Читать книгу Beloved Sin - Deine Seele gehört mir - Rhiana Corbin - Страница 8
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ОглавлениеViggo lacht laut auf. »Ich fasse es nicht. Du bist wohl die Einzige, die sich selbst in eine Lage bringt, für die es nur eine Lösung gibt.« Er schüttelt den Kopf und hört einfach nicht auf zu lachen.
»Und ich fasse es nicht, dass ein Mitglied des Königshauses ein Auftragskiller ist. Hast du keine Angst, dass man dich erkennt?«
Er blickt mich wieder auf diese umwerfende Weise an. »Üblicherweise sind meine Aufträge tot. Sie können mich nicht erkennen.«
»Bin ich eine Ausnahme?«, frage ich und traue mich gar nicht, in seine Augen zu schauen.
»Sag du es mir«, ist seine Antwort.
»Du wirst mich kaum in deine Wohnung bringen, um mich hier zu ermorden. Das hättest du einfacher haben können. Zum Beispiel den Sack mit Steinen beschwert im Meer zu versenken, oder mich gleich im Club um die Ecke zu bringen. Warum betreibst du so einen Aufwand? Du hast keine Wahl. Gegen Lucas kommt niemand an, er hat seine Schergen überall. Selbst der König weicht vor ihm zurück.«
»So? Wie kommst du darauf?«, fragt er und dreht sich in meine Richtung, stützt eine Hand auf der Matratze ab.
»Kann ich etwas zum Anziehen haben?«, frage ich mutig, denn ich fühle mich sehr unwohl und beginne zu frieren.
»Ich kann dir leider nicht mit einem Kleid dienen.« Viggo erhebt sich und öffnet den Kleiderschrank auf der anderen Seite des Bettes. Er zieht ein weißes Hemd vom Bügel und wirft es mir zu. »Es wird dir wohl zu groß sein.«
»Das macht nichts. Hast du vielleicht auch eine Shorts für mich?«
Aus der Schublade holt er eine Boxershorts hervor, die ich schnell überstreife. Angezogen fühle ich mich sofort besser. Das Hemd ist wirklich um einiges zu groß, aber es riecht nach ihm, und ich mag es, darin eingehüllt zu sein.
»Also, ich höre«, meint Viggo und kommt zurück zum Bett, stellt sich mir gegenüber. »Ich hoffe, ich kann dir trauen und muss dich nicht wieder an das Bett fesseln.«
Genervt blicke ich ihn an. »Wo soll ich denn hin? Wenn Lucas erfährt, dass ich noch lebe, wird er erst mich und dann dich töten lassen.«
»Das hast du richtig erkannt. Aber es steht noch nicht fest, ob ich dich überhaupt am Leben lasse.«
Seine Äußerung lässt mich lächeln. »Viggo, es steht dir ins Gesicht geschrieben, dass du mich willst. Also werde ich zumindest so lange leben, bis du mich gefickt hast. Ergo werde ich noch einige Stunden am Leben bleiben.« Ich lasse ihn einfach stehen und stolziere selbstsicher durch seine Wohnung, auf der Suche nach der Küche.
»Darf ich fragen, was das hier wird?«
Viggo ist mir gefolgt, vermutlich hat er Angst, dass ich in diesem Aufzug das Haus verlasse. Da ich aber schon immer ein logisch denkender Mensch war, ist mir klar, dass eine Flucht nicht viel bringen wird. Viggo würde mich finden und dann töten. So viel ist sicher. Genauso, wie es klar auf der Hand liegt, dass er etwas von mir will, sonst hätte er mich nicht am Leben gelassen, und ich bin neugierig darauf, was es ist.
»Frühstück. Oder hast du etwa keinen Hunger?« Ich nehme mir den Kühlschrank vor.
Viggo blickt auf seine Uhr. »Scheiße«, meint er leise und zückt sein Handy. »Hej Inger. Hier ist Viggo. Du brauchst heute nicht in die Wohnung kommen. Ich … ich habe heute Besuch und arbeite zu Hause. Du kannst am Donnerstag wie üblich weitermachen.« Er legt auf, und ich blicke ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Meine Putzfrau. Ich möchte nicht, dass sie dich sieht.«
»Weil du ja heute zu Hause arbeitest«, wiederhole ich ironisch.
