öffentlich bekannte Personen trifft, mit ihnen interessante Gespräche führt und dabei auch noch mehr oder weniger im Mittelpunkt des Geschehens steht. Deshalb bleibt dieser 30. Mai 1987 für mich natürlich ein unvergesslicher Tag. Fußball – die schönste Nebensache der Welt.
Ein tragischer Zufall war es, dass der beliebte Showmaster Hans Rosenthal im Alter von nur 61 Jahren am 10. Februar 1987 verstarb, wenige Tage nachdem ich die Einzelheiten für das geschilderte Fußballspiel im Landesrundfunkhaus Hannover mit Konrad Haupt besprochen hatte. Hans Rosenthal ist ein Freund von ihm gewesen und war gerade nach der Gründung im Jahr 1947 ein wichtiges Mitglied der NDR-Prominenten-Mannschaft. Als sein Tod bekannt wurde, herrschte tiefe Betroffenheit in der deutschen Bevölkerung. Die Trauer hielt sich dagegen bei einem Großteil der Deutschen in Grenzen, als die Medien im August darüber berichteten, dass Rudolf Heß gestorben sei. Der ehemalige Stellvertreter Adolf Hitlers, der im Jahr 1941 mit seinem spektakulären Flug nach Großbritannien für Aufsehen gesorgt hatte, weil er der britischen Regierung angeblich ein Friedensangebot machen wollte, allerdings für seine eigenmächtige Aktion eher Hohn und Spott erntete und was für ihn das Schlimmste gewesen sein dürfte, die Missachtung seines geliebten Führers. Hess ist im Nürnberger Prozess 1946 zu lebenslanger Haft verurteilt worden und wurde, wie die anderen Verurteilten, die nicht hingerichtet worden waren, im Kriegsgefangenengefängnis Berlin-Spandau untergebracht. Er war der wohl „teuerste„ Gefangene aller Zeiten, denn während andere Kriegsverbrecher nach und nach aus der Haft entlassen worden oder mittlerweile verstorben waren, blieb der ehemalige Stellvertreter des Führers über vierzig Jahre lang „Gast“ hinter den Gittern des Spandauer Kriegsverbrecher-Gefängnisses. Viele Jahre lang war er der einzig verbliebene Gefangene und ausschließlich für ihn musste der Betrieb der Haftanstalt aufrecht erhalten werden, mit abwechselnder Präsenz der Kriegsgewinner.
Ein anderer Todesfall im Oktober 1987 war allerdings einer der wohl spektakulärsten in der Geschichte der Bundesrepublik, aber dies hatte eine lange Vorgeschichte. Die Wahl zum 11. Deutschen Bundestag im Januar hatte keine wirklichen Sensationen mit sich gebracht. Zwar mussten CDU und CSU erhebliche Verluste hinnehmen, doch die SPD mit ihrem Kanzler-Kandidaten Johannes Rau konnte aufgrund innerparteilicher Querelen im Vorfeld zur Wahl kein Kapital daraus schlagen. Da nur die „kleinen„ Parteien FDP und die Grünen deutliche Stimmenzuwächse verzeichnen konnten, änderte sich nichts an den Machtverhältnissen, so dass Bundeskanzler Helmut Kohl in seinem Amt bestätigt werden konnte. In der Folge zu den zuvor stattgefundenen Streitigkeiten in seiner Partei, erklärte Willy Brandt im März seinen Rücktritt als Vorsitzender der SPD. Sein Nachfolger wurde drei Monate später Hans-Jochen Vogel.
Die Bundestagswahl und ihre Folgen wurden jedoch von einem innerpolitischen Ereignis dieses Jahres in den Schatten gestellt, über das noch heute diskutiert wird und nicht alle Fragen, die sich daraus ergeben hatten, konnten bis jetzt wirklich beantwortet werden. Im nördlichsten Bundesland der Republik fanden die Landtagswahlen statt und einen Tag vor der Wahl wurde die Aufdeckung einer der größten Polit-Skandale in der Geschichte der Bundesrepublik ins Rollen gebracht, der in der Öffentlichkeit später „Waterkantgate in Kiel“ genannt werden sollte. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte in einem Artikel über üble Machenschaften des amtierenden Ministerpräsidenten Uwe Barschel gegen Björn Engholm, dem Spitzenkandidaten der SPD, berichtet. Es wurde bekannt, dass Barschel seinen Referenten Reiner Pfeiffer beauftragt hatte, Intrigen gegen seinen Widersacher zu spinnen, nachdem er im Wahlkampf festgestellt hatte, dass die Gunst der Wähler mehr und mehr in Richtung des sympathischen Björn Engholm aus Lübeck über zu schwappen drohte. Gegen Engholm wurde von Referent Pfeiffer eine anonyme Anzeige wegen angeblicher Steuerhinterziehung erhoben und er streute das Gerücht, der Spitzenkandidat sei schwul und habe Aids. Die Wähler aber hatten sich nicht täuschen lassen und sorgten dafür, dass die SPD erstmals seit 1954 stärkste Kraft in Schleswig-Holstein werden konnte. In Koalition mit der FDP erreichte die CDU dennoch eine knappe Mehrheit und Uwe Barschel konnte Ministerpräsident bleiben. Nach dem Wahlsonntag wurden immer weitere Enthüllungen über Schmutzkampagnen, Abhöraktionen und Verleumdungen bekannt und ein in der Bundesrepublik bis dahin nicht gekannter Verlust an politischer Kultur wurde offenbart. Fünf Tage später kam es zu einer legendären Pressekonferenz in Kiel, in der Barschel den Ahnungslosen mimte und alle Anschuldigungen von sich wies. Als man jedoch sah, wie hilflos er neben seinem Landesvorsitzenden Gerhard Stoltenberg stand, dem damaligen Bundesfinanzminister, und seine Unschuld zu untermauern versuchte, indem er schwor: „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“, war es offensichtlich, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte und total am Ende war.
Nachdem der Koalitions-Partner FDP begonnen hatte, sich von Uwe Barschel zu distanzieren, trat der Ministerpräsident von seinem Posten zurück, flog nach Gran Canaria und von dort aus weiter nach Genf, warum auch immer. In dem Nobelhotel „Beau Rivage“ wurde er am 11. Oktober 1987 tot in der Badewanne seines Hotelzimmers aufgefunden, in voller Bekleidung. Hatte er sich mit Pillen selbst das Leben genommen, weil er vor den Trümmern seiner Ambitionen stand? Denkbar wäre dies, denn der aus einfachen Verhältnissen gekommene junge Spitzenpolitiker ist offenbar bereit gewesen, für seine Karriere alles zu tun. Ist er genau daran gescheitert? Insbesondere die Familie aber glaubte nicht an die Theorie eines Selbstmordes und auch die Staatsanwaltschaft war schon nach kurzer Zeit nicht mehr davon überzeugt, dass es sich um Suizid gehandelt habe, denn zu viele Indizien im Hotel deuteten auf einen unliebsamen Besuch hin. In der Folgezeit machten sich abenteuerliche Theorien in der Öffentlichkeit breit. Hatte die Stasi Barschel auf dem Gewissen? Schließlich weilte der bekennende Antikommunist auffallend oft in der DDR – was hatte er dort gesucht? Auch der Israelische Geheimdienst Mossad wurde ins Spiel gebracht. Hatte Barschel wirklich Waffendeals zwischen dem Iran und Israel hintertrieben, wie ein Mossad-Agent später behauptete? Oder waren es gar Waffenhändler, weil Barschel für die Lieferung Kieler U-Boote nach Südafrika seine Hand ins arg heiße Wasser gelegt hatte? Sei es drum, die nunmehr erforderlich gewordene Neuwahl des Kieler Landtages fand Anfang 1988 statt. Dabei gelang der SPD mit einer absoluten Mehrheit von 54,8 Prozent der Stimmen ein triumphaler Wahlsieg und Björn Engholm wurde Ministerpräsident in Schleswig-Holstein.
