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Kapitel 4 Pele

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Er bescheißt ohne Ende.

Suzann Pettersen, LPGA-Golferin

Ich hatte einmal einen Coach, der uns sagte: »Wie du eine Sache angehst, so gehst du alles an. Bist du faul im Training, dann bist du auch faul beim Spiel. Betrügst du bei deinen Tests, dann betrügst du später auch deine Frau.«

Zumindest beim Golf trifft das zu. Der Typ, der auf dem Platz elend langsam spielt, ist auch bei Meetings ein Lahmarsch. Wer auf dem Golfplatz freigiebig mit Komplimenten ist, wird auch bei Tisch eine Schmeichelei auf den Lippen haben. Und wer auf dem Platz betrügt, wird ebenso im Geschäftlichen betrügen oder bei der Steuererklärung oder eben in der Politik.

Jack O’Donnell hat als Vizepräsident des Trump Plaza Casino in Atlantic City vier Jahre für Trump gearbeitet. O’Donnells Vater war einer der Gründer von Sawgrass, jenem legendären, von Pete Dye entworfenen Golfplatz in der Nähe von Jacksonville, Florida. »Mein Vater hat uns immer Respekt vor dem Spiel gelehrt«, erzählt O’Donnell. »Das ist der Teil des Spiels, der wirklich etwas über deinen Charakter verrät. Man spielt den Ball von dort, wo er liegt.« Als ein Kollege O’Donnells, der inzwischen verstorbene Mark Eddis, von seiner ersten Runde mit Trump zurück war, konnte O’Donnell der Versuchung nicht widerstehen und fragte nach.

»Und, schummelt er bei der Lage seines Balls oder nicht?«

Eddis sah ihn an und musste lachen. »Bei jedem einzelnen Schlag, den Abschlag ausgenommen.«

Trump schummelt beim Golf nicht einfach nur. Er bescheißt wie ein Hütchenspieler in der Fußgängerzone. Er wirft, kickt, schiebt den Ball ständig in eine bessere Position. Egal, wo der Ball liegt: Er lügt. Er verhunzt das Spiel, dass es eine Art hat. In Winged Foot, wo Trump Mitglied ist, waren die Caddys derart daran gewöhnt, dass er den Ball aufs Fairway kickt, dass sie ihm einen ganz speziellen Spitznamen verpassten: »Pele«.

»Ich habe einmal mit ihm gespielt«, sagt Bryan Marsal, langjähriges Mitglied in Winged Foot und Präsident des anstehenden 2020 U.S. Open der Männer. »Wir spielten am Samstagmorgen. Wir kamen zum ersten Abschlag, und er war der netteste Mensch. Doch auf einmal sagte er: ›Sehen Sie die beiden da? Sie betrügen. Sehen Sie mich? Ich betrüge. Und ich erwarte, dass auch Sie betrügen, weil wir diese zwei heute besiegen werden.‹ … Also: Ja, es stimmt, er wird Sie bescheißen. Ich denke allerdings, Donald ist zutiefst davon überzeugt, dass auch Sie ihn bescheißen werden. Deshalb ist es ja egal, wenn sowieso alle betrügen, dann ist das, was er tut, am Ende doch gar kein Betrug.«

Schön und gut, aber …

a) Es betrügen keineswegs alle. Abgesehen von einem gelegentlichen Mulligan am ersten Abschlag oder dem Annehmen eines geschenkten Putts vom Gegner (wenn es nur um einen Schlag über wenige Zentimeter ins Loch geht), spielen 85 Prozent der Gelegenheitsgolfer streng nach den Regeln, laut National Golf Foundation.

b) Zu sagen, »Donald Trump betrügt«, ist, als würde man sagen: »Michael Phelps schwimmt.« Er betrügt auf höchstem Niveau. Er betrügt, wenn Leute zusehen, und er betrügt, wenn niemand zusieht. Er betrügt grundsätzlich, ob es Ihnen passt oder nicht. Er betrügt, weil er eben so und nur so Golf spielt, so hat er es gelernt, so braucht er es. Es ist egal, ob Sie sein Apotheker sind oder Tiger Woods: Wenn Sie mit ihm Golf spielen, dann betrügt er auch.

Gegen Tiger Woods hat er übrigens tatsächlich betrogen. Kurz nach seinem Einzug ins Weiße Haus lud er Woods, Dustin Johnson (damals Weltranglistenerster) und den langjährigen Profi und Fox-Golfexperten Brad Faxon zu einer Runde ein.

Man schloss eine Wette ab: Faxon und Trump gegen Woods und Johnson. Da aber Woods und Johnson so gigantische Abschläge draufhaben, beschloss man, Faxon und Trump dürften vom mittleren Abschlagfeld spielen. Trump bekäme an den acht schwierigsten Löchern einen Schlag Bonus; alle anderen würden »scratch«, also auf 0 spielen. Und los ging’s.