Ich finde Käse, frische Gurken, körnigen Frischkäse, aber keine Wurst. Dafür eine Menge Gemüse: Paprika, Tomaten, Zucchini.
»Du bist Vegetarier«, stelle ich fest.
»Nur, wenn Inger für mich einkauft.«
»Wo ist das Brot?«
»Rechte Schranktür oben. Ich habe nur Knäckebrot da«, erklärt er mir.
Es klingelt an der Tür. »Verdammt, ich habe ihr doch gesagt, sie soll nicht kommen.« Viggo läuft zur Wohnungstür und öffnet.
»Hallo, mein Schatz! Ein Wunder, dass ich dich antreffe.«
Ich höre eine junge weibliche Stimme, und in diesem Moment sackt mir das Herz in die Hose. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, doch eine Freundin nicht. Aber wenn man sich Viggo genauer ansieht, ist klar, dass dieser Mann bestimmt mehr als nur eine Freundin hat.
»Du hast Besuch? Warum hast du das nicht erwähnt?«
»Ich habe dir gerade gesagt, dass es unpassend ist.«
Ich drehe mich um und erstarre.
»Hej, und du bist?«
»Astrid, könntest du jetzt bitte wieder gehen?« Viggo hört sich nicht gerade begeistert an und wirft mir einen warnenden Blick zu.
»Aber natürlich nicht. Ich gehe nicht eher, bis du mir diese reizende Person vorgestellt hast.«
Sie reicht mir die Hand, und ich knickse. »Königliche Hoheit«, meine ich leise und neige meinen Kopf.
»Ach, lass den Quatsch. Ich bin Astrid, zumindest außerhalb der Palastmauern. Du bist also Viggos Freundin. Wie schön. Ich warte schon so lange darauf, endlich eine Frau an der Seite meines Bruders kennenzulernen. Er tut immer so geheimnisvoll.« Astrid lächelt und sieht wunderschön dabei aus. Ihr schwarzes Haar glänzt wie Ebenholz, und die Lippen sind dunkelrot. Nicht geschminkt, sondern von Natur aus. Sie sieht aus wie Schneewittchen für Erwachsene.
Ich schaue hilfesuchend zu Viggo, der sichtlich genervt ist und sich die Haare rauft. »Das ist Liv, meine Freundin.«
»Habt ihr euch gestritten?«, will Astrid wissen, weil ihr die Spannung im Raum auffällt.
»O nein, wo denkst du hin?« Viggo kommt um die Theke, legt den Arm um meine Schultern und zieht mich in seine Arme. »Wir wollten gerade frühstücken. Komm, setz dich zu uns«, lädt Viggo seine Schwester ein, und sie nimmt auf einem der Barhocker, die vor dem Tresen stehen, Platz.
Ich werfe einen Blick auf die hypermoderne Kaffeemaschine, die aussieht, als könnte sie auch gleichzeitig backen, kochen und Musik-CDs pressen.
»Ich mach das schon«, meint Viggo und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Seine Finger bohren sich in meine Hüfte, es ist eine Warnung.
Ich hole das Knäckebrot und setze mich ebenfalls an den Tresen, Astrid gegenüber.
»Also, erzähl mal. Wo habt ihr euch kennengelernt?« Astrid strahlt mich an, als hätte ich den Lottogewinn gezogen.
»Im Club«, meine ich.
»In einem Restaurant«, antwortet Viggo gleichzeitig.
»Aha. Na ihr beide seid euch ja einig.« Amüsiert nimmt Astrid die erste Tasse Kaffee entgegen. »Ich hätte lieber einen Cappuccino«, erklärt sie wählerisch und reicht mir den Kaffee weiter.
Viggo nickt und bereitet zwei weitere Tassen zu. Er sieht irgendwie niedlich aus, so als Hausmann. Auf jeden Fall besser, als wenn ich den Killer in ihm sehe.
»Wir haben uns im Ekstedt kennengelernt. Der Tisch war doppelt belegt, und wir haben ihn uns geteilt.«
»Ah, bei Niclas. Man kann dort wunderbar essen, findet ihr nicht auch? Wir sollten dort zu viert essen gehen, so komme ich mal aus dem Palast heraus.«
»Sicher«, meine ich ironisch, »wenn ich dann noch …«, am Leben bin, beende ich in Gedanken den Satz, zügele meine Zunge aber, bevor ich die Worte ausspreche.
