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Kapitel 5

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Es waren die ersten zehn Tage des Septembers, als es mich wieder einmal in den Wald hinauszog. Thorsten hatte an der Bierbude genau beschreiben, wo die Leichen gelegen hatte. Aus unerfindlichen Gründen ging ich dorthin.

Am Fundort fiel die Spätsommersonne durch die Baumkronen und sorgte für ein golden-schwarzes Spiel von Licht und Schatten auf dem Waldboden, während die Vögel dieses Lebensraumes hoch oben ein lebhaftes Lied sangen. Hier, in dieser Idylle, schien es unmöglich, dass Dinge wie ein plötzlicher Herztod und erstarrte Grimassen am Ende eines Lebens überhaupt existierten.

Ich machte meinen Weg hinauf zur besagten Bank. Sie stand oberhalb der Steinbruchkante hinter einem verrostenden Zaun und vor den Tiefen des Waldes. Hier war ich nicht nur mit Martin als Kind spielen gewesen, sondern hatte auch schöne Momente mit meiner ersten festen Freundin erlebt. Noch immer standen unsere Initialen in einem Herzen eingeschnitzt auf der Rückseite der Lehne, allerdings nagte der Zahn der Verwitterung nach all den Jahren gehörig an diesem Symbol immerwährender Liebe, die doch nur ein paar Monate gedauert hatte.

Nachdem ich eine Weile abwechselnd auf das Herz und in die Ferne geschaut hatte, führten mich meine Schritte in den wilden Wald hinein. Der Boden bestand aus dem Laub vieler Zeiten, morschen Ästen, grünen Pflanzen und kaum hörte man meine Schritte, die der Gesang der Vögel mühelos übertönte.

Als ich für eine Weile hin und her, kreuz und quer durch das Unterholz gewatet war, erreichte ich drei größere, graue Steine, die auf einer Art Miniaturlichtung lagen. Ihre eiförmige Gestalt wurde teilweise von Moos bedeckt und in mir reifte die These, dass sie bereits seit der letzten Eiszeit hier lagen. Dennoch, was man an den Schleifspuren auf dem Boden ausmachen konnte, waren sie in letzter Zeit verrückt, bewegt worden.

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, während ich um die Findlinge herumschlich. Dann tauchte das Symbol auf; Vertiefungen im Gestein, aber viel zu perfekt, um Gletscherspuren zu sein. Es zeigte einen Kreis, darin in Achteck, welches wiederum einen Punkt enthielt und dass seine Konturen und Strukturen frei von Moos und Dreck waren, zeigte nur zu deutlich, dass sie in letzter Zeit häufiger Berührungen durch Menschenhand ausgesetzt worden waren. Mein Herz begann laut zu schlagen. Dennoch verweilte mein Blick beinahe hypnotisch auf diesem Symbol, bevor er eher zufällig eine Absonderlichkeit des Waldbodens streifte. Nun gefror mir das Blut in den Adern. Es war dies der etwa dreißig Zentimeter Abdruck eines Geschöpfes, welches dreieckige Füße besitzen musste. Dass er besonders tief im Grund sich befand, ließ auf die enorme Größe und Schwere des Verursachers schließen. Vor dem spitzen Ende gab es fünf kleinere Löcher im Boden, die sicherlich von gebogenen Krallen herrührten und inmitten des Abdrucks lag ein kleines Knäuel, welches verworrenem Draht mit Fischschuppen darin glich.

Einige Meter von hier entfernt bergab entsprang der Blaubach, so dass es durchaus im Bereich des Möglichen lag, dass sich hier eine unterirdische Wasserader befand. Der Abdruck zeigte mit der Spitze in Richtung Waldweg und Bank.

Auf einmal kam es mir ungemein wichtig vor, rasch von diesem Ort zu verschwinden.

So eilte ich davon und kam endlich wieder an der Bank an, wo ich für eine Weile rastete, um meine aufgekratzten Gedanken zu ordnen.

Kann es sein! Kann es sein! Kann es sein! Martin ist hierhergekommen, um sich nach Svens Tod selbst ein Bild zu machen. Er findet die Steine, befingert die Symbole im Gestein und dann passiert tatsächlich etwas. Die Steine bewegen sich wie von Geisterhand zur Seite und die Kreatur, wie auch immer sie ausgesehen haben mag, steigt empor. Martin läuft davon. Aber die Kreatur verfolgt ihn, was man an dem Fußabdruck erkennen kann, der in Richtung Bank zeigt. Das Wesen macht ihm solche Angst dabei, dass er ein paar hundert Meter weiter zusammenbricht, weil ihn diese Angst schlicht und einfach umgebracht hat. Denn von dem bisschen Laufen kriegt ein trainierter Mann wie Martin keinen Herzanfall! Nie im Leben! Doch wenn das Geschöpf befreit wurde durch Martin, wo ist es jetzt? Keine Frage! Es ist nun frei und die zwei seltsamen Todesfälle in der Gegend gehen ebenfalls auf das Konto dieser Kreatur! Es ist kein Virus! Es ist diese Kreatur! Sie irrt durch die Region und erschreckt in den Wäldern Spaziergänger zu Tode! Und der Kerl, der seinen Vater und seine Mutter umgebracht hat, ist dem Geschöpf begegnet, und er hat überlebt, weil er von Natur aus böse ist. Der Anblick der Kreatur hat seine Bösartigkeit wohl noch gesteigert. Er ist deswegen vom Dealer und Bankräuber zum Mörder geworden und hat seine Eltern mit dem Hammer erschlagen! Kann es sein! Kann es sein! Kann es sein! Und was ist mir der Anzeige, dem Artikel im Google Feed, die ich vorhin überflogen habe! Jetzt wird mir einiges klar!

Ich griff zu meinem Smartphone, ließ die Finger ein paar Mal über das Display fliegen und las.

Verwirrter Mann in Weißhorst aufgegriffen

In Weißhorst fiel Passanten ein Mann auf, der orientierungslos und wirres Zeug rufend im Bereich des Busbahnhofes umherirrte.

Hilfsbereite Mitmenschen sprachen die betreffende Person an, doch diese schien kaum aufnahmefähig, so dass eine Frau endlich die Polizei rief. Diese ging sehr behutsam nach dem Eintreffen vor und es gelang den Beamten endlich, ein leichtes Gespräch herzustellen und die Daten des Hilflosen aufzunehmen. Es handelte sich um den 47jährigen Walter P. aus dem dreißig Kilometer entfernten Biberbach. Auf die Frage, wie er nach Weißhorst gekommen sei, antwortete P. voller Überzeugung, dass er auf der Flucht vor einem Monster sich befände. Dieses Monster habe den Kopf einer Gottesanbeterin, den Körper einer Portugiesischen Galeere und insektenartige Beine voller Fischschuppen gehabt. Die Füße allerdings seien dreieckig gewesen und hätten aus Metall bestanden.

Weil der Mann aus Biberbach offensichtlich von seinen Worten überzeugt war, veranlassten die Polizisten die Einweisung in eine psychiatrische Klinik.

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