»Auf dieser einen Bahn spielte Donald seinen zweiten Schlag und haute ihn voll in den Teich«, erinnert sich Faxon. »Da sagte er zu mir: ›Hey, schmeiß mir mal schnell ’nen zweiten Ball rüber, es guckt gerade keiner.‹ Ich tat, was er sagte, aber den schlug er auch ins Wasser. Also fuhr er hin und droppte den Ball dort, wo er schon beim ersten Mal hätte droppen müssen, und spielte von dort aufs Grün.«

Währenddessen hatte auf der anderen Seite des Fairways Woods – er ist nun mal Woods – seinen Annäherungsschlag bis auf 30 Zentimeter an die Fahne gespielt und stand bereit zu einem kinderleichten Birdie. Jetzt waren alle auf dem Grün, und Trumps Ball lag vielleicht sechs Meter von der Fahne, und er bekam einen Schlag gut. Trump fragte: »Also, wo stehen wir?«

Faxon antwortete: »Na ja, Tiger hat gerade eine 3 gespielt. Der wievielte Schlag ist Ihr Putt, Mister President?«

Daraufhin Trump: »Der vierte, für eine Drei.«

Faxon musste lachen – laut Regelbuch war es sein siebter Schlag. Trump behauptete jedoch steif und fest, es wäre der vierte, also eine Drei für das Loch, seinen Bonusschlag eingerechnet.

»Ist das nicht genial?«, erinnert sich Faxon. »Der vierte, für eine Drei! Er hat den Putt dann eh verfehlt. Aber es macht echt Spaß, mit ihm zu spielen. Er steckt sich jeden Putt einfach in die Tasche [als ob der Gegner ihm das erlaubt hätte], und doch will man insgeheim geradezu, dass er so was macht. Man hat so viel darüber gehört, dass man selbst dabei gewesen sein will, damit man die Geschichten aus erster Hand erzählen kann.«

Einmal spielte ein alter Freund von mir, ein Countrymusiker, erstmals mit Trump in L.A. Schon auf der allerersten Bahn kickte Trump seinen Ball aus dem Rough aufs Fairway. Mein Musikerfreund war perplex.

»Moment mal«, rief er. »Läuft das jetzt den ganzen Tag so, Donald?«

»Oh«, erläuterte Trump. »Alle, mit denen ich spiele, schmeißen den Ball zurück aus dem Rough. Du kannst gar nicht anders, wenn du gegen die auf einen grünen Zweig kommen willst.«

Nur fürs Protokoll: Ich spiele seit einem halben Jahrhundert Golf, und ich habe bisher nur einen einzigen Menschen kennengelernt, der das tut. Sein Bild ist auf dem Cover.

Einmal hatte Trump drei prominente Football-Kommentatoren von ESPN – Mike Tirico (heute bei NBC), Jon Gruden (heute Coach der Raiders) und Ron »Jaws« Jaworski, ehemals Quarterback der Eagles – auf einem seiner Golfplätze zu Gast. Trump liebt es, mit seinen Plätzen bei Promis anzugeben, und je berühmter du bist, desto wichtiger ist es ihm, dich zu treffen und von den anderen Mitgliedern mit dir gesehen zu werden. Trump kam an, als sich die anderen drei gerade auf die Runde vorbereiteten, und er entschied sofort, wie die Teams verteilt werden. »Ich spiele zusammen mit Gruden, ich mag nämlich Gewinner.«

Und schon ging es los. An einer Stelle spielten sie ein blindes Par 5, und Tirico, der ein Handicap von 12,3 hat, lag rund 210 Meter vom Grün entfernt. Er spielte den besten Holz-3-Schlag seines Lebens. »Du meine Güte!«, staunte da sein Caddy. Der Schlag hatte von Anfang an die Fahne angepeilt, schaffte es perfekt über den Hügel und würde nahe an der Fahne landen. Ganz erschrocken von seinen plötzlich erwachten Fähigkeiten gab Tirico seinem Caddy ein High five und schlenderte, nein, schwebte geradezu in Richtung Grün.

Aber als sie dort ankamen, lag sein Ball irgendwie kein bisschen in der Nähe der Fahne – er war noch nicht einmal auf dem Grün. Er befand sich 15 Meter seitlich von der Fahne, noch dazu im Bunker. Wenn er nicht unterwegs mit einer Drohne kollidiert war, war dies physikalisch ein Ding der Unmöglichkeit.

»Übel versprungen«, meinte Trump zu Tirico, der die Markierung auf dem Ball prüfte, weil er nicht glauben konnte, dass das seiner war. Er war es. Verdattert brauchte Tirico zwei Swipes, um aus dem Bunker zu kommen, und spielte am Ende eine 7.

»Hinterher«, erinnert sich Tirico, »kam Trumps Caddy zu mir und meinte: ›Erinnern Sie sich an den tollen Schlag auf dem Par 5? Der lag vielleicht drei Meter von der Fahne. Trump hat ihn einfach in den Bunker geschmissen. Ich hab’s gesehen‹.«

Und was tat Tirico? Er lachte, schüttelte bloß den Kopf, ging nach drinnen und zahlte Trump aus. Wenn es um Golf geht, bist nun mal du der Kellner und Trump ist der Koch.

