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Der Matrosenaufstand

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13.06.1938

Zum dritten Mal an diesem Tag hatte Mischa nun versucht von der Plattform aus den Führer in seiner Lok zu kontaktieren. Vergeblich. Kein kohleschwarzer Mann schwang sich an den Metallgriffen, die nach vier Stufen nach oben verliefen, in seine Blickrichtung. Etwas wunderte es den Brigadeführer schon, dass bisher noch kein Halt eingelegt worden war – außerdem vermisste er die Konversation mit jemandem, der dies auch stimmlich ausführen konnte. Und so fuhr die Lok weiter in mäßiger Geschwindigkeit über holprige, in Eile verlegte Schienen und stieß stoisch Rauch aus den drei unterschiedlich großen Schornsteinen, die auf dem langen, zylinderförmigen Dampfkessel saßen. Der Schlepptender, in dem sich die Kohle und anderen Kraftstoffvorräte befanden, war wie üblich direkt an den Führerstand angeschlossen, weshalb die Distanz zwischen dem Fahrer und dem Kommandeur auf der Plattform einige Meter betrug, in denen der Fahrtwind seiner Stimme kaum Chancen ließ, gehört zu werden. Mischa fand sich also damit ab und kehrte in den Passagierwagen zurück, wo er sich frische Kleidung anzog. Er besaß nur eine Uniform und es war ihm wichtiger, diese trocken zu haben, wenn er am nächsten Tag bei den richtigen Soldaten im Camp ankam, als vor den beiden Arbeitern penibel korrekt gekleidet zu sein.

Ihm war langweilig. Er war es nicht gewohnt, so lange still sitzen zu müssen. Sein Hintern schmerzte von den Stunden auf dem kalten Boden und den durchgesessenen Bänken. Trotzdem hatte er sich dort jetzt wieder eingefunden, lehnte auf der aufgequollenen Fensterleiste und schaute wie die Landschaft hinter ihnen verschwand. Als sich mit der einsetzenden Dämmerung Alexej zu ihm gesellte, war Mischa fast froh darüber. Das schwindende Licht bedeutete eine Unterhaltung, aber eine zeitlich bemessene. In der Lethargie, die in diesen monotonen Stunden über ihn gekommen war, hatte er dem Arbeiter verziehen. Er zog den Koffer unter seinem Sitz hervor und entnahm ihm drei trockene Blätter. Das spitze Gesicht ihm gegenüber nickte.

»Wo kommen Sie her, Genosse?«

Aus Kronstadt, KomBrig. War knapp zwanzig Jahre nicht mehr dort. Ist komisch mit der Zeit. Beeilt sich hinter dem Rücken.»Kronstadt! So nah zu Leningrad. Ein aufständisches Völkchen lebt dort, nicht wahr?«, erinnerte der Brigadeführer aus seiner Ausbildung. »Wie alt sind Sie, Alexej? Sie waren doch wohl nicht dabei, als es zu den Aufständen kam?« Der Mann sah seinem Kommandeur für einen Moment tief in die Augen und zog die Lippen ein. 1905 war ich noch ein Hosenscheißer. 1917 schon fast ein Mann, aber auf See. 1921, ja. War nicht schön.Mit diesen Worten hatte Alexej das Interesse seines Brigadeführers gewonnen. Denn der wusste um die Aufstände, die in Kronstadt aufgeflammt waren, nachdem der Bürgerkrieg und die darauf folgenden Hungersnöte die Sowjetunion ins Elend gestürzt hatten. Damals brodelte es im Land. Die Regierung hatte längst ihren Rückhalt beim Volk verloren. Als die Bolschewiki dann im Winter 1921 auch noch die Brotrationen um ein Drittel kürzten, riefen die sozialen Parteien die Fabrikarbeiter zum Streik auf. Bewaffnete Militärs des Petrograder Verteidigungskomitees zerschlugen die Streiks, soweit es ihnen möglich war und inhaftierten deren Antreiber, doch konnten gegen die tausenden Protestanten, die sich in so kurzer Zeit zusammengefunden hatte, kaum etwas ausrichten. Nachdem der Kriegszustand ausgerufen