Der mysteriöse Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel bleibt jedoch bis heute ein Rätsel. Der Zufall will es, dass im gleichen Jahr eine bahnbrechende Erfindung erstmals zur Anwendung gekommen war, der es den Ermittlungsbehörden fortan eminent erleichtern sollte, Verbrechen aufzuklären, selbst wenn sie schon eine lange Zeit zuvor begangen worden sind. In England konnte erstmals ein Mord aufgrund eines DNA-Testes aufgeklärt werden. Es war der wohl größte Meilenstein in der Kriminalgeschichte. Der Tod Uwe Barschels blieb aber auch trotz dieser revolutionäre Erneuerung unaufgeklärt. Obwohl, im Juli 2012 sollen tatsächlich fremde DNA-Spuren auf der Kleidung Barschels gefunden worden sein. Bleibt abzuwarten, ob das Geheimnis doch noch gelüftet wird.
Etwa zwanzig Jahre nach dem Tod Uwe Barschels befand ich mich auf der Rückreise von einer Dienstbesprechung in Hannover. Es war spät geworden und so war ich der einzige Gast im Bord-Bistro des Intercitys. Einige Minuten nach der Abfahrt des Zuges betrat ein weiterer Fahrgast das Bistro-Abteil. Oha, dachte ich, „der hat ja verblüffende Ähnlichkeit mit Björn Engholm.“ Als der Mann beim Kellner einen Rotwein bestellte und ich seine Stimme hörte war mir klar, dass es tatsächlich der ehemalige SPD-Spitzenpolitiker war. Nachdem er sein Getränk erhalten hatte, schlug er das mitgebrachte Taschenbuch auf, bevor er jedoch mit dem Lesen begonnen hatte hielt er inne, weil ich ihn angesprochen hatte. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wie ich unsere Unterhaltung eingeleitet habe, aber in der jetzt folgenden knappen Stunde sollte sich die wohl interessanteste Dienstreise ereignen, die ich erlebt habe. In der Zeit von 1988 bis 1993 war der ehemalige Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, Björn Engholm, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident, 1991 wurde er zudem Bundesvorsitzender der SPD. In der Öffentlichkeit war er äußerst beliebt und galt als designierter Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 1994, denn mit ihm erhoffte sich seine Partei, wohl nicht ganz zu Unrecht, den amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl vom Thron stoßen zu können. Zweimal wurde Björn Engholm Opfer der Barschel-Affäre. Zunächst wurde er vor der Landtagswahl im nördlichsten Bundesland bespitzelt und diffamiert, im Jahr 1993 stellte ein Untersuchungsausschuss ihn an den Pranger, weil er zunächst nicht zugegeben hatte, von den Bespitzelungen durch Reiner Pfeiffer schon vor der Wahl in Schleswig-Holstein gewusst zu haben. Hierin ein Vergehen zu sehen, dass einen Untersuchungsausschuss erforderlich machte, ist schon abenteuerlich. Doch offensichtlich musste dies sein, weil der Emporkömmling aus dem Norden dem amtierenden Bundeskanzler gefährlich werden könnte. Allerdings muss man heraus stellen, dass der CDU-Vorsitzende bei der Bewältigung einer solchen Situation cleverer war, als sein junger Konkurrent. Wenn ihm der Vorwurf gemacht wurde, er habe im Zusammenhang mit einer ihn belastenden Angelegenheit nicht die Wahrheit gesagt, erklärte er lediglich, er könne sich nicht erinnern. Aus Verbitterung darüber, wie man in diesen politischen Machtkämpfen mit ihm umgegangen war, trat Björn Engholm am 03. Mai 1993 von allen Ämtern zurück und Helmut Kohl konnte aufatmen, weil ein gefährlicher Rivale aus dem Weg geräumt werden konnte, wie auch immer.
Auf meine Frage im Bord-Bistro des Inter-City-Zuges, ob er noch in einer Funktion politisch tätig sei und ob er noch in Lübeck wohne, antwortete Björn Engholm, dass er sich zwar nach wie vor sehr für die politischen Ereignisse interessiere, sich aber aktiv total aus der Politik zurück gezogen habe. Er sei nur noch in Sachen Kultur unterwegs und wohne immer noch in Lübeck, aber dies sei heute auch sein Problem. Er hatte an diesem Tag an einer Veranstaltung in Münster teilgenommen, musste auf seiner Rückreise dann aber den Umweg über Hannover in Kauf nehmen, weil die normale Stecke nach Hamburg über Bremen, aus welchen Gründen auch immer, gesperrt war. Jetzt musste er hoffen, rechtzeitig am Hamburger Hauptbahnhof anzukommen, damit er den Anschlusszug nach Lübeck noch erreichen würde. Seine Berührungspunkte im Zusammenhang mit der Barschel-Affäre und seinem damit verbundenen Abschied aus der Politik, habe ich bewusst nicht angesprochen, sondern nur sehr oberflächlich gefragt, ob es nicht unglaublich interessant und aufregend gewesen sei, mit all den bedeutenden Personen zusammen zu kommen und eine herausragende Rolle in der Politik gespielt zu haben. Er hat dies durchaus eingestanden, gleichzeitig aber auch hinzugefügt, dass man dabei auch tiefe Enttäuschungen erleiden könne. Verbitterung klang in seiner Stimme und mir war klar, dass er damit die Umstände meinte, die ihn zum Rücktritt von seinen politischen Ämtern bewegt hatten. So sympathisch, wie Björn Engholm zwanzig Jahre zuvor im Fernsehen gewirkt hat, so angenehm war das Gespräch mit ihm, bis ich in Lüneburg den Zug verlassen musste. Ich hoffe, dass er an diesem Tag in Hamburg seinen Anschlusszug nach Lübeck noch bekommen hat.
