Читать книгу Die Hölle um Maria Giotti - Robert Heymann - Страница 5
1.
ОглавлениеEs war Herbst in Bologna, aber es herrschte sommerliche Wärme. Auch über die Via Mazzini schüttete die Sonne noch ihre Gluthitze, schmal und dürftig lag der Schatten vor dem Palazzo Bisteghi.
Julia Straglia schritt unschlüssig auf und ab. Sie schlenderte, spielte mit ihrer Tasche, griff sich in das nußbraune Haar und äugte zu Vittorio hinüber, der eben träge vom Rüsterlagäßchen herkam. Hände in den Taschen der engen Beinkleider, den Strohhut schief über dem Ohr, Zigarette im Mund. Auf dem schwarzen Rock leuchtet eine rote Nelke, aus der linken Brusttasche hängt ein gelbseidenes Tuch wie eine kleine Fahne.
Vittorio hat ein brutales, vortretendes Kinn, er schaukelt beim Gehen wie ein Weib, aber die Beine setzt er voreinander wie ein Raubtier.
„Geh schon! Geh!“ murmelt er zwischen den Zähnen, die groß und gelb vom Rauchen zwischen dem halbgeöffneten Mund sichtbar werden.
Julia zuckt die Achseln, ihre beweglichen Augen mustern nochmals schnell die verschlossenen Fenster der Wohnung des Grafen Martini. Sie zaudert, denn die Portière steht unter der Tür, die Achtzigjährige, sauber, mit schneeweißem Haar. Sieht und hört noch alles.
Was glotzt sie mich so an, denkt die Junge, steht herum wie nicht abgeholt, krumm, wie einer unserer schiefen Türme. Schließlich tritt sie mit einem Ruck ein. Geht die kühle Steintreppe empor und klingelt an der Wohnung Martinis. Nichts regt sich. Sie klingelt nochmals, horcht mit schiefgehaltenem Kopf. Julia ist von robuster römischer Schönheit. Den kleinen Kopf trägt ein kräftiger runder Hals. Ihr Gesicht ist leicht verschlafen, erinnert an eine Katze, die sich sonnt, aber der aufgeworfene Mund ist lebendig, und die roten Lippen leuchten über das ganze Gesicht.
„Madonna!“ sagt sie, geht zaudernd, kehrt noch einmal um, klingelt wieder. Wartet aber den Erfolg nicht mehr ab, geht langsam nach unten. Sie schüttelt sich und starrt in die forschenden Augen der Alten, die keinen Blick von ihr gewandt hat. Diese Augen sind die Treppe hinauf hinter ihr hergewandert und kleben noch an ihr, während Julia unschlüssig am Haustor verharrt.
Die leuchtende Straße liegt mit überhellen Konturen in dem dunklen Ausschnitt des Tores, mitten drin steht lauernd Vittorio.
Was sage ich ihm? denkt Julia, und woher Geld nehmen? Es war so fein ausgedacht, aber doch bin ich froh, daß der Graf nicht zu Hause ist. Ja, ich freue mich schon auf das enttäuschte Gesicht Vittorios, weil er mich immer quält, dieser Jettatore, dessen böser Blick mich nicht losläßt.
„Eh?“ beginnt die Alte. „Was wollen Sie hier?“
„Graf Martini öffnet nicht!“
„Hat er Sie eingeladen?“
„Das nicht. Ich wollte nur —“
„Geld fordern?“
„Geht es Sie etwas an?“
„Ja! Eine Schande und Pfui sage ich, wenn ein Mann verheiratet ist! Diese arme Frau, diese schöne Frau! Wie sie leidet! Solch ein vornehmer Mann, und gibt sich noch mit Weibern ab!“
„Ich reiße dir alle Haare aus, alte Giftkröte!“ stammelt Julia, weiß vor Zorn, mit plötzlich ganz wachen Augen. Fäuste in die Hüften gestemmt, legt sie los. Ein Wasserfall von Beschimpfungen.
Die Alte hält die Hände an die Ohren und geht, so schnell die matten Beine sie tragen, in die Wohnung.
