Читать книгу NOLA Knights: Hers to Tame - Rhenna Morgan - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеEine weiße Fassade, klapprige braune Fensterläden und eine nussbraune fleckige Eingangstür. Nichts von alledem passte zusammen, und die Kombination davon ließ die etwa fünfzig Quadratmeter große Hütte in der Mandeville Street so aussehen, als wäre sie aus Bauschutt zusammengewürfelt worden. Doch seit knapp vierundzwanzig Stunden nannte sie sie offiziell ihr Zuhause.
Cassie könnte nicht glücklicher sein.
Tante Friedas müde Schritte und ihr schweres Keuchen erklangen hinter ihr, eine Sekunde bevor ihre Lieblingsverwandte an Cassie vorbei auf die verblasste, lackierte Treppe mit dem klapprigen Eisengeländer zulief. Mit sechsundfünfzig war Tante Frieda nach wie vor ein verdammter Hingucker – mit dunkelbraunem Haar in einem wilden Pixieschnitt, grünen Augen voller Wissen und Unfug darin und Kurven, die junge Mädchen zum Weinen bringen konnten. Aber mehr noch als das besaß sie eine Persönlichkeit, mit der sie Menschen mitreißen und auf einen wilden Ritt mitnehmen konnte.
Heute war ihr Outfit genauso frech wie ihr Auftreten – abgeschnittene Jeans, ein ärmelloses Hemd, rote Sneaker und ein passendes Bandana, das sie, wie die Frauen auf den Werbetafeln in den 1950er-Jahren, um den Kopf gebunden trug. „Weißt du, wenn du mit dem Umzug fertig werden willst, bevor dein Urlaub vorbei ist, solltest du aufhören, wie eine Idiotin in die Gegend zu grinsen, und die Kisten abladen.“
„Ich grinse gar nicht wie eine Idiotin.“ Okay, vielleicht tat sie es doch. Aber nachdem sich Cassie drei Jahre lang beim besten Fernsehsender von New Orleans den Hintern aufgerissen hatte, hatte sie allen Grund dazu. Sie nahm die letzte Kiste vom Rücksitz und kickte mit dem Fuß die Tür ihres heruntergekommenen Hondas zu. „Ich bewundere das alles nur mit tiefer Wertschätzung.“
Tante Frieda gab einen Grunzlaut von sich und stieß die Haustür mit ihrer Hüfte auf, dennoch lächelte sie wissend, während sie das tat. „Du und deine Wortklauberei“ Sie blieb mit dem Fuß auf der Schwelle stehen und deutete mit dem Kinn in Richtung der Reihe von Grundstücken mit baufälligen Häusern die Straße hinunter. „Was immer du auch tust, beeil dich lieber. Je weniger deine Nachbarn mitbekommen, wie süß du bist, desto weniger nervös werde ich sein, wenn ich dich heute Nacht hierlasse.“
Oh Gott, nicht das schon wieder.
Cassie eilte ihrer Tante hinterher und schloss die Tür, bevor die kostbare kühle Luft in den Sommertag nach draußen entweichen konnte. Es war zwar erst der erste Juni und hatte kaum dreißig Grad, aber die Luftfeuchtigkeit kam der im August gleich, was bedeutete, dass ihre Miniklimaanlage bereits Überstunden machte.
Die Aufteilung ihres Mietshauses gab nicht viel her – ein Wohnzimmer, in dem man sofort nach Betreten stand, eine Briefmarke von einer Küche ohne Wände, die die beiden Räume voneinander trennte, und ein Schlafzimmer im hinteren Bereich. Aber die korallenfarbigen Wände, die weißen Zierleisten und die gelb gestrichenen Schränke hatten ihr von Anfang an gefallen.
