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Kapitel 3

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Der Flug aus Ankara landete pünktlich auf dem Flughafen Paris CDG. Senol Kaya war schon öfter hier gelandet. Er passierte die Zollkontrolle ohne große Probleme. Bevor er ein Taxi zum Bahnhof „Gare de l‘Est“ bestieg trank er einen starken Kaffee. Er hatte Zeit, sein Zug der ihn nach Mannheim bringen sollte, fuhr erst in zwei Stunden.

Kaya nahm das Handy aus seiner Jackentasche und wählte eine Nummer:

Als sich am anderen Ende eine tiefe Männerstimme meldete sagte Kaya nur:

Ich bin in Paris gelandet. Mache mich gleich auf den Weg.“

Sein Gesprächsteilnehmer war zufrieden.

Eigentlich betrieb Kaya zusammen mit seiner Schwester ein Geschäft, welches mit Tee und Haselnüssen handelte. Die Gegend um die Stadt Trabzon im Osten der Türkei, in welcher Kaya lebt ist bekannt für den Anbau von Tee und Haselnüssen. Es gab riesige Felder rings um die Stadt und Kaya und seine Schwester kauften bei den Erzeugern die Ware auf und lieferte sie nach Westeuropa aber auch in den Iran und Länder wie Aserbaidschan, Georgien und in die Ukraine.

Kaya war viel unterwegs, denn seine Aufgabe war es Kunden in diesen Ländern zu gewinnen. Bei einer solchen Reise hatte er vor ca. 2 Jahren den „Chef“ kennengelernt. Dieser war als Abgeordneter im Handelsausschuß seines Landes . Darüber hinaus hatte der „Chef“ eine Logistikfirma die neben zahlreichen Lkw auch eine Fähre und einen Frachter besaß die auf dem Schwarzen Meer verkehrten. Ideale Voraussetzungen für Kaya sich damals intensiv mit dem „Chef“ zu unterhalten, es galt neue Wege des Vertriebs und Transportes zu finden. So kam man ins Geschäft und Kaya bemerkte bald, dass der „Chef“ noch ganz andere Geschäfte betrieb, als die die auf seiner Visitenkarte standen.

Bei einem der ersten Treffen in einer abgelegenen Hütte erzählte der „Chef“ Kaya von diesen Geschäften. Der Chef brauchte einen Mann der für ihn die weniger schönen Dinge seiner Geschäfte erledigte und Kaya war der richtige Mann.

Der „Chef“ machte ihm deshalb ein Angebot und Kaya entschloß sich, neben der Firma die ihm und seiner Schwester gehörte, ein zweites Standbein zu schaffen.

Bei der jetzigen Reise war Kaya unterwegs um einen speziellen Auftrag für den „Chef“ auszuführen. Es galt Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen, die die geplanten Geschäftsabläufe erheblich stören konnten.

Er hatte von ihm eine Adresse in Deutschland bekommen und eine Telefonnummer unter welcher er den Mittelsmann des Chefs erreichen konnte und mit welchem er nach seiner Ankunft in Deutschland Kontakt aufnehmen sollte.

Zwei Stunden später bestieg Kaya den ICE, der von Paris über Saarbrücken nach Mannheim und weiter nach Frankfurt fuhr. Knapp vier Stunden später mietete er sich in Mannheim am Bahnhof ein Fahrzeug und anschließend ein Hotelzimmer, für zwei Nächte. Das ausgesuchte Hotel lag unweit des Bahnhofes.

Nachdem er ein paar Stunden geschlafen hatte, rief er die Nummer des Mittelsmannes an, die er vom „Chef“ bekommen hatte.

„Guten Abend, Sie haben eine Nachricht bekommen, dass sie mich heute treffen sollen. Ich bin da, Hotel „Am Bahnhof, Zimmer 27.“

„Ok ich komme, es dauert ca. eine Stunde.“

Nach dem kurzen Telefonat ging Kaya erstmal ausgiebig duschen.

Etwas mehr als eine Stunde später klopfte es an seiner Zimmertür. Kaya öffnete und vor ihm stand ein Mann, Mitte 30, nicht sehr groß. Er begrüßte Kaya und trat ein. Man besprach das anstehende Geschäft und der Mann übergab Kaya ein kleines Geschenkpaket. Nach 20 Minuten verließ der Mann das Zimmer wieder, man würde sich am nächsten Abend zu sehen, Kaya würde den Mann anrufen.