Am 01. November 1986 verlor der FC Bayern München sein Bundesligaspiel-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen mit 0:3. Es sollte die einzige Niederlage in der Saison 1986/ 87 bleiben und am Ende konnten die Münchener zum dritten Mal in Folge die deutsche Meisterschaft feiern. Ärgster Rivale der Bayern war in dieser Spielzeit der HSV. Das vor entscheidende Spiel auf dem Weg zur Meisterschaft fand am 28. März 1987 im Hamburger Volksparkstadion statt. Die 1:0-Führung für die Gastmannschaft erzielte der Däne Lars Lunde bereits nach 26 Minuten und die Bayern waren Spiel bestimmend. Mit Beginn der zweiten Halbzeit setzte der HSV die Münchener jedoch mehr und mehr unter Druck und traf in diesem Spiel zweimal den Pfosten, aber es dauerte bis zur 81. Minute, bis die HSV-Fans jubeln durften. Da hatte HSV-Mittelstürmer Manfred Kastl mit einem für Torhüter Jean-Marie Pfaff unhaltbaren Schuss in den Winkel ausgleichen können. Doch dann kam die 87. Spielminute. Der bis dahin überragende HSV-Torwart Uli Stein hatte einen schwachen Abstoß zu Thomas von Heesen gespielt, der bedrängt war, den Ball deshalb nicht kontrollieren konnte und ihn ungefähr vierzig Meter vor dem eigenen Tor an Michael Rummenigge verlor. Mit dem Ball am Fuß zog der Bayern-Stürmer in Richtung HSV-Tor, ließ zwei Hamburger Abwehrspieler stehen und dann hätte er in die Mitte spielen müssen, um den freistehenden Dieter Hoeneß anzuspielen, wie er später selber erzählte. Doch er umspielte auch noch Uli Stein und schob den Ball ins leere Tor. Der überragende Spieler an diesem Tag verhinderte dann in der Schlussminute auf der Torlinie auch noch den Ausgleich. Bei einem eigenen Sieg hätten die Hamburger die Tabellenführung übernommen, jetzt lagen sie drei Punkte hinter den Bayern, die in den weiteren Begegnungen ihre Dominanz ausspielten. Aber auch der Hamburger SV zeigte weiterhin gute Leistungen. Am 15. Mai 1987 wurde die Meisterschaft jedoch endgültig entschieden, als der HSV in einem hochklassigen Spiel 3:4 bei Borussia Dortmund verlor. Der FC Bayern München wurde zum 10. Mal deutscher Meister und damit alleiniger Rekord-Meister vor dem 1. FC Nürnberg.
Torschützenkönig der Saison wurde mit 24 Treffern der junge Gladbacher Uwe Rahn, der zugleich auch zum Fußballer des Jahres gewählt wurde. In den letzten zehn Saisonspielen erzielte er vierzehn Tore und trug maßgeblich dazu bei, dass Borussia diese Begegnungen allesamt gewann und in der Tabelle vom 12. auf den 3. Platz klettern konnte. Im gleichen Jahr endete jedoch bereits seine im Jahr 1984 begonnene Nationalmannschafts-Karriere, als er am 23. September 1987 beim 1:0-Sieg gegen Dänemark für Klaus Allofs eingewechselt worden war.
Für dieses Länderspiel im Hamburger Volksparkstadion hatte auch ich eine Eintrittskarte, konnte sie dann aber nicht nutzen, weil ich von der Bundeswehr zu einer zweiwöchigen Reserveübung eingeladen worden war. Nach dem Ende meines letzten „Einsatzes“ für das Vaterland beschlossen meine Freundin und ich, zusammen zu ziehen. Da ich Kater Olga hatte und auch sie zwei Katzen, suchten wir eine Parterrewohnung, damit die Vierbeiner nach draußen gelangen konnten. Durch Vermittlung eines befreundeten Kollegen fanden wir ein Reihenhaus, in das wir bereits im Januar des nächsten Jahres als Mieter einzogen und das wir ein halbes Jahr später gemeinsam kauften.
Nach dem verlorenen Weltmeisterschaftsendspiel gegen Argentinien 1986 in Mexiko hatte Karl-Heinz Rummenigge seine Nationalmannschaftskarriere nach 95 Länderspielen beendet. Sein Nachfolger als Mannschaftsführer wurde Harald „Toni“ Schumacher, der im März 1987 für einen Eklat sorgte, als sein Buch „Anpfiff“ veröffentlicht worden war. Toni Schumacher war immer einer, der offen seine Meinung gesagt hat und das ist zunächst als absolut positiv zu bewerten. Als er sein Buch mit dem Untertitel „Enthüllungen über den deutschen Fußball“ schrieb, hat er mit Sicherheit viele Dinge angesprochen, die sich so im Profifußball abspielen und der Realität entsprechen. Dabei jedoch hatte Schumacher den Bogen überspannt, weil er über interne Angelegenheiten berichtete, die eigentlich Vertrauenssache sein sollten. Zudem diffamierte er ehemalige Mitspieler, wie zum Beispiel Olaf Thon, mit dem er in der Nationalelf zusammen gespielt hatte, und den er sinngemäß als einen dummen Jungen hinstellte. Besondere Aufregung erregte Schumachers Anschuldigung, dass in der gesamten Bundesliga gedopt werde und auch er selbst einen Selbstversuch mit Dopingmitteln unternommen habe. Immerhin führte der DFB daraufhin die Dopingkontrollen ein, doch die meisten Spieler, Trainer sowie Funktionäre der Bundesligavereine waren äußerst erbost über die Anschuldigungen Schumachers und auch die Öffentlichkeit reagierte eher distanziert. Im Jahr darauf erhielt ich das Buch „Anpfiff“, das wochenlang die Bestsellerliste in Deutschland angeführt hatte, von einem der Gäste als Geburtstagsgeschenk. Mein Chef, der ebenfalls Gast bei meiner Geburtstagsfeier war, sagte zu mir, er hätte es als Beleidigung empfunden, wenn ihm dieses Buch geschenkt worden wäre. In der Tat steht dieses Aufsehen erregende Werk nach wie vor bei mir im Bücherregal, ohne dass ich es jemals gelesen habe. Irgendwie muss Toni Schumacher damals recht naiv gewesen sein, dass er als aktiver Bundesligaprofi seine Enthüllungen veröffentlichte, aber ich befürchte, dass er es bis jetzt noch nicht verinnerlicht hat, damals einen großen Fehler begangen zu haben.
Sein Verein, der 1. FC Köln, sah sich gezwungen, den Vertrag mit seinem Torhüter aufzulösen, in beiderseitigem Einvernehmen, wie Manager Michael Meier später betonte. Dies war sicherlich die schlimmste Folge, die Toni Schumacher aufgrund seines Buches hinzunehmen hatte. Er musste den Verein verlassen, den er seit seiner Jugend in seinem Herzen trug, bei dem er seinen ersten Profivertrag erhalten hatte und anschließend zum Weltklasse-Torwart aufgestiegen war. 25 Jahre lang blieb das Tischtuch zwischen Harald Schumacher und dem ehemaligen Verein seines Herzens zerschnitten, bis er sich im Frühjahr 2012 entschloss, zusammen mit seiner Tochter erstmals wieder das Kölner Stadion zu betreten, um sich ein Spiel seines FC anzuschauen. Er traf einige Weggefährten früherer Zeiten und man versöhnte sich. Wenige Wochen später wurde Harald Schumacher unter dem Jubel eines Großteils der Mitglieder des 1. FC Köln zum Vizepräsidenten in den neuen dreiköpfigen Vorstand seines Vereins gewählt.