Sie wich den ausgepackten Klamotten, dem Geschirr, den Töpfen und Pfannen aus, die überall willkürlich verteilt waren, und ging zielstrebig auf den Tisch im Diner-Stil der 1950er-Jahre zu, auf dem ihre Tante bereits ihre Kiste abgestellt hatte. „Marigny ist keine so schlechte Gegend.“
„Schlecht nicht. Es liegt nur Arsch an Arsch am French Quarter, wo du in alle möglichen Schwierigkeiten geraten kannst. Und du weißt, was man über Scheiße sagt, die bergab läuft.“
Das heftige Geräusch, während Cassie das Klebeband vom Umzugskarton riss, füllte den winzigen Wohnraum. „Ich habe mich schlaugemacht. Es gibt hier nur sehr wenig Scheiße. Die einzigen Verbrechen, die sie im letzten Jahr hier in der Gegend gemeldet haben, waren ein paar Raubüberfälle und ein Ehestreit. Und es ist ja nicht so, dass ich nicht schon früher mit zwielichtigen Leuten in widerlichen Ecken der Stadt zu tun gehabt hätte.“
„Das sagst du so, als ob du ein Cop wärst anstatt einer Reporterin.“ Frieda zog den rosa Plüschhund, den sie Cassie geschenkt hatte, als diese drei Jahre alt geworden war, aus der Kiste und betrachtete ihn. Früher hatte Frieda in Houston gelebt, wo Cassies Eltern und ihr älterer Bruder immer noch wohnten. Sie allerdings war bereits vor Jahren den erstickenden und liebevollen Grenzen ihrer Familie entkommen und im temperamentvollen Leben in New Orleans gelandet. Nachdem sie ihre Überraschung darüber, dass das Stofftier nach wie vor existierte, scheinbar überwunden hatte, schüttelte sie den Kopf des Plüschhundes in Cassies Richtung. „Und tu nicht so, als würdest du diese Storys allein machen. Du hast stets einen Kameramann und einen Tontechniker bei dir, die Gott sei Dank dafür sorgen, dass du nicht in Schwierigkeiten gerätst.“
„Du predigst schon wieder, Tante Frieda.“
„Nein, tu ich nicht.“ Frieda packte immer weiter Gegenstände auf den Tisch, blickte jedoch lange genug unter ihren Wimpern hervor, um klarzustellen, dass sie ihr den Unsinn nicht abkaufte. „Ich setze mich nur vehement für dein Wohlergehen ein.“
Cassie kicherte. Ein nicht besonders schönes Geräusch, das irgendwie nach einer Mischung aus besoffener Hexe und Ferkel klang. So wie sie ihr Glück kannte, würde es ihr garantiert irgendwann einmal auch vor der Kamera rausrutschen. „Wer macht hier jetzt die Wortklauberei?“
„Touché!“
Das Lachen, das folgte, war unbeschwert, und das Gespräch, während sie gemeinsam die Kisten auf dem Boden auspacken, noch leichter. Sie waren einander so ähnlich, duellierten sich mit Worten, konnten in einer Minute über alles Mögliche diskutieren und im nächsten Moment bei Musikern und Schauspielern zu Fangirls mutieren. Es war egal, dass Frieda mehr als doppelt so alt war wie Cassie – solange sie denken konnte, war es so zwischen ihnen gewesen.
Ihre Tante stapelte ihren leeren, zusammengefalteten Karton auf die bereits am Boden liegenden, stemmte die Hände in die Hüften und seufzte. „Das Haus hat einen gewissen Boheme-Charme, aber ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht einfach weiterhin bei mir wohnen willst. Du hattest deinen eigenen Eingang. Privatsphäre.“ Ihr Blick wanderte durch den chaotischen Raum. Die Klamotten türmten sich auf dem kastanienbraunen Plüschsofa, das Frieda bei einer Haushaltsauflösung für sie gefunden hatte. Geschirr stapelte sich auf dem himmelblau und rot gestrichenen Wohnzimmertisch, den Cassie in einem Secondhand-Laden ergattert hatte. Ebenso wie der Hügel aus übergroßen goldfarbenen, burgunderroten und jadegrünen Kissen, die hoffentlich als zusätzliche Sitzgelegenheiten geeignet waren, sollte Cassie jemals mehr als drei Personen zu Besuch bekommen. „Du hättest sicherlich mehr Platz, um dich auszubreiten.“
„Dein Haus ist großartig, aber es ist deins.“ Nachdem Cassie ihren Karton gefaltet hatte, öffnete sie einige Küchenschränke. Sie besaß nicht viel Geschirr, doch angesichts des begrenzten Stauraums waren eine gute Planung und ordentliches Stapeln angesagt. „Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt. Ich habe keine eigene Familie, und die einzige Möglichkeit, bei meiner Art von Arbeit vorwärtszukommen, besteht darin, den Markt zu verändern. Zu mieten statt zu kaufen macht einfach Sinn, aber die Tatsache, dass ich noch nie allein gelebt habe, ist ein wenig peinlich.“
Mit einem dumpfen Geräusch ließ Tante Frieda sich mit einem müden Seufzer hinter ihr in den Stapel Kissen fallen. „Sagst du das oder kommt das eher von deinen Eltern?“
Es war eine liebevoll gemeinte Frage, eine, die sie mit Herz und Sorge stellte, doch sie traf den Nagel auf den Kopf.
Cassie starrte in die offen stehenden leeren Schränke. Die Außenseiten der Türen waren in einem fröhlichen Gelb gestrichen worden, aber das ursprüngliche dunkel gebeizte Holz war innen so verblieben. Es starrte zurück, wie das schwarze Loch voller Enttäuschung, das jedes Gespräch zu charakterisieren schien, das sie mit ihrer Mom und ihrem Dad jemals geführt hatte.
