Читать книгу Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele - Reinhold Ruthe - Страница 19
Die Archetypen
ОглавлениеEs gibt Urerfahrungen der Menschen, die sich weltweit in ähnlichen Symbolen wieder finden. Einer der drei großen Tiefenpsychologen, Carl Gustav Jung, der Begründer der Analytischen Psychotherapie, spricht von Archetypen.
Er untersuchte das Traummaterial auf den Zusammenhang zwischen mythischen Vorstellungen, die in vielen Völkern zu Hause sind, und den Bildern, die in Träumen zum Vorschein kommen.
C. G. Jung unterscheidet das »Persönlich-Unbewusste« und das »Kollektiv-Unbewusste«. Die Symbole des Kollektiv-Unbewussten sind die Archetypen, die Urbilder, die vererbten Bilder, die wir in Märchen, Sagen und Volksweisheiten wieder finden. Die Urbilder (Archetypen) kommen nie oder ganz selten ins Bewusstsein. Aus Archetypen spricht die Urerfahrung der Menschen, die in allen Völkern gleich ist, auch wenn sie keine Beziehung zueinander hatten. Jung vergleicht die Archetypen mit zeitlos ewigen Urbildern als Bauplänen der Schöpfung. Naturwissenschaftlich vergleicht Jung die Archetypen mit biologischen Instinkten der Lebewesen:
»Das kollektive Unbewusste, als die Gesamtheit aller Archetypen, ist der Niederschlag alles menschlichen Erlebens, bis zurück zu seinen dunkelsten Anfängen.«5
Der Begriff des Archetypus wird aus der Beobachtung abgeleitet, dass in Mythen, Märchen, in Phantasien, Träumen und Wahnideen der Menschen von heute immer wieder Motive auftauchen, die weltweit gleich sind.
Die Traumdeutung Jungs arbeitet darum mit der so genannten Amplifikation (lat. amplifico = erweitern, vergrößern): Er erweitert die Freud’sche Methode der Assoziation, der freien Gedankenverknüpfung, durch das Hineinnehmen der Archetypen, die er zur Deutung mit heranzieht.
Beispiele für Archetypen:
Der alte Weise – ein Symbol für das geistige Prinzip. Im Märchen und in der Mythologie ein beliebtes Seelenbild.
Die Mutter – die Gebärerin, Nährerin, die Beschützerin. Sie gibt Geborgenheit und mütterliche Fürsorge.
Der Garten – das Paradies.
Der Zwerg – steht oft für Kleinheit, für Minderwertigkeitskomplexe. Zwerge können aber auch Helfer sein. Im Märchen helfen die sieben Zwerge und symbolisieren Beistand und heimliche Kraft.
Das Licht – Jesus bezeichnet sich als das Licht. In der Mythologie spielen Licht und Finsternis, Gutes und Böses eine besonders große Rolle.
Die Sonne steht für die positive männliche Kraft der Seele. Denn in den meisten Sprachen der Welt ist die Sonne männlich. Ein Energiesymbol des Lebens. Sonne ist ein Symbol für Schöpferkraft, Befruchtung, Leben.
Die Erde kann den mütterlichen Schoß verkörpern. Neues Leben sprießt aus ihr. Die Erde ist die Realität, die Grundlage. Die Erde kann Verbundenheit mit der Mutter Natur symbolisieren.
Der König – in ihm wird häufig der Vater gesehen. Er verkörpert Macht und Stärke. Entscheidend ist, wie der Träumer den König oder die Königin erlebt.
Der Baum ist archetypisch ein Bild der Person. Entwicklung, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit werden charakterisiert. Jesus benutzt oft Baumbilder. Er spricht vom Feigenbaum, dessen Wert an seinen Früchten gemessen wird; der unfruchtbare Baum wird abgehackt. Auch in der Testpsychologie spielt der »Baumtest« eine große Rolle. Er zeigt, wie der Mensch sich versteht, wenn er einen Baum zeichnet.