und die Streikenden zu Rebellen gemacht worden waren, marschierte die Rote Armee auf der Insel Kotlin auf, wo sich Kronstadt befindet. Die Matrosen der Baltischen Flotte sympathisierten mit den Arbeitern und Bauern und setzten gemeinsam eine Resolution mit Forderungen fest, die im Großen und Ganzen die Rechte der Unterdrückten stärken sollten. Man forderte Rede- und Versammlungsfreiheit, man wollte selbst über die Bestellung der eigenen Felder entscheiden, sich nicht mehr zur Abgabe von Lebensmitteln durch die Bolschewiki zwingen lassen und man erwartete die im Zuge der Aufstände Inhaftierten wieder auf freien Fuß zu setzen. Lenin schickte Staatsoberhaupt Kalinin, der mit einer Rede die Demonstranten beruhigen sollte. Doch man buhte ihn aus. In den Stunden darauf wurden Ausgangssperren verhängt und Zusammenrottungen verboten. Die Insel wurde isoliert, Sympathisanten weiter verhaftet. Die Bolschewiki nahmen einige Familien der Matrosen als Geiseln und drohten mit ihrer Ermordung, wenn die Rebellion sich auf das Festland ausweiten würde. Das damalige Petrograd war nur fünfzig Kilometer entfernt. Die Aufständischen dort wurden mit zusätzlichen Nahrungslieferungen ruhiggestellt, im Land propagierte man die Proteste als feindlichen Akt. Nach knapp sechs Wochen eskalierte die Situation. Die Matrosen lagen mit zwei Schlachtschiffen im Hafen Kronstadts, die Stadt selbst, ein Marinestützpunkt seit Dekaden, verfügte über feuerstarke Verteidigungsanlagen vor der Insel. Es war März und der finnische Meerbusen rund um Kronstadt noch gefroren. Doch der Frühling nahte und mit ihm drohten wärmere Temperaturen. Die Rote Armee stand unter Zugzwang. Ihr Gründer Leo Trotzki stellte den Aufständischen ein letztes Ultimatum, dann schepperten Artilleriegeschosse auf die Mauern der Festungen und knapp achtzehntausend Soldaten stürmten über das Eis. Fast alle ließen dort ihr Leben. An den Ufern des Festlandes zerbrach darauf die Moral. Die Soldaten, die sich einem neuen Einsatz verweigerten, wurden hingerichtet. Während die Matrosen, Arbeiter und Bauern nach wochenlanger Abschottung ihrer Insel der Nahrungs- und Munitionslosigkeit entgegensteuerten, hatte Moskau nur wenige Tage später weitere fünfzigtausend Soldaten rekrutiert und aus den Fehlern des vorangegangenen Feldzugs gelernt. Sie trugen nun weiße Tarnanzüge, wo ihre Vorgänger noch in dunklen Uniformen über das Eis gelaufen waren. Zusätzlich wurde das durch den Kampf brüchig gewordene Eis notdürftig mit Holzplanken geflickt. Flugzeuge versenkten die Schlachtschiffe der Baltischen Flotte und nach achtzehn Stunden war Kronstadt eingenommen. Während tausende Rebellen über das Eis nach Finnland flohen, wurden die Lebendigen noch vor Ort exekutiert. Mischa überlegte, wie er seine Frage formulieren sollte und entschied sich für: »Aus welcher Position haben Sie es erlebt, wenn Sie mir diese Neugier gestatten?« Alexej legte den Kopf zurück, seine Narben spannten sich hell, er starrte zur Decke. Dann schrieb er. Sehen Sie mich an. Fürs Grobe ist Iwan da. Ich bin gelenkig und zäh. Ist von Vorteil im Maschinenraum. Ist auch von Vorteil, wenn man sich verstecken muss. Aber nicht falsch verstehen, KomBrig. War nie politisch in irgendeine Richtung. Nur loyal mit Befehlen und Genossen. Ist besser sich zu entscheiden für Menschen, die man kennt. Politik ist mal so und mal so. Fand leben für die Überzeugung von Freunden richtiger, als sterben für was ich nicht kapiere.Mischa nickte. »Da stehen wir auf der gleichen Seite, Genosse. Die Sowjetunion hat sich zu viele Machtmissbräuche geleistet in ihrer kurzen Geschichte. Zu viel Gewalt, zu viel Gemauschel. Die Bolschewiki scheinen kein Interesse daran zu haben, unser Land aus der Zarenzeit in die Moderne zu heben. Der Kampf gegen die eigenen Männer muss fürchterlich gewesen sein. Wie haben Sie es dort nur im Ganzen herausgeschafft?