Sie schüttelte die Tristesse von sich und machte sich an die Arbeit, das Geschirr vom Wohnzimmertisch dorthin zu räumen, wo sie es haben wollte. „Du weißt, wie Mom und Dad sind. Logik diktiert alles. Wenn das, was du beruflich tust, nicht ausreicht, um dir ein angenehmes, vorhersehbares Leben zu bescheren, dann machst du etwas falsch.“
„Das haben sie gesagt?“
„Nicht genau in diesen Worten. Ich denke, Dad hat etwas Wortgewandteres benutzt wie: ‚Ein Fachmann sollte in der Lage sein, die Kosten für eine angemessene Wohnung und die Grundbedürfnisse des Lebens zu decken.‘“
Frieda kicherte über die übermäßig tiefe Tonlage und die ausgesprochenen Worte, als Cassie ihren Vater imitiert hatte. „Du klingst genau wie er.“
„Nun, ich habe genug seiner Vorträge gehört, um das eine oder andere aufzuschnappen.“ Cassie hielt kurz inne und überlegte, wo sie diverse Kochgeschirrteile unterbringen wollte, die noch ein Zuhause suchten. „Wie ich in einer Familie voller Gelehrter landen konnte, ist mir nach wie vor schleierhaft. Wenn es dich nicht gäbe, würde ich schwören, dass man mich im Krankenhaus vertauscht hat.“
Frieda schnaubte bittersüß. Als sie redete, klang ihre Stimme wie eine Mischung aus schönen Erinnerungen und Traurigkeit. „Weißt du es war einmal vor langer Zeit, dass sich deine Mutter wie das schwarze Schaf der Familie gefühlt hat.“
Die Aussage hielt Cassie davon ab, einen Stapel Rührschüsseln in das letzte Regal zu räumen. Sie drehte sich um, um zu sehen, ob Friedas Gesicht Anzeichen des üblichen Foppens zeigte, für das sie bekannt war. „Du machst Scherze, oder?“
Frieda schüttelte den Kopf. „Nope!“ Ihr Blick wurde weicher, distanzierter und sie strich mit der Handfläche über eins der Seidenkissen. „Unsere Eltern waren laut und ausgelassen, liebten es, Orte zu besuchen und Dinge zu erleben. Ich meine, sie wollten, dass wir guten Noten bekamen, und erwarteten, dass wir unsere Hausaufgaben erledigten, aber sie ermutigten uns auch, Kunst zu erforschen, unseren Instinkten zu folgen und das Leben zu genießen.“ Ihr Blick wurde schärfer, konzentrierte sich nun auf Cassie. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Deine Mutter hatte Probleme damit, zu spielen und loszulassen, genauso wie es dir nicht leichtfällt, mit Mathe und Wissenschaften klarzukommen.“
Das war nicht schwer vorstellbar. Was allerdings nicht so einfach zu begreifen war, war, dass ihre Mutter sich ebenso geächtet gefühlt haben könnte wie Cassie, während sie aufgewachsen war, und dass sie ihrem jüngsten Sprössling keinerlei Verständnis entgegenbringen konnte. Am Ende war es genau diese Sturheit und mangelnde Unterstützung, die sie dazu veranlasst hatte, Houston zu verlassen und eine Karriere als Nachrichtenreporterin in New Orleans zu verfolgen.
Nachdem Cassie die wenigen Küchensachen kreativ verstaut hatte, schloss sie die Schranktüren. „Ich hatte nie Probleme mit Mathematik und Naturwissenschaften. Ich mag sie bloß nicht.“
Frieda schnappte theatralisch nach Luft und legte ihre Hand aufs Herz. „Cassie! Wie kannst du nur?“
„Ich weiß, furchtbar, nicht wahr? Diese Schande, keine höhere und gebildetere Berufung zu verfolgen.“ Sie bahnte sich einen Weg zur Couch und ließ sich zwischen zwei Kleiderstapeln darauf fallen. Ihre Füße legte sie auf den nun größtenteils leeren Wohnzimmertisch. „Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht, aber hier zu leben macht mich einfach so viel glücklicher.“
„Und doch bist du aus einem perfekten, komfortablen Apartment ausgezogen, das mehr finanzielle Sicherheit geboten hätte, wenn du es dir nicht selbst beweisen müsstest.“
Autsch!
Mitten ins Herz.
