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Kapitel 4

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„Was?“, stieß ich hervor und bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.

„Kommt herein. Schnell!“, trieb uns Sandy zur Eile an. Er hielt uns die Tür auf, und Hillary und ich schlüpften an ihm vorbei ins Wohnzimmer.

Taylor und Vincent saßen jeder an einem anderen Ende der grünen Ledercouch. Trotz des stürmischen Wetters trug Taylor nichts weiter als ihre khakifarbenen Shorts und dazu ein kurzes, rotes Trägerhemd, das ihr nur bis zum Bauchnabel reichte.

Ich nickte den beiden kurz zu. „Was ist denn mit Al?“, fragte ich, während ich mich zu Sandy hin umdrehte.

„Er wurde von der Schule suspendiert.“ Taylor antwortete an Sandys Stelle.

„Ja, das stimmt.“ Sandy nickte zustimmend und knabberte nervös auf seiner Unterlippe herum. Wenn er das tut, sieht er immer viel jünger aus.

Sandy ist klein und ein bisschen rundlich. Er hat ein nettes Gesicht – nicht auffallend, aber nett. Allerdings kommt er mir irgendwie immer wie ein schüchterner, zappeliger Junge von zwölf Jahren vor.

„Warum?“, fragte Hillary. „Warum haben sie ihn denn von der Schule verwiesen?“

Vincent sah uns grinsend an. „Al hat vor Mrs Hirschs Augen seine Englischarbeit als Blättchen für Zigaretten benutzt und dann eine nach der anderen gequalmt.“

Hillary und ich hielten die Luft an.

„Du machst Witze!“, rief ich.

Vincents Grinsen wurde immer breiter. „Ja, das war nur ein Scherz. In Wirklichkeit hat er einen Streit angezettelt.“

„Kannst du denn nicht einmal ernst sein?“, sagte Sandy streng zu Vincent.

Vincent schüttelte verneinend den Kopf.

Taylor langte daraufhin quer über die Couch und schlug ihm auf die Schulter. „Du bist schrecklich!“, sagte sie spöttisch zu ihm.

„Danke“, erwiderte Vincent lächelnd.

Ich finde sein Lächeln einfach hinreißend. Sein Gesicht ist dann voller Lachfältchen, und seine tollen graugrünen Augen funkeln. Vincent trägt seine kastanienbraunen, fast schulterlangen Haare mit einem Mittelscheitel, und er sieht damit irgendwie süß aus.

Ansonsten ist er lang und schlaksig, was überhaupt nicht zu seinem Gesicht passt. Er hat riesengroße Hände, und mit seinen Quadratlatschen von Füßen bewegt er sich total linkisch. Er sieht wie ein großer, tollpatschiger Clown aus, eben einfach süß. Ich bin total in ihn verschossen. Aber das sagte ich ja schon.

Manchmal wünschte ich, Vincent, Sandy und die anderen würden nicht dauernd über alles Mögliche Witzchen reißen. Wenn Al wirklich von der Schule geflogen war, konnte das schließlich sein ganzes Leben über den Haufen werfen.

„Al hat sich mit David Arnold angelegt“, erzählte Sandy aufgeregt. „Nach der Schule haben sie sich auf dem Gang vor der Turnhalle in die Wolle gekriegt.“

„Ist David denn nicht in der Wrestling-Mannschaft?“, fragte ich.

„Ja. Ausgerechnet mit einem der stärksten Typen der ganzen Schule muss er sich prügeln. Echt clever, was?“, sagte Sandy.

„Er hätte sich irgendeinen Winzling dafür aussuchen sollen – dich zum Beispiel!“, zog Vincent Sandy auf.

Sandy sah ihn finster an.

„Hört auf herumzublödeln. Was ist denn nun wirklich passiert?“, fragte ich ungeduldig.

Vincent lachte. „Al hat David ein paar Kopfnüsse verpasst!“

„Das ist nun wirklich überhaupt nicht zum Lachen“, fuhr Sandy Vincent an.

„Ein bisschen komisch ist es schon“, mischte Hillary sich ein. Erst machte es mich etwas stutzig, dass sie ein breites Grinsen im Gesicht hatte. Immerhin war Al mal ein guter Freund von uns allen gewesen. Aber dann wurde mir klar, dass sie Al die Abreibung von ganzem Herzen gönnte, nachdem er sie die letzte Zeit ständig belästigt und bedroht hatte.

„Sie sind aus heiterem Himmel aufeinander losgegangen“, fuhr Sandy fort. „Al hat es dabei viel schlimmer erwischt als David. Und als Al dann endlich auch mal einen Treffer landen konnte – wer kam da wohl gerade um die Ecke gebogen und hat es mitbekommen?“

„Mr Hernandez?“, fragte ich.

Sandy nickte. „Ja, der Direktor höchstpersönlich. Also wurde Al von der Schule verwiesen, nicht David. Hernandez hat Al jedenfalls mit dem endgültigen Rauswurf gedroht. Seine Eltern sind wahrscheinlich im Moment schon auf dem Weg zur Schule.“

„Denen werden sie wahrscheinlich so richtig die Hölle heiß machen“, meinte Vincent.

„Auweia“, murmelte ich und ließ mich in den grünen Ledersessel gegenüber der Couch fallen. „Das kann ja heiter werden!“

„Das kannst du wohl laut sagen“, bemerkte Hillary. Sie hatte die ganze Zeit mit ihrem Rucksack auf dem Rücken dagestanden. Jetzt stellte sie ihn neben der Couch ab.