Am 25. März 1987 spielte die deutsche Nationalmannschaft erstmals gegen Israel, 42 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges und des Holocaust. In diesem Freundschaftsspiel in Tel Aviv war „Toni“ Schumacher nicht mehr dabei, denn auch aus der Nationalmannschaft war er verbannt worden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Teamchef Franz Beckenbauer im Sportstudio des ZDF sichtbar erbost deutlich machte, dass es nicht angehen könne, dass der Mannschaftskapitän des Nationalmannteams in dieser Form Interna in der Öffentlichkeit preisgegeben und dabei auch noch Mitspieler diffamiert habe. Im Länderspiel gegen Israel stand Eike Immel vom VfB Stuttgart im Tor und Mannschaftsführer der Nationalmannschaft war fortan Lothar Matthäus, der zehn Minuten vor Spielschluss mit einem Elfmeter für den 2:0-Endstand in dieser Begegnung sorgte, nachdem Olaf Thon die deutsche Mannschaft schon frühzeitig in Führung gebracht hatte. Für die im darauf folgenden Jahr anstehende Fußball-Europameisterschaft musste sich die deutsche Nationalelf nicht qualifizieren, weil das Turnier im eigenen Land ausgetragen werden sollte. In den neun Freundschaftsspielen des Jahres 1987 verlor das deutsche Team beim 0:1 gegen Argentinien nur einmal, zeigte dagegen überwiegend gute Leistungen, insbesondere beim 2:1-Sieg gegen Frankreich in Berlin sowie beim Spiel gegen England im Düsseldorfer Rheinstadion, das mit 3:1 gewonnen wurde. Einige junge Spieler gaben in diesem Jahr ihr Debüt in der Nationalmannschaft, unter anderem Stefan Reuter, der beim 0:0-Unentschieden gegen Italien für Wolfgang Rolff eingewechselt wurde, sowie Jürgen Klinsmann bei seinem ersten von 108 Länderspielen beim 1:1 gegen Brasilien in Brasilia.
Im Vorjahr hatte ich das „Deutsche Wembley“ am Rande miterlebt, weil meine Freundin sich die Kunstwerke in Berlin-Dahlem anschauen wollte. Im Jahr 1987 war ich mittendrin im Trubel und diesmal hatte ich auch eine Eintrittskarte für das Olympiastadion, denn der HSV hatte das DFB-Pokalendspiel erreicht. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins hatten sich die Stadtväter sicherlich einen attraktiveren Finalgegner für den Hamburger SV gewünscht, als Kickers Stuttgart, aber der Zweitligist hatte auf dem Weg in das Endspiel immerhin die Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf ausgeschaltet. Zusammen mit vier befreundeten Kollegen wollte ich diesem dritten „Deutschen Wembley“ beiwohnen und der Vorstandsvorsitzende unseres Unternehmens hatte uns hierfür sein Wohnmobil zur Verfügung gestellt. Ein Kollege hatte sich bereit erklärt, das Fahrzeug zu steuern, ein anderer betätigte sich als Beifahrer und mit den anderen beiden Kollegen spielte ich während der gesamten Reise Skat. Doch wie alle Fußballfans aus Hamburg, Stuttgart oder sonst woher in der Bundesrepublik, die an diesem 20. Juni 1987 beim deutschen Pokalfinale dabei sein wollten, hatten auch wir das Problem, die DDR durchqueren zu müssen, um das Berliner Olympiastadion zu erreichen. Wie wir es befürchtet hatten, stand eine Kilometer-lange Schlange von Fahrzeugen an der Grenze, um vor der Durchfahrt durch die DDR kontrolliert zu werden und wir hatten uns bereits auf eine lange Wartezeit eingerichtet. Plötzlich geschah jedoch etwas total Unerwartetes. Der Fahrer unseres Wohnmobils hatte ein Zeichen von einem Grenzkontrolleur erhalten, dass er eine andere Fahrbahn benutzen dürfe. So konnten wir an all den wartenden Autos und Bussen vorbei fahren und wurden umgehend abgefertigt. Deshalb erreichten wir Berlin weitaus eher als erwartet und konnten so die Stimmung in der Stadt vor dem Finale ausgiebig genießen. Etliche Male bin ich mit Auto, Bus oder Bahn durch die DDR nach Westberlin gefahren, doch niemals waren die Kontrolleure so zuvorkommend, wie bei der Anreise und der Rückfahrt im Rahmen dieses DFB-Pokalendspiels. Offensichtlich waren die Grenzsoldaten, die uns kontrollierten, allesamt so fasziniert von unserem Wohnmobil.
Die Befürchtung der Berliner Stadtväter, dass das Interesse an dem Finale geringer sei, weil ein Zweitligist beteiligt sein würde, zeigte sich als unbegründet. Bei sommerlichem Wetter wollten 76.000 Zuschauer das „Deutsche Wembley“ im erneut ausverkauften Olympiastadion miterleben und im Spiel selbst zeigte der Außenseiter aus Stuttgart dann, dass er dem großen Favoriten Paroli bieten wollte. Insbesondere der aus Ghana stammende Anthony Baffoe, der später ein erfolgreicher Sportjournalist werden sollte, wirbelte die Abwehr des Vizemeisters zu Beginn der Begegnung gehörig durcheinander. Aufgrund des Spielverlaufs in der Anfangsphase der Begegnung war es nicht einmal überraschend, dass der Zweitligist in der 13. Spielminute durch einen unhaltbaren Kopfball von Kurtenbach die Führung erzielte. Zum Glück für den HSV konnte sein junger Vorstopper „Didi“ Beiersdorfer bereits zwei Minuten später für den Ausgleich sorgen. Das Spiel blieb ausgeglichen und es war nicht wirklich ein Unterschied zwischen dem Erst- und einem Zweitligisten zu erkennen. Dies lag nicht daran, dass der HSV schlecht spielte, sondern Kickers Stuttgart zeigte, dass man zu Recht dieses Endspiel erreicht hatte. In der 87. Minute gab es dann einen Freistoß für den Hamburger SV aus halbrechter Position, knapp vor dem Strafraumeck. Manni Kaltz legte sich den Ball zurecht und jeder rechnete jetzt mit einer seiner unnachahmlichen „Bananenflanken“. Der Routinier hatte sich jedoch etwas anderes ausgedacht. Mit dem rechten Außenrist schoss er den Ball direkt auf die kurze Ecke des Stuttgarter Tores. Einen Moment später zappelte nicht nur der verdutzte Kickers- Torwart Armin Jäger, sondern auch der Ball im Netz. Damit hatte Manni Kaltz seine Mannschaft in Führung gebracht und wurde von seinen Mitspielern im Jubeltaumel fast erdrückt. Doch er überlebte diesen „Anschlag“ und zwei Minuten später sorgte der für Jusufi eingewechselte Schmöller mit einer scharfen Hereingabe in den Stuttgarter Strafraum dafür, dass Abwehrspieler Schlotterbeck den Ball unbeabsichtigt über die Linie des eigenen Tores bugsierte und damit den Endstand von 3:1 für den Hamburger SV herstellte.
