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Kapitel 2

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Rückblende. Ca. ein halbes Jahr vor diesen Tag als Adrian bei der Polizei saß, bestieg Teimuraz Kiaschwili das Flugzeug, welches ihn von Tiflis nach Bukarest bringen sollte. Teimuraz hatte einen „neuen“ rumänischen Pass, er hieß ab sofort Mihai Dumitru und war rumänischer Staatsbürger.

Die Sprache beherrschte er leidlich, schließlich war er jahrelang auf den Fähren und Frachtschiffen zwischen Constanta in Rumänien und Poti in Georgien hin und her gependelt, damals hatte er für die größte Logistikfirma, die neben zahlreichen Lkw auch eine Fähre und einen kleineres Frachtschiff betrieb, gearbeitet. Den Job hatte er bekommen, nachdem er mehrere Jahre wegen größerer und kleinerer Diebstähle im Gefängnis war.

Woher der Chef den rumänischen Pass hatte wusste Teimuraz nicht und es war ihm auch egal, lieber nicht zu viele Fragen stellen. Der Pass war wohl eine sehr gute Fälschung, denn die Einreise nach Rumänien verlief problemlos.

In Bukarest angekommen mietete sich Teimuraz alias Mihai Dumitru in einer billigen Pension ein und begab sich anschließend zu der Agentur, welche die Saisonarbeiter nach Deutschland vermittelt. Er bewarb sich dort und bat darum, wenn möglich eine Stelle in der Nähe von Karlsruhe oder Mannheim zu bekommen, dort würden schon einige Verwandte von Ihm arbeiten und er möchte sich diesen anschließen.

Schon wenige Tage später rief man ihn an, es gab eine Stelle für ihn. Es war Vorfrühling und in Deutschland begannen die Feldarbeiten auf den Höfen und landwirtschaftlichen Betrieben. Er holte die Unterlagen bei der Agentur ab und beschaffte sich ein Ticket für die Fahrt nach Mannheim.

Bevor die Fahrt losging rief er den Chef an, teilte ihm die Neuigkeiten mit. Er bekam eine Adresse und eine Telefonnummer, die er nach seiner Ankunft anrufen sollte. Er packte seine wenigen Sachen zusammen und achtete dabei insbesondere darauf, dass das Geschenkpaket, welches man ihm gegeben hatte, gut und sicher verpackt war. Er hatte es hier in Bukarest in einem Geschäft abgeholt. Die Anweisung hierzu hatte er bereits vor seiner Abreise in Tiflis bekommen und im Geschäft hatte man ihn schon erwartet.

Das Paket sollte er in Deutschland an seine Kontaktperson übergeben, es war ihm untersagt worden das Paket zu öffnen.

Teimuraz alias Mihai tat was man ihm aufgetragen hatte. Nachdem er am Ziel angekommen war, rief er die Nummer an die er vom Chef bekommen hatte. Ca. 30 Minuten später wurde er abgeholt. Der Mann der ihn abholte war wohl Rumäne der schon länger in Deutschland wohnte.

Mihai gab dem Mann noch das Geschenkpaket, welches er in Bukarest erhalten hatte.

Der Mann der ihn abgeholt hatte, brachte ihn danach nach Mannheim. Die Wohnung in welche er die nächsten Monate verbringen sollte, war eine kleine Hinterhofwohnung, eine Bruchbude. Dort wohnten schon zwei Männer die bereits auf das Eintreffen von Mihai warteten. Mit diesen sollte er die nächsten Monate zusammenarbeiten.

Mihai war enttäuscht von der Unterkunft und dem Leben, welches er ab nun führen sollte, aber er machte mit den beiden anderen Männern seine Arbeit. Sie bekamen Aufträge, direkt vom Chef dann gingen sie los.

Sie machten Einbrüche überall in Deutschland. Sie brachen in verschiedene Firmen ein, klauten alle möglichen elektronische und hydraulische Geräte und brachten diese dann zu ihrem Kontaktmann. Sie erhielten Anweisungen, Beschreibungen und Adressen von den Dingen die sie entwenden sollten, per Messengerdienst zugeschickt.

Mihai schätzte, dass er in die ersten drei Monaten, nachdem er in Deutschland angekommen war, mit den beiden anderen Männer, mindestens 15 – 20 dieser Einbrüche begangen hatte. Auch Einbrüche in Wohnhäuser hatten sie gemacht und das nicht zu wenige. Man hatte wertvollen Schmuck, Bargeld und Münzen entwendet. Manchmal auch hochwertigen Alkohol zum Eigenbedarf. Mal ein Laptop hier, mal ein Handy dort, all das ging nach Georgien.

