Читать книгу Das Hunde-Erziehungs-eBook - Robert Zimmermann - Страница 6
Wer ist hier der Chef?
ОглавлениеAuch wenn ich gesagt habe, das es dieses Klischee von starrer Hierarchie und permanenten Rangkämpfen meist nur in sensationslüsternen Dokus gibt heißt das nicht, das es gar keine Rangfolge in einer Gruppe mit Hund geben sollte. Auch in einer menschlichen Familie stehen alle Familienmitglieder in ständiger Kommunikation miteinander. Jedes Mitglied steht zu jedem anderen in einer bestimmten Beziehung. Die Eltern übernehmen die Führung und verlangen Gehorsam von ihren Kindern.
Wenn Mutter oder Vater „Stopp“ oder „Anhalten“ sagen, hat der oder die Fünfjährige auf ihrem Fahrrad anzuhalten. Und zwar sofort und ohne Diskussion. Das hat nichts mit Gehorsam erzwingen zu tun, sondern ist absolut nötig für den Schutz des Kindes, denn es kann die vielfältigen Gefahren im Straßenverkehr noch nicht annähernd überblicken und angemessen reagieren.
Wird jetzt ein Hund Teil dieses menschlichen Familienverbandes, hat auch er sich einzuordnen. Und zwar unter allen menschlichen Mitgliedern. Es ist auch absolut wichtig, das aus Sicht des Hundes immer ein und das selbe Mitglied die Führungsrolle übernimmt. Also, auch wenn Sie mit ihrem Mann/ihrer Frau eine gleichberechtigte Partnerschaft führen, bestimmen sie einen von Ihnen als Rudelführer für den Hund.
Es kann nur einen Anführer geben!
Klären Sie also am besten immer schon bevor Sie sich einen Hund anschaffen, wer die Hauptbezugsperson sein wird.
Idealerweise ist das dann die Person, die am meisten Zeit mit dem Tier verbringt, denn diese Person ist seine Hauptbezugsperson. Kinder können diese Rolle auf gar keinen Fall einnehmen. Hier bleibt ein Elternteil die Bezugsperson und sorgt auch dafür das der Hund nicht zum Spielzeug wird. Ab dem Teenageralter, wenn sie sich ihrer Verantwortung, die sie damit übernehmen bewusst sind, kann man den Kindern dann mit der nötigen Anleitung und Überwachung die Führung übergeben.
Die Chefrolle bringt natürlich eine besondere Verantwortung mit sich. Seien Sie sich darüber besser schon im Vorwege klar.. Nur wenn Sie diese Rolle bewusst annehmen und auch aktiv ausfüllen, wird ihr Hund sie auch voll und ganz akzeptieren und ihnen seine Sicherheit anvertrauen. Teilzeitchefs verwirren den Hund und Chefs ohne echtes Selbstvertrauen werden nicht für voll genommen.
Sie haben schon gelernt: Der Chef eines Rudels sorgt für Nahrung und Schutz. Für Nahrung zu sorgen fällt den meisten Hundebesitzern nicht schwer. In jedem Supermarkt findet man ein reichhaltiges Angebot. Dann hört es aber oft auch schon auf.
Der Chef besorgt nicht nur das Fressen, er verteilt es auch, bestimmt wann und wo gegessen wird. Nämlich dann und dort, wo der Chef es will. Und das ist erst der Anfang.
Der Chef bestimmt, wann Gassi gegangen wird und gibt das Tempo vor. Er bestimmt wann, wo gespielt und mit wem gespielt wird.
Der Chef begrüßt die Gäste zuerst und wird auch von den Gästen zuerst gegrüßt!
Dafür das er bestimmen darf, beschützt der Chef den Hund aber auch vor anderen Hunden oder Menschen und sorgt dafür das Hundis Ruheplatz sicher ist und immer genug Nahrung vorhanden ist.
Das ist sozusagen der Deal, bei dem, wie Sie merken, immer der Chef agiert und der Hund reagiert.
Diese Chefrolle darf von keinem anderen Familienmitglied in Frage gestellt werden!