Vittorio ist langsam über die Straße gekommen.
„Öffnet nicht?“
„Nein. Nicht zu Hause!“ Julia macht ein verängstigtes Gesicht, die Wutausbrüche Vittorios gehen ihr auf die Nerven. Aber er bleibt sonderbar ruhig, sie wundert sich. Hat er es denn gewußt?
„Gestern nicht zu Hause, vorgestern nicht zu Hause! Er hat eine andere, sage ich dir!“
Julia wiegt sich einige Augenblicke nachdenklich in den Hüften.
„Er hat keine andere. Er kennt mich lange genug. Aber warum schickst du mich zu ihm, wenn du doch siehst, daß die Fensterläden geschlossen sind, daß es zwecklos ist?“
Sie schaut ihn forschend an. Das ist gerade der Blick, der Vittorio die gute Laune verderben kann.
„Brütest du schon wieder über was?“ schreit er sie an, zerrt sie am Arm mit. „Warum soll ich das nicht tun! Woher soll ich wissen, daß er nicht da ist? Warum richtest du immer die aller dümmsten Fragen der Welt an mich, du rote Hexe?“
„Ich dachte mir doch nichts dabei!“ entgegnet Julia eingeschüchtert. „Gehen wir!“
„Gehen wir! Gehen wir!“ äfft ihr Vittorio nach. „Hast du Geld? Wovon sollen wir die Miete bezahlen, he? Es ist ein Elend! Warum sollte ich wissen, daß er nicht zu Hause ist? Habe ich ihn vielleicht umgebracht? Warum hast du ihn alle die Tage her nicht getroffen? Oder hast du ihn getroffen? Lügst du mich an?“
Er krallt die fünf Finger in ihr dichtes Haar und reißt ihr den Kopf zurück, daß sie taumelt.
„Geld! Ohne Geld ist nichts!“ Er schauspielert, ahmt Julias Stimme nach, sogar ihre Bewegungen: „Lieber Vittorio! Teurer Vittorio! Mein König! Ich liebe dich! — — Tante grazie! — Liebe! — Schaff Geld, Närrin! Geld!“
Er steht mit erhobenem Arm und spielt den tragischen Helden, mitten auf der Straße, ohne auf die Wagen zu achten, die vorüberkommen. Er spielt so oft sein Theater vor Julia, aber immer tut es seine Wirkung. Ungezählte Rollen hat er sich eingeübt, er lebt in ihnen, er glaubt, was er zusammenlügt. Bald mimt er den Sentimentalen, bald den Leidenschaftlichen, bald den Kopfabschneider. Er ist Sizilianer, — ohne Komödie kann er nicht leben. Seine verschleierten Augen schimmern manchmal dunkel wie ein Sumpf, grün wie Oliven. Wenn er eine Träne in ihnen zerdrückt, wie jetzt, sieht er erbärmlich aus — nur nicht für Julia.
„Ich habe kein Glück“, deklamiert er. „Tante Nana hat es immer gesagt, ich habe die schlechtesten Karten, die sie je einem Manne gelegt hat! Immer Pique Zehn neben Herzdame!“
Julia tröstet ihn. Sie wird Geld besorgen! Sie liebt ihn! Er hat doch Glück in der Liebe! —
Aber er gibt ihr einen Stoß, daß sie in den Rinnstein fällt.
„Du hast Geld von ihm bekommen“, schreit er sie plötzlich an. „Aber du hast mir nichts gegeben! Du hast dir Stiefelchen dafür gekauft! Natürlich! Du! Du bist wie ein widerspenstiger Esel, und nun geh allein nach Haus, ich verziehe mich ins Café Corso.“
Julia schaut ihn erstaunt, musternd an.