Aber warum? Warum betrügt Trump ständig, wo er eigentlich ein ganz guter Spieler ist? Und wie kann es sein, dass er selbst vor Publikum derart schamlos betrügt? Sie sprechen ihn darauf an, doch er zuckt bloß mit den Achseln und betrügt immer weiter. Seinen Ruf in der Welt des Golfsports hat er damit komplett ruiniert. 90 Prozent der Leute, die ich – offiziell und inoffiziell – interviewt habe, sagen, dass er ganz offen betrügt. Viele von ihnen hätten deshalb aufgehört, mit ihm zu spielen. Also warum? Warum bescheißen? Warum lügen? Warum das eigene Handicap hochjazzen, die eigenen Scores fälschen, Clubmeisterschaften reklamieren, die er nie gewonnen hat?

»Er kann nicht anders«, ist Harvard-Psychiater Dr. Lance Dodes, Co-Autor von Wie gefährlich ist Donald Trump? 27 Stellungnahmen aus Psychiatrie und Psychologie überzeugt. »Er muss in allem, was er tut, der Beste sein. Er kann es nicht ertragen, nicht zu gewinnen, nicht der Beste zu sein. Das muss schon sehr früh in seiner Persönlichkeitsentwicklung begonnen haben. Nicht der Beste zu sein ist für ihn so schlimm wie für Normalsterbliche das Geräusch von Fingernägeln auf der Schiefertafel. Er hält es nicht aus … Er übertreibt seine Golfscores und sein Handicap aus dem gleichen Grund, aus dem er auch alles andere übertreibt. Er kann nicht anders. Er zeigt alle Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Menschen mit dieser Krankheit ist ihr Zustand nicht bewusst. Er hat keinerlei Gefühl für Moral in irgendwelchen Dingen. Es fehlt ihm jede Fähigkeit zur Empathie. Er ist ein sehr kranker Mann. Er erkennt überhaupt nicht, dass andere Menschen Rechte und Gefühle haben. Andere Menschen zählen für ihn schlicht überhaupt nicht.«

Trump versichert standhaft, er würde nicht betrügen. »Ich berühre niemals den Ball«, sagt er. Das ist noch nicht einmal komplett gelogen, meint der Schauspieler Anthony Anderson. »Ich sage nicht, Trump würde schummeln. Aber wenn Trumps Caddy für ihn betrügt, ist das dann Betrug oder nicht?«

»Wir haben eindeutig gesehen, wie Trump auf dem Trump National [Bedminster] einen Ball in den See verzogen hat«, erinnerte sich der Schauspieler Samuel L. Jackson einmal, »und sein Caddy sagte ihm, er hätte den Ball gefunden!«

Die mit Trump befreundete LPGA-Profispielerin Suzann Pettersen geht davon aus, dass er seinen Caddy extrem gut bezahlt, denn »ganz gleich, wie weit er den Ball in die Botanik semmelt, wenn wir hinkommen, liegt er immer mitten auf dem Fairway«.

Sie können natürlich versuchen, sich zu wehren, aber es wird Ihnen nichts nützen. Als Doc Rivers, Basketballtrainer der L.A. Clippers, das erste Mal gegen Trump spielte, war der Freund, mit dem Rivers dort war, Trumps Teampartner. Der Freund kam irgendwann herüber und tröstete ihn. »Er zu mir: ›Na ja, es ist einfach so. Du hast heute absolut null Siegchancen.‹ Ich dachte, das ist bloß der übliche Trash-Talk. Ich darauf also: ›Okay, dann wollen wir doch mal sehen, was ihr draufhabt!‹ Aber dann sah ich mit eigenen Augen, wie Trump bescheißt. So etwa am fünften oder sechsten Loch sagte ich zu meinem Kumpel: ›Inzwischen weiß ich, was du meintest. Du hast recht – null Chance.‹«

Boxer Óscar de la Hoya sagte, er könne bezeugen, wie Trump betrügt. Rocker Alice Cooper dito. Der aus New Jersey stammende Bill Rayburn berichtete mir auf Facebook davon. »Bei einer Prominentenrunde spielte ich einmal den Caddy für ihn. Selbst vor Zuschauertribünen, Schiedsrichtern und mir, der ich direkt danebenstand, betrog er ganz offen, mindestens zehnmal in der Runde. Ungefähr am 15. Loch hörte ich auf zu zählen … Er kickte den Ball weg, wenn er direkt neben einem Baumstumpf lag, er trickste bei der Lage des Balls, berührte im Sandbunker mit dem Schläger den Boden, und auf dem Grün schummelte er wiederholt mit der Ballmarkierung, damit sein Ball nachher näher am Loch lag … Trump trabte vom 18. Loch davon und posaunte seinen Score hinaus: angeblich eine 74. In der wirklichen Welt war er eindeutig näher an einer 90. Dann drückte er mir zehn Dollar Trinkgeld in die Hand.«

Er treibt es so dreist, dass man es fast schon wieder bewundern muss. Als Trump und ich an dem Tag in Westchester für Who’s Your Caddy? zusammen spielten, leistete er sich reihenweise Wiederholungsschläge, und er zog einfach Schläge ab, wenn ich seinen Score eintragen sollte. »Von Zeit zu Zeit muss ich mir eine 4 genehmigen, für die Presse«, sagte er.

