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Kapitel 5

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Danach wurde Dennis klar, dass wir zusammengehörten. Er ließ Carol wie eine heiße Kartoffel fallen, und wir lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage.

Könnt ihr das glauben?

Nie im Leben.

Natürlich zerrte ich Carol nicht wirklich aus ihrem Auto heraus.

Natürlich spielte sich diese kleine wilde Szene nur in meinem Kopf ab.

In Wirklichkeit stand ich da und schaute zu, während Dennis in das Auto stieg. Carol tat so, als würde ich nicht existieren.

Dann fuhr sie mit Dennis weg. Dennis drehte sich noch nicht einmal um.

Und ich blieb allein zurück. Nur in meiner Fantasie rächte ich mich an Carol.

Warum habe ich bloß solche gewalttätigen Tagträume?

Warum stelle ich mir dauernd vor, ich würde anderen einen Kinnhaken verpassen und sie Treppen oder Felsvorsprünge hinunterstoßen?

Warum male ich mir ständig aus, wie ich die allerschrecklichsten Schandtaten begehe?

Wahrscheinlich, weil ich im wahren Leben so ein erbärmlicher Feigling bin.

Eine Woche später blieb im Geschichtsunterricht ein Stuhl frei. Dennis war mit seiner Familie auf die Bahamas gereist.

„Armer Dennis“, dachte ich verbittert. „Er versäumt morgen die Zwischenprüfung. Das wird hart für ihn, wenn Mr Northwood seine Meinung nicht ändert.“

Ich saß in der hintersten Reihe neben Melody. Sie hielt einen Taschenspiegel hoch und bürstete ihr perfektes blondes Haar.

Ich hatte das ganze Schuljahr über neben Melody gesessen, und dennoch hatte sie kaum zwei Worte mit mir geredet. Jeden Nachmittag setzte sie sich auf ihren Stuhl, legte ihr Heft auf den Tisch und kämmte sich das Haar.

Was für eine arrogante Zicke! Melody war immer perfekt gestylt. Sie trug französische Designer-Jeans, die stets frisch aus der Reinigung kamen. Und auch fast all ihre T-Shirts und Pullover waren von irgendwelchen teuren Marken.

Einmal sah ich, wie sie sich weiße Socken für den Sportunterricht anzog, und sogar ihre Socken waren von einem Designer! Designer-Tennissocken!

Melody hatte einen perfekten kleinen Kussmund, eine perfekte kleine Stupsnase und eine perfekte reine Haut. Alle Jungs standen voll auf sie. Ich hielt sie nur für eine eingebildete Kuh.

Jedenfalls saßen wir an diesem trüben grauen Nachmittag in der hintersten Reihe. Ich dachte an Dennis. Wahrscheinlich war er in diesem Augenblick bei strahlendem Sonnenschein am Strand und schwamm im glitzernd blauen Meer.

Vorne im Klassenzimmer schaltete Mr Northwood seinen kleinen Kassettenrekorder an und stellte ihn auf die Ecke seines Pults. „Wisst ihr, warum ich den Unterricht aufnehme?“, fragte er. „Weil ich ihn mir hinterher nochmal zu Hause anhöre.“

Dann räusperte er sich, und sein großer Adamsapfel hüpfte unter dem grauen Rollkragenpullover auf und ab. „Durch die Kassetten kann ich mir merken, worüber wir im Unterricht gesprochen haben“, fuhr er mit dünner, hoher Stimme fort. „Zu Hause nehme ich mich auch manchmal auf. So was kann sehr lehrreich sein.“

Melody blickte von ihrem Spiegel auf. „Hat er zu Hause nichts Besseres zu tun?“, fragte sie leise.

Mehrere Mitschüler kicherten.

Mr Northwood wandte sich in ihre Richtung. „Das habe ich gehört, Melody.“

Trotzig starrte Melody ihn an.

Ich an ihrer Stelle wäre knallrot geworden und kleinlaut auf meinem Sitz zusammengeschrumpft. Ich hätte richtig Angst vor seiner Reaktion gehabt.

Doch Melody starrte ihn bloß wortlos an, als wollte sie ihn herausfordern.

„Melody, ich möchte dich nach dem Unterricht sprechen“, sagte Mr Northwood streng und kratzte sich an seiner stoppeligen Wange. „Wir müssen uns dringend unterhalten.“

„Ich habe keine Zeit“, gab Melody eiskalt zurück.