„Hast du Geld?“
„Natürlich!“
„Woher hast du Geld?“ Mit zwei Schritten ist sie neben ihm. „Hast du etwa von Maria Battista Geld? Ja? Von dieser Ziege, die überall herummeckert, der jeder Mann recht ist, wenn er nur die Nase in der Mitte des Gesichtes hat?“
„Gerade! Ja! Von ihr habe ich Geld! Sie gibt mir Geld! Sie hat immer Geld! Du bist ja zu dumm! Sogar für Francesco Martini bist du zu dumm! Wirklich, scusi, sogar für Martini! Zu allem zu dumm!“
Er redet sich in Wut. Er haßt Julia, einfach, weil er sie satt hat, weil er sie nicht mehr mag und von ihr los will. Schließlich bricht er in ein Gelächter aus: „Sie war vor fünf Tagen bei dem Grafen, daß du es weißt!“
„Wer? Maria?“
„Veramento! Maria! Ich wollte es dir noch nicht sagen! Starr nicht so! Ja! Während er dich nicht einließ oder nicht zu Hause war, was weiß ich, fand sie ihn zu Hause! Ecco! Die Maria Battista! Das ist ein Weib! Mit Absicht öffnet er nicht, wenn du klingelst! Wird sich hüten! —
Giulietta! — — Was ist Giulietta? —“ Er macht eine laszive Bewegung. „Aber Maria! He! Ho!“ Weg ist er.
Julia steht wie betäubt. Sie starrt noch immer die Straße entlang. Sie hat gewußt, daß Vittorio ihr etwas verbarg. Seit Tagen belog er sie, das fühlt ein Weib, aber daß es Maria sein soll, diese Chantant-Tänzerin, diese magere Sorte, dieses verderbte Luder, das macht Julia rasend.
Sie rennt nach Hause. Atemlos kommt sie in der kleinen Stube an, die von den Trillern zweier Kanarienvögel dröhnt und nach dem Stall riecht, dessen Mist vor dem Hoffenster liegt. Mit fliegenden Händen rafft sie zusammen, was Vittorio gehört: Die Mandoline, die paar Hemden, die Stiefel, Kamm, Pomade, — raus damit! Raus! Raus!
Der ganze Plunder fliegt vor die Tür in das Gäßchen. Die Weiber draußen kreischen vor Vergnügen, die Männer schmunzeln.
Aus einem Stiefel fällt da klirrend ein Messer.
Sie sieht, wie es fällt! Madonna! Ein Stilett! Ein langes Messer, die Schneide ist schmutzig, voll sonderbarer Flekken!
Mit einem leisen Schrei ist Julia draußen.
Blutflecken!
Sie schaut links und rechts. Augen! Überall Augen! Blitzschnell läßt sie das Messer in den Blusenausschnitt gleiten. Fühlt eine Schnittwunde an der linken Brust! Achtet es nicht, stürzt in das Zimmer zurück, holt das Messer heraus, stößt es in die hölzerne Tischplatte. Da steht es, leise wippend.
Wie von einem Rausch erfaßt, starrt sie auf die Flecken. Nie hat sie dieses Messer bei ihm gesehen! Es ist neu. Warum hat er ihr nichts davon gesagt? Wozu hat er es gebraucht? Wen hat er gestochen? Den von Maria?
Pah! Den wirft er mit dem kleinen Finger, da braucht er kein Messer.
Aber schon während der letzten Tage war er so sonderbar. — Sentimental!
Wenn Vittorio sentimental wird, hat er etwas auf dem Kerbholz!
Da tönten Stimmen. Die Weiber draußen halten es nicht länger aus. Sie hat doch den Vittorio auf die Straße gesetzt! Darüber muß man näheres erfahren! Man hat nicht viel zu tun in der kleinen Gasse. Man redet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, dazwischen bereitet man den Thunfisch in Öl für den Mann, dann redet man über das Geredete.
Julia wirft eine Schürze über das Messer und reißt es aus dem Tisch.
