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Vorwort zur ersten Ausgabe von 1995

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Es scheint, daß es wie überall auch in den Kampfkünsten Moden gibt. Wie ich bereits im ersten Band dieser Reihe4 herausgestrichen habe, sind die Zeiten gegenwärtig günstig für die Kata, jene Mutterformen und Wurzeln des Karate, die selbst für den leidenschaftlichsten Vertreter des sportlichen Wettkampfs unumgänglich sind. Seit einigen Jahren erregen die Kata wieder ein Interesse, das jene, die damals dabei waren, an die Pionierzeit des Karate in Europa erinnert. Nach dem spektakulären Aufschwung des Sportkarate kam diese offensichtliche Rückkehr zu den Quellen recht überraschend. Jene, die wie ich stets versucht haben, darauf aufmerksam zu machen, daß eine authentische Kampfkunst zusehends verarmte, seit man es zuließ, daß deren traditionellen Kata aufgegeben wurden oder daß daraus moderne »Choreographien« entwickelt wurden, hatten die Hoffnung darauf fast schon aufgegeben.

Das wiedererstarkte Verlangen nach entsprechenden Informationen bei den Praktizierenden aller Stilrichtungen und jeden Niveaus hat dieses Buch trotz der Spezialisierung seines Inhalts möglich gemacht. Wie jeder weiß oder wissen sollte, gibt es bestimmte Regeln für die Herausgabe von Büchern, wie sie in jedem Geschäftsfeld existieren. Kein Buch, dessen Thematik allzu speziell ist, wird, wenn es überhaupt herausgegeben wird, auf dem Markt lange Bestand haben. Puristen mögen das bedauern, aber ändern können sie es nicht. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und die Gelegenheit wahrgenommen, die Reihe »Encyclopédie des Arts Martiaux« mit den »39 Karate-Kata – Aus Wadô-ryû, Gôjû-ryû und Shitô-ryû« zu bereichern. Diese Stilrichtungen bilden zusammen mit dem Shôtôkan-ryû die vier klassischen Hauptstile des Karatedô. Um den Umfang im Rahmen zu halten, mußte dennoch eine Auswahl getroffen werden, so daß Kata, die sich innerhalb der drei Stile, denen dieses Buches gewidmet ist, nur geringfügig unterscheiden, nicht für jeden Stil in allen Einzelheiten beschrieben werden.

Dieses Buch ist dafür bestimmt, dem Leser zwei Wege zu eröffnen. Zum einen ist es ein Handbuch für jede der drei Stilrichtungen. Für diesen Zweck sind die darin enthaltenen Informationen klar kategorisiert. Zum anderen ist es aber auch ein Referenzwerk für jene, die sich für die Kunst der leeren Hand generell begeistern, unabhängig von den ursprünglichen Stilrichtungen und ihren angeblichen Unterschieden. Es soll ihnen ermöglichen, durch Vergleiche herauszufinden, daß die »Orthodoxie« einer Kata – ihre »Wahrheit« gewissermaßen – nicht das exklusive Privileg irgendeines Stils ist, und daß nur die Kenntnis verschiedener, dem gleichen Ziel zustrebender Wege, und ein offener Geist zu der Wahrheit führen. Auf diese Weise wird man auch begreifen, daß die künstliche Abschottung der Stilrichtungen in Wirklichkeit nur die Existenz gemeinsamer Kraftlinien verdeckt, die wiederzuentdecken wichtig ist. Denn die Kata, um welche auch immer es sich handeln möge, ist weder für den Anfänger noch für den Fortgeschrittenen lediglich eine Zusammenstellung mehr oder weniger komplizierter Bewegungen, sondern vor allem eine Körpersprache. Sie ist dazu bestimmt, daß man durch Bemühen und Bescheidenheit den Geist, den ihr Schöpfer ihr aufgeprägt hat, erspüren kann. Die Kata ist der Anfang und das Ende des »Weges«. Das ist der Grund, weshalb es gerechtfertigt und sogar notwendig ist, daß keine traditionelle Kata ausstirbt, und deshalb habe ich dieses Buch verfaßt, von dem ich hoffe, daß es in der umfangreichen Literatur über die Kampfkünste Bestand haben wird. Möge die wiedererwachte Neugierde auf die traditionelle Kata mehr sein als eine flüchtige Mode …

39 Karate-Kata

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