Ich habe auch schon folgende Ausreden für Mulligans gehört, die er sich nach Gusto erlaubt:

»Sie haben mich abgelenkt.«

»Der Vogel ist genau in dem Moment aufgeflogen, als ich ausholte.«

»Ich bin weggerutscht.«

Er erlaubte sich an dem Tag sogar einen geschenkten Chip-in. Ein geschenkter Schlag (ein »Gimme«) ist normalerweise ein Putt, bei dem der Gegner sicher davon ausgeht, dass man ihn einlocht. Er sagt: »Geschenkt«, will heißen: »Den Putt glaube ich dir auch so, den brauchst du nicht mehr zu spielen.« Nach den offiziellen Golfregeln sind Gimmes natürlich unzulässig, beim Spiel in der Freizeit sind sie das Normalste von der Welt. Doch auch dann sollte ein Gimme-Putt nicht länger sein als zwei, allerhöchstens drei Fuß.

Gimmes sind als Geschenke gedacht: Der Gegner kann sie dir geben, aber du kannst sie dir nicht einfach nehmen. Es sei denn, du heißt Trump. Wenn Sie mit Trump spielen, entscheidet ausschließlich er, was ein Gimme ist. Er erklärt jeden Putt unter fünf oder sechs oder auch mal acht Fuß schlicht zum »Gimme«, klaubt den Ball auf und stapft weiter. Aber wehe, Sie selbst haben vor, sich einen kürzeren Putt zu schenken. Dann schreitet er ein und befindet: »Den sollten Sie schon noch lochen.« Auf dem Trump-Express ist ausschließlich er der Lokführer, und du kannst froh sein, wenn du im Bremserhäuschen mitfahren darfst.

Der Eishockey-Olympiasieger Mike Eruzione spielte am Tag von Barbara Bushs Begräbnis mit Trump in Palm Beach – Trump war zur Trauerfeier nicht eingeladen worden. Eruzione sagt, Golf mit Trump mache teilweise deshalb »so viel Spaß«, weil man ihn so schön ärgern könne. »Wir waren mitten im Spiel«, erinnert sich Eruzione, »und irgendwann sagte ich zu ihm: ›Mister President, Sie reden ja eine ganze Menge, wenn der Tag lang ist, aber so etwas wie Der war gut, Mike habe ich noch kein einziges Mal gehört.‹«

Noch niemals in der Geschichte des Golfspiels hat sich jemand einen Chip-in als Gimme genehmigt – niemals bis zu jenem Tag, als ich mit Trump spielte. Ich hatte an dem Loch bereits eine 5 gespielt, und er lag außerhalb des Grüns für seinen sechsten Schlag, und er meinte beiläufig: »Gut, ich denke, damit wären wir quitt«, klaubte den Ball auf und steckte ihn in die Tasche.

Ich war geplättet. Wir spielten um zehn Dollar für die Runde, das heißt, jeder Schlag zählte. Selbst wenn er den Chip nahe an die Fahne gesetzt hätte – und das hätte er nicht –, wäre er bei einer 7 gelandet.

»Haben Sie sich gerade einen Chip-in als Gimme genehmigt?«, fragte ich ungläubig.

»Ja, sicher, Sie hatten doch Ihre 5 schon.«

Mir fiel die Kinnlade herunter, und ich schnappte noch nach Luft, als er schon in seinem Wägelchen saß und davonrumpelte. Ich habe die Szene in meinem Buch festgehalten. Während des Präsidentschaftswahlkampfs fragte ihn die Washington Post nach dem bewussten Chip-in. Trump kam mit einer äußerst merkwürdigen Antwort um die Ecke: »Ich mache keine Gimme-Chips. Erstens: Wenn ich ihn gefragt habe, ob es okay ist, dann ist es kein Betrug. Zweitens: Ich habe das nie gemacht.«

Na wenn das so ist …

Am Ende hatte er laut Scorekarte gewonnen. Die Regeln des Spiels hatten sich da schon längst in Wohlgefallen aufgelöst, also beglich ich meine Schulden in Höhe von zehn Dollar. Immerhin lud er mich zum Essen ein. Es geht ja nicht ums Geld. Es geht ums Gewinnen.

»Ich habe einmal mit ihm auf dem Trump L.A. gespielt«, sagt Ken Slutsky, ein Golffunktionär und Investor. »Am Ende meinte er: ›Sie schulden mir 27 Dollar.‹ Ich sagte: ›Donald, Sie haben an jedem einzelnen Loch geschummelt. Von mir kriegen Sie keinen Cent.‹ Er zuckte bloß mit den Achseln und trabte davon. Es war ihm offenbar vollkommen egal.«

Trumps Schummeleien während der Runde sind längst legendär, aber seine Schummeleien nach der Runde sind nicht minder krass. In seinen Score scheint immer eine Art Trump-Rabatt eingerechnet zu werden. Wenn er zur Mittagszeit mit einer höchst fragwürdigen 77 ins Clubhaus kommt, ist daraus auf der Rückfahrt schon eine 75 geworden – beim Abendessen dann eine 72.