»Klar, wie wäre es Freitag?«, überlegt Viggo und zieht mich wieder in seine Arme, drückt meinen Arm fest, damit ich zustimme.
»Ja, Freitag wäre toll«, stimme ich zu.
»Dann sollten wir vorher ein wenig einkaufen gehen. Was meinst du, Liv? Du magst doch bestimmt Shoppingtouren, auch wenn dir die Sachen meines Bruders hervorragend stehen.«
Ich erröte und verstecke meine brennenden Wangen an Viggos Brust, der mich immer noch im Arm hält. Er schaut auf mich herunter und etwas verändert sich in diesem Augenblick. Er beugt sich vor und küsst mich. Nicht auf die Wange, sondern er küsst meine Lippen auf eine aufregende Weise.
»Ihr seid ja so süß«, ruft Astrid aufgeregt. »Ich werde euch jetzt alleine lassen, damit ihr Frieden schließt. Ich will am Freitag freundliche Gesichter. Anders wird sich freuen, dass du endlich eine Freundin hast. Ihr solltet ein wenig Schlaf kriegen, ihr seht äußerst übermüdet aus.« Astrid kommt um den Tresen, küsst ihren Bruder auf die Wange, zieht mich danach in ihre Arme und küsst auch mich. »Ich finde dich toll, Liv.« Wie ein Wirbelwind rauscht sie davon und wirft die Tür hinter sich laut ins Schloss.
»Und sie kann einfach so herumlaufen, als Prinzessin?«, frage ich Viggo, der immer noch fassungslos zur Tür blickt.
»Ja, mit einem Haufen Sicherheitsleuten, die vor der Tür Stellung bezogen haben.«
Konsterniert schaut Viggo zur Wohnungstür, obwohl seine Schwester, die Prinzessin, die Wohnung bereits verlassen hat.
»Liv?«, fragt Ester, als könne sie es nicht glauben.
»Mir ist auf die Schnelle nichts anderes eingefallen. Ich konnte ihr ja wohl schlecht deinen wahren Namen nennen. Anders, der Kronprinz, geht in Lucas’ Spielcasinos ein und aus. Sie kennen sich. Wenn er auch nur eine Silbe deines Namens erwähnt, sind wir geliefert.«
»Wir?«, fragt Ester leise nach und blickt zu ihm auf.
»Ich bin verdammt müde, und du könntest auch ein wenig Schlaf gebrauchen.« Er reibt seinen Nasenrücken. Er braucht dringend eine Mütze Schlaf, denn im Augenblick kann er keinen klaren Gedanken fassen.
Ester blickt sehnsüchtig zu der Scheibe Knäckebrot, die unberührt auf dem Teller liegt.
»Komm mit.« Er führt sie zurück ins Schlafzimmer, weil sein Arm immer noch um ihre Schultern liegt. Erst als sie dort ankommen, lässt er sie los. Ungern, denn sie hat sich auf wundersame Weise gut in seinen Armen angefühlt. Genau wie der Kuss, den er ihr gegeben hat. Er wollte eigentlich nur Astrid vergraulen, doch das Gefühl ihrer Lippen auf seinen hat etwas in ihm ausgelöst. Eine Empfindung, die er schon lange nicht mehr gespürt hat.
Aus dem Nachttisch holt er ein paar Handschellen.
»Nein, die brauchen wir nicht«, erklärt Ester bestimmt.
»Nicht?«, fragt er überrascht.
»Nein, außer du hast vor, sie für irgendwelche Fesselspielchen zu benutzen, aber nicht, wenn wir nur schlafen wollen. Viggo, du musst mir vertrauen, so wie ich dir. Ich kann nicht plötzlich verschwinden, das hatten wir schon. Ich muss dir Zutrauen schenken, dass du mir nicht im Schlaf die Kehle durchschneidest, und du mir, dass ich mich nicht einfach aus dem Staub mache. Wir sind ein Team, zwar unfreiwillig, aber so ist es nun mal. Vertrauen gegen Vertrauen.« Sie blickt auf die Handfesseln und schüttelt traurig den Kopf.