Kaya hatte von dem Mann außer dem Geschenk eine Adresse und eine Telefonnummer bekommen. Die Adresse, eine Firma etwas außerhalb der Stadt in einem Industriegebiet, in der Nähe des Hafen, soviel konnte Kaya aus dem Internet sehen.

Er rief die Telefonnummer an, die er Von seinem Besucher erhalten hatte.

Der Mann meldete sich sofort am Telefon und man besprach, sich am nächsten Abend gegen 20.00 Uhr in der Firma im Industriegebiet zu treffen.

Den nächsten Tag verbracht Kaya damit einen kleinen Stadtbummel zu unternehmen und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Gegen 19.30 Uhr programmierte er das Navi seines Mietfahrzeuges und fuhr zur angegebenen Adresse. Das Geschenkpaket legte er auf den Beifahrersitz. Kaya musste feststellen, dass er zu einer stillgelegten Lagerhalle geschickt wurde. Er stieg aus, nahm das Geschenkpaket, öffnete dieses, nahm den Inhalt heraus, steckte diesen in seine Jackentasche und betrat die Halle durch eine offene Tür. Kaum hatte er den Raum betreten wurde er von einer dunklen Stimme begrüßt.

Bevor er etwas sagen konnte stand ein Mann vor ihm, der genau so aussah wie der „Chef“ ihm seinen Geschäftspartner beschrieben hatte.

„Guten Abend. Ich nehme an sie sind der Mann, mit dem ich über mein Geld verhandeln kann“ hörte Kaya den Mann sagen.

„Nun ja wenn sie es sind Teimuraz, oder soll ich besser Mihai sagen?“

„Nennen Sie mich wie sie wollen, Hauptsache ich bekomme mehr Geld.“

Kaya griff in die Innentasche seiner Jacke umfasste den Griff einer Makarov, zückte eine Waffe und Mihai schaute für Sekundenbruchteile in den Lauf der Pistole, er wusste nicht, dass er gerade den Inhalt des Geschenkpaketes sah, welches er selbst dem Kontaktmann mitgebracht hatte. Es war auch nicht mehr wichtig. Sekunden später war Teimuraz, alias Mihai Dumitru tot.

Der Schuss war nicht zu hören. Der Mann, der ihm das Geschenkpakte gebracht hatte, war so umsichtig und hatte den Schalldämpfer schon montiert.

Kaya steckte die Waffe weg und rief den Mann an, der ihn im Hotel besucht hatte. Dann zog er sich ein Paar Einweghandschuhe über die er vorher aus dem Verbandskasten des Mietfahrzeuges genommen hatte, über ging zu dem Toten und nahm dessen Handy aus der Jackentasche. Er nahm die Telefonkarte aus dem Gerät und zerbrach sie, dann steckte er die Sachen in eine Plastiktüte in welche er später auch die Einweghandschuhe steckte. Der Mann den Kaya angerufen hatte kam ca. 30 Minuten später zur Halle, der Tote wurde in Plastiksäcke verpackt und in den Transporter gelegt, mit welchem der Mann gekommen war.

„Sie wissen was zu tun ist?“ fragte Kaya den Fahrer.

„Ja ich habe Anweisung bekommen ihn auf dem Feld abzulegen wo er angeblich arbeiten sollte“ erwiderte der Fahrer des Transporters.

Bevor Kaya wegfuhr, gab er dem Mann das Geschenkpaket zurück welches er am Vortag von diesem bekommen hatte.

Der Fahrer des Lieferwagens wartete bis es dunkel war, dann fuhr er aus der alten Lagerhalle in der Nähe des Hafens. Er verließ die Stadt auf der Schnellstraße, fuhr noch ca. 15 Kilometer dann bog er auf eine schmale nicht sehr befahrene Landstraße ab. Nach weiteren drei Kilometer bog der Lieferwagen in einen Feldweg ein. Das Licht wurde ausgeschaltet und der Wagen holperte noch einige hundert Meter ins Feld. Er hielt an einer Stelle, die man von der Landstraße aus nicht sehen konnte. Dann stieg der Fahrer aus, streifte ein paar Handschuhe über, öffnete die Heckklappe wickelte im Fahrzeug die Leiche eines Mannes aus dem Plastiksack und warf diese dann einfach neben dem Transporter auf den Feldweg.

Der Lieferwagen fuhr zurück auf die Schnellstraße von dort auf die Autobahn an einen nahegelegenen Rasthof. Dort wurden die beiden Plastiksäcke in welche der Tote eingewickelt war in einer Mülltonne entsorgt, dann fuhr der Lieferwagen weiter.