« Muss nicht Ihr guter Wodka sein. Aber wenn Sie’s wirklich hören wollen – das geht nicht ohne Betäuber, Kommandeur.Und so kam die zweite Flasche aus Mischas Koffer an die schmalen Lippen des älteren Mannes, der so gierig trank und dabei so wenig die Miene verzog, wie Mischa das nur aus den Trinkhallen seiner Heimatstadt kannte. Von diesen traurigen Orten – wo Menschen ohne Perspektive ihre Tage weiter verdunkelten – an denen Jahrzehnte zuvor noch Märkte abgehalten oder Schüler zum Wettlauf getriezt wurden, bevor die wirtschaftliche Lage alles marode werden und schließen ließ. »Ich ziehe die Geschichten einfacher Männer vor, wenn es darum geht, mir ein Bild über unser Land zu machen, Genosse. Und wenn Sie so frei wären, mir von diesem düsteren Moment unserer Geschichte zu erzählen, haben Sie bei mir mehr gut als nur eine Pulle Wodka«, sprach der Brigadeführer und lauerte auf die Worte, die Alexej bereits gemächlich begonnen hatte, auf das Papier zu kratzen. »Zögern Sie nicht, den Gefallen in den nächsten Wochen einzulösen! Nur bitte, verschonen Sie mich mit weiteren Dominospielen.« Mischa lachte, doch nur kurz, als er bemerkte, dass sein Gegenüber nicht mit einstieg. Der blonde Riese Iwan schnarchte von der Bank hinter Alexej, der schrieb und schrieb, als würde er nach Fertigstellung weder Widerworte noch Nachfragen dulden. Nur um sich einen aus der Flasche zu genehmigen, hob er den Kopf, sah dann aber nicht zu seinem Brigadeführer, der sich fragte, wie in Ordnung es überhaupt für den Arbeiter war, diese Geschehnisse zu rekonstruieren und ob er sein Interesse daran vielleicht sogar als Befehl aufgefasst hatte. Doch auf die Art, wie der Genosse ihn bisher hatte auflaufen lassen, konnte sich Mischa kaum vorstellen, dass dieser auch nur irgendetwas tat, worauf er keine Lust hatte. Für den Moment beruhigte ihn dieser Gedanke zwar, doch sorgte er sich auch, wie kräftezehrend ihm eine solche Einstellung in den nächsten Wochen werden konnte. Er betrachtete den Mann, den er auf Anfang fünfzig schätzte. Er hatte die zweite Seite gefüllt und schärfte nun seinen Stift, bevor er weitermachte. Und Mischa wusste, dass nur die Zeit zeigen würde, was von dieser Operation und seiner Brigade zu halten war. Vorerst galt es, diese einschläfernde Strecke zum Lager zu überstehen und dabei vielleicht wenigstens etwas über die ersten ihm Unterstellten in Erfahrung zu bringen. Als Alexej ihm die Blätter herüberreichte, zog der Himmel bereits ein so oranges Band, dass Mischa wusste, dass er nur noch wenige Minuten hatte, bevor die Nacht das Lesen unmöglich machte. Der Arbeiter formte ein stilles »Schlafen« in die Richtung seines Kommandeurs und verschwand mit dem letzten Rest Wodka bei seinem Kollegen. Mischa hatte ein Zucken im Gesicht des Mannes erkannt. Doch weil er seine Vergangenheit kennenlernen musste, um es zu verstehen, mutmaßte er nicht weiter, sondern nahm das Papier zur Hand und las. Zum ersten Angriff der Roten war ich unter Deck der Petropawlowsk. Hab Munition hochgeschleppt. Unsere zwölf Geschütze ruckten jedes Mal ordentlich durch das Schiff, und anfangs jubelten wir nach jedem Schuss. Wurde dann aber zu viel. Über zehntausend Mann haben wir erlegt in