*
Inzwischen ist nach Julias Weggang die Tatsache, daß Graf Martini sich seit fünf Tagen nicht hat sehen lassen, wie ein Feuer in Frau Cicognani gefahren, die in der Via Mazzini 39 Portière ist. Plötzlich kommt ihr die Gleichgültigkeit wie eine schwere Unterlassungssünde vor. Zwei Freunde haben auch bereits nach dem Grafen gefragt, sind kopfschüttelnd wieder fortgegangen. Weder Tür noch Fenster öffnet er, fünf Tage schon hat sie ihn nicht gesehen! Madonna! Wie konnte sie nur solange warten! Wo hatte sie ihren Kopf? Da muß etwas geschehen sein! — Ganz gewiß ist etwas geschehen, und von ihr, der Cicognani, wird es heißen, sie ist eben zu alt, sie hat ihre Gedanken nicht mehr beisammen — — —
Sofort geht sie zur Wache. Der Polizist will erst wissen, was geschehen ist, aber sie will den Leutnant selber sprechen, sie geizt jetzt mit Minuten, die verloren sein könnten.
Also erscheint sie vor dem Gendarmerieleutnant Sonzo und erzählt mit ihren kurzen, sprechenden Handbewegungen, die Wohnung des Grafen Martini sei schon seit dem 28. August verschlossen.
„Und heute ist der 2. September, und er hat sich noch immer nicht gezeigt!“
Der Leutnant nimmt gleichmütig ein kurzes Protokoll auf. Die Angelegenheit scheint nicht weiter wichtig. Martini? Kennt er nicht. Was wird sein? Ein galantes Abenteuer! Überhaupt die Portierfrauen! Die hören das Gras wachsen!
Die Aussage der Cicognani ergibt, daß Graf Martini am 28. August abends aus Venedig gekommen ist. Er fuhr im Wagen vor dem Hause vor.
„Wir mußten noch lachen, die Nachbarin und ich, Herr Leutnant! Der Wagen fällt knapp vor dem Hause um, und der Herr stürzt heraus. Ein so großer, schwerer Mann! Wie das aussah! Er hat sich glücklicherweise nicht verletzt —“
„Wer bewohnt außer dem Grafen die Räume?“
„Die Frau Gräfin, zwei Kinder, der Kammerdiener, die Köchin, die Zofe, aber alle sind in Venedig, nur der Herr Graf kam, um den Zins zu zahlen!“
„Ganz allein?“
„Ganz allein. Ich sah ihn am 28. abends kommen, etwa um acht Uhr, dann ging er nicht mehr fort. Seitdem ist die Wohnung verschlossen, alles still —“
„Dann wartet man nicht bis zum 2. September“, sagt der Leutnant und gibt Befehl, zwei Carabinieri sollen sich nach der fraglichen Wohnung begeben.
Da tritt der Gendarmerieoberst Amago mit einem Schriftstück in der Hand ein.
„Die Gräfin Martini telegraphiert, man möchte Nachforschungen nach ihrem Gatten, Palazzo Bisteghi, Via Mazzini 39, anstellen. Er wollte am 29. August nach Venedig zurückkommen, sie hat kein Lebenszeichen von ihm.“
„Heilige Madonna!“ ruft die Alte. Ihre noch immer lebhaften und sprechenden Augen heben sich zu dem Oberst. „Habe ich es nicht gesagt? Es ist ein Unglück geschehen! Ein großes Unglück! Heute morgen, als ich aus dem Hause trete, was sehe ich zuerst? Einen Leichenwagen! Auf der rechten Seite! Was das schon bedeutet! Vielleicht ist der gnädige Herr gar ermordet worden! Ermordet! Madonna! Ermordet!“
Sie steht hilflos mit offenem Munde da. Der Leutnant macht sich nun selber fertig. Läßt noch den Kommissar Grassi benachrichtigen, er möchte sich bereit halten für den Fall, daß wirklich etwas an der Sache wäre. In Begleitung dreier Carabinieri begibt er sich in die Via Mazzini. Sofort sammeln sich Leute an. Der Leutnant hat nach einem Schlosser gesandt. Der kommt gleich und beginnt, die verschlossene Wohnungstür aufzubrechen.
