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Vorwort
ОглавлениеIn Nummer 50 des Jahrgangs XXII (1895/96) des „Deutschen Hausschatz“ künden Redaktion und Verlag unter der Rubrik „Was wir im nächsten Jahrgang bringen“ unter anderem an:
„Richard Henry Savage, einen der hervorragendsten Romanschriftsteller Amerikas, führen wir durch den Seeroman „Der fliegende Eisvogel“ beim Deutschen Hausschatz ein. Unsere Leser werden hier einen Roman kennenlernen, wie er ihnen noch nicht geboten worden ist: eine überaus spannende, im besten Sinne abenteuerliche Handlung verbindet sich mit feinster Charakterzeichnung, tief sittlichem Ernst und katholischer Gesinnung.“
Einige Zeilen weiter wird der Reiseroman „Im Reiche des silbernen Löwen“ des „allbeliebten, unermüdlichen Erzählers Karl May“ angezeigt. –
Im Jahrgang XXIII erscheint in den ersten beiden Nummern ein Beitrag „Freuden und Leiden eines Vielgelesenen“ von Dr. Karl May; seine angekündigte Reiseerzählung beginnt jedoch erst ab Nummer 22 und endet bereits nach der 18. Fortsetzung in Nummer 40 mit der „Einleitung“. (Die Erzählung wird erst wieder weitergeführt in Band XXIV, Heft 7; von da an regelmäßig.)
Der „Fliegende Eisvogel“ hingegen beginnt in der Nummer 1 und endet mit der 14. Fortsetzung in Nummer 15. Dieser Roman bleibt die einzige bisher bekannte Veröffentlichung in deutscher Sprache des Richard Henry Savage. Die Nachfrage in Amerikahäusern, Deutsch-Amerikanischen Instituten, Universitäts- und anderen Bibliotheken, ob es einen amerikanischen Schriftsteller namens Savage tatsächlich gegeben habe, brachte ein negatives Ergebnis. Ein englischer Dichter gleichen Namens dagegen ist nachweisbar und sein Leben (Anfang 17. Jahrhundert – natürlicher Sohn einer Gräfin und eines Lords – bei einer armen Frau aufgezogen usw. usw.) erschien geeignet, einem Karl May vorübergehend eine Art geistiger Unterschlupf zu sein.
Die bisher genannten Fakten ließen den Amateurforscher jubeln und er vermeinte, einen apogryphen Karl May ausfindig gemacht zu haben, zumal eine der Hauptfiguren der Erzählung ein Phil May ist. Forscher-Vater Claus Roxin goß zwar – und mit Recht – Wasser der Skepsis in den Wein der Entdeckerfreude (s. Nachwort zu Band 1 dieser Reihe), aber die Fährte wurde trotzdem munter weiter verfolgt und im Geiste bereits ein phantastisches Vorwort entworfen. Leider führte die Spur dann doch nicht in die Villa Shatterhand. Das Buch war bereits in Satz, da kam aus Washington die Nachricht, daß nach langem Suchen tatsächlich ein Richard Henry Savage ausfindig gemacht werden konnte, der von 1846 bis 1903 gelebt hätte. Und dessen Erzählung „The Flying Halcyon, a Mystery of the Pacific Ocean“ war zum ersten Mal 1894 in einer monatlich erscheinenden Zeitschrift in Philadelphia veröffentlicht worden. Wie die Redaktion des Hausschatz zu diesem Roman kam, ist uns nicht bekannt. Obwohl im Hausschatz bereits 27 Werke von Karl May erschienen waren, behauptete jedenfalls die Redaktion, daß den Lesern ein solcher Roman noch nicht geboten worden wäre. Ob Karl May hierüber verärgert war und deshalb die Redaktion vorerst nicht mehr mit Manuskripten versorgte? Oder war es „die Empörung“, die Karl May wegen Manuskriptveränderungen durch den Hausschatzredakteur Heinrich Keiter äußerte die den vorübergehenden Veröffentlichungsstop seiner Erzählungen zur Folge hatte und Pustet junior nach Radebeul führte, worüber noch ein anderes Mal zu berichten sein wird?
Wie dem auch sei, „Der fliegende Eisvogel“ – auch wenn er diesmal erwiesenermaßen nicht aus der Feder Karl Mays stammt – ist so spannend geschrieben, daß er sicher auch alle Freunde von Kara Shatterhand voll und ganz zufriedenstellen wird, so wie vor 80 Jahren die Leser des Hausschatz.
Herbert Meyer