Читать книгу Der Mann, der nicht verlieren kann - Rick Reilly - Страница 5

Kapitel 2 Du bist keine Ballerina!

Оглавление

Golf ist tödlich.

Theodore Roosevelt

Für US-Präsidenten ist das Weiße Haus eine Art Gefängnis mit Butler. Sie können keinen Schritt machen ohne einen ganzen Schwarm von Secret-Service-Leuten und ohne eine Woche Planung im Voraus. Sie schlafen über dem Büro, wo ein Schreibtisch auf sie wartet, auf dem sich die kniffligsten Probleme der Welt auftürmen und still nach Lösungen schreien. Da ist Golf der perfekte Zeitvertreib. Keine Fensterfronten von Wolkenkratzern, keine Straßen, auf denen sich Menschen drängen, keine Kreuzungen, keine vorbeifahrenden Autos – beim Golf sind sie einigermaßen sicher.

Wo sie spielen, wie sie spielen, wie oft sie spielen und warum sie spielen, verrät uns mitunter mehr über Präsidenten als ein ganzer Hörsaal voller Historiker.

Golf kam in Amerika erst um die Wende zum 20. Jahrhundert so richtig in Mode, und einer der ersten, die von dem Virus befallen wurden, war William Howard Taft, ein Mann, der deutlich über 130 Kilo auf die Waage brachte. Er liebte das Spiel so sehr, dass er einmal den chilenischen Präsidenten einfach sitzen ließ – während der im Weißen Haus Däumchen drehte, schwang Taft den Schläger.

Woodrow Wilson war ein derart extremer Pessimist, dass ihm die Ärzte das Golfspielen verordneten, um seine Verdauungsstörungen in den Griff zu bekommen – dabei brachte Wilson praktisch keinen vernünftigen Schlag zuwege. Er schaffte kaum eine 110. Beim Putten bückte er sich im 90-Grad-Winkel über den Schläger, als wollte er mit einer Maus Konversation treiben – der Putter konnte kaum länger als eine Klobürste gewesen sein. Wilson spielte ausschließlich mit seiner Frau und seinem Arzt, aus Furcht, andere Partner würden anfangen wollen, über den Völkerbund oder dergleichen zu diskutieren. Er wurde zu einem hoffnungslosen Golfjunkie. Er malte sogar seine Golfbälle schwarz an, damit er in der Lage war, im Schnee zu spielen. Verglichen mit Wilson kommt einem Trump vor wie ein Frischling. Nach Schätzung des Historikers Don Van Natta, der sich mit dem Golfspiel der US-Präsidenten beschäftigt hat, dürfte Wilson in seiner achtjährigen Präsidentschaft bis zu 1600 Runden gespielt haben – fast jeden zweiten Tag eine Runde also, und stets früh morgens gleich nach dem Aufstehen. Er spielte rasend schnell und war in der Regel bis neun Uhr wieder zurück am Schreibtisch.

Der verwegene Warren Harding war das komplette Gegenteil. Golf war für ihn eine Art Party mit rutschfesten Schuhen. Wozu die Eile? Er verehrte alle Berühmtheiten und Golfstars ganz besonders. Oft lud er die legendäre Nachteule Walter Hagen ein. Einmal schenkte ihm Hagen einen seiner bevorzugten Schläger.

»Was kann ich im Gegenzug denn für Sie tun?«, fragte Harding eifrig.

Der notorische Zuspätkommer Hagen meinte, sehr praktisch wäre gewiss eine Dienstmarke des Secret Service, damit er sich nicht mehr mit Strafzetteln wegen zu schnellen Fahrens herumschlagen müsse. Er bekam seine Marke.

Harding war der Erste in einer langen Reihe von Präsidenten, der es mit den Regeln nicht so genau nahm. Er war ein Garant für Spaß auf dem Golfplatz, lachte gerne ausgiebig und trug stets Knickerbocker und eine Fliege. Auch einem kräftigen Schluck zwischen dem Grün und dem nächsten Abschlag war er nie abgeneigt, was in Verbindung mit seiner nicht eben ausgewogenen Schlagtechnik dazu führte, dass er nur mäßige Ergebnisse schaffte. Dennoch war er dem Spiel verfallen. Er war in San Francisco auf einer Urlaubsreise, die auch jede Menge Golfrunden vorsah, als er plötzlich zitternd zusammenbrach und starb, vermutlich an kongestiver Herzinsuffizienz. Zu seinem Andenken trägt heute ein wunderschöner öffentlicher Golfplatz in San Francisco seinen Namen: Harding Park.