Das war typisch Tante Frieda, in einer Wunde zu bohren und es mit diesem Lächeln einer guten Fee zu tun. „Willst du mir damit sagen, dass du mir helfen willst, all das wieder zusammenzupacken und einen Weg zu finden, aus meinem Mietvertrag zu kommen?“
„Nein, du wirst brav die sechs Monate hierbleiben, für die du unterschrieben hast, und mir Zeit geben, dein altes Apartment in herrlich wilden Farben zu streichen. Danach suchen wir ein paar heiße Kerle, die dir dabei helfen, alles wieder zurückzubringen. Es sei denn, du findest ein paar Galerien für deine Fotografien, machst einige Millionen Dollar und kickst den Reporterjob. Dann kannst du dir ein schickes Zuhause kaufen und ich kann bei dir einziehen.“
„Ha! Ein schöner Traum, nicht realistisch, aber schön.“
Frieda warf ihr einen mütterlichen Blick zu, obwohl sie nie eigene Kinder gehabt hatte. „Das ist dein Vater, der da wieder spricht. Deine Bilder sind fabelhaft. Nur weil dir jemand gesagt hat, dass du etwas nicht kannst, heißt das noch lange nicht, dass es wahr ist.“ Sie stieß einen scharfen, verärgerten Atemzug aus und nickte in Richtung der Stapel von gerahmten Fotos, die an der Wand und an den aufgetürmten Kartons mit Cassies gesamter sorgfältig eingepackter Kameraausrüstung lehnten. „Wenn wir schon beim Thema sind – wo willst du deinen Sachen aufbauen?“
Eine sehr gute Frage, auf die sie noch immer keine gute Antwort wusste. Durch den Auszug aus dem Haus ihrer Tante im Landhausstil am östlichen Rand von New Orleans hatte sie bereitwillig viel Stauraum aufgegeben. „Vielleicht spare ich etwas Geld und finde einen antiken hübsch verzierten Schrank. Etwas, was hier reinpasst und worin ich auch meinen Laptop unterbringen kann.“
„Weißt du, ich habe vor ein paar Monaten einen Schrank bei Margery‘s gesehen. Im Vintage-Look, komplett restauriert und mit einer Schreibtischplatte, die sich hochklappen und verschließen lässt. Ich werde dort hingehen, wenn ich das nächste Mal in der Gegend bin und schauen, ob er noch da ist. Wäre ein schönes Einweihungsgeschenk.“
„Du hast bereits die Hälfte meiner Möbel und all mein Geschirr bezahlt. Ich glaube, mehr Einweihung brauche ich nicht.“
„Kleines Mädchen, ich habe meine Hypothek vor fünf Jahren abbezahlt, und ich habe keine Kinder, die ich verwöhnen kann, außer dich und deinen Bruder. Wenn ich dir also einen Schrank kaufen und ihn als Einweihungsgeschenk bezeichnen möchte, dann lässt du mich gefälligst.“ Ihr Blick wanderte zu der Ansammlung von Portfolios vor Cassies Fotoausrüstung. Sie nahm das oberste vom Stapel, legte es auf ihre Knie und blätterte es durch. „Außerdem musst du deine Ersparnisse wieder aufbauen. Du weißt nie, wann du mal Geld für einen beschissenen Moment brauchen wirst.“
„Und wer klingt jetzt wie mein Dad?“
„Ich bin nicht im Geringsten wie dein Daddy. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen sicherstellen, dass du deine Rechnungen begleichen kannst, und einer gusseisernen Stange, die in deinem Hintern steckt.“ Sie blätterte um, und ein Stapel Fotos, den Cassie noch nicht einsortiert hatte, rutschte auf ihren Schoß. „Oh, sind die neu?“
Cassie beugte sich zur Seite, konnte die Bilder aber vom Sofa aus immer noch nicht gut sehen. „Welche?“
„Das French Quarter in der Nacht … die Einkaufsmeile von Jackson Square … Lake Pontchartrain …“, zählte sie auf, studierte jedes einzelne Foto davon und schob sie dann auf die Rückseite des Stapels. „Und oh, oh, oh … was haben wir denn hier?“ Sie neigten ihren Kopf und ein anerkennendes Grinsen kroch über ihr Gesicht.
Cassie rappelte sich auf und versuchte, den Fotostapel zu packen.
Frieda zog ihn außer Reichweite, bevor Cassie ihn erwischen konnte, drehte ihn jedoch so, dass das obere Foto erkennbar wurde. „Wer ist dieser Typ? Er ist heiß.“
Oh. Heilige. Kacke.
Von all den Bildern, die Tante Frieda im Moment wirklich nicht sehen sollte, war es das Foto, das sie vor einem Monat von Kir Vasilek aufgenommen hatte. „Tante Frieda, gib es mir.“
„Warum? Wenn ein Mann so aussieht, ist das Letzte, was ich will, es hergeben. Besonders, wenn er einen Anzug trägt, einen Mund hat, der dich in den Wahnsinn küssen könnte, und er wirkt, als könnte er mit einem Fingerschnippen die Welt regieren. Wenn du mich fragst, sind anzugtragende Männer eine gefährdete Spezies. Wir sollten sie um jeden Preis schützen.“
Herr, hilf ihr. Wenn Tante Frieda nur wüsste. Der Mann, für den sie Schutz befürwortete, war laut ihrer Kollegen ein Killer. Schade, dass Cassie dieses Detail nicht erfahren hatte, bevor sie herausgefunden hatte, dass er genauso gut küssen konnte, wie ihre Tante es vermutete. Zumindest würde ihre Libido nicht jedes Mal mit ihrem gesunden Menschenverstand in Konflikt geraten, während ihre Gedanken in die Vergangenheit schweiften – was in letzter Zeit zu oft passierte.
