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1. Deutsche Romanitas per translationem imperii

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Die gesamte konservativ-revolutionäre Akademikergeneration des preußischen Deutschland stand unter dem Eindruck von Arthur Moeller van den Brucks programmatischem Buch Das dritte Reich und seiner Losung: »Preußen muß sein«. So dichtete etwa der mit Moeller und vor allem Martin Spahn verbundene Eduard Stadtler, wie dieser ein katholischer Preuße, 1931: »Preußen muß wieder preußisch werden / Soll das Reich nicht untergehen.«11 Für andere freilich war das Reich gerade an Preußen gescheitert; Moellers Freund und Nachlaßverwalter Hans Schwarz sprach daher in gewollter Analogie zu dem von Schmitt konstatierten »antirömischen Affekt« von einem »antipreußischen Affekt«.

Selbst solchen Preußen wie Steding oder gar Spahn und Stadtler blieb nicht verborgen, daß die von ihnen angestrebte berufsständische Ordnung katholisch-mittelalterlich war.12 Sollte das Reich großdeutsch werden, mußte es notwendig – wie dialektisch auch immer – antipreußisch werden; der Faktor des habsburgischen Österreich war mit Königgrätz nicht endgültig aus der mitteleuropäischen Politik verschwunden. Was die »Legitimität« angeht, so wußte – nach einem Wort Wilhelms II. – kein geringerer als Bismarck, »daß die echte Krone in Wien sei«.13 Und mit dem Legitimitätsproblem stellte sich erneut die Glaubensfrage.*

Auch in dieser Hinsicht verteidigen Katholiken – gerade 1933 – nachdrücklich ihr »›Erstgeburtsrecht‹ auf das Reich«14. Nicht dualistisch wie Lutheraner, sondern analogisch, sind sie mit Reinhold Schneider überzeugt, daß »das Innerste eines jeden Reichs die Bitte ist: ›Zu uns komme Dein Reich !‹ Denn aus dieser Bitte leuchtet das himmlische Vorbild in das irdische, der Gottesstaat in den Weltstaat, der auf jenen angewiesen ist.«15 Schneider, der »im Ringen um das Reich […] den Inhalt« seiner »Lebensarbeit« sieht16, nennt »das Reich […] die größte Konzeption einer christlichen Ordnung auf Erden«17.** Andere wiederum wollen zu seiner – wie sie meinen – reinen, und das heißt monistischen Urgestalt zurück, so wie sie für das Abendland das antike Rom verbindlich geboten hätte; sie stellen auf einen Neopaganismus ab. Doch »Roma« bleibt gerade auch für Katholiken »aeterna«, und nicht nur im Blick auf Deutschland. Nicht zuletzt hierin sind sie mit Schneider einig, für den alle europäischen Völker irgendwann – kurz oder lang – am Imperium Romanum und seinem Erbe Anteil gehabt haben. Allerdings bleibt für alle Reichstheologen oder zumindest -visionäre unbestreitbar, daß das deutsche Volk das »Reichsvolk« ist.*** »Romanitas« – die nicht zuletzt auch den »imperialen Katholizismus« der Epoche qua Kirche bestimmt – und Deutschtum sind mutatis mutandis die Konstitutiva der deutschen Reichsideologie: eine deutsche Romanitas per translationem imperii.

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