Elf Jahre zuvor war Manni Kaltz bereits dabei gewesen, als der DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern gewonnen wurde, jetzt konnte er den Pokal erneut in die Höhe stemmen und ist damit der erfolgreichste Fußballspieler des HSV aller Zeiten. Felix Magath wurde mit ihm zusammen dreimal Deutscher Meister und zweimal Europapokal-Sieger, doch als die Hamburger 1976 den DFB-Pokal gewannen, war er noch die „Fernsehliebe“ des Dr. Peter Krohn und ein Jahr vor dem Erfolg gegen Kickers Stuttgart hatte er seine Laufbahn als Fußballprofi beendet und den Posten des Managers bei seinem Verein von Günter Netzer übernommen, den es zurück in die Schweiz gezogen hatte, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Der Jubel der HSV-Fans über den Pokalsieg im Berliner Olympiastadion, an dem auch ich zusammen mit meinen Kollegen teilhaben konnte, wurde allerdings von einem Wehrmutstropfen getrübt. Der österreichische Erfolgstrainer Ernst Happel hatte schon vor dem Finale bekannt gegeben, dass er den Verein verlassen und nach Österreich zurück kehren werde. In seiner Heimat wurde er dann zunächst Trainer des FC Swarovski Tirol, holte sich seinen ehemaligen Mittelstürmer Horst Hrubesch als Co-Trainer und wurde mit der Mannschaft aus Innsbruck zweimal Meister und einmal Pokalsieger in seinem Heimatland. Zu Beginn des Jahres 1992 übernahm Ernst Happel den Posten des Teamchefs der österreichischen Nationalmannschaft, obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits sterbenskrank war. Elf Monate später, am 14. November, verstarb der Kettenrauscher an den Folgen eines Lungenkrebses. Den HSV hatte Ernst Happel zu zwei deutschen Meisterschaften und dem unvergesslichen Triumph im Europapokal der Landesmeister in Athen geführt, bevor er zum Schluss seiner Tätigkeit mit seiner Hamburger Mannschaft am 20. Juni 1987 auch noch den DFB-Pokal gewann. Mit seinem Weggang aus Hamburg endete die erfolgreichste Ära des Hamburger SV, die Dr. Peter Krohn und Kuno Klötzer dreizehn Jahr zuvor eingeleitet hatten. Als ich mit meinen befreundeten Kollegen am Tag nach dem gewonnenen Pokalendspiel den Heimweg mit dem Wohnmobil angetreten hatte, ahnte ich nicht, dass es der letzte Titel des HSV war, den ich vor meinem 60. Geburtstag feiern durfte. Manni Kaltz, der auf den Tag genau ein Monat jünger ist als ich, wurde im Laufe dieser Ära der erfolgreichste HSV-Spieler aller Zeiten. Es sieht derzeit so aus, dass er diesen Titel noch sehr lange behalten wird.
Es gibt sowohl auf internationaler wie auch auf nationaler Ebene einen Wettbewerb, den sogenannten „Super-Cup“, in dessen Rahmen in Deutschland der deutsche Meister gegen den DFB-Pokalsieger antritt. In meinen Augen ist dieser Vergleich relativ unbedeutend und deshalb habe ich ihn in meinen Aufzeichnungen bisher nicht erwähnt. In Bezug auf das Jahr 1987 muss ich hier eine Ausnahme machen, denn da gab es ein Ereignis, das die weitere Entwicklung des Hamburger SV entscheidend verändern sollte. Als Auftakt für die 25. Fußball-Bundesligasaison fand am 28. Juli 1987 im Frankfurter Waldstadion dieser „Super-Cup“ zwischen Meister Bayern München und Pokalsieger Hamburger SV statt. Miroslaw Okonski, der überragende polnische Spielmacher des HSV, der auch in dieser Begegnung bester Spieler auf dem Platz war, hatte seine Mannschaft nach 39 Minuten in Führung gebracht, die jedoch nach einer Stunde durch Jürgen Wegmann ausgeglichen wurde. Der Bayern-Stürmer war es auch, der drei Minuten vor Spielende das entscheidende 2:1 erzielte. Aus kurzer Entfernung konnte er einen abgeprallten Ball im Tor unterbringen und stolperte danach über das ausgestreckte Bein des HSV-Torwarts über die Linie. Im Netz zappelnd bekam der Torschütze dann von Uli Stein auch noch einen Faustschlag an den Kopf, was zwangsläufig die rote Karte für den Keeper des HSV zur Folge hatte.
Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass dieser „Stein-Schlag“ eine schwere Krise beim HSV auslösen sollte, die Auswirkungen auf die Entwicklung in den Folgejahren haben würde. Nachdem Uli Stein in der Vergangenheit schon mehrfach mit Disziplinlosigkeiten aufgefallen war, mussten die Verantwortlichen des Traditionsvereins sich von ihrem Torhüter trennen und zu Eintracht Frankfurt ziehen lassen. Erst hatte sich der Erfolgstrainer Ernst Happel aus der Hansestadt verabschiedet, jetzt stand plötzlich auch der überragende Stammtorwart nicht mehr zur Verfügung. Neuer Trainer des HSV wurde der ehemalige jugoslawische Nationalspieler Josip Skoblar, der in den sechziger Jahren auch in der Bundesliga für Hannover 96 gestürmt hatte. Im Auftaktspiel der Saison 1987/ 88 schenkte man dem als Nachwuchstorwart verpflichteten Richard Golz das Vertrauen. Beim 5:2-Sieg gegen Schalke 04 musste der junge Torwart zwar zwei Gegentore hinnehmen, durfte mit seiner Leistung aber durchaus zufrieden sein. Immerhin musste sein Gegenüber, Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher, der nach seinem Rauswurf beim 1. FC Köln jetzt das Schalker Tor hütete, fünf Mal hinter sich greifen. Die Verantwortlichen der Hamburger trauten dem jungen Richard Golz es jedoch noch nicht zu, die gesamte Saison als Stammtorwart zu bestreiten. So folgte man dem Rat des neuen Trainers Skoblar und verpflichtete dessen Landsmann Mladen Pralija als Nachfolger für Uli Stein. Niemand konnte ahnen, dass Skoblar damit das vorzeitige Ende seiner Trainertätigkeit in der Hansestadt selbst eingeleitet hatte.
