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3.

Die Chronistin und der Mausbiber

Herzhaft biss Gucky zu. Krachend brach die Karotte.

Ein Dutzend der im Observatorium versammelten Sternenstauner zuckte zusammen. Keine schlechte Quote, fand der Ilt und unterdrückte ein Kichern.

Er ignorierte die tuschelnden Kinder in der Schulklasse und ging leise schmatzend auf Axelle Tschubai zu.

Die junge Frau hielt unschlüssig eine stabförmige Aufzeichnungseinheit, die ein rechteckiges Hologramm mit einem Text projizierte. Sie stand ein wenig geduckt, die Schultern fielen ein bisschen nach vorn. Die Locken schwarzen Haars bildeten einen Kranz um den Kopf, die Augen zuckten, als überlegte sie, ob sie Gucky ansehen sollte oder nicht.

Der Mausbiber stellte sich so nah vor sie, dass sie ihn unmöglich ignorieren konnte, und biss noch einmal geräuschvoll ab. »So viel Feierlichkeit ist ja nicht auszuhalten.«

Er wusste, dass er seine eigene Angst übertünchte. Sicher hatten alle hier Versammelten von Andromeda gehört und von dem, was vor so langer Zeit dort geschehen war. Aber Gucky war dabei gewesen. Für ihn war der Kampf gegen die Meister der Insel viel mehr als eine Aneinanderreihung von historischen Ereignissen gewesen. Er wusste nur allzu gut, wie es sich angefühlt hatte, diesen übermächtigen Feinden gegenüberzustehen, die bedenkenlos ganze Völker für ihre Interessen geopfert hatten.

Guckys Sorge war nicht aus der Luft gegriffen. Die Nachbargalaxis der Milchstraße hatte sich abgeriegelt, die neuen Machthaber dort hatten deutlich gemacht, dass Galaktiker ihnen nicht willkommen waren.

Vetris-Molaud hatte das auf einer Expedition herausgefunden, auf der er, so sagte man, einer Frau begegnet war, die sich Ousha Rikmoon genannt hatte; wolle er sie je finden, solle er hingegen nach Soynte Abil forschen, hatte sie ihm bei ihrem Abschied geraten. Soynte Abil – wie der längst verstorbene Faktor VII, ein Meister der Insel. Waren die Tyrannen von einst also doch nicht so tot, wie man geglaubt hatte? In keinem Fall ließ die Blockade viel Hoffnung, dass man sie freundlich empfangen würde. Wenigstens hatte die RAS TSCHUBAI Cassiopeia anfliegen können, die Abriegelung war 630.000 Lichtjahre von Andromeda entfernt wohl nicht aktiv.

Gucky warf sich den Rest der Karotte in den weit geöffneten Mund. »Du trägst einen großen Namen, Axelle Tschubai.«

»Nach meinem Ahn ist dieses Schiff benannt.« Blinzelnd wich sie seinem Blick aus. »Das weißt du natürlich.«

»Ras war ein netter Kerl. Schüchtern, aber zugleich abenteuerlustig. Eine seltsame Mischung.« Der Teleporter war ebenfalls bei der ersten Erkundung Andromedas mit von der Partie gewesen. »Ich bin gespannt, wie viel du von ihm geerbt hast.«

»Sprichst du mich deswegen an?«

»Nein, wegen des Rezepts für Karottenkuchen, das du ins Bordnetzwerk eingespeist hast. Dafür möchte ich mich bedanken.«

»Das hast du gelesen?« Die Wangen in ihrem zimtfarbenen Gesicht verdunkelten sich.

»Ich habe sogar einen Kuchen gebacken.«

Überrascht sah Axelle ihn an.

»Sehr lecker«, beteuerte er. »Ich habe mir allerdings erlaubt, das Rezept zu variieren. Karottensaft darübergießen, zwei Minuten, bevor man den Kuchen aus dem Ofen holt. Das macht ihn frischer.«

»Ich ...« Ihr forschender Blick verriet, dass sie überlegte, ob er sie veralberte. »Ich probiere es demnächst aus.«

Gucky holte eine Karotte aus der Tasche. »Magst du?«

»Danke.« Axelle nahm sie, hielt sie dann aber unschlüssig in der Hand.

Leider hatte Gucky keine dritte mitgenommen.

»Solltest du nicht in der Zentrale sein?«, fragte sie. »Ich meine, du bist doch ... so erfahren, und du bist der Chef des neuen Parakorps.«

»Unter anderem deswegen, weil ich Gedanken lesen und teleportieren kann. Sobald etwas meine Aufmerksamkeit erfordert, werde ich rechtzeitig in der Zentrale sein, um das Universum zu retten.«

Auf das Parakorps war Gucky stolz. Er hoffte, es beständig erweitern zu können. Anzu Gotjian etwa wollte er gerne helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Leider zeigte sie bislang kein Interesse, seinem Parakorps beizutreten. Aber immerhin hatte sie sich der Mission angeschlossen.

Viele der Umstehenden betrachteten nun wieder die fremden Sterne jenseits der transparenten Wand, aber einige sahen auch zu ihnen herüber und tuschelten. Der Preis des Ruhms.

»Ich finde«, sagte Gucky »eigentlich ist die Frage eher, wieso du nicht in der Zentrale bist.«

Sie runzelte die Stirn. »Weil ich nicht zur Führungsmannschaft gehöre, schätze ich.«

Gucky zeigte auf das Aufzeichnungsgerät, das sie noch immer in der Linken hielt. »Chroniken handeln von großen Ereignissen. Von den wichtigen Entscheidungen, den epochalen Entdeckungen, von Wagemut und strategischem Kalkül. Nicht von den Alltäglichkeiten, so angenehm sie sein mögen. Oder irre ich mich?«

»Perry Rhodan hat mich nicht gerufen«, verteidigte sie sich.

»Hast du ihn denn um einen Platz gebeten? Perry weiß, dass nur derjenige gute Ergebnisse liefert, der genug Motivation für eine Aufgabe mitbringt.«

Axelle schürzte die Lippen und schaute nachdenklich.

»Je länger ich hier stehe ...« Seufzend ging Gucky ein paar Schritte auf das Aussichtsfenster zu. »Ihr habt recht. Im Licht von Andromeda ist doch der richtige Ort für ein bisschen Feierlichkeit.« Aber eine weitere Möhre wäre auch nicht zu verachten gewesen.

Perry Rhodan 3101: Die Letzten der Lemurer

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