Calvin Coolidge konnte mit Golf nichts anfangen, er hatte einfach kein Händchen dafür, und wenn er es doch einmal probierte, traf er aus drei Metern kein Scheunentor. Als er wieder aus dem Weißen Haus auszog, ließ er seine Golfschläger gleich dort.

Der eindeutig begabteste Golfer unter den US-Präsidenten war Franklin Delano Roosevelt. Ein satter Abschlag, erstklassiger Umgang mit den Eisen und auf dem Grün mit der Präzision eines Diamantenschleifers, holte er als Teenager zahlreiche Medaillen, und mit 18 Jahren gewann er die Clubmeisterschaft der Männer (nein, ernsthaft!) im kanadischen Campobello Golf Club. Im Alter von 39, zwölf Jahre vor Beginn seiner Präsidentschaft, erkrankte er jedoch an Polio und spielte danach nie wieder. Immerhin hinterließen uns seine Projekte Dutzende wunderbarer öffentlicher Golfplätze, wie etwa Bethpage in New York, Austragungsort der PGA Championship im Jahr 2019.

Harry Truman spielte nicht Golf, sondern Klavier, aber sein Nachfolger, Dwight Eisenhower, liebte das Spiel wie der Hund den Knochen. Er konnte es kaum ertragen, von seinen Schlägern getrennt zu sein. Er pflegte sogar auf den Fluren des Weißen Hauses mit einem Eisen in der Hand zu flanieren und Probeschwünge anzusetzen, während er überlegte, wie man wohl am besten mit der Welt der Nachkriegszeit klarkommen sollte. Er und sein Idol – ein stets braun gebrannter Frauenschwarm mit Namen Arnold Palmer – befeuerten den Golfboom der sechziger Jahre in den USA, der bis zum Beginn der Großen Rezession im Jahr 2007 anhielt.

Eisenhower liebte das Spiel, aber das Spiel liebte ihn nicht. Seine Achillesferse war das Putten. Er näherte sich dem Ball an, als wäre er eine Giftschlange, erstarrte geradezu davor, dann versetzte er ihm einen Schubs und wich rasch zurück. Die seltsamsten Zuckungen schienen ihm immer wieder in die Quere zu kommen. Zum Trainieren ließ er sich ein Grün gleich hinter das Oval Office legen. Manchmal vergaß er vor der Rückkehr ins Präsidentenbüro, seine Spikes auszuziehen. Einmal bin ich allen Ernstes dort über den Boden gekrochen und konnte die Löcher, die er im Holzboden hinterlassen hat, noch fühlen.

John F. Kennedy hätte ein großartiger Spieler sein können, wären da nicht seine Rückenprobleme gewesen. Zu Beginn des Studiums war er im Freshman-Golfteam von Harvard, verletzte sich aber beim Football den Rücken und musste sich ein ganzes Jahr lang schonen, was Sport angeht. Er hatte einen eleganten und aufrechten Schwung mit perfekt ausgewogenem Finish, die schlanke rechte Schulter zeigte exakt in Richtung des angepeilten Ziels, das stets unbedeckte Haupthaar vom Wind zerzaust, ein Gatsby in Kaschmir. Ganz im Unterschied zu Trump redete JFK nicht gerne über sein Spiel, wollte keine Kameras dabeihaben, wenn er spielte, und er wollte auch nicht verkünden, was für eine Runde er gespielt hatte. Nach seiner Wahl, aber noch vor der Amtseinführung haute Kennedy seinen Abschlag am 16. Loch in Cypress Point, dem berühmtesten Par 3 der Welt, immer und immer wieder in Richtung der Fahne, bis er es endlich geschafft hatte. Kennedy ließ einen Seufzer der Erleichterung vernehmen. »Du schreist und fluchst, der Drecksball soll endlich fallen«, sagte er zu seinen Mitspielern, »und ich sehe eine vielversprechende Politikerkarriere ihrem Ende nahen!«

