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6. Finale Vorbereitungen

Der Sommer verging und ich begann, mich wieder intensiver mit meiner Reise zu beschäftigen. Ich hatte noch drei Monate Vorbereitungszeit vor mir.

Wie würde ich mich verständigen? In den meisten Ländern, die ich bereiste, wurde Englisch gesprochen, also gab es hier kein Problem.

Für Südamerika galt dies jedoch nicht und so schrieb ich mich für einen einwöchigen Spanisch-Crashkurs ein. Hier ging es rasant zur Sache. Unsere Spanischlehrerin preschte durch Wortschatz und Grammatik und wir hechelten mühsam hinterher. Ich war mir nicht sicher, ob ich viel von dem Gepaukten würde umsetzen können.

Am dritten Tag kam ich neben einen Mann zu sitzen, der schon mehrfach für mehrere Monate durch Südamerika gereist war und Argentinien gut kannte. Er war erstaunt, dass ich eine ganze Woche in Buenos Aires verbringen wollte, und später fiel mir wieder ein, dass er so etwas Ähnliches gemurmelt hatte wie: „Es wird dir nicht gefallen“. Ich solle doch auch nach Salta fahren, zu den Iguazú-Wasserfällen oder nach Calafate im Süden, das seien sehr schöne argentinische Reiseziele, empfahl er. Besonders wertvoll waren seine Tipps bezüglich Zahlungsmittel und Geld. Wenn er für zwei Monate durch Südamerika reise, habe er immer zwei Kreditkarten, seine Debitkarte, 1.000 Dollar sowie 1.000 Euro in bar bei sich. In Argentinien könne man außerdem fast nirgends mit Kreditkarte bezahlen, sondern nur mit Bargeld. Für diesen Hinweis war ich ihm sehr dankbar, denn eine zweite Kreditkarte und diese Menge an Bargeld hatte ich nicht eingeplant.

Die nächste Aufgabe war, einen geeigneten Koffer zu besorgen. Ich wurde oft gefragt, ob ich mit Rucksack reisen würde – nein, zu schwer, zu unhandlich und vor allem zu unübersichtlich. Ich kaufte mir einen ultraleichten Koffer mit 100 Liter Fassungsvermögen in glänzendem Dunkelblau; dieser wäre nicht übermäßig auffällig, aber ich würde ihn trotzdem auf den Gepäcksbändern sofort erkennen. Die gleich mitgekaufte Kofferwaage sollte zu einem der wichtigsten Reiseutensilien werden.

Packing Cubes aus Netzgewebe, die mir von einer Freundin empfohlen worden waren, stellten sich als der ultimative Ordnungsfaktor für meinen Koffer heraus. Da ich sowohl heiße als auch kühle Orte und Landstriche bereiste, war die Auswahl der richtigen Bekleidung besonders herausfordernd, zumal das Gewichtslimit von 23 Kilogramm ohnehin eine intensive Restriktion erforderte.

Als Handgepäck wählte ich eine Tasche aus Kunststoff von IKEA, die nahezu nichts wog, sehr geräumig war und sich mit zwei Klappen verkleinern ließ. Ein Nylonrucksack, eine kleine Umhängetasche und ein Geldgürtel vervollständigten meine Ausrüstung. Umhängetasche und Geldgürtel hatte ich immer bei mir, sogar auf schweißtreibenden Wanderungen und im Schlafsack im australischen Outback. Zu viele Erzählungen von sorglosem Verhalten und den nachfolgenden Konsequenzen hatte ich gehört und ich wollte nicht Reisetage verlieren, nur weil ich auf einem Konsulat auf einen Ersatzreisepass würde warten müssen. Der Spruch „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ klingt zwar blöd, trifft aber auf mein Verhalten während der ganzen Reise zu.

Was nehme ich mit?

Diese Frage beschäftigte mich am Ende des Sommers wochenlang. Ich stellte mehrere Sets zusammen, die ich gewichtsmäßig mit der Küchenwaage überprüfte. Vieles flog wieder hinaus, da es zu schwer war. Eine Freundin empfahl mir, nur alte Sachen mitzunehmen, die ich dann zurücklassen könne. Ein vernünftiger Vorschlag, sicherlich, aber man wird von seinen Mitmenschen herablassender behandelt, wenn man schlecht oder schlampig gekleidet ist. Alte, abgetragene Kleidung kam also nicht infrage. Ich schaffte einige neue Dinge an, vor allem ein Paar leichte schwarze Sportschuhe, die ich dann nahezu die ganze Zeit trug. Viele Dinge, die ich mitgenommen hatte, stellten sich im Nachhinein jedoch als völlig überflüssig heraus.

Letztendlich entschloss ich mich für das Konzept, die Kleidung für die verschiedenen Länder in entsprechende Packing Cubes zu packen und diesen eine Inhaltsliste beizulegen. So gab es einen Packing Cube für Südostasien, einen für Australien und einen für Neuseeland mit den wärmeren Sachen. Dieses Prinzip hat sich zu 100 Prozent bewährt, auf der Reise hatte ich stets eine wunderbare Ordnung in meinem Koffer.