Zusammen mit meiner Freundin verbrachte ich im Jahr 1987 meinen Urlaub in Bayern. Auf einem Campingplatz am Chiemsee verfolgte ich am Samstagnachmittag des 08. August die Reportagen des zweiten Bundesligaspieltages am Radio und musste mir anhören, wie der HSV im Münchener Olympiastadion von den Bayern mit 6:0 vom Platz gefegt wurde. Der bedauernswerte jugoslawische Torwart Mladen Pralija kam ohne jede Vorbereitung und Eingewöhnungszeit in die Bundesliga, stieß dabei auch noch auf eine völlig verunsicherte Hamburger Mannschaft. Er wurde ins „kalte Wasser geschmissen“ und ging dabei gnadenlos unter. Hypernervös konnte der Torwart in der zweiten Halbzeit keinen Ball mehr festhalten und die Bayernstürmer konnten die abprallenden Bälle nach Belieben im Hamburger Tor versenken. Einige Tage nach dieser kalten Dusche wollten meine Freundin und ich vom Chiemsee nach Bad Tölz umziehen. Einen Tag vor dem Umzug mussten wir die nächste Dusche über uns ergehen lassen. Sintflutartige Regenfälle verwandelten den Campingplatz in eine Seen-Landschaft und nur mit größter Mühe konnten wir verhindern, dass Wasser in unser Zelt eindringt. Es war unser letzter Campingurlaub. In Bad Tölz stellten wir unser Zelt nicht mehr auf, sondern buchten ein Hotelzimmer.
Trotz des Katastrophenstarts in München konnte sich der neue Torhüter des HSV in den nächsten Spielen einigermaßen festigen und zeigte durchaus befriedigende Leistungen. An der peinlichen 0:4-Heimpleite gegen Aufsteiger Karlsruher SC traf ihn keine Schuld. Vielmehr ließ sich das Team wie eine Amateurmannschaft auskontern und offenbarte katastrophale Fehler im Abwehrverhalten. Bei den Fans hatte der jugoslawische Torhüter jedoch längst keinen Kredit mehr. Sie verhöhnten Pralija und klatschten sogar Beifall, wenn er einen Kullerball festgehalten hatte. Doch trotz aller Widrigkeiten konnte sich der Torwart weiter stabilisieren und überwiegend gute Leistungen zeigen. Im Herbst kam es in der zweiten Runde des Europapokals der Pokalsieger zum Aufeinandertreffen mit Ajax Amsterdam. Das Hinspiel im heimischen Volksparkstadion verloren die Hamburger mit 0:1, dies allerdings nicht wegen Torwart Pralija, sondern weil der Angriff zu harmlos agierte. Im Rückspiel begann der HSV stark, scheiterte aber erneut an der eigenen Sturmschwäche. Die 1:0-Führung der Holländer und damit die Vorentscheidung, wurde dann allerdings durch einen katastrophalen Fehler Pralijas ermöglicht. Das 2:0 durch Meijer, sieben Minuten vor Spielende, hatte dann nur noch statistischen Wert. Nach der 0:2-Niederlage des HSV in Leverkusen am 15. Spieltag der Bundesliga war das Engagement von Trainer Josip Skoblar und Torhüter Mladen Pralija in Hamburg beendet. Kurzfristig wurde Torwart Jupp Koitka zurück geholt, der schon einmal in Diensten der Hamburger gestanden hatte, bevor er von Uli Stein abgelöst wurde. Als Trainer holte der Verein den ehemaligen HSV-Mittelstürmer Willi Reimann, der bis dahin beim FC St. Pauli beschäftigt war. Dafür musste der HSV eine stattliche Ablösesumme an den „kleinen Nachbarn“ überweisen. Außerdem wurde der talentierte Nachwuchsspieler Jens Duve an den FC St. Pauli abgegeben. Viele Jahre später habe ich den ehemaligen Mannschaftsführer des „Kiez-Clubs“ persönlich kennengelernt, als ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit das REHA-Zentrum Hamburg-Harburg besuchte, dessen Geschäftsführer Jens Duve inzwischen geworden war. Ich lernte dabei einen äußerst sympathischen Ex-St. Pauli-Kapitän kennen, muss aber zugeben, dass ich mich bei unserem ersten Aufeinandertreffen gehörig erschrocken habe, denn ich musste meinen Kopf kräftig in den Nacken legen, um ihn anschauen zu können. In diesem Moment fragte ich mich, ob dieser Riese in seiner aktiven Profikarriere jemals ein Kopfballduell verloren hat.
Im Europapokal der Landesmeister hatte der FC Bayern München bis zum Viertelfinale mit dem PSV Eindhoven, Austria Wien und dem RSC Anderlecht durchweg namhafte Gegner ausgeschaltet. Nachdem sich die Münchener im Halbfinale auch noch gegen Real Madrid mit 4:1 und 0:1 durchgesetzt hatten, galten sie im Endspiel gegen den FC Porto als klarer Favorit. Im Finale von Wien am 27. Mai 1987 wurde der FC Bayern seiner Favoritenrolle zunächst gerecht. Bereits in der ersten Halbzeit traf der kleine Ludwig Kögl mit einem Kopfball von der Strafraumgrenze aus zur 1:0-Führung und es schien so, als wenn die Bayern den Vorsprung bis zum Spielende locker über die Zeit bringen würden. Der Schock erfolgte dann in der 77. Minute, als der Tunesier Rabah Madjer mit der Hacke den Ausgleich erzielte, ein Tor, das noch heute berühmt ist. Als Juary dann auch noch zum 2:1 für Porto traf, war die Sensation perfekt. Bayern hatte den sicher geglaubten Titel verloren und so standen die Spieler völlig konsterniert auf dem Rasen des Wiener Praterstadions, als sie sich die Jubel-Szenen der portugiesischen Mannschaft anschauen mussten.
Der VfB Stuttgart, der als unterlegener Pokalfinalist am Europapokal der Pokalsieger teilnehmen konnte, weil DFB-Pokalsieger Bayern München am Landesmeister-Wettbewerb teilnahm, schied bereits im Achtelfinale nach einer 0:2- und einer 3:5-Niederlage gegen Torpedo Moskau aus dem Wettbewerb aus. DDR-Pokalsieger Lokomotive Leipzig dagegen erreichte das Endspiel. In Athen gewann dann allerdings Ajax Amsterdam durch ein Kopfballtor von Marco van Basten mit 1:0. Drei bundesdeutsche Mannschaften traten in der Saison 1986/ 87 im UEFA-Pokal an. Werder Bremen scheiterte jedoch bereits in der ersten Runde und Bayer Uerdingen schied im Achtelfinale nach zwei 0:2-Niederlagen gegen den FC Barcelona aus. Borussia Mönchengladbach dagegen stieß bis ins Halbfinale vor, wo man nach einem 0:0 und einer 0:2-Niederlage gegen den schottischen Vertreter Dundee United ausscheiden musste. Dundee verlor die Endspiele dann gegen den IFK Göteborg.
