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Das Strahlen-Wissen unserer Ahnen

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Schon vor Tausenden von Jahren arbeiteten Menschen mit Erdstrahlen, ohne etwas über Periodensysteme und Ordnungszahlen zu wissen.

Einige unserer Vorfahren arbeiteten bereits mit Radon, einem Gas, dessen Isotope radioaktiv sind. Es entsteht beim natürlichen Zerfallsprozess von Radium, das wiederum ein Zerfallsprodukt von Uran ist, einem Metall, das im Erdreich auf natürliche Weise vorkommt.

Als Gas mit sehr hoher Dichte kann sich Radon in Gebäuden, besonders in Kellern und den unteren Stockwerken, in physiologisch bedeutsamen Mengen ansammeln. 2018 ließ das österreichische Bundesland Salzburg in 3.400 Wohnobjekten Radon-Messungen durchführen und stellte fest, dass in zehn Prozent der Wohnungen der Schwellenwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft überschritten war.

Doch während eine dauerhafte radioaktive Strahlenbelastung die Gesundheit gefährdet, kann ihr vorübergehender Einsatz auch heilsame Wirkung haben. Die Radonbalneologie etwa ist die therapeutische Anwendung von Radon in Heilbädern oder Heilstollen. Früher war der Begriff Radiumbad verbreitet.

Wirken soll diese Form der Behandlung bei chronischentzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Bechterew, Rheumatoider Arthritis, Asthma bronchiale oder Arthroseschmerzen. Auch bei Hauterkrankungen, wie verzögerter Wundheilung, Psoriasis oder Neurodermitis, kommt sie zum Einsatz. Kontrollierte Studien zum Wirkungsnachweis liegen bisher allerdings nur für Morbus Bechterew, Arthritis und Arthrose vor.

Ihren Namen erhielt die Radioaktivität zwar erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch das Ehepaar Marie und Pierre Curie, nachdem zwei Jahre zuvor Antoine Henri Becquerel das Phänomen entdeckt hatte, doch bereits zwei Jahrtausende früher nutzten die alten Griechen in Delphi die unsichtbaren Kräfte von Orten, um ihre Gesundheit positiv zu beeinflussen. Dort gab es im Keller des Tempels Apollo einen sogenannten Bauchnabel der Welt, auch »Omphalos« genannt. Auf diesem stand ein mit Wollgirlanden überzogener Kultstein, der vermutlich als Meteorit vom Himmel gefallen war. Über diesem Stein saßen die Priesterinnen und orakelten.

Der Tempel in Delphi war viele Jahrhunderte lang die wichtigste Kultstätte der hellenistischen Welt. Wozu ihn relativ simple chemische Prozesse gemacht haben könnten. Der griechische Schriftsteller Plutarch und der griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon berichten von Dämpfen, denen sie die visionären Trancezustände der Orakel-Priesterinnen zuschrieben. Plutarch bemerkte auch, dass diese Dämpfe einen süßen Geruch verströmten und sich die Priesterinnen nach dem Einatmen wie Läuferinnen nach einem Rennen oder Tänzerinnen nach einem ekstatischen Tanz verhielten.

Doch es ging im Apollo-Tempel nicht nur um den Blick in die Zukunft. Kranke Menschen konnten den Tempel ebenfalls besuchen und waren dazu eingeladen, im Rahmen einer sogenannten Inkubation eine Nacht dort zu verbringen, um wieder gesund zu werden.

Später fanden Vulkanologen und Geologen eine Fülle an Hinweisen darauf, dass Plutarch und Strabon mit ihren Beobachtungen der Wahrheit heutiger Tage sehr nahegekommen sein könnten. Der Tempel des Apollo scheint direkt über zwei Störungszonen der Erdkruste zu liegen, die von Rissen durchzogen sind, sodass dort Gase aus dem Erdinneren in den Raum treten konnten. Weltweit gibt es mehrere derartige Orte, die je nach Kultur anders benannt werden. Die hebräische Bezeichnung für »Omphalos« ist »Tabor« beziehungsweise »Tabbur«, was zu Deutsch so viel wie »Nabel der Welt« bedeutet.

Der Topophilia-Effekt

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