Es waren die verschiedenste Dinge die sie aus den Lagerhallen und Räumen der Geschäfte holten, ein- zweimal waren es Pumpen und Ventile über von Bewässerungsanlagen in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.

Drei – oder viermal waren sie in Lageräume von Firmen eingebrochen die mit medizinische Geräten handelte. Teimuraz erkannte Blutdruckmessgeräte und auch Geräte um Blutzucker zu messen, Refraktometer die für eine Augenklinik bestimmt waren. Einmal hatten sie Laborgeräte entwendet. Autoklaven und Mikroskope. Auch in ein Lager eine Firma die Geräte für Dentalmedizin herstellt und vertreibt. Sie nahmen hochwertige Zahnarztinstrumente mit und Mihai dachte während des Einbruchs daran, dass er auch mal wieder zum Zahnarzt müsste.

Seine beiden Mittäter waren Landsleute, sie hatten in Deutschland offiziell Asyl beantragt. Teimuraz wusste, dass die beiden schon in Georgien Straftaten begangen hatten. Der „Chef“ hatte sie, wie ihn auch, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis eingestellt, allerdings hatten sie, im Gegensatz zu ihm den „Chef“ selbst nie gesehen.

Die beiden Männer wurden über das Sekretariat und die Personalverwaltung der Spedition bzw Reederei des Chefs betreut, sie wussten also nicht wer der Chef wirklich war. Die Männer arbeiteten zunächst im Hafen, halfen die Schiffe und Lkw zu be- und entladen. Sie mussten die Fahrzeuge reinigen und verrichteten Lagerarbeiten. Dann eines Tages hat sie der „Chef“ nach Deutschland bringen lassen. Sie sollten dort Aufträge ausführen, dass es sich hierbei um Einbrüche handelte war den Männern wohl schon vor der Abreise klar.

Die Unzufriedenheit bei Mihai wuchs von Woche zu Woche. Trotz der Arbeit hatte Mihai immer zu wenig Geld. Die Bezahlung für ihre „Arbeit“ war nicht üppig, und Deutschland war viel teurer als er angenommen hatte, seine Pläne, in ein paar Jahren ein ruhiges Leben am Schwarzen Meer führen zu können, würde sich mit diesem Verdienst nicht verwirklichen lassen.

Zunächst beginn er zusätzlich kleinere Diebstähle von welchen die beiden anderen nichts mitbekamen, aber das brachte ihm auch nicht das großes Geld, deshalb entschloss sich Mihai beim nächsten Kontakt mit dem Chef eine „Gehaltserhöhung“ zu fordern. Seine beiden „Mitarbeiter“ schloßen sich der Forderung nicht an. Na ja ich werde die Forderung auf alle Fälle stellen dachte sie Teimuraz. Es war eine törichte und tödliche Idee.

Als er eine Woche später bei einem Telefonat mit dem „Chef“ um eine Gehaltserhöhung bat, mit dem Hinweis, dass er sonst vielleicht zur Polizei gehen und dort einiges erzählen müsse, reagierte der Chef ganz anders als Mihai es erwartet hatte. Der Chef tobte nicht, nein er sagte zu, sich die Sache zu überlegen. Wenige Tage nach diesem Telefonat erhielt Mihai die Nachricht, dass der Chef in ein paar Wochen einen Mitarbeiter schicken würde, mit welchem Mihai dann über die Forderungen verhandeln könne. Der Mitarbeiter hätte eine Vollmacht um die Verhandlungen zu einem guten Ende zu bringen.

Dass beide jedoch verschiedene Vorstellungen davon hatten, was das gute Ende denn letztlich bedeutete, ahnte Teimuraz alias Mihai zu diesem Zeitpunkt nicht.

Mihai berichtete sofort seinen beiden Kumpels davon, diese wollten davon aber nichts wissen. Auch sie litten unter chronischem Geldmangel und auch sie versuchten mit kleineren Diebstählen etwas dazu zu verdienen.

Vier Wochen später erhielt Mihai einen Anruf, er wurde zwecks „Lohnverhandlungen“ am nächsten Tag, zu einer Adresse in der Nähe des Hafens beordert.

Am nächsten Tag ließ er sich von seinen zwei Kumpels zu dieser Adresse fahren. Eine alte halb verfallene Lagerhalle die wahrlich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Der Betrieb war stillgelegt. Er war etwas zu früh, er ging in die Halle rein, deren Türen nicht mehr vorhanden waren.

Als er die Halle betrat war es das letzte Mal dass seine Kumpels ihn sahen.


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