Doch der Trump-Rabatt gilt nicht nur für seine eigenen Scores. Jeder, den er mag, hat ebenfalls Chancen auf den Trump-Rabatt. Der legendäre Golfer Lee Trevino erzählt von einem Fall, als er auf einem der Plätze Trumps eine 72 spielte. Danach traf er im Umkleideraum auf Trump.

»Und, wie ist es gelaufen?«, fragte Trump.

»Zweiundsiebzig«, antwortete Trevino.

Trump war begeistert und fing an, die Golflegende in seinem Clubhaus herumzureichen. »Das hier ist der große Lee Trevino. Er hat gerade eine 70 gespielt!« Beim nächsten Mitglied ging es weiter: »Wissen Sie, wer das ist? Lee Trevino! Er hat eben eine 68 gespielt!« Und kurz darauf: »Er hat eine 66 gespielt!«

Zum Schluss sagt Trevino: »Ich musste machen, dass ich wegkomme, sonst hätte ich noch den Platzrekord geknackt!«

Nicht nur bei Golfergebnissen dreht Trump gerne an den Zahlen. Ob Marktwert, Zuschauerzahlen, Körpergewicht – ganz gleich, ob er die Zahl nach oben oder unten korrigieren muss, es zählt am Ende nur das Ergebnis, das ihn als Gewinner dastehen lässt.

Nicht einmal seine Gebäude bleiben davon verschont. Sein 68 Stockwerke hoher Trump Tower in New York City hat zum Beispiel gar keine 68 Stockwerke, sondern nur 58. Da steckt natürlich eine Geschichte dahinter. Als der Bau fertig war, fehlten dem Trump Tower mit 202 Metern knapp 13 Meter bis zum knapp 215 Meter hohen General Motors Building ganz in der Nähe. Trump sagte sich, okay, die ersten 19 Stockwerke sind für Geschäfte reserviert, was sollte ihn also daran hindern, die erste Etage mit Wohnfläche als 30. Etage auszuweisen anstatt als 20.? Auf diese Weise hätte er zehn Etagen auf einen Schlag dazugewonnen, die oberste Etage wäre damit Nummer 68, das hört sich zumindest höher an als das GM Building mit seinen lediglich 50 Stockwerken. Genau das tat er dann auch. Und die Idee gefiel ihm so gut, dass er seinen Trump World Tower (der in Wirklichkeit 70 Stockwerke hat) kurzerhand auf 90 Etagen aufblies.

So harmlos diese Lüge daherkommt, sie wurde im April 2018 zum Problem für die New Yorker Feuerwehr, als in einem Apartment im Trump Tower ein Feuer ausbrach. Beim Notruf wurde ein Feuer im 50. Stock gemeldet, aber die Feuerwehrleute vor dem Gebäude zählten von außen hoch und sahen ein Feuer in Etage Nummer 40. Gab es vielleicht zwei Brände? Was zum Teufel ging hier vor?

Ich bin 1,85 Meter groß. Ich habe viele Male neben Trump gestanden, und zwar jedes Mal Auge in Auge. Auch mit Barack Obama bin ich übrigens auf Augenhöhe. Wenn Sie sich Fotos ansehen, auf denen Obama und Trump zusammen zu sehen sind, sind sie ziemlich genau gleich groß. Das tut natürlich weh. Als dann aber der Leibarzt des Weißen Hauses im Januar 2018 Körpergröße und Gewicht Trumps kundtat, hatte Trump plötzlich »1,90 Meter, 108 Kilogramm«. Praktischerweise blieb Trump damit um genau 0,1 BMI-Punkte unterhalb der Kategorie »fettleibig«. Mit seinen tatsächlichen 1,85 Meter müsste er gut fünf Kilo abspecken, um den Makel der Adipositas abzuwenden. Nun ist natürlich nicht auszuschließen, dass Trump seit unserer letzten direkten Begegnung um fünf Zentimeter gewachsen ist, aber bei einem Mann von über 70 Jahren ist das doch eher unwahrscheinlich.

Manchmal erledigt auch das Personal des Weißen Hauses diese Zahlenspielereien für ihn. Erinnern Sie sich an die kurze Karriere von Anthony Scaramucci als Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses? An seinem ersten Arbeitstag wollte »The Mooch« demonstrieren, wie sportlich Trump ist. »Ich habe ihn im Madison Square Garden gesehen«, sagte Scaramucci nach Angaben von Reportern, die das Ganze aufgenommen haben, »er steht da im Mantel an der Freiwurflinie und netzt einen Wurf nach dem anderen ein. Er versenkt Ein-Meter-Putts mit tödlicher Sicherheit. Ich sehe hier einen Mann, der sich niemals unter Druck setzen lässt. Er ist einfach ein phantastischer Wettkampftyp.« Alles gut und schön – bis das Weiße Haus die Mitschrift von Scaramuccis Pressekonferenz veröffentlichte. Die »Ein-Meter-Putts« hatten sich auf wundersame Weise in »Zehn-Meter-Putts« verwandelt.