Meine Packliste:

 10 T-Shirts (zu viel, 5 hätten auch gereicht)

 3 elegante Blusen (überflüssig, nie gebraucht)

 2 Longshirts

 1 elegante schwarze Hose (überflüssig, 1x getragen)

 1 Paar Leggings

 2 leichte Stoffhosen

 1 Jeans (überflüssig, da viel zu warm)

 1 Hosenrock

 2 Bermudashorts (überflüssig, nie getragen)

 2 lange Röcke (zu viel, einer hätte gereicht)

 1 Fleecejacke (überflüssig)

 1 dünne Daunenjacke (sehr wichtig)

 1 dicke Daunenjacke

 1 Regenjacke

 1 Regenhose

 1 Schlafsack (überflüssig, aber wichtig für meine Psyche)

 1 dünne Wollhaube

 1 Sonnenhut (sehr wichtig)

 3 Schals (zu viel)

 1 Stirnband

 1 Halstuch

 1 Paar Goretex Wanderschuhe (in Neuseeland verschwunden, wahrscheinlich im Auto vergessen)

 1 Paar schwarze Sportsschuhe

 1 Paar Sandalen (überflüssig)

 1 Paar luftige schwarze Espadrilles

 1 Paar Hausschlappen

 1 Bikini (überflüssig)

 1 Reisehandtuch

 1 Sonnenbrille und 2 Lesebrillen (sehr wichtig)

Dazu kamen neben Socken, Strumpfhosen und Unterwäsche noch diverse Kosmetikartikel, Insektenschutzmittel, Sonnenschutz, Ohropax, ein Haarfön, Medikamente, Essbesteck, Adapter, eine kleine Flasche Whisky, Schere, Schnur und Wäscheklammern.

Das gesamte elektronische Equipment packte ich in einen Packing Cube, den ich immer in meinem Handgepäck bei mir hatte. Darin befanden sich: 2 Smartphones, 2 Powerbanks, 1 eBook-Reader und 2 Ladekabel. Dies alles war recht schwer und so war mein Handgepäck stets am obersten Gewichtslimit.

Ende September, also drei Wochen vor meiner Abreise, führte ich ein Gespräch mit meiner Hausärztin, die meinen Impfpass überprüfte – Auffrischung Hepatitis war erforderlich – und mir neben einer gut zusammengestellten Reiseapotheke zusätzlich zu einem Antibiotikum gegen Durchfall riet. Des Weiteren empfahl sie Augentropfen gegen Staub und Smog sowie ein Mittel gegen Reisekrankheit. Die Augentropfen stellten sich in der australischen Wüste als sehr wichtiges Medikament heraus, der dortige Staub machte meinen Augen sehr zu schaffen.

Ich besorgte mir noch ein Moskitonetz für das Gesicht, da ich in einem Reisebericht von der Fliegenplage im Outback gelesen hatte – wie froh war ich später darüber!

Die Abreise rückte näher und meine Nervosität stieg. Hatte ich alles bedacht? Hatte ich alles mit?

Ich erweiterte meinen Ganzjahres-Reiseschutz bei der Europäischen Versicherung auf 60 Tage und fühlte mich dadurch sicherer. Außerdem machte ich Kopien von sämtlichen Buchungen, scannte sie zusätzlich und schickte sie mir auf mein eigenes Smartphone sowie meinem Sohn und meiner Schwester, die ein Auge auf meinen Garten und meine Wohnung haben würde. Die Post wurde von meiner Ortsabwesenheit verständigt, ebenso gab ich den Nachbarn Bescheid. Für den Fall von unvorhersehbaren Ereignissen wie Naturkatastrophen oder Terrorvorfällen registrierte ich mich beim Außenministerium, damit ich im Fall des Falles an die überlebensnotwendigen Informationen kam. Auf dieser App findet man alle Adressen und Telefonnummern der österreichischen Botschaften im Ausland. Sicherheitshalber lud ich mir von Google Maps noch die für mich relevanten Offline-Karten herunter, habe sie aber nie gebraucht.

Eine Überraschung erwartete mich mit den Visa.

Ende September besorgte ich mir die E-Visa für Kambodscha und Australien und überprüfte nochmals meine restlichen Reiseländer auf Visumspflicht – nichts notwendig, las ich auf der Seite des Außenministeriums. Als ich Mitte Oktober nochmals meine Flugverbindungen auf allfällige Änderungen überprüfte, fand ich eine Mitteilung der australischen Quantas Airlines vor, dass sich Neuseeland-Reisende bitte erkundigen mögen, ob die neue Visumspflicht auch für sie gelte. Nicht für mich, dachte ich, ich habe mich bereits erkundigt. Interessehalber öffnete ich dennoch den mitgeschickten Link – und mich traf fast der Schlag! Seit 1. Oktober 2019 galt auch für Österreicher eine Visumspflicht. Ohne Visum dürfe man nicht einreisen, am Flughafen würden allerdings keine Visa ausgestellt werden. Sofort beantragte ich das E-Visum für Neuseeland – Glück gehabt!

Ich kontaktierte alle gebuchten Unterkünfte und ersuchte um einen Transfer vom Flughafen, entweder per hoteleigenem Shuttledienst oder öffentlichem Shuttledienst. Bis auf meine allererste Station in Mailand, wo alles danebenging, klappte dies wunderbar. Mein Schwager würde mich am Nachmittag des 21. Oktober zum Flughafen in Graz bringen, dann würde es nach Wien und von dort nach Mailand gehen, wo erst mal eine Übernachtung geplant war.

Ich war gerüstet, es konnte losgehen. Was für ein Gefühl, für zwei Monate durch die Welt zu stromern! Sogar jetzt, wenn ich dies schreibe, spüre ich wieder die Aufregung, die mich damals gepackt hatte. Ich war aufgeregt und ich war glücklich.

Ganz allein – in Deinem Alter?

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