Taylor stand auf und streckte sich. Sie rieb sich den Bauch unter ihrem kurzen, roten Trägerhemdchen.

„Wie hat sie es bloß geschafft, noch nach Hause zu gehen und sich umzuziehen?“, fragte ich mich. „Und warum ist sie so sommerlich angezogen? Etwa nur, um aufzufallen?“

„Es ist mir unbegreiflich, dass Al mal zu unserer Clique gehört hat“, sagte Taylor und sah dabei Sandy an. „In letzter Zeit baut er nur noch Mist und findet sich dabei total cool. Ich frage mich wirklich, worauf er sich etwas einbildet.“

„Ja. Er verpfuscht sich das ganze Leben“, stimmte Sandy ihr zu.

„Hey“, sagte Vincent wie üblich grinsend. „Wenn er schon etwas verpfuscht, dann doch besser sein Leben als unseres, oder?“

Taylor rieb sich wieder den Bauch. „Ich sterbe gleich vor Hunger“, quengelte sie. „Gibt’s denn hier nicht irgendwas zu essen?“

„Klar! Kein Problem!“, rief Sandy.

Hillary und ich warfen uns einen viel sagenden Blick zu. Hillary hatte Recht: Taylor brauchte bloß irgendeinen Wunsch zu äußern, und Sandy sprang sofort los.

„Ich glaube, ich hab da eine Tüte mit Tortilla-Chips gesehen“, sagte Sandy eifrig. „Und vielleicht steht im Kühlschrank ja noch ein Glas mit Chilisoße.“

„Habt ihr eigentlich schon gewusst, dass in unserem Land inzwischen mehr Chilisoße als Ketschup gekauft wird?“, fragte Vincent.

Keiner von uns sagte etwas dazu. Vincent wirft nämlich ständig mit solchen merkwürdigen Informationen um sich. Meistens stimmen sie tatsächlich – aber wen interessiert das schon?

Wir folgten Sandy in die Küche. Taylor entdeckte als Erste die Tüte Tortilla-Chips auf dem Küchentresen. Sie riss sie auf und nahm sich eine Hand voll heraus.

Hillary verfolgte, wie sich Taylor noch eine Hand voll Chips nahm und sie ausgehungert verschlang. „Wie ist es bloß möglich, dass du so schlank bleiben kannst, wenn du solche Mengen verputzt?“, fragte Hillary.

Taylor ließ sich eine Retourkutsche natürlich nicht entgehen. „Ich erbreche sie jeden Abend wieder“, erwiderte sie trocken.

Wir mussten alle lachen. Taylor ist wirklich unheimlich schlagfertig, auch wenn ihre Bemerkungen manchmal etwas daneben sind.

Sandy mühte sich unterdessen mit dem Glas Chilisoße ab. Ächzend und stöhnend versuchte er, den Deckel aufzubekommen. Schließlich stellte er das Glas auf den Kopf und klopfte auf die Unterseite.

Nichts zu machen.

Dabei ließ er Taylor keine Sekunde aus den Augen. Ich glaube, es war ihm peinlich, dass er es nicht schaffte, den Deckel aufzudrehen. Jungen sind in der Hinsicht ja manchmal etwas merkwürdig.

„Lass mich mal versuchen“, bot Hillary ihm an. Sandy wollte protestieren, aber sie nahm ihm das Glas einfach aus der Hand.

Mühelos schraubte Hillary den Deckel auf und sah Sandy mit einem triumphierenden Blick an. „Na, bin ich nicht eine Superfrau?“, fragte sie stolz.

Sandy wurde rot. Dabei hätte es ihm nun wirklich nicht peinlich zu sein brauchen. Aber ich konnte ihm ansehen, dass er sich richtig gedemütigt fühlte.

„Ich hatte ihn ja schon ein Stück weit aufgeschraubt“, brummte er.

Hillary winkelte ihren Arm an und ließ ihren Bizeps spielen. „Ich bin eben in Bestform. Schließlich trainiere ich jeden Morgen“, gab sie an.

„Du stemmst doch höchstens deine Zunge“, flachste Vincent.

„Haha“, sagte Hillary sarkastisch. Sie tunkte einen Chip ins Glas und reichte es dann an Taylor weiter.

„Ihr Jungen könnt mich ja mal in unserem Keller besuchen kommen“, schlug Hillary vor. „Mein Vater hat alle möglichen Fitnessgeräte angeschafft. Damit trainiere ich jeden Morgen vor der Schule eine halbe Stunde. Ich gehe jede Wette ein, dass ich besser in Form bin als alle anderen an unserer Schule.“

„Das ist wieder mal typisch Hillary“, dachte ich. „Immer muss sie in allem die Beste sein.“

Sandy wollte gerade etwas sagen, aber ein lautes Klopfen an der Küchentür hielt ihn davon ab.

Wir drehten uns alle gleichzeitig zur Glastür hin, die in den Garten führte.

Als ich Al auf der Türschwelle stehen sah, krampfte sich mein Magen zusammen.

„Was will er denn jetzt schon wieder?“, war mein erster Gedanke.

Und warum sieht er so merkwürdig aus?

Fear Street 59 - Der Angeber

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