Bei seinem Amtsantritt im Jahr 1985 hatte Michail Gorbatschow noch relativ vorsichtig eine Demokratisierung der Sowjetunion angekündigt, im Januar 1987 wurde der neue Präsident konkreter. Mit den eindringlichen Worten: „Wir brauchen die Demokratie wie die Luft zum Atmen“ machte er deutlich, dass er entschlossen war, den Demokratisierungsprozess zügig voran zu treiben. Gorbatschows Ziel war es, die kommunistische Führungsmacht in ein demokratisches Staatswesen umzugestalten, doch dass er bei seinen Bemühungen um „Glasnost“ und „Perestroika“ auf erhebliche Widerstände traf, lag auf der Hand. Konservative Parteifunktionäre und die Militärspitze waren nicht bereit, den Führungsanspruch der Kommunistischen Partei aufzugeben. Auf der anderen Seite erfuhr Gorbatschow Kritik aus den Reihen der Radikalreformer, denen der Umgestaltungsprozess nicht schnell genug voran schritt. Eine ihrer herausragenden Persönlichkeiten, der Moskauer Parteichef Boris Jelzin, wurde im November 1987 auf Druck der Altkommunisten entmachtet. Der Präsident jedoch ging besonnen aber zielstrebig seinen Weg, die Sowjetunion in einen demokratischen Staat umzuwandeln. Während der Mai-Parade, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war, winkte er einer jubelnden Menschenmenge zu.
Im Westen stand man dem Reformkurs Gorbatschows zunächst skeptisch gegenüber. Nach Jahrzehnten des Kalten Krieges fiel es den meisten westlichen Politikern schwer, an eine wirkliche Demokratisierung in der Sowjetunion zu glauben. Noch schien es fraglich zu sein, ob die von Gorbatschow auch in der Außenpolitik angekündigten Veränderungen tatsächlich eingehalten würden. Immerhin war Afghanistan nach wie vor von sowjetischen Truppen besetzt und auch die Rolle der UdSSR im Nahostkonflikt blieb weiterhin undurchsichtig. Insbesondere in den vom konservativen Präsidenten Ronald Reagan geführten Vereinigten Staaten mochte man nicht wirklich an eine Umwandlung der Sowjetunion glauben. Doch bereits Ende 1987 kam es zu einer spektakulären Wende im Verhältnis zwischen den Supermächten. Im Rahmen eines Gipfeltreffens unterzeichneten Gorbatschow und Reagan ein Abkommen über die vollständige Vernichtung aller atomaren Mittelstreckenwaffen. Die bis dahin geschlossenen Rüstungskontrollverträge waren nichts mehr als Willenserklärungen ohne wirkliche Konsequenzen. Jetzt war ein Abrüstungsvertrag geschlossen worden, der diesen Namen wirklich verdiente.
Der Reformkurs Gorbatschows in der Sowjetunion stieß bei den Machthabern der übrigen Staaten des Warschauer Paktes auf Ablehnung. Insbesondere die DDR-Führung war in keiner Weise bereit, die Perestroika zu übernehmen. Dabei hätte die SED allen Grund gehabt, eine Richtungsänderung ihrer Politik einzuleiten, denn die wirtschaftliche Lage in der DDR war mittlerweile katastrophal, die Flüchtlingszahlen waren unverändert hoch und die Oppositionsbewegung, die sich unter dem Dach der Kirche formierte, wurde immer stärker. Derweil versuchte die Bundesrepublik, sich mit den deutsch-deutschen Realitäten zu arrangieren. Neben den Sozialdemokraten bemühte sich jetzt auch die christlich-liberale Regierung um einen Dialog mit Ostberlin. Im September 1987 empfing Bundeskanzler Helmut Kohl den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker mit militärischen Ehren zu einem offiziellen Staatsbesuch in Bonn und verhalf damit der DDR zu einem Prestigegewinn.
Die im Jahr 1983 aus Gründen des Datenschutzes abgesagte Volkszählung in der Bundesrepublik sollte im Mai 1987 nachgeholt werden. Die Grünen riefen zum landesweiten Boykott auf, da sie den totalen Überwachungsstaat fürchteten. Die Bundesregierung begegnete dem Boykottaufruf mit der Androhung hoher Strafen. Letztendlich verlief die Volkszählung dann ohne gravierende Störungen, aber es stellte sich die Frage, welchen Nutzen die mit einem riesigen finanziellen Aufwand durchgeführte Zählung hinsichtlich der bildungspolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Planungen gebracht hat.
Derweil verschärfte sich in der Republik die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Besondere Sorge bereiteten die Regionen, die überwiegend von Bergbau und Stahlerzeugung geprägt waren, denn immer mehr Betriebe mussten geschlossen werden. Besonders betroffen war das Ruhrgebiet, wo alleine in der Metallindustrie seit 1980 rund 60.000 Arbeitsplätze abgebaut worden waren. Als im Dezember 1987 bekannt wurde, dass die Schließung des Stahlwerkes Duisburg-Rheinhausen geplant war, kam es zu einem Massenstreik. Mehr als 100.000 Beschäftigte protestierten mit Arbeitsniederlegungen, Demonstrationen und Blockaden gegen die Pläne des Krupp-Konzerns.
Auch weltweit geriet die Wirtschaft im Jahr 1987 in eine schwere Krise. Am 19. Oktober, der später den Beinamen „Schwarzer Montag“ bekommen sollte, kam es an den internationalen Börsen zu einem drastischen Kursverfall. Innerhalb weniger Stunden verloren die meisten Aktien knapp 25 Prozent ihres Wertes, was für die Anleger einen Verlust in Milliardenhöhe bedeutete. Die Aktienkurse erholten sich jedoch schon bald, so dass sich die Befürchtung, der Börsencrash könnte ähnlich wie der Schwarze Freitag im Jahr 1929 den Beginn einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise markieren, zum Glück nicht bestätigte.