Trump macht oft ein großes Tamtam um die 68, die er nach eigener Aussage einmal auf dem berühmten und schwierigen Platz eines Country Clubs in Los Angeles gespielt hat. Schon das wäre eine unglaubliche Leistung, selbst für den Besitzer eines der Selbstgefälligkeit geschuldeten Handicap 3 wie Trump. Der Kurs ist wirklich verdammt anspruchsvoll, voller Tücken und Gefahren, teuflischer Grüns und so tiefer Bunker, dass du einen Londoner Doppeldeckerbus darin verstecken kannst. Trump schwebte also eines Nachmittags mit breiter Brust im Clubhaus ein und prahlte mit der 68, die er gerade gespielt hätte. Sofort stieß er auf größte Zweifel. »Im Leben nicht«, beschieden ihm Clubmitglieder, die es sich auf der Terrasse neben dem 18. Loch gemütlich gemacht hatten.

Aber Trumps Freunde nennen ihn auch gerne mal »Double Down« (Mister »Jetzt-erst-recht«), und das tun sie nicht ohne Grund.

»Hab ich wohl gespielt«, sagte er. »Und es war sogar eine saubere 68.«

Ach, gibt es auch andere?

Der führende Profi dieses Clubs ist ziemlich pedantisch, was die Regeln angeht. Er ist sogar bei der PGA of America als Funktionär für die Regeln zuständig. Der würde eher in Stöckelschuhen spielen als einen Regelverstoß begehen. Kaum war Trump wieder weg, zitierte er die zwei Caddys der Gruppe in sein Büro. Die beiden trugen noch immer ihre weißen Overalls, kamen ins Büro und nahmen Platz. Der Profi schloss die Tür.

»Also«, sagte er. »Mr. Trump behauptet, er hätte heute eine 68 gespielt. Trifft das zu?«

Die beiden Caddys sahen sich fragend an.

»Nicht im Entferntesten«, antwortete der eine.

»In tausend Jahren nicht«, ergänzte der andere.

»Im besten Falle eine 79«, korrigierte der erste.

Die 68 kam zustande – laut Aussage der beiden – durch Ballwürfe, Kicks und Golfbälle, die straflos aufs Fairway zurückbefördert wurden. Da wurden Bälle anderer Spieler weitergespielt, es gab Wiederholungsschläge und Mulligans überall und jederzeit. Und das typische Geräusch, das der Plastikball macht, wenn er in die Plastikschale des Lochs kullert, wurde an dem Tag nur selten vernommen. »Er spielte wirklich nicht schlecht, aber eine 68 dürfte es wohl kaum gewesen sein«, sagt der langjährige NBA- und College-Basketballtrainer Mike Dunleavy, der in der Gruppe dabei war. »Ein paar Bälle wurden inkorrekt versetzt und Ähnliches mehr.« Beziehungsweise: Es gab so viel Trickserei und Beschiss, dass am Ende kein Mensch wusste, was er wirklich gespielt hatte. Für jeden anderen wäre ein Ergebnis in den hohen 70ern auf diesem Platz ein Ergebnis zum Einrahmen gewesen. Trump reichte das nicht im Entferntesten.

Greg Puga aus Los Angeles, im Jahr 2000 U.S. Mid-Amateur Champion und lange Jahre als Spieler und Caddy aktiv, hat schon viele Male mit Trump im gleichen Flight gespielt.

Er hat von der 68 gehört – und er gehört quasi zum Inventar in den Caddy-Räumen von L.A. –, und er glaubt kein Wort davon. »Achtundsechzig?«, wundert sich Puga. »Auf dem Kurs? Ihr wollt mich wohl verarschen. Nicht einmal auf dem Minigolfplatz in Long Beach würde der eine 68 hinbekommen. Keine Chance. Im Leben nicht.«

Wer aus einer 78 eine 68 machen will, muss schon ein paar clevere Tricks auf Lager haben. Daran jedenfalls herrscht bei Trump kein Mangel.

*Der unsichtbare Ball

»Ich habe oft mit ihm gespielt«, erzählt ein häufiger Gast in Trumps Viererrunden. »Einmal war ich auf dem Fairway, und er war neben dem Grün, aber ein wenig hinter einem Hügel. Er glaubte wohl, dass niemand zuschaut, aber ich habe es gesehen. Ich sah, wie er eine Chip-Bewegung seitlich des Hügels gemacht hat, allerdings kam kein Ball geflogen. Dann ging er den Hügel hoch, griff mit der Hand ins Loch und zog einen Ball heraus. Den musste er schon die ganze Zeit in der Hand gehabt haben. Er hob den Kopf und rief ›Der Chip hat gesessen!‹ Im Ernst jetzt, wer tut so etwas?«

*Aufklauben und Einsacken

Bei diesem listigen kleinen Trick spielt man auf dem Grün den Annäherungsschlag und sammelt den Rest dann einfach rasch auf, ganz gleich, wie weit der Ball noch vom Loch entfernt ist, bevor der Gegner etwas sagen oder mit einem entrüsteten »Moment mal!« einschreiten kann. Trump ist diesbezüglich ein Meister seines Fachs. Manchmal macht er das sogar, während der Ball noch rollt. Die Kameras von MSNBC fingen einen Fall ein, bei dem sein Ball anderthalb Meter über das Loch hinaus gelaufen war und sogar noch schneller wurde. Bevor irgendjemand Protest einlegen konnte, hatte er sich den Ball geschnappt und in der Hosentasche verschwinden lassen.

