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Kapitel 3

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So kam es also, dass ich die Party verpasste.

Ob ich das meiner Mutter wohl je verzeihen kann? Allerfrühestens in zehn Jahren vielleicht.

Hillary verkündete, es sei die tollste Party unserer gesamten Schulzeit an der Shadyside High-School gewesen. Sie neigt eben manchmal zu kleinen Gehässigkeiten.

Sie hätte die Party ja auch aus Rücksicht auf mich als den langweiligsten Abend ihres ganzen Lebens hinstellen können. Stattdessen rieb sie mir unter die Nase, wie sensationell die zwei Bands gespielt hätten, dass sie bis zwei Uhr morgens nicht mehr von der Tanzfläche gekommen sei und dass sie danach im Mondschein im beheizten Swimmingpool der Dalbys geschwommen wäre. Noch nie hätte sie sich so gut amüsiert, und alle hätten sich ständig bei ihr erkundigt, wo ich denn eigentlich bliebe.

Ich flehte Hillary an, nie wieder auch nur ein Sterbenswörtchen über die Party zu verlieren. Das war jetzt eine Woche her, und sie hielt ihr Versprechen – bis wir am Freitag nach der Schule die Canyon Road entlang zu Sandy gingen.

Die tief hängenden Wolken verhießen Regen. Es war nasskaltes, ungemütliches Wetter. Der Winter schien noch einmal zurückgekommen zu sein.

„Ich verstehe Taylor und Sandy einfach nicht“, fing Hillary an.

Ich rückte meinen Rucksack, der geradezu überquoll vor Hausaufgaben, die ich am Wochenende erledigen wollte, auf den Schultern zurecht. „Was ist denn mit den beiden?“, fragte ich und war mit den Gedanken bei meiner Projektarbeit in Geschichte.

„Na ja, du hättest sie mal auf Revas Party erleben sollen“, fuhr Hillary fort.

Ich blieb stehen und packte sie am Ärmel ihres blauen Pullovers. „Du hast es versprochen – kein Wort mehr über die Party!“

Sie zog den Arm weg. „Ich rede doch gar nicht von der Party, Julie, sondern von Taylor und Sandy.“

„Mhm … was ist denn mit ihnen?“, fragte ich mürrisch.

„Ich hab sie auf der Party beobachtet“, sagte Hillary. „Es war wirklich ein Bild des Jammers. Sandy ist Taylor wie ein Hündchen auf Schritt und Tritt gefolgt. Und Taylor hat kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Sie war ja auch schwer damit beschäftigt, sich um die anderen Jungen zu kümmern, die hinter ihr her waren.“

„Sie flirtet eben gern“, versuchte ich Taylor in Schutz zu nehmen. Im Laufschritt liefen wir über die Straße, bevor die Ampel wieder auf Rot sprang.

„Es war widerlich“, beharrte Hillary. „Du hättest sehen sollen, wie sie mit Bobby Newkirk getanzt hat. Und dann hab ich mitgekriegt, wie sie mit einem Jungen, den ich noch nie gesehen habe, hinter der Garage herumgeknutscht hat.“

„Oh, hm“, murmelte ich. „Und was hat Sandy gemacht?“

„Ist wie ein aufgescheuchtes Reh herumgerannt, um sie mit Cola zu versorgen“, berichtete Hillary. „Also, ich versteh das nicht. Er muss doch mitbekommen haben, wie Taylor sich aufführt. Das war so was von offensichtlich! Sie hat praktisch so getan, als wäre Sandy gar nicht da, und er hat bloß gelächelt und ist ihr die ganze Zeit hinterhergerannt.“

„Das nenn ich wahre Liebe“, bemerkte ich trocken.

„Das ist wirklich nicht lustig“, schimpfte Hillary mich aus. „Du weißt genau, wie ernst Sandy es mit ihr meint.“

„Ich wünschte, Vincent würde mich endlich auch mal ernst nehmen“, murmelte ich vor mich hin.

Hillary drehte sich zu mir um und sah mich forschend an. „Was hast du gerade gesagt?“

„Ach nichts.“ Ich seufzte. Ich sah Taylor vor mir, wie sie auf der Party mit irgendwelchen Jungen herumflirtete. Auf die gleiche Weise hatte ich es bei Vincent auch schon einmal versucht, aber er hatte wohl gemeint, ich albere bloß herum, und es nicht weiter ernst genommen.

„Sandy ist bestimmt ein prima Kerl“, fuhr Hillary fort. „Aber ich glaube –“

„Ich finde, dass sie wirklich toll zusammenpassen“, unterbrach ich sie. „Vielleicht kriegt Taylor es ja so hin, dass Sandy ein bisschen lockerer wird und seine Schüchternheit ablegt. Immerhin ist Taylor seine erste richtige Freundin. Es wär ja immerhin möglich, dass er darüber so aus dem Häuschen ist, dass ihn das völlig umkrempelt. Vielleicht …“

Ich winkte einigen Schulfreunden zu, die gerade in einem Kombi an uns vorbeifuhren. Erst als der Wagen außer Sicht war, fiel mir Hillarys sorgenvolle Miene auf.