Ich lehne jede Form von Gewalt ab, vor allem dann, wenn der Tod unschuldiger Menschen dabei billigend in Kauf genommen wird oder sogar Ziel eines Anschlags ist. Besonders pervers und unbegreiflich sind für mich deshalb die blutigen Anschläge der baskischen Untergrund-Organisation ETA. Zu Zeiten Francos waren die Aktionen der EAT noch politisch motiviert und entsprechend hoch war die Zahl der Sympathisanten, doch nach dem Tode des spanischen Diktators war die Existenzberechtigung der Untergrundorganisation dem Grunde nach erloschen. Doch das Morden ging noch Jahrzehnte lang weiter, auch wenn sich die Bevölkerung mittlerweile vollkommen von der ETA distanziert hatte. Mir wird niemand nachvollziehbar erklären können, was in Menschen vorgeht, die sich zu solch skrupellosen und hinterhältigen Taten verleiten lassen. Es begann am 20. Dezember 1973, als die ETA den designierten Nachfolger des spanischen Diktators Franco, Regierungschef Luis Carrero Blanco und dessen Begleiter töteten. In der Folgezeit gab es immer wieder Terror-Anschläge, insbesondere in Nordspanien, also im Baskenland, das die ETA ja angeblich in die Unabhängigkeit führen wollte. Zu einem spektakulären und grauenhaften Anschlag kam es am 14. Juli 1987 in der Hauptstadt Madrid. Eine Autobombe zerstörte einen voll besetzten Polizeibus. Zwölf Menschen wurden dabei getötet und mehr als 30 verletzt. Am 19. Juni 1987 jagte die ETA in der Tiefgarage eines Einkaufszentrums in Barcelona ein mit Sprengstoff beladenes Auto in die Luft. 21 Menschen kamen dabei ums Leben. Ein halbes Jahr später war eine Kaserne in Zaragossa, in der Angehörige der Guardia Zivil mit ihren Familien lebten, Ziel der ETA. Wieder explodierte eine Autobombe und riss elf Menschen, darunter fünf Kinder, in den Tod. Noch bis zum Jahr 2006 sollte die ETA eine Spur des Grauens ziehen und ich werde es nie begreifen, was Menschen zu solch bestialische Taten treiben kann.
Auf tragische Weise erlangte die historische hessische Fachwerkstadt Herborn im Sommer 1987 bundesweite Bekanntheit. Auf einer abschüssigen Straße in Richtung Innenstadt hatten die Bremsen eines Tanklasters versagt, so dass der Lastwagen ungebremst in eine Eisdiele raste und dort explodierte. Sechs Menschen kamen dabei ums Leben, 38 wurden verletzt. Die Innenstadt Herborns glich danach einem Inferno aufgrund von Kriegseinwirkungen, denn nach der Explosion des Tanklasters brannten elf Wohnhäuser aus.
Eine Straße in der Hansestadt Hamburg machte ebenfalls auf sich aufmerksam, wenngleich auf ganz andere Art und Weise. Anfang der achtziger Jahre hatten Baugutachten ergeben, dass einige Häuser in der Hafenstraße, die sich im Eigentum der stadteigenen Wohnungsbau-Gesellschaft SAGA befanden, nicht mehr bewohnbar waren und deshalb zum Abriss freigegeben wurden. Zunächst unbemerkt hatten sich in der Zwischenzeit mehr und mehr überwiegend junge Leute in den freistehenden Räumen eingenistet. Nachdem die SAGA die Besetzung bemerkt hatte, kam es zu ersten Auseinandersetzungen und Ausschreitungen. Schließlich wurde mit den Besetzern im Jahr 1982 ein auf drei Jahre befristeter Mietvertrag geschlossen. Daraufhin begannen die Bewohner mit Instand-setzungsarbeiten in den Häusern, um die im Baugutachten festgestellte „Unbewohnbarkeit“ zu entkräften. Im Jahr darauf entstand eine bunte Bemalung der Außenwände, die zum Symbol der Hafenstraße werden sollte. Im Januar 1985 wurden zur Unterstützung der Hungerstreiks von inhaftierten RAF-Angehörigen brennende Barrikaden auf der Hafenrand-straße errichtet. Dies hatte zur Folge, dass Vertreter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, sowie der Innen- und Baubehörde an einem Plan zur Räumung der Häuser arbeiteten. Unter Polizeischutz wurde eine Begehung der Häuser erzwungen. Die Lage spitzte sich zu, als die HEW wegen unbezahlter Rechnungen einige Stromanschlüsse kappte und die Polizei Durchsuchungen wegen angeblicher Teilnahme einiger Personen an kriminellen Handlungen durchführte. Im Herbst befassten sich mehrere Medien mit dem Verdacht, dass Personen aus dem Umfeld der RAF in den Häusern der Hafenstraße Unterschlupf gefunden hätten. Im Jahr 1986 wurde von den Bewohnern weiter versucht, der drohenden Räumung entgegen zu wirken. Die Dächer von drei Häusern wurden neu gedeckt und die Bewohner hatten beschlossen, sich verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu öffnen.
Bei einem Großeinsatz der Polizei wurden mehrere Wohnungen geräumt und nicht geräumte Wohnungen verwüstet. Derweil hatten sich mehr und mehr Hamburger Bürger mit den Bewohnern der Hafenstraße solidarisiert. Jedem Polizeieinsatz in den Häusern folgten Demonstrationen und gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei. Am 20. Dezember 1986 fand in der Hamburger Innenstadt eine Großdemonstration für die Bewohner der Hafenstraße statt, an der 12.000 Menschen teilnahmen. Bei anschließenden gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden hundert Polizisten verletzt. Im Frühjahr 1987 kam es zu mehreren koordinierten, teils militanten Aktionen an verschiedenen Orten in Hamburg, die das Ziel hatten, die ständigen Polizeieinsätze in der Hafenstraße zu beenden, was dann auch tatsächlich eintrat. Im Sommer gelang dann die offizielle Wiederbesetzung der zwischenzeitlich geräumten Wohnungen. Die Befestigung der Häuser gegen eine erneute Räumung, sowie eine breite Öffentlichkeitsarbeit zugunsten einer vertraglichen Lösung, bestimmten fortan den Alltag in den Häusern. Als im November 1987 die Verhandlungen um einen neuen Vertrag zwischen den Bewohnern der Hafenstraße und dem Hamburger Senat gescheitert waren, errichteten die Bewohner und Unterstützer Barrikaden rund um die Häuser, um eine Räumung gewaltsam zu verhindern. Es mussten Bürgerkriegs-ähnliche Zustände im Falle einer Räumung befürchtet werden. Unter Federführung des ersten Bürgermeisters der Hansestadt, Klaus von Dohnanyi, konnte schließlich doch noch ein Kompromiss erreicht werden. Ein neuer Vertrag wurde unterzeichnet, die Barrikaden wurden abgebaut und alle Beteiligten waren erleichtert, dass es doch noch zu einer friedlichen Lösung gekommen war. Die Hamburger Hafenstraße aber wurde aufgrund der Ereignisse in den achtziger Jahren sowohl Symbol für „den Widerstand gegen den Staat“ wie auch für einen „rechtsfreien Raum“, in dem Linksradikale und Depravierte Zuflucht finden konnten.
Der Tennis-Boom in Deutschland nahm mittlerweile ungeahnte Ausmaße an. Boris Becker hatte dies mit seinem ersten Wimbledonsieg ausgelöst, inzwischen sorgte jedoch ein weiterer Tennisstar für Furore. Wenige Wochen nach ihrem ersten Grand-Slam-Titel bei den French Open in Paris übernahm die erst 17 Jahre alte Steffi Graf aus Brühl als erste deutsche Tennisspielerin die Führung in der Weltrangliste. Im Alter von 64 Jahren ging der beliebte „Tagesschau“- Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke in den Ruhestand. Gleichzeitig präsentierte die ARD „eine Neue“. Sabine Christiansen moderierte fortan die „Tagesthemen“.