„Du bist meine Tante. Tanten nennen Männer nicht heiß. Schon gar nicht, wenn die Typen halb so alt sind wie sie selbst.“
„Ähm, diese Tante tut es.“ Sie hob das Bild für einen weiteren, näheren Blick zu sich. „Und auf gar keinen Fall ist er halb so alt wie ich. Ich bin erst sechsundfünfzig und er muss mindestens Mitte dreißig sein.“
„Er ist fünfunddreißig“, sagte Cassie, schnappte erneut nach dem Bilderstapel und erwischte ihn endlich.
„Siehst du“, erwiderte Frieda. „Absolut legal. Und ich wette, er wüsste eine ältere Frau zu schätzen.“ Sie hielt einen Moment inne und beobachtete, wie Cassie die Abzüge zurück in ihr Portfolio steckte. Als sie wieder sprach, lag ein Glitzern in ihren Augen. „Andererseits, wenn ich deine Reaktion richtig deute, hat er dich schon zu schätzen gewusst. Erzähl!“
„Auf keinen Fall. Ich erzähle dir wirklich viel, aber mein Sexleben ist tabu.“ Mit diesen Worten stand Cassie auf und trug die dicke ledergebundene Mappe zur Essecke.
„Ähm, ich hasse es ja, dir das sagen zu müssen, Zuckerschnute, aber du redest hier mit der Frau, die dir detaillierte Tipps und Tricks verraten hat, bevor du dich auf den Weg gemacht hast, um dir deinen ersten batteriebetriebenen Freund zu kaufen.“
Kissen verschoben sich und Friedas Sneaker quietschten auf dem Laminatboden. Statt erneut nach dem Portfolio zu greifen, zog Tante Frieda sich einen Stuhl heraus, setzte sich an den Esstisch und stützte ihr Kinn auf ihre Handfläche, bereit, alle Details zu erfahren. „Also, erzähl mir von Mr. Hottie und warum du dich gezwungen fühlst, ihn geheim zu halten.“
Cassie atmete müde aus und ließ sich auf den Stuhl neben Frieda nieder. Der dunkelblaue Lederbezug fühlte sich butterweich und kühl unter ihren Handflächen an, eine willkommene Linderung für die Hitze, die ihr im Nacken emporkroch. „Er war derjenige, der mir all die Geschichten erzählt hat, für die ich beim Nachrichtensender so viel gutes Feedback bekommen habe.“
„Die über diesen Mafiosi? Wie war noch sein Name?“
„Stephen Alfonsi. Und ja, genau die.“ Cassie schlug das Buch auf, und die Seite, wo die Fotos mit einer Büroklammer gegen den Rücken geklemmt waren, fiel wie von selbst auf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich so einen guten Lauf gehabt hätte, wenn Kir nicht gewesen wäre. Oder überhaupt einen.“
„Kir?“
Cassie nahm das oberste Foto und hielt es zwischen den Fingern. Die Komposition der Fotografie war bestenfalls amateurhaft, aber mit Kir im Fokus war nichts anderes daran wichtig. Diesem Mann stand ein Anzug verdammt gut. Wenn er an einem Terrassentisch aus Eisen und Glas saß, konnte man allerdings nicht wirklich einschätzen, wie gut seine Einmeterzweiundachtzig in einen Anzug passten. Doch der Grund, warum er tatsächlich die Aufmerksamkeit vieler Frauen auf sich zog, waren seine Gesichtszüge. Blondes Haar, das gerade lang genug war, um zu beweisen, dass er engelsgleiche Locken aus irgendeiner Linie in seiner Familie geerbt hatte, eine scharfe aristokratische Nase und ein kräftiges Kinn. „Kir Vasilek.“
„Mhhh, du sprichst seinen Namen so aus, wie ich Häagen-Dazs sage. Entweder bist du schwer verknallt, oder du hattest bereits eine Kostprobe und kannst es nicht erwarten, eine weitere zu bekommen.“
Oh, sie hatte tatsächlich bereits eine Kostprobe gehabt.
Zwei, um genau zu sein.
Und hier war sie nun, sieben Monate später, und konnte den Einfluss, den er auf sie gehabt hatte, noch immer nicht abschütteln.