Lyndon B. Johnson spielte miserabel und vorwiegend zu dem Zweck, Kongressabgeordnete zu beschwatzen, damit sie am Ende diesem oder jenem Gesetz zustimmten. Es heißt, die Stimmen für seinen wegweisenden Civil Rights Act hätte er vor allem auf dem Golfplatz zusammengekratzt. Er hatte eine Vorliebe für Schimpfwörter und Mulligans, das heißt Wiederholungen eines misslungenen Schlags (ohne Strafschlag) – er soll bisweilen einen Verbrauch von jeweils fünf, sechs oder gar sieben davon auf einem einzigen Neun-Loch-Kurs gehabt haben, und er hatte auch stets eine wohlmeinende Warnung an seine Golfpartner parat: »Es ist nicht nett, den Präsidenten zu besiegen.« Nach seiner Amtszeit erfuhr er am eigenen Leib, wie richtig er damit lag.

Auch Richard Nixon spielte Golf, wirkte dabei aber immer irgendwie unnatürlich, das Grinsen zu breit, die Hosenbeine zu hoch. Seine Freunde sagen, er tat es überhaupt nur, um sich als Vizepräsident bei Eisenhower einzuschleimen. Nixon hatte ein Handicap von etwa 18, aber nach seinem Rücktritt wegen der Watergate-Affäre wurde der Golfplatz sein Zufluchtsort, und er verbesserte sich auf 12. Wir sehen, selbst für Watergate gilt: Es war nicht alles schlecht.

Nixons Rücktritt in Verbindung mit dem gleichzeitigen Abgang seines Vize Spiro Agnew katapultierte den einzigen echten College-Sportstar ins Oval Office, den wir jemals als Präsidenten hatten, nämlich Gerald Ford, ein ehemaliger Lineman aus Michigan. Als sportliches Naturtalent liebte Präsident Ford auch Golf, aber es war, ähnlich wie bei Eisenhower, eine einseitige, unglückliche Liebe. Trotzdem spielte er, wann immer er konnte. Er nahm sogar am Pebble Beach Pro-Am der PGA Tour teil, ein Albtraum für den Secret Service und erst recht für die Zuschauer. Die Zahl der Menschen, die von Fords Golfbällen getroffen wurden, ist weitaus höher als die Zahl derjenigen, die ihn zum Präsidenten gewählt haben (Letztere nämlich null). Das lag vor allem an seinem Drive – der flog ebenso weit wie weit daneben. Trotzdem schaffte er einmal tatsächlich ein Hole-in-one, im Colonial Country Club in Fort Worth, da spielte er mit Crenshaw im Pro-Am. »Die Zuschauer drehten völlig durch«, erinnert sich Crenshaw. »Er kriegte sich gar nicht mehr ein. Er wandte sich zu mir und meinte: ›Ich kann’s nicht fassen, was ich da gerade geschafft habe!‹«

Nach Ford wurde es eine Weile still um den Golfsport im Weißen Haus. Jimmy Carter ging lieber angeln. Reagan lag zumindest nicht sehr viel am Golfspiel, Pferde waren ihm wichtiger. Sein Handicap lag ungefähr bei 13. Im Los Angeles Country Club können Sie noch heute seinen Garderobenschrank bewundern.

Es gibt kaum eine golfverrücktere Familie als die Bushs. Der Großvater des 41. Präsidenten, George Herbert Walker Bush, war Präsident der U.S. Golf Association (USGA) und erfand den Walker Cup, die Amateurversion des Ryder Cup. Der Vater von »Bush 41«, Prescott Bush, hatte tatsächlich Handicap 0 und war ebenfalls ein Jahr lang Präsident der USGA. Bush senior, der 41. Präsident der USA, war der schnellste Golfer, den ich je gesehen habe. Er hatte Handicap 18, seine Ellbogen flogen beim Schlag Gott weiß wohin. Wenn er spielte, sah es immer aus, als wollte er eine Pferdebremse erschlagen. Sein Score war ihm egal, viel wichtiger war es ihm, in unter zwei Stunden fertig zu sein. Der Bestsellerautor James Patterson spielte einmal mit ihm. »So schnell konntest du gar nicht gucken«, erzählt Patterson. »Die ganze Geschichte kam mir vor wie ein Wettrennen. Man dachte bloß: ›Wow, sind wir schon durch?‹ Aber er war sehr nett, sehr freundlich und sehr locker und unkompliziert.«