Es kann also nicht sein, das den ganzen Tag die Mutter, weil Hausfrau, die Verantwortung hat und abends wenn Papa von der Arbeit nach Hause kommt, er für ein paar Stündchen Chef sein will. Einziges Ergebnis, der Hund ist verwirrt und akzeptiert keinen von beiden.
Sie glauben gar nicht, wie oft genau diese Situation der Fall ist: Das Kind ist der Besitzer des Hundes, stellt also Ansprüche, der Vater als „natürliches“ Familienoberhaupt beansprucht die Chefrolle immer wenn er selbst im Hause ist aber den größten Teil des Tages verbringt der Hund mit der Mutter.
Die führt ihn Gassi, gibt ihm Fressen und versucht ihm beizubringen nicht am Paketboten hochzuspringen, der schon ernsthaft droht keine Pakete mehr in ihr Haus zuzustellen. Ständig versucht sie den Hund von der neuen, teuren Wohnzimmercouch fernzuhalten und das Tier dazu zu bringen, endlich in seinem eigenen Körbchen zu schlafen.
Mittags kommt Sohnemann von der Schule nach Hause , nimmt den Hund mit großem Geschrei auf den Arm und tobt mit ihm rum. Mutter sagt: „Lass das doch bitte:“ aber Sohnemann reagiert gar nicht darauf.
Abends dann kommt Papa völlig geschafft von der Arbeit nach Hause, wirft sich auf die gute Wohnzimmercouch und fordert den Hund auf es sich daneben gemütlich zu machen. Die Mutter protestiert noch schwach: „Ach nicht doch, die vielen Haare. Leg doch wenigstens die Hundedecke drunter …“.
Und dann wundern sich alle zusammen, warum ihr Tier nicht aufs Wort hört.
Im Grunde spiegelt auch diese Situation das fehlende Verständnis für das Wesen des Hundes wieder. Wir Menschen werden von Geburt an mit wechselnden Autoritäten konfrontiert: Mama, Papa, Lehrer, Polizist, Vorgesetzter. Wir haben deshalb kein Problem uns auf immer neue Autoritäten einzustellen. Ein Hund dagegen akzeptiert nur einen Chef. Alles andere ist für ihn befremdlich und verwirrend.
Deshalb: Es kann nur einen Chef geben! Und zwar immer ein und denselben.
Ganz wichtig weiter: Untergraben Sie nicht (gewollt oder ungewollt) die Autorität des Chefs!
Oder falls Sie der Chef sind: Lassen Sie Ihre Autorität nicht untergraben!
Dazu gehört auch: Fordert der Chef ein anderes Familienmitglied auf das Knuddeln jetzt sein zu lassen, weil er merkt, dass es dem Tier unangenehm wird, folgen alle anderen Familienmitglieder dieser Aufforderung auch sofort!
So erkennt der Hund eindeutig: „Aha, das ist hier der Chef! Der/die hat das Sagen.“
Und: „Hmm, toll, mein Chef beschützt mich auch vor diesen lästigen Knuddellattacken! Ich hab ‚nen Superchef!“
Fazit: „Mein Chef macht seine Rolle gut, lass den mal weitermachen. Der hat den Stress und ich machs mir mal bequem hier in meinem Körbchen, beobachte die Szene und lass den Schwanz baumeln, ganz entspannt. Dann ist vielleicht auch gleich noch `n kleiner Spaziergang drin. Was für ein tolles Hundeleben.„
Die Folge: Ist Hundi entspannt, sind Herrchen oder Frauchen auch entspannt!
Die Basis für eine harmonische und glückliche Beziehung ist geschaffen! Der Hund vertraut Ihnen und überlässt ihnen von allein die Führung. Sie brauchen keine ständigen Machtdemonstrationen und Ihr Hund wird gar nicht auf die Idee kommen Ihnen ihre Führungsrolle streitig zu machen. Warum unnötig Energie verschwenden, wenn Sie alles im Griff haben. Da sind Hunde nicht anders als Menschen.