„Er ist ziemlich charmant“, sagte Cassie. „Selbstbewusst und gebildet. Besitzt gute Verbindungen. Er hat mir alle Informationen gegeben, die ich brauchte, um eine Reihe fortlaufender Geschichten liefern zu können, als Alfonsi verschwunden ist.“
Frieda schnaubte. „Jeder weiß, dass Alfonsi tot ist. Verschwunden ist nur die politisch korrekte Umschreibung, um nicht sagen zu müssen, dass er endlich die falsche Person angepisst hat. Und zu Recht, wenn du mich fragst.“ Sie zeigte auf das Foto. „Also hast du das gemacht, als du ihn getroffen hast?“
Über ihre Wirbelsäule kroch der gleiche schleimige Ekel, den sie an dem Tag empfunden hatte, an dem sie das Bild geschossen hatte. „Nein.“ Sie steckte das Foto wieder zurück, schloss die Mappe und stand auf. Mit der Geschwindigkeit, mit der sie an die Arbeit ging, würde sie riskieren, ihren Job zu verlieren, oder für ein schmuddeliges Klatschmagazin arbeiten. „Hast du mein Smartphone irgendwo gesehen?“
„Whoa, du hast gerade aber sehr schleunig das Thema gewechselt.“
„Habe ich nicht.“ Cassie schob die Kleidung auf dem Sofa hin und her und sah hinter den Kissen nach. „Ich muss nur den Moderatorenplan für nächste Woche checken.“
„Bullshit, du hast den Mann angesehen, als wäre er das Sahnehäubchen auf der Torte.“
„Niemand redet mehr so.“
„Ich tue es. Und wenn ich einen Mann so ansehe, behalte ich ihn auch.“
Unter normalen Umständen würde sie ihrer Tante zustimmen. Aber Kir war nicht irgendein Mann. Gerüchten zufolge war er die rechte Hand eines weiteren aufstrebenden Mafiabosses in New Orleans. Eine Tatsache, die sie erst erfahren hatte, nachdem sie ihr zweites heißes Gerangel mit ihm gehabt hatte. „Kir ist nicht der Typ, mit dem du eine Beziehung führen willst.“
„Warum nicht? Hast du mit ihm geschlafen?“
Cassie ignorierte ihre Tante und suchte hinter den Bildern weiter.
„Mhhh-mhhh.“ Frieda erhob sich und schlenderte zur Küchenzeile. „Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ist er scheiße im Bett?“
Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Bloß nicht an Kir im Bett denken.
Aber es war zu spät. Das gleiche angenehme Beben, das sie in der ersten Nacht gespürt hatte, als er im Bacchanal Wine auf sie zugeschlendert kam und dieses verheerende Grinsen auf sie abfeuerte, schlug erneut tief in ihrem Magen Wurzeln. Darüber nachzudenken, wie sich sein Körper an ihrem angefühlt hatte – wie seine leise und tiefe Stimme in ihrem Ohr geklungen hatte, mit diesem russischen Akzent und dem Flüstern von köstlichen, schmutzigen Dingen, die er mit ihr machen wollte –. Wenn sie das wagen würde, würde sie tagträumen und wochenlang unruhig schlafen. „Ich hätte schwören können, dass ich mein Handy mitgenommen habe. Vielleicht habe ich es im Auto gelassen.“
„… und er ist hervorragend im Bett. Gut zu wissen.“ Frieda hob Cassies Handtasche von der weißen Arbeitsplatte. „Es ist genau hier.“
Gott sei Dank. Süße Ablenkung
Cassie marschierte die paar Schritte in die Küche und wühlte in ihrer großen Umhängetasche nach ihrem Handy.
Natürlich kannte Frieda keine Gnade. Wenn es darum ging, das Leben bei den Eiern zu packen (wie sie es ausdrückte), dann war die Frau ein wahrer Hund. „Wenn du unterwegs bist, um ihn zu fotografieren, dann bist du auch interessiert. Warum gehst du nicht einfach zu ihm und redest mit ihm?“
„Ich habe ihn nicht fotografiert, weil ich mit ihm schlafen will. Ich habe ihn verfolgt.“
„Warum?“
„Weil alle meine Hinweise ins Leere laufen und ich eine Story brauche.“ Das Geständnis brach heftiger aus ihr heraus, als sie es gewollt hatte. Was noch schlimmer war, war die Schuld, die sie im letzten Monat mit sich herumgeschleppt hatte und die ihr nun wie bösartiger Äther die Lebenskraft auszusaugen drohte.
Frieda musterte sie einen Moment lang. Besorgnis und Obacht waren ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich bin verwirrt.“
Der ganze Kampf, die Sorgen und diese widersprüchlichen Gefühle, mit denen sie seit Ende letzten Jahres gerungen hatte, bluteten alle auf einmal aus Cassie heraus, bis sie einen Punkt erreichte, an dem sie völlig leer war. Sie hatte Glück, dass hinter ihr ein Stuhl stand. Sie nahm Platz und starrte zu ihrer Tante hoch. „Ich auch.“
„Okay, dann entwirr das mal für mich. Und bitte in kleine, mundgerechte Happen.“
Klar. In kleine, mundgerechte Happen. Auf die gleiche Art setzte sie ihre Geschichten zusammen, bis die Botschaft zusammenkam und Sinn ergab.