»Bush 41« liebte die texanischen Profis wie Crenshaw und Tom Kite fast wie seine eigenen Söhne. Jeder Autor, der einen dieser Spieler kritisierte, bekam von ihm alsbald sein Fett weg – das gilt auch für mich. Nachdem Kite als Teamkapitän beim Ryder Cup in Spanien 1997 von Severiano »Seve« Ballesteros glatt ausmanövriert worden war, obwohl er acht der 14 besten Spieler der Welt in seinem Team hatte (Europa hatte nur einen einzigen), nahm ich Kite ein wenig auf die Schippe. Er zockelte zusammen mit Bush und Michael Jordan in seinem Viersitzergolfwagen gemächlich über den Platz, während Seve in einer Art Turbogolfschlitten von Maserati von einem Ende des Platzes zum anderen zischte, an jedem Loch aufzutauchen schien, Anweisungen auf Spanisch rief und den Spielern sagte, welche Grüns während der Runde gemäht worden waren, und ansonsten Kite ständig umkreiste. Europa gewann mit 14,5 zu 13,5. In der Woche darauf schickte Bush einen von Hand getippten Brief an Sports Illustrated:

War Rick Reilly überhaupt da? Hat er nicht gespürt, wie am Sonntag das Comeback förmlich in der Luft lag? … Tom Kite und die US-Spieler haben es nicht verdient, von Reilly auf diese zynische, hinterlistige Weise herabgesetzt zu werden.

Ein Fan von Amerika, ein Fan von Tom Kite,

G.B.

Ja, ich war da. Ich kauerte sogar bestimmt ein halbes Dutzend Mal an dem Tag ganz in der Nähe von Bush. Offenbar habe ich keinen großen Eindruck hinterlassen.

Bob Hope sagte einmal: »Ich habe immer gerne mit Präsidenten Golf gespielt. Das einzige Problem sind die ganzen Typen vom Secret Service, die da um dich herumstehen. Du hast kaum eine Chance zu bescheißen.« Hope hätte bei einer Runde mit Bill Clinton ganz bestimmt seinen Spaß gehabt.

Als ich 1995 im Congressional Country Club für eine Story mit Clinton spielen konnte, benutzte er sogar den Secret Service, um zu schummeln. Er genehmigte sich zwar keine Mulligans, nein, er erlaubte sich das, was die Presse anschließend »Billigans« taufte. Er spielte seinen ersten Schlag und erzählte jedem, er würde den Ball dann auch weiterspielen. Aber dann nahm er sich drei, vier oder sogar fünf Übungsschläge vom gleichen Punkt aus – das sind Billigans. (Komplett gegen die Regeln, ganz nebenbei.) Bei so vielen Bällen auf der Bahn sah es dort natürlich irgendwann aus wie beim Eiersuchen am Ostersonntag. Kein Mensch konnte sagen, welcher nun der erste Ball war. Aber zum Glück gab es den Secret Service, der wusste ja sowieso immer alles: immer der, der am nächsten zur Fahne liegt. Welcher Agent möchte schließlich nicht irgendwann Botschafter in Schweden werden?

Clinton schien sich nicht die Spur für die vier Typen von der SWAT-Spezialeinheit in den Bäumen oder die sechs Agenten, die uns begleiteten, einer wie der andere unter der Sportjacke schwer bewaffnet, zu interessieren. Überdies waren uns 13 Golfwägelchen auf den Fersen, in einem davon das Rote Telefon, in einem der Assistent des Stabschefs, ein weiterer gebührte dem Protokollchef. Ich weiß nicht, was besagter Protokollchef von dem gehalten hätte, was mir Clinton beim Vorbeidefilieren an einem Balkon voller winkender Zuschauer sagte. Mit der rechten Hand winkte er zurück, mit dem linken Ellbogen versetzte er mir einen kleinen Stoß in die Rippen.

»Was ist?«, raunte ich verstohlen.

