Читать книгу 39 Karate-Kata - Roland Habersetzer - Страница 19
Atmung und Rhythmus
ОглавлениеAuf jeden Fall muß man den Atem und die Bewegung miteinander in Einklang bringen. Eine schlechte Koordination führt schnell zu wachsender Erschöpfung, man wird schwächer, langsamer und verliert schließlich die Kontrolle über die Gefühle, die einen bei einem Kampf überkommen können – Angst, Wut, instinktive Reaktionen – und die, indem sie sich auf den Herzrhythmus auswirken, die eigene Handlung stören. Die Atmung ist offensichtlich mit dem der Kata innewohnenden Rhythmus verbunden, oder sie richtet sich nach persönlichen Auslegungen. Darüber in einem Buch zu sprechen ist schwierig, aber dennoch sollen hier einige Ratschläge mit Bezug auf bestimmte Atemphasen erteilt werden, doch diese sind keineswegs immer zwingend. Vieles ist möglich, doch alles hängt dabei vom Niveau des Praktizierenden ab.
Die erste Stufe besteht darin, daß jedesmal, wenn man eine Technik ausführt, kurz ausgeatmet wird, sei es bei der Verteidigung oder beim Angriff (Kime12). Dabei verharrt man kurz, was die Muskelkontraktion erleichtert. Am Beginn der Bewegung atmet man hingegen ein, was Entspannung und Schnelligkeit befördert. Doch auf einer fortgeschritteneren Stufe kann es interessant sein, genau das Gegenteil davon zu tun. Dies ist jedoch Bestandteil jener »Schlüssel für das Verständnis«, von denen weiter oben die Rede war. Eine leichter zu bewältigende Zwischenstufe kann darin bestehen, daß man bei einer Blocktechnik einatmet, so daß man sich dabei gewissermaßen ausdehnt, und bei einer Angriffstechnik ausatmet, wodurch man die Fokussierung der Kräfte begünstigt. Dennoch muß man zunächst mehrere Jahre lang auf der ersten Stufe verweilen, da diese den Vorteil hat, daß jede Bewegung durch den Atem verstärkt wird, indem das Kime erleichtert wird. Je nach dem Rhythmus und dem Umfang einer Technik gibt es fünf grundlegende Arten zu atmen:
a) Bei normalem Atem, ohne Unterbrechungen ( Jusoku )
1) Langes Einatmen – langes Ausatmen
2) Langes Einatmen – kurzes Ausatmen
3) Kurzes Einatmen – langes Ausatmen
4) Kurzes Einatmen – kurzes Ausatmen
b) Atmung mit Luftanhalten ( Taisoku )
5) Einatmen – Luft anhalten (Kontraktion) – Ausatmen; oder: Ausatmen – Luft anhalten (Kontraktion) – Einatmen
Es ist auch möglich, an verschiedenen Stellen der Kata »stoßweise« ein- oder auszuatmen. Man atmet stets durch die Nase ein, wobei der Mund geschlossen ist, und durch den halb offenen Mund aus. Die Atmung muß eine tiefe, aus dem Hara13 kommende Bauchatmung sein.
Manche Kata können von Shigin begleitet werden, d. h., man rezitiert japanische Gedichte oder singt sie – letzteres vor allem bei den Atemkata des Gôjû-ryû, wie z. B. Sanchin oder Tenshô. Das hat keine künstlerische Bedeutung sondern soll bestimmte Muskelkontraktionen erleichtern, indem man auf diese Weise besser die Atmung kontrolliert. Der Kiai14 muß auf sehr natürliche Weise erfolgen, wenn die Atmung richtig ist.