„Wir haben uns letztes Jahr im Bacchanal getroffen. Er war charmant und heiß und schien ein wirklich guter Kerl zu sein. Wir haben miteinander geschlafen und es war fantastisch. Und wir reden hier von: ‚OH MEIN GOTT, das ist es, was ich mein ganzes Leben lang vermisst habe‘ fantastisch. Als er mich anrief, um mit mir ein richtiges Date auszumachen, war ich wie berauscht. Euphorisch. Und die Zeit mit ihm in und außerhalb des Bettes fühlte sich an wie bei einer dieser Insta-Lovestories. Doch dann gab er mir die Hinweise zu Alfonsi. Er hat mich hinterher angerufen, um sich ein drittes Mal mit mir zu verabreden, aber ich habe ihn nie zurückgerufen.“
„Warum? Nach allem, was du erzählt hat, ist er großartig, und diese Geschichten haben dir eine Gehaltserhöhung beim Sender eingebracht, oder etwa nicht? Das klingt nach einem verdammt guten Grund, sich auf ein drittes Date einzulassen und auf noch einige mehr, wenn du mich fragst.“
„Es ist eine schlechte Idee, denn auch wenn er klug, witzig, wunderschön und herausragend im Bett ist, sagen die Jungs beim Sender, dass er ein Gangster ist.“
Friedas Augen weiteten sich, und das Verständnis in ihnen spiegelte wahrscheinlich den gleichen Schock wider, den sie selbst empfunden hatte, als sie herausgefunden hatte, für wen Kir arbeitete. „Oh.“
„Genau. Oh.“
„Er ist wie Alfonsi?“
„Nein, Alfonsi war der Boss seiner Organisation. Kir arbeitet für den Boss seiner familia. Ein Typ namens Sergei Petrovyh.“
„Und dieser Sergei-Typ ist ein Idiot wie Alfonsi, aber Kir ist ein guter Kerl?“
So eine direkte und einfache Frage. Trotz all der Nachforschungen, die sie in den letzten Monaten vorgenommen hatte, konnte sie die Informationen, die sie erhalten hatte, nicht bestätigen. „Die Wahrheit ist, ich weiß es nicht. Gerüchten zufolge sind Kir und Sergei vor ungefähr anderthalb Jahren mit einem anderen Freund hierhergezogen und sind tief verwurzelt mit der russischen mafiya. Allerdings kann ich keinerlei Beweise finden, die sie mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung bringt. Ehrlich gesagt, ich kann nicht einmal eine Quelle ausfindig machen, die etwas Schlechtes über die beiden aussagt. Ebenso kann ich nicht sagen, ob Sergei sie einschüchtert, damit sie nicht reden, oder ob die Gerüchte alle falsch sind.“
„Und du weißt das, weil du an einer Story über sie gearbeitet hast?“
„Ich würde nicht sagen, dass ich an einer Story gearbeitet habe.“
„Nun, wie würdest du es dann beschreiben?“
„Keine Ahnung. Eine Geschichte möglicherweise in Betracht ziehen?“
Tante Frieda starrte auf sie herab, eine Augenbraue hochgezogen und ihren Mund in Bestürzung zusammengepresst. Zweifelsohne lief ihr agiler Verstand gerade in Warp-Geschwindigkeit, und sie näherte sich dem, was an Cassie seit Monaten nagte. „Also, im Grunde hast du gedacht, dieser Typ hätte das Potenzial dazu, der Eine für dich zu sein, aber weil man ihm nachsagt, ein Gangster zu sein, hast du ihn abgeschossen.“
„Richtig.“
„Jetzt, ein halbes Jahr später, fordert dein Chef von dir, Gas zu geben und neue Storys an Land zu ziehen. Also hast du angefangen zu graben, in der Hoffnung, ein paar saftige Geschichten zu finden, was dir aber nicht gelungen ist. Du fühlst dich scheiße, weil du daran gedacht hast, diesen Kir-Typen übers Ohr zu hauen, obwohl er dir nicht nur geholfen hat, sondern immer noch deine Glocken zum Läuten bringt.“
Cassie rutschte etwas tiefer auf ihrem Stuhl, ließ den Kopf hängen und spielte mit ihrem Handy. „Das ganze Szenario klang nicht so fies, als es bloß in meinem Kopf herumpirschte.“
„Das tut es nie. Und die Wahrheit ist, es war vielleicht wirklich klüger, einen Bogen um diesen Kerl zu machen. Nur weil du die Gerüchte nicht beweisen kannst, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht wahr sind. Es ist nichts Falsches daran, vorsichtig zu sein.“ Friedas Stimme wurde leiser und sie trat näher. „Aber ich hätte nie gedacht, dass du jemand bist, der einen anderen in die Pfanne haut, obwohl er dir geholfen hat.“
Cassie schaltete ihr Handy ein und öffnete ihren E-Mail-Account. „Leicht für dich, das zu sagen. Mein Redakteur fragt mich fast jeden Tag, an was ich gerade arbeite. Wenn mir nicht bald etwas einfällt, geben sie möglicherweise meinen Wochenend-Moderatorenplatz an jemand anderen. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um ihn zu bekommen.“
Sie ging ihre E-Mails durch; die letzte Nachricht stammte von ihrem Herausgeber Ed.