*Bällchen, wechsel dich!

»Immer wenn ich in Trumps Flight als Caddy unterwegs war«, erzählt Puga, »hatte er seinen eigenen Golfwagen. Er achtet darauf, immer als Erster abzuschlagen, dann steigt er schnell in seinen Wagen, ist also schon mitten auf dem Fairway, bevor die anderen überhaupt losfahren. So ist er immer schnell bei seinem Ball und kann dessen Lage manipulieren. Dieses Mal – wir waren am 18. Loch – schlug er wie immer zuerst, verzog etwas nach rechts, hüpfte schnell in den Wagen und fuhr davon. Mein Mitspieler traf seinen Ball perfekt, mitten aufs Fairway. Im Ernst, ich habe genau gesehen, wie perfekt mittig er lag. Einer seiner besten Drives an dem Tag. Aber als wir hinterherkamen, war sein Ball nicht mehr da. Nirgendwo zu finden. Und Trump war schon auf dem Grün und am Putten! Wo zur Hölle war unser Ball? Da schrie Trump auch schon zurück in unsere Richtung: ›Hallo Jungs, ich hab ein Birdie gespielt!‹ Er hielt seinen Ball in die Höhe und feierte sich selbst. Und da merkten wir, was passiert war. Der Drecksack hatte unseren Ball gestohlen! Er war wie immer als Erster da, spielte unseren Ball, dann nichts wie hinterher, und dann tat er so, als hätte er einen Birdie-Putt hinterhergeschickt. Ist das zu fassen?«

Einmal spielte Trump auf einem Platz mit einem der berühmt-berüchtigten Löcher von L.A. – ein Par 5, auf dem Howard Hughes einmal mit dem Flugzeug gelandet ist, um Katherine Hepburn zu einem Date abzuholen –, da gibt’s diesen Teich unmittelbar links vom Grün. »Ich habe gesehen, wie Trumps Ball in den Teich geplumpst ist«, erzählte mir einer der Caddys. »Ich habe sogar gesehen, wie sich die Wasseroberfläche kräuselte! Aber als wir ihn und seinen Golfwagen eingeholt hatten, lag der Ball auf dem Fairway. Wir fragten, wie das denn wohl möglich wäre, und er verkündete allen Ernstes: ›Das müssen die Gezeiten gewesen sein‹.«

Wer noch einen Beweis braucht, dass Trump betrügt: Wenn er vor TV-Kameras spielt, bleibt von unserem Golfhelden nicht viel übrig.

Das berühmte Pebble Beach Pro-Am ist ein über vier Tage und drei Plätze gehendes Profi-plus-Promi-Event, das Bing Crosby ins Leben gerufen hat und schon in frühen Jahren von CBS live übertragen wurde. Bill Murray ist einer der Stammgäste. Beim Pebble Beach laufen eigentlich zwei Turniere parallel – das Profiturnier und das Teamturnier. Jedes Turnier hat seinen eigenen Cut. Im Teamturnier macht man als Team – der Promi und sein jeweiliger Profi – den Cut, aber Trumps Team hat den Cut nie geschafft. Siebenmal hat er teilgenommen, nie hat er den Cut geschafft. Am nächsten dran war er 1998, als die ganze Sause aus Witterungsgründen abgebrochen wurde. Nun könnte man sagen: »Na bitte, da haben wir’s. Trump hatte immer schrecklich schlechte Profipartner.«

Trumps Abschneiden in vom TV übertragenen Turnieren

AT &T Pebble Beach Pro-Am (Pebble Beach, CA )

Jahr Trumps Profi Teamergebnis Profiergebnis
1993 Paul Goydos Cut verpasst Cut verpasst
1998 Fulton Allem Abbruch (Wetter) Geteilter 45.
2001 Jim McGovern Cut verpasst Geteilter 63.
2002 Brada Elder Cut verpasst Cut verpasst
2003 Brian Claar Cut verpasst Geteilter 42.
2005 David Frost Cut verpasst Cut verpasst
2006 John Cook Cut verpasst Geteilter 53.

American Century Celebrity Championship (Lake Tahoe, NV )

Jahr Ergebnis Score Teiln. Sieger Sieger Score
2004 Platz 56 -12* 80 Dan Quinn (Eishockey) 74*
2005 Platz 42 26* 80 Billy Joe Tolliver (Football) 76*
2006 Platz 62 268 80 Jack Wagner (Schauspieler) 213

*Stableford-Punktesystem.