Auf jedem Flur des Palazzo befinden sich zwei Wohnungen. Der Leutnant orientiert sich mit einigen Blicken, während der Schlosser arbeitet. Die Portière gibt Auskunft:
„Hier gegenüber wohnen zwei Schwestern namens Aldini. Oben rechts über dem Herrn Grafen wohnt Signora Santoni, auf der anderen Seite, der Santoni gegenüber, hat Herr Pizotti vier Zimmer. Ein seltsamer Herr, den man nie sieht! Darüber rechts ein alter Herr Salvatini, gegenüber eine Dame mit Papagei, Signora Sighi, die einst an der Oper war.“
Eben kommt die Dame Santoni, deren Wohnräume über denen des Grafen liegen, die Treppe herab, die schwarz ist von Neugierigen.
„Sie lassen aufbrechen?“ ruft die Dame. „Ich habe einen Schrei gehört! Jawohl! Vor einigen Tagen — warten Sie! Es war in der Nacht vom 28. zum 129. August! — Da tönt ein durchdringender, entsetzlicher Schrei zu mir empor. Ich war eben eingeschlummert, aber ich schlief noch nicht fest. Ich fahre hoch. — Jemand schreit auf! — Dann wird es unheimlich still. Aber noch lange klang dieser Schrei in meinen Ohren nach!“
„Warum haben Sie das nicht gemeldet?“ fragt der Leutnant, schon unter der Tür, denn sie ist bereits geöffnet.
„Ich wußte doch nicht — vielleicht hatte es nichts zu bedeuten — vielleicht war es auch eine Frau, es klang so schrill …“
Sie spricht zu den Umstehenden, denn der Leutnant ist mit zweien seiner Leute bereits in der Wohnung verschwunden, der dritte bleibt vor der Tür stehen.
— — „Eine Frau! Wie kann man wissen? Kennen Sie den Herrn Grafen Martini? Hat er nicht immer Frauen mitgebracht? Gab es nicht oft Spektakel? Machte er nicht auch seiner eigenen Frau Szenen über Szenen? Soll ich mich in Dinge mischen, die mir widerwärtig sind? Was weiß man?“
Die Leute nicken beifällig. Die Tür der gegenüberliegenden Wohnung wird leise geöffnet, die eine der Schwestern Aldini schaut durch den Spalt.
„Was für ein Lärm! Was ist geschehen? Graf Martini ermordet? Daran habe ich doch immer schon gedacht!“
„Wieso ermordet?“ mischt sich der Carabiniere ein. „Wieso? Was wissen Sie denn?“
„Nichts weiß ich! Aber wenn Sie die Wohnung aufbrechen! — Tun Sie das, um ihn zu besuchen?“
Der Polizist schweigt.
„Seit fünf Tagen ist er in der Wohnung“, sagt der Zeitungshändler. „Abends um acht Uhr gekommen —“
„Und seitdem nicht mehr fortgegangen!“ ergänzt die Portière.
„Ein Irrtum“, erwidert Fräulein Aldini, ohne die Tür nur eine Spanne weiter zu öffnen. „Der Herr Graf ist am 28., gleich nachdem er eingetroffen ist, noch einmal weggegangen.“
„Da hätte ich ihn doch sehen müssen!“ widerspricht die Cicognani.
„Aber ich sage Ihnen —“ das Kinn des Fräuleins wird spitz, und ihre Stimme klingt schrill, „ich sage Ihnen, er ist nochmals fortgegangen! Wie können Sie sagen, er sei nicht fortgegangen?“ Sie wendet sich mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen den Carabiniere: „Meine Schwester Maria und ich, wir saßen auf dem Balkon, wir sahen den Grafen ankommen, und nach fünf, vielleicht sechs, acht Minuten ist er wieder fortgegangen. Ich rief meiner Schwester, die eben ins Zimmer zurückgetreten war, noch zu: ‚Da geht Graf Martini durch die Rüsterlagasse fort!’ Er trug einen eleganten Abendmantel und hatte sicherlich noch allerhand vor! Die Männer! So sind sie!“
In diesem Moment betritt der dritte Carabiniere aufgeregt die Wohnung, und dann wissen es alle, und es geht wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt:
Graf Francesco Martini ist ermordet worden!
Dreizehn Messerstiche!