Während die Stimme ihrer Tante in den Hintergrund trat, registrierte sie den Inhalt nicht. Alles, was sie wahrnahm, war der Plan für nächste Woche, der auf sie zurückstrahlte, und der Vulkanausbruch, der aus ihrem Bauch sprudelte.
„Fuck!“ Cassie warf das Smartphone auf den Tisch, stand auf und wanderte auf und ab.
Frieda stemmte die Hände in die Hüften. „Was ist los?“
„Einer der Hauptnachrichtensprecher ist am Dienstag nicht da.“ Cassie wirbelte herum, ging zurück zum Tisch und schnippte gegen ihr Handy. „Sie haben Lizbet als Ersatz genommen.“
„Na und? Du bist im Urlaub. Und soweit ich weiß, ist es nicht möglich, dich zur Arbeit zu rufen, es sei denn, es handelt sich um eine massive Krise. Und außerdem – ich habe gesehen, wie dieses Mädchen arbeitet. Sie kann dir nicht das Wasser reichen. Du wirst zurück zur Arbeit gehen und alles wird wieder normal laufen.“
Bevor Cassie erneut umherwandern konnte, schnappte Frieda ihren Arm und drehte sie zu sich um. „Kleines, du musst damit aufhören. Natürlich kannst du behaupten, dass dich dein Editor dazu drängt, aber wir beide wissen, dass das nicht der wirkliche Grund ist. Du musst nichts beweisen. Du machst einen Job, in dem du gut bist, auch wenn es nicht der ist, den du eigentlich willst. Einen, für den du ein unglaubliches Talent besitzt. Ruinier es nicht, nur weil du der Bestätigung deiner Eltern nachjagst.“
„Es geht nicht um Bestätigung. Es geht darum, erwachsen zu sein.“
„Ach wirklich? Die Cassie, die ich kenne und liebe, würde niemanden übers Ohr hauen, um weiterzukommen, egal, wie gut die Geschichte sein mag. Wenn es Zeit ist, eine Geschichte zu finden, dann wirst du sie auch finden. Aber wenn du weiterjagst und versuchst, die Dinge zu erzwingen, wirst du es eines Tages mehr bereuen, als dir lieb sein wird.“
Ein kräftiger Hieb in den Magen hätte keine größere Wirkung haben können. Und die Wahrheit, die in dem Kommentar ihrer Tante mitschwang, klang so laut und widerhallend wie ein riesiger Gong.
Du hast es bereits bereut.
Einiges davon.
In der Sekunde, als sie ihr erstes Interview über Sergei geführt hatte, wusste Cassie, dass sie es verkackt hatte, indem sie Kir ausgewichen war, anstatt ihm die Fragen direkt zu stellen. Ihr war ebenso klar, dass sie für ihre Tante ein finanzielles Problem war, wenn sie weiterhin, im reifen Altern von fünfundzwanzig Jahren, bei ihr wohnen blieb. Ihr Auszug allerdings ließ ihre Tante nun allein zurück, obwohl Liebe und Gesellschaft alles war, was sie sich wünschte.
Die Ledermappe lag etwas schief auf dem Tisch und eine Ecke von Kirs Foto ragte oben heraus. Cassie rutschte auf ihrem Stuhl näher und schlug die Mappe wieder auf. Auf dem Bild sah man Kirs Profil; seine Aufmerksamkeit und sein Lachen galten einem Riesen von Mann, der gerade nicht zu sehen war. Es handelte sich dabei, wie sie später herausgefunden hatte, um Roman Sokolov, seinen Partner bei allem, was sie taten.
Ja, es hatte Momente mit Kir gegeben, in denen er fordernd und kommandierend wie ein Mafiosi gewesen war. Aber größtenteils erinnerte sie sich daran, wie angenehm es gewesen war, Zeit mit ihm zu verbringen. Wie engagiert, wie aufmerksam und konzentriert er gewesen war.
Besonders, wenn die Dinge zwischen ihnen körperlich geworden waren.
Sie strich mit den Fingerspitzen über den Rand des Fotos. „Was würdest du an meiner Stelle tun?“
Tante Frieda lehnte sich auf den Stuhl neben ihr und beugte sich vor, um das Bild besser sehen zu können. Ihre Stimme war voller Zärtlichkeit und Mitgefühl „Ich weiß es nicht, Kleines. Aber ich weiß, dass das Leben verdammt kurz ist.“ Sie bedeckte Cassies Hand mit ihrer eigenen und wartete, bis Cassie sie ansah. „Vielleicht ist es an der Zeit, dass du aufhörst, dir Gedanken darüber zu machen, was andere denken und ob sie dein Leben gutheißen oder nicht. Lass es einfach mal langsam angehen und genieße das Leben, das du hast.“