Stimmt aber nicht. Seine Profipartner in diesen sieben Jahren waren solide Tour-Spieler – Paul Goydos, Fulton Allem, Jim McGovern, Brad Elder, Brian Claar, David Frost und John Cook. In den sechs Turnieren, die zu Ende gespielt wurden, hat der jeweilige Profi aus Trumps Team immerhin viermal den Cut geschafft. Nehmen wir das Jahr 2006, ein typischer Fall: Das Team Cook/Trump landete nur auf Platz 111, Cook allein schaffte immerhin den Profi-Cut. Der Schwachpunkt im Team war Trump.

Der andere echte Gradmesser für Trumps Golfspiel war die American Century Celebrity Championship am Ufer des Lake Tahoe, ein waldiger Kurs, der an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada liegt. Dort lässt sich meistens ein illustres Feld von Stars und Sternchen blicken – darunter ehemalige Sportgrößen, Schauspieler, Sänger, Anfänger und Patzer. Trump selbst spielte dreimal in Tahoe mit, und zwar bei den Turnieren von 2004, 2005 und 2006.

Bei diesen drei Versuchen landete er kein einziges Mal in der vorderen Hälfte. Im ersten Jahr wurde er 56. von 80 Teilnehmern – kein Ruhmesblatt, wenn man bedenkt, dass auch Leute wie der berühmte Antigolfer Charles Barkley mit von der Partie waren. Beim nächsten Mal schaffte er Platz 42 von 80. Und schließlich das verhängnisvolle Jahr 2006, da kam er nur auf Platz 62 von 80 und spielte im Schnitt 89,3 pro Runde – wohlgemerkt inklusive der Tahoe-Sonderregel, nach der an jedem Loch im schlimmsten Fall ein Doppel-Bogey in die Wertung kommt. Aber vielleicht war Trump ja auch einfach erschöpft. Wenn es nach den juristischen Schlammschlachten geht, die zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buchs für Wirbel sorgten, hatte er allein während dieses Turniers Affären mit zwei verschiedenen Frauen – Pornostar Stormy Daniels und Playboy-Model Karen McDougal.

Nur zur Klarstellung also: Allein in diesen drei Turnieren in Tahoe wurde der Mann, der einst von sich sagte: »Wenn es um Golf geht, gibt es nur ganz Wenige, die mich schlagen können«, von 157 Leuten besiegt – immerhin über 60 Prozent derjenigen, die es versuchten.

Nun denn: Inwiefern unterscheidet sich Clintons Schummelei von derjenigen Trumps?

Nicht die Spur. Betrug ist Betrug. Allerdings waren Clintons Methoden weniger hinterhältig und hatten etwas von Herumalbern. Trumps Betrügereien sind oft so übertrieben, dass es fast schon traurig ist. Clinton hat nie versucht, so zu tun, als wäre er sechs Schläge besser, als er in Wirklichkeit war. Bei Trump war der Betrug ein Teil seines Wegs zu etwas viel Wichtigerem, nämlich zu seinem Credo: Ich werde wieder gewinnen. Bei Clintons Schummelei ging es mehr um: »Verdammt noch eins! Ich weiß doch, dass ich das kann! Lass es mich noch mal versuchen.« (Und noch mal und noch mal …) Es ist der Unterschied zwischen einem Typen, der in der Bank einen Kugelschreiber mitgehen lässt, und einem Typen, der gleich die ganze Bank ausraubt.

Trumps Freunde sind bereit seine Schummelei zu verteidigen, wenngleich auf etwas unerwartete Weise. »Ich habe mich bei meinen Runden mit ihm immer köstlich amüsiert«, sagt Coach Dunleavy. »Natürlich legt er sich den Ball besser hin, er kickt ihn aus dem Rough und so weiter, doch dabei geht es am Ende nie um Geld. Es gibt einen Wetteinsatz, okay, aber es wird nichts ausgezahlt. Betrügen kann man das nicht nennen. Es ist nur Spaß.«

Um zu zeigen, wie viel Spaß das machen muss, erzählt Dunleavy eine Geschichte, in der er und Trump als Partner gegen ein anderes Duo spielten. Dunleavy traf mit seinem Annäherungsschlag den Rand eines nierenförmigen Grüns, das aus dieser Position keinen vernünftigen Putt zuließ. Er wollte eigentlich einen Chip spielen oder irgendwie versuchen, doch einen Putt quer durchs Vorgrün zu schlagen, in der Hoffnung, dass er am Ende wieder aufs Grün liefe. Trump, erzählt sein Spielpartner, kam dazu und rückte den Ball heimlich in eine Position auf dem Grün, von der aus ein Putt möglich war. Dunleavy nahm den Ball und legte ihn wieder zurück.

Dunleavy erinnert sich: »Da legte Donald los und rief den beiden anderen zu: ›Hey, Leute! Das muss ich euch unbedingt erzählen, was für ein toller Typ der Coach ist. Ich kicke den Ball rüber, damit er einen Putt spielen kann, und er legt ihn doch tatsächlich zurück! Deshalb ist er auch ein arbeitsloser Coach, und ich bin 13 Milliarden Dollar schwer.‹«

Der Mann, der nicht verlieren kann

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