Mr Northwood richtete seine wässerigen blauen Augen auf sie. „Was hast du gerade gesagt?“

„Ich habe keine Zeit“, wiederholte Melody. „Ich habe nach der Schule eine Tennisstunde.“

Der Lehrer trommelte mit seinen langen, knochigen Fingern auf dem Tisch herum. „Ich befürchte, du wirst deine Tennisstunde heute verschieben müssen“, sagte er ruhig.

„Ich glaube nicht, dass ich das tun werde!“, murmelte Melody trotzig.

Und sobald der Unterricht zu Ende war, sprang sie tatsächlich auf und rannte zur Tür hinaus, um rechtzeitig zur Tennisstunde zu kommen.

„Wow“, dachte ich bewundernd. „Die hat Nerven.“

Wenn Mr Northwood mich aufgefordert hätte, nach dem Unterricht zu bleiben, wäre ich bestimmt dageblieben, egal was ich dadurch versäumen würde. Ich hätte viel zu viel Angst vor ihm gehabt.

Doch Melody lief einfach davon.

Ich mochte Melody nicht. Ich hatte sie noch nie gemocht. Aber ich stellte erstaunt fest, dass ich mir wünschte, so cool wie sie zu sein.

Ich stand auf und sammelte meine Bücher und Hefte ein. Ein paar Schüler gingen hinaus zu ihren Spinden. Zack und Carol standen jedoch noch vor dem Lehrerpult und redeten auf Mr Northwood ein.

Dann sah ich Mr Northwoods wütenden Gesichtsausdruck. „Es ist mir egal, wie viele Banken Melodys Vater leitet“, sagte er aufgebracht. „Für mich ist sie nur eine Schülerin wie alle anderen!“

Zack und Carol lachten.

Erbost kam Mr Northwood einen Schritt auf sie zu. „Was findet ihr beide so lustig?“, fragte er wütend. „Wollt ihr vielleicht noch eine Stunde nachsitzen und es mit mir ausdiskutieren?“

Nach dem Abendessen, das aus einem Erdnussbuttersandwich und einer kleinen Tüte Kartoffelchips bestand, saß ich im Schneidersitz auf dem Fußboden meines Zimmers und telefonierte mit Margaret.

Meine Hausaufgaben waren auf dem Schreibtisch ausgebreitet, aber ich hatte überhaupt keine Lust, damit anzufangen.

Ich fühlte mich etwas seltsam und nervös. Manchmal graute es mir, ganz allein in unserem alten Haus in der Fear Street zu sein. Vor allem wenn es draußen so ungemütlich war. Der Wind heulte, zerrte an dem alten Fenster und brachte die Scheibe zum Klirren. Immer wieder spürte ich einen eiskalten Luftzug im Nacken.

„Ich muss dauernd an Dennis denken“, sagte ich zu Margaret. „Du weißt schon. Der lässt es sich jetzt auf den Bahamas gut gehen, während wir hier fast erfrieren.“

„Ja“, erwiderte Margaret und seufzte. „Wir dürfen uns nichts vormachen, Johanna. Unser Leben ist ganz schön langweilig. Ich meine, für mich ist es doch schon aufregend, wenn ich im Café einen ganzen Dollar Trinkgeld bekomme.“

„Eigentlich müsste ich jetzt an meiner Geschichtsarbeit sitzen“, murmelte ich und gähnte.

„Also Mr Northwood wird echt immer durchgeknallter“, meinte Margaret. „Jetzt macht er alle fertig.“

„Nicht alle“, korrigierte ich sie.

„Wie meinst du das?“, fragte sie.

„Hast du denn nicht gemerkt, dass er es nur auf Dennis und seine Freunde abgesehen hat? Du weißt schon, die Leute aus North Hills. Alle, die letzte Woche auch im Supermarkt waren.“

Margaret schwieg einen Augenblick. „Na ja“, sagte sie schließlich, „wenn er nur auf den reichen Schülern herumhackt, dann haben wir beide ja nichts zu befürchten!“

Ich kicherte. „Stimmt. Ich glaube, wir werden seine besten Schüler werden.“

„Verstehst du, warum Mr Northwood so sauer auf die anderen ist?“

Ich wollte antworten, doch etwas ließ mich aufhorchen.

Ich hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde. Dann klirrte irgendwo etwas.

Zerbrochenes Glas? Eine eingeschlagene Fensterscheibe?

„Margaret, ich muss runter!“, schrie ich in den Hörer. „Ich ... ich glaube, jemand will hier einbrechen!“

Fear Street 56 - Die Wette

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