wenigen Stunden. Gab große Feier abends. Keiner unserer Leute fiel und wir waren voller Hoffnung. Wir naiven Hunde! Kam erst am nächsten Tag ans Tageslicht hoch. Da hab ich sie alle liegen gesehen. Die lagen da alle auf dem Eis, die ganzen Toten. So viele, in ihren dunklen Uniformen. Kaum einer hatte den Halbkreis passiert, bis zu denen unsere Bordgeschütze und die Maschinengewehrnester von den Festungen feuern konnten. Wie ein Feld aus Vogelscheuchen, die der Wind zu Boden geworfen hatte. Hab mich nicht ängstlich gefühlt bei der ersten Welle unter Deck. Hatte Vertrauen. Woher? Weiß nicht. Manche haben geheult, ich fand den Stahl um uns herum sicher. Und die Reichweite unserer Geschosse beruhigend. Die zweite Angriffswelle war anders. Kann man gar nicht erklären wie erschreckend. Nicht mit Worten, die ich weiß. Waren erst in Kronstadt an Land mit ein paar Genossen. Wir hatten früher gehen wollen, aber wir hatten Seilzüge installiert, um die restliche Munition nicht mehr von Hand die Eisenleitern hochzubuckeln. Sind also erst abends kurz vor nachts los. Einige sollten nach Essen suchen für uns Leute an Bord. Andere, ich auch, mussten Schmieröl besorgen. “Hier nicht mehr, aber in Fort 6 vielleicht“, hieß es. Das bedeutete, übers Eis zu gehen, vorbei an den Leichen. Hab den Blick nur auf das Ziel gerichtet. Gefiel mir ganz und gar nicht. Aber so ist’s mal mit Befehlen. “Ist das größte Fort da hinten“, hab ich mir vorher zeigen lassen und sind dann los zu sechst und kamen auch an. Halbe Stunde vielleicht hat’s so gedauert.Waren gerade im Innenkreis, wo es auch normale Häuser gab, war gerade am streiten mit einem, der sofort bezahlt werden wollte für seinen Vorrat, da schrien die Männer von den Mauern, dass die Rote Armee über das Eis kommt. Alles wurde verbarrikadiert, falls der Feind diesmal näher rankam. Und der kam. Schnell. Das hatte ich bei der ersten Welle im Schiffsinnern alles nicht mitbekommen. Die Schreie und dann das metallische Ausspucken der Geschütze und das Pfeifen der kleineren Kugeln. Und das Rattern der MGs auf den Mauern und das Klopfen der Schuhe über die Steinwege. Überall kamen Bewaffnete herbei und verteilten sich in den Verteidigungsnestern oder fanden sich in Trupps und sicherten die Tore. Es wurden Befehle von links nach rechts und oben und unten gerufen. Frauen in Schürzen liefen aus den Häusern die Wege hoch zu den Ausgängen, und weinten und kamen zurück, als die dicht waren.Die Matrosen und ich, wir alle nur Angelernte, keine Soldaten, standen konfus ’rum. Einer rief hoch zu den Mauern, aber es gab kaum Pause zwischen dem Rattern, keiner hörte. Also wussten wir, diesmal ist’s schlimm. Ein Matrosentrupp vom anderen Schiff kam vorbei, rannte uns fast um. Gaben uns ihre Messer und forderten, das Fort zu halten, und wir fragten uns, ich jedenfalls, ob die vorderen denn schon gefallen waren. Man wusste da aber wirklich, es wird scheiße. Da wo ich immer noch stand – bei dem Maschinenhändler, ein kleines Steinhaus am befestigten Wall –, da knallte plötzlich feindliche Artillerie gegen die Außenseite und ich weiß noch, wie der Sand auf uns herabregnete und der Boden bebte. Der Efeu oder was, der da an den Häusern die Mauer hochrankte, löste sich und glitt langsam runter. Meine Ohren klingelten. Wir wussten gar nicht, wie uns geschah, da krachte es erneut an die gleiche Stelle und Steine brachen auf der Innenseite raus und zerschlugen die Schindeln der Häuserdächer. Wir stoben auseinander. Rannten weg vor Schiss. Waren ja auch nur junge Männer. Man sah