„Ich finde nicht, dass Taylor Sandy gut tut“, wandte sie ein. „Sie wird ihm bestimmt das Leben schwer machen. Wahrscheinlich bekommt er bei der erstbesten Gelegenheit von ihr den Laufpass.“

„Mir ist auch klar, dass er die Sache viel ernster sieht als sie“, gab ich ihr Recht. „Aber meinst du nicht, dass du ein bisschen zu hart mit Taylor ins Gericht gehst?“

Hillary blieb der Mund offen stehen. „Wie bitte? Zu hart? Was redest du denn da?“

Als wir in die Canyon Road einbogen, blies uns ein kräftiger Wind ins Gesicht. Das rote Backsteinhaus, in dem Sandy wohnte, stand gleich an der nächsten Biegung.

Ich hatte das Gefühl, dass Hillary ein bisschen eifersüchtig auf Taylor war. Bis Taylor sich mit Sandy angefreundet hatte, waren Hillary und ich nämlich die einzigen Mädchen in unserer Clique gewesen. Dann war Taylor aufgekreuzt – mit ihren schicken Klamotten, ihrer tollen Frisur, ihrem hübschen Gesicht und ihrer perfekten Figur. Im Nu hatte sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden.

Es wäre also wirklich kein Wunder, wenn Hillary ein ganz klein wenig eifersüchtig auf sie wäre.

Aber als wir so nebeneinander auf dem Bürgersteig herliefen, beschloss ich, diesen Gedanken für mich zu behalten. Es würde Hillary bloß kränken, und dann würde sie die ganze übrige Woche darauf verschwenden, es abzustreiten.

„Taylor ist schon in Ordnung“, sagte ich stattdessen. „Sie ist gar nicht so übel. Sie kommt nur gern auf ihre Kosten, wenn es ums Spaßhaben geht, das ist alles. Und dabei ist sie nicht gerade zimperlich.“

Hillary lachte spöttisch. „Das kannst du wohl laut sagen!“

Ich ging auf die Kiesauffahrt zu, die zu Sandys Haus führte. Aber Hillary hielt mich zurück. „Warte noch“, murmelte sie und blickte zum Haus hoch.

„Was ist denn los?“, fragte ich, drehte mich zu ihr um und sah sie besorgt an.

„Al hat mich schon wieder erpresst“, sagte Hillary und verdrehte die Augen. „Kannst du dir das vorstellen?“

„Was wollte er denn diesmal? Etwa wieder Geld?“

Hillary schüttelte den Kopf. „Er hat mich so lange weich geklopft, bis ich ihm meinen Wagen geliehen habe.“

„Oh“, brummte ich.

„Ich … ich hab mich so über Al aufgeregt und geärgert, dass ich es einfach jemandem erzählen musste“, stotterte Hillary.

„Bei mir ist es selbstverständlich gut aufgehoben“, beruhigte ich sie. „Schließlich bin ich deine beste Freundin.“

„Ständig ist er mir auf den Fersen und verlangt Geld von mir oder schreibt die Geschichtshausaufgaben bei mir ab oder verlangt meinen Wagen“, redete Hillary wie ein Wasserfall weiter. Ihre Stimme schnappte vor Wut fast über. „Er lässt mich einfach nicht in Ruhe. Und wenn ich Nein sage …“

„… droht er damit, deinen Eltern zu verraten, dass du in der Chemieprüfung gemogelt hast“, beendete ich ihren angefangenen Satz. „Wir sitzen im selben Boot, Hillary.“ Ich seufzte. „Mich versucht er auch dauernd unter Druck zu setzen.“

„Ich hasse mich dafür, dass ich das mit mir machen lasse!“, zischte Hillary und ballte die Hände zu Fäusten. „Al hat mich in der Hand, und das ist allein meine Schuld. Ich hätte die Chemiearbeit vom letzten Jahr einfach nicht von ihm annehmen dürfen. Nie, nie, nie! Das war der größte Fehler meines Lebens!“

Ich sah Hillary entgeistert an. In all den Jahren, seit wir uns kannten, hatte ich sie noch nie so aufgelöst erlebt.

Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. Hillary zitterte ja! „Es kommt alles wieder in Ordnung“, redete ich leise und beruhigend auf sie ein. „Mit mir macht er doch das Gleiche. Aber irgendwann wird er die Lust daran verlieren. Ganz bestimmt!“

Sie sah mich mit ihren dunklen Augen hoffnungsvoll an. „Meinst du wirklich?“

Ich nickte. „Sein Interesse reicht immer nur von zwölf bis Mittag. Er wird es schnell leid werden, uns zu tyrannisieren, und sich neue Opfer suchen. Du wirst schon sehen.“

Hillary antwortete darauf nichts. Aber ihr war anzusehen, dass ihr förmlich der Kopf rauchte und sie angestrengt nachdachte – vielleicht über das, was ich gerade gesagt hatte.

Wir liefen mit laut knirschenden Schritten die kiesbestreute Auffahrt hoch. Ich wollte gerade klingeln, als die Haustür schwungvoll aufgerissen wurde.

Sandy stand vor mir in der Tür. An seiner besorgten Miene konnte ich sofort ablesen, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Sandy – was ist denn passiert?“, fragte ich.

„Habt ihr schon von der Sache mit Al gehört?“, fragte er.

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