»Sehen Sie die Blonde da links?«

»Ja, und?«

»Die hat mir gerade zugezwinkert.«

Ich hätte fast gesagt: »Sie wissen aber schon, dass ich von der Presse bin, oder?«

Wie Trump war auch Clinton ein sehr unterhaltsamer Golfpartner. Im Gegensatz zu Trump konnte ihm die Runde gar nicht lange genug dauern. Eine Runde über sechs Stunden war das reinste Paradies für Clinton: mehr Zigarren, mehr Lachen, weniger Bosnien. Er nahm dich auf den Arm, haute dir auf den Rücken, lobte dich und manchmal alles zusammen innerhalb eines einzigen Par 3. Er redete über die erstaunlichsten Dinge, solange sie mit Golf zu tun hatten. »Gefällt Ihnen dieser neue Bubble-Schaft?«, fragte er mich. (Ich hatte noch nicht mal bemerkt, dass ich mit einem solchen Gerät spielte.) Er hatte einen komplizierten Schwung, den kein Mensch jemals nachmachen könnte – er bewegte sich hierhin und dorthin, nach oben, nach unten, nach links, nach rechts. Im Moment des Schlags hüpfte er auf den Fußballen wie Andre Agassi bei der Vorhand, und so erzeugte er einen Slice mit jeder Menge Schnitt. Dies plus die 24 Schläger, die er in seiner Golftasche hatte (erlaubt sind 14), plus die Jagd nach all den versprengten Billigans war für seinen Caddy, einen 70-jährigen schwarzen Gentleman, irgendwann schlicht zu viel.

»Stellen Sie sich nicht immer auf die Zehenspitzen!«, blaffte er irgendwann. »Sie sind doch verdammt noch mal keine Ballerina!«

Dem Protokollchef fiel die Kinnlade herunter. Den Agenten des Secret Service stellten sich die Nackenhaare auf. Eine kurze, peinliche Pause. Dann sagte Clinton bloß: »Stimmt, sollte ich lieber lassen.« Bei den ganzen Billigans und den sonstigen Spinnereien war schwer zu sagen, was für eine Runde er gespielt hatte, aber auf seiner Scorekarte stand eine 82. Später meinte er zu mir, das wäre die beste Runde seines Lebens gewesen.

(Kurze Story über Trump und die Clintons: Einmal brachte Hillary ihren Bruder, Hugh Rodham, mit nach Winged Foot, obwohl beide dort keine Mitglieder sind. Rodham erschien in Shorts – ein absolutes No-Go in Winged Foot. Lange Hosen sind Pflicht, Punkt. Für Hugh Rodham, einen Mann von beachtlicher Körperfülle, war im Pro-Shop keine Hose in seiner Größe aufzutreiben. Der Hausdiener sagte zu einem Caddy: »Besorgen Sie Mr. Rodham ein paar Regenhosen zum Drüberziehen.« Der Caddy überlegte, wer in etwa Rodhams Größe haben könnte, ging zum Schrank von Trump, schnappte sich dessen Regenhose und eilte wieder hinaus. Rodham spielte in Trumps Regenhose. Als Trump von der Geschichte erfuhr, rastete er komplett aus. Er sorgte dafür, dass ihm Winged Foot eine komplett neue Regenausrüstung anschaffte. Clintons Läuse!)

Der größte Tag für Freunde des präsidialen Golfvergnügens war der 15. Februar 1995, der einzige Tag, an dem jemals drei Präsidenten in einem Flight zusammenspielten. Die Rede ist vom Bob Hope Desert Classic mit dem amtierenden Präsidenten Clinton, Bush senior und Ford; den Vierten in der illustren Runde gab Bob Hope höchstpersönlich. Es war ein einzigartiger Moment. Ich male mir immer aus, wie Hope irgendwann sagt: »Sie sind mit dem Abschlag dran, Mister President«, und die drei krachen mit den Köpfen zusammen, weil sie gleichzeitig versuchen, den Ball aufs Tee zu setzen.

Bush spielte eine 93, Clinton 95 und Ford 103. Und wir wissen, dass diese Scores echt sind. Das Ganze wurde auf NBC übertragen. Bush war allerdings eine Gefahr für die Zuschauer. Beim ersten Loch prallte sein Ball von einem Baum ab und traf eine ältere Dame auf die Nase, ihre Brille ging zu Bruch, das Gesicht war voller Blutspritzer. Am 14. Loch traf er einen Zuschauer mit dem Ball am Bein. Seine Gattin Barbara meinte nur noch kopfschüttelnd: »Als ob wir nicht schon genug Gewalt im Fernsehen hätten.«

George W. Bush war ein recht ordentlicher Golfer – etwa Handicap 15 –, aber er hörte 2003 mit dem Golfen auf, und zwar aus »Solidarität« mit den Soldaten im Irakkrieg. Nein wirklich, ganz im Ernst. Was bräuchte es wohl, damit Trump mit dem Spielen aufhört? Einen nuklearen Winter?