ja nichts! Hörte nur und spürte die Vibrationen, dass einem kotzübel wurde.Ein Mann wurde getroffen und klatschte von der Mauer in einen Busch. Seine Genossen am MG warfen sich neben dem Geschütz zu Boden und Kugeln funkten und legten es lahm und preschten dumpf in den Wall gegenüber. Ich sah das noch, dann war ich rein in so ein Haus, wo die Tür offen stand, aber keiner zusehen war. Einfach ein Haus nur so zum Leben. Für mich zum Überleben. Saß da, weiß nicht wie lange, und hörte, wie wir zerlegt wurden. Es krachte, es stürzte etwas ein. Männer schrien. Dann fiel das Licht aus. Schrecklich, KomBrig! Ich dachte, im nächsten Moment bin ich’s, der begraben wird. Je weiter die Nacht kam, umso weniger Kugeln hörte ich von uns weggehen. Aber mehr kamen, die wir einsteckten. Etwas fiel nebenan getroffen zusammen – vielleicht etwas vom Wall oder ein Haus – und blies dabei die Fenster aus der Kammer, in der ich kauerte. Scherben und Steinpulver flogen um mich. Ich wechselte meine Position. War erst unterm Tisch und dann im Schrank.Draußen kam der Morgen durch den Staub und den Rauch. Und die Soldaten der Roten Armee kamen auch. Es gab ein Geschieße. Das war bei den Toren. Minutenlang und Dauerfeuer! Schreie, können Sie sich ja denken. Flüche auch. Dann nur noch einzelne Schusswechsel. Und viele Schritte, die hektisch am Haus vorbeiliefen, wo ich saß. Dann kamen Soldaten rein. Riefen rein, ob jemand drin ist. Ich gab keinen Laut. Jemand trat in mein Zimmer. Hustete. Rief zu seinen Genossen “Keiner drin! Guckt weiter, ich piss noch!“ und ging um den Schreibtisch. Ich hörte, wie der in den Schubladen wühlte. Ich sprang raus und stach ihm das Matrosenmesser in den Nacken. Es rutschte ab von den Halsknochen und rutschte durch die Haut durch. Er schrie, aber ich konnte das ersticken mit meinem linken Arm, den ich um seinen Kopf riss und dann stach ich wieder, aber in den Bauch rein und zog den krampfenden Mann in den Schrank und beendete es und weinte und kotzte auch. Alles im Schrank. Und schloss die Türen und blieb dort ein paar Stunden. Hörte Befehle und wie die vielen Schritte, die gerade erst reingekommen waren, sich wieder entfernen mussten, weiter über das Eis! Gab ja noch mehr Forts.Ich schob den schweren Mann von mir und guckte, ob die Luft rein war. Alles war totenstill. Nur Schüsse und Explosionen in der Ferne. Das Fort war Schutt, die hohen Mauern zur Hälfte eingestürzt, es rauchte, es stank nach Schwarzpulver, die meisten Gebäude im Innenkreis standen noch, ich blickte den Leichen nicht zu ihren Gesichtern. Drinnen zog ich den Mann aus, es war schwer die Uniform auszukriegen, sie klebte und ich fühlte mich wie Scheiße.Ich tauschte Identität. Ich wusste, ich hatte Grausames getan. Ich war auch angespannt. Durfte dort so noch nicht entdeckt werden.Ich fand unter den Trümmern draußen einen Spaten und schlich mich aus dem Fort, wo ich ein Loch in das Eis schlug, ich schlug es groß. Dann warten. Das Schlimmste! Wartete, dass wir besiegt wurden. Dass die Bolschewiki gewannen. Sah zu nur. Und schämte mich, als die Flugzeuge mein Schiff unter Beschuss nahmen, und gute Genossen starben, aber ich nicht starb. Es zog sich Stunden hin. Immer wieder flackerten Kanonenfeuer an den Forts und dann in Kronstadt auf. Als dann Stille kam über das gefrorenen Schlachtfeld, sprang ich in das Eiswasser, wusch das Blut von mir. Und meinen Namen. Dann ging ich meinen Feinden entgegen und mit ihnen Arm in Arm nach Petersburg.

Komandir brigady

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