Als der Fahrer zu Hause ankam ging er direkt in eine Werkstatthalle die sich neben dem Wohnhaus befand und versteckte das Paket dort, wo er es vor etwas mehr als 24 Stunden geholt hatte.

Später lag er in seinem Bett, konnte nicht einschlafen und dachte darüber nach was geschehen war und wie alles begann.

Es war nicht Gut was heute geschehen ist dachte er sich aber was soll man tun. Hätte der Mann, der jetzt tot auf dem Feldweg lag, nicht aufbegehrt wäre er noch am Leben.

Kaya selbst fuhr ins Hotel, er nahm jedoch nicht den direkten Weg sondern fuhr zum Hafen, nahm die Plastiktüte mit Handy, Karte und den Einweghandschuhe, beschwerte diese Tüte mit einem aufgefundenen Stein, schloß sie und warf sie dann ins Wasser wo sie sofort versank. Im Hotel angekommen legte er sich ins Bett und schlief bis zum anderen Morgen.

Nach dem Frühstück brachte seinen Mietwagen zurück und bestieg den ICE der ihn von Mannheim nach Paris brachte. Dort angekommen rief er seinen „Chef“ an.

„Die Sache ist erledigt. Es gibt diesbezüglich keine weiteren Forderungen“ sagte Kaya und beendete dann sofort das Gespräch.

Mihai hatte den „Chef“ enttäuscht. Er hatte bislang gute Arbeit geleistet, war zuverlässig und verschwiegen und genau deshalb hatte ihn der Chef nach Deutschland geschickt. Und nun hatte er gedroht und gefordert. Mehr Geld oder er, Mihai würde aufhören und der Polizei einen Tipp geben. Ein Tipp an die Polizei, das wäre das Ende der lukrativen Geschäfte und für die Pläne, die der Chef hatte, von erheblichem Nachteil.

Das konnte dieser natürlich nicht zulassen, so konnte man mit ihm nicht umgehen und deshalb war es unabdingbar ein Exempel zu statuieren. Der „Chef“ bereute in diesem Moment, Teimuraz damals in sein Vorhaben eingeweiht zu haben. Teimuraz sollte in Deutschland die Aktionen leiten und beaufsichtigen aber ihm war wohl das Leben in Deutschland mit Alkohol, Drogen und Prostituierten in den Kopf gestiegen. Es war einer der wenigen Momente in der sich der „Chef“ eingestehen musste, einen anderen Menschen falsch eingeschätzt zu haben.

Das Geschäft was Kaya am Vorabend getätigt hatte, gehörte nicht zu den Dingen die er gerne tat, aber in diesem Fall musste es sein. Hatte der Kerl nicht nur unverschämte Forderungen gestellt sondern wollte auch noch seine beiden Kumpel gegen den „Chef“ aufwiegeln. Das konnte man ihm nicht durchgehen lassen. Die anderen würde erfahren was geschieht wenn man unverschämt wird und sie würden sich nicht wagen nochmals Forderungen zu stellen oder Drohungen auszusprechen.

Einige Stunden später landete die Linienmaschine mit der Kaya Paris verließ, pünktlich in Ankara. Kaya erwischte noch den Anschlußflug nach Trabzon. Er fuhr in seine kleine Wohnung. Als er dort ankam fand er, wie mit dem „Chef“ abgesprochen ein kleines Paket in seinem Kühlschrank. Es waren die 15.000,- Euro die Kaya für die Auftragserledigung erhalten hatte.

Am nächsten Tag flog er in seinen wohlverdienten Urlaub.

Am Abend als Kaya von Paris nach Ankara zurückflog klingelte in einer kleinen Hinterhofwohnung in einem heruntergekommenen Stadtteil von Mannheim ein Handy. Der Mann der auf dem Bett lag und gerade eingeschlafen war, schreckte hoch und nahm den Anruf entgegen. Auch der zweite Bewohner der Einzimmerwohnung, der ebenfalls eingeschlafen war, erwachte. Der Mann am Telefon hörte zunächst mit verschlafenem plötzlich aber erschrockenem Gesichtsausdruck dem Anrufer zu. Als das Gespräch beendet war sagte er zu seinem Zimmerkollegen:

„Es war aus der Heimat, der Chef, Teimuraz ist tot, erschossen.“ Sagte er zu seinem Zimmergenossen.

„Er hat übertrieben, er hat den Chef herausgefordert, so was dummes. Wir müssen nun alleine weiterarbeiten hat man mir gesagt. Wir sollen Ruhe geben, keinen Ton zu niemanden sonst könnte uns das gleiche Schicksal wie Teimuraz ereilen.“


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