»Die Bushs schummeln nicht«, behauptet Crenshaw standhaft. »Bush junior geht zum ersten Abschlag und sagt dir: ›Sieh dir den Ball hier an, den werde ich heute kein einziges Mal versetzen. Ich spiele ehrlich, vom ersten bis zum letzten Schlag.‹ Und er hält sich daran.«

Crenshaw war mit Bush junior irgendwann so gut befreundet, dass George W. ihn einmal sogar zum Übernachten ins Weiße Haus einlud. Crenshaw spielte da gerade das Kemper Open auf der PGA Tour unweit von Washington. Nach der ersten Runde jedoch schaffte es Crenshaw mit seinem bekannt katastrophalen Orientierungssinn, sich auf dem Weg zum Weißen Haus zu verfahren. Irgendwann stand er auf dem Highway am Straßenrand und kämpfte mit der Straßenkarte. Ein Polizist blieb stehen und fragte ihn, wo es denn hingehe.

»Tja, hm, das glauben Sie mir ja sowieso nicht«, stammelte Crenshaw, puterrot im Gesicht. »Ich logiere heute im Weißen Haus.«

Als der Cop sich von seinem Lachanfall erholt hatte, eskortierte er ihn persönlich ans Ziel.

Barack Obama liebte Golf und spielte besonders gerne mit – Achtung, anschnallen: – Sportjournalisten. Ganz im Ernst. Er spielte Dutzende Male mit Michael Wilbon und Tony Kornheiser, den Moderatoren der ESPN-Show Pardon the Interruption. Obama ist ein absoluter Sportverrückter, deshalb passte das einfach perfekt. Ich weiß das, weil er einmal mein Partner im Fantasy Football (vergleichbar den in Europa beliebten interaktiven Fußballmanagerspielen, Anm.d.Ü.) für eine ESPN-Kolumne war. Er hatte viel mehr Ahnung von der Sache, als ich mir je hätte vorstellen können.

»Wir brauchen einen Wide Receiver«, sagte ich. »Nehmen wir doch (Spieler xy).«

»Kommt nicht infrage«, meinte er daraufhin. »Die haben gerade ihren Receiver-Coach verloren.«

Obamas Golf hätte man auf ein USGA-Poster drapieren können – keine Schummelei, keine Mulligans, keine wiederholten Schläge. Und er behielt sein Spiel weitgehend für sich. Er spielte selten mit Politikern oder Staatschefs, meistens mit Leuten aus seinem Reiseteam, vor allem, weil er besser werden wollte. Eineinhalb Jahre nach dem Ende seiner Präsidentschaft hatte er sich laut Wilbon auf Handicap 11 hochgearbeitet. »Ich kann schon ganz ordentlich spielen, aber meinen Beruf werde ich deshalb bestimmt nicht aufgeben«, sagt er heute. Am Abschlag ist er »sehr sauber und gerade«, sagt Tiger Woods, »bloß ein bisschen zu kurz.« Seine Chips haben es durchaus in sich, aber im Bunker ist er eine Katastrophe. Hoffentlich geht’s ihm nicht irgendwann wie Saddam Hussein, dass er in einem Erdloch feststeckt und nie wieder rauskommt.

Womit wir bei Trump wären.

Kein Präsident war jemals so vernarrt in das Golfspiel wie Donald Trump. Keiner steckte jemals so knietief im Golf wie er. Trump spielt nicht einfach nur auf Golfplätzen; er baut sie, er kauft sie, besitzt sie, betreibt sie, zettelt wegen Golfplätzen Rechtsstreitigkeiten an, lügt über sie, tyrannisiert den Rest der Welt damit und gibt grenzenlos mit ihnen an. Die Leute, die er kennt, die Geschäfte, die er betreibt, die Gefälligkeiten, die er verteilt, der Zugang, den er gewährt, die Schwierigkeiten, in die er gerät, die Orte, die er besucht, das Geld, das er verdient, das Geld, das er verliert, die Ansichten, die in seinem Hirn entstehen: Trumps Geist, Trumps Seele ist ein einziger Golfball – samt der zahllosen Dellen darin.

Alsdann, macht euch startklar, liebe Ballerinen – es wird ein wilder Tanz.

Der Mann, der nicht verlieren kann

Подняться наверх