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IV

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Aufgewachsen ist Gustl in Böckstein, einem kleinen Ortsteil von Bad Gastein, ganz hinten im Gasteiner Tal, da wo sich im Winter ganze drei Monate kein Sonnenstrahl hin verirrt.

Mit nur viereinhalb Jahren fuhr er bisweilen, statt beim Kindergarten auszusteigen, mit dem Linienbus weiter – er dürfe das. Die Fahrer lachten und hatten ihren Spaß an ihm, weil er so viel fragte. Alles wollte er immer ganz genau wissen. Er drückte seine Nase fest gegen die Glasscheibe und vergaß auf Mittagessen und die Spielkameraden. Oft kam er erst ziemlich spät nach Hause. Seine Mutter war stets in Sorge und schimpfte mit ihm. Er aber schaute sie nur groß an, so als wüsste er überhaupt nicht wie ihm geschah. Einsperren konnte man ihn nicht.

„Wenn man sich’s recht bedenkt ist er ja ziemlich verzogen worden“, stellte Vater Michael öfter einmal fest. Wegen dem Herzfehler durfte er viel, was andere Kinder in dem Alter noch nicht durften.

Mit sechs Jahren schleppte er einmal eine Forelle daher, die er in einem Tümpel des Seitenarmes der Ache gefangen hatte – indem er zwei Dämme gebaut hatte: Mit einen leitete er den Zulauf um und mit dem anderen kontrollierte er den Ablauf, sodass die Forelle nicht mehr türmen konnte. Als sich fast kein Wasser mehr in seinem Bassin befand und der Fisch sich nur mehr voll hilfloser Panik durch den Schlamm katapultierte, erwischte er ihn mit seinem großen Plastikeimer, schöpfte frisches Wasser in den Eimer und schleppte seinen Fang stolz nach Hause. Ab dem Zeitpunkt war Fischen seine große Leidenschaft.

Er streunte immer irgendwo herum. War er nicht in der Au, dann war er beim Adolf, einem Freund des Vaters.


*


Schon die Römer heißt es, suchten in Gastein nach Gold. Später wurde immer wieder Gold und Silber abgebaut, speziell ab dem dreizehnten Jahrhundert.

Der Adolf war oft am Radhausberg in den alten Stollen unterwegs und schien alles über den antiken Bergbau in der Gegend zu wissen. Er trug alles Mögliche zusammen, was er so fand und begeisterte Gustl für die alten Werkzeuge, die Meißel und Hauen. Er ging mit ihm ins Bergbaumuseum und zeigte ihm ein Modell der Erzrutsche, mit deren Hilfe man das Erz ins Tal befördert hatte, ohne es mühsam tragen zu müssen, und führte ihn zu der Stelle hinten im Tal, bei der Astenalm, wo der erste Schrägaufzug Mitteleuropas gestanden hatte – eine Materialseilbahn für den Goldbergbau.

Einmal setzte er ihm einen alten ledernen Bergwerkshelm auf, schenkte ihm einen kleinen Bergkristall und erzählte, dass die Bergleute in den Erzgängen tief im Berg, immer wieder solche wundervollen Steine finden.Von da an wollte August nur mehr Bergknappe werden, möglichst tief unter Tag im Berg drinnen.

„Ich möchte einmal Knappe werden und Gold finden, viel Gold“, sagte der Gustl fröhlich, auch wenn der Adolf seine Euphorie dämpfte und meinte, dass das wohl ein im doppelten Sinn steiniger Weg werden würde.


*


Adolf unternahm hin und wieder mit dem Gustl kleinere Ausflüge – zu den Ruinen des Schrägaufzugs oder hinauf zu den alten Wintergängen der Knappen am Berg oben. Während sie so stundenlang durch den Wald und über die Bergwiesen wanderten, schwärmte der väterliche Freund immer wie schön die Natur sei. Man müsse schon höllisch darauf aufpassen, dass es nicht irgendwann irgendjemandem einfällt alles mit Beton zuzupflastern ... „So Grundstücksspekulanten gehen ja über Leichen.“

Und einmal sagte er: „Wenn du wirklich viel Gold finden solltest, musst du Land kaufen, unberührtes Land, und das stellst du unter Naturschutz!“. Er lachte.

Der Gustl hatte keine Ahnung, was Naturschutz ist oder ein Grundstücksspekulant. Er beschäftigte sich gerade damit, einen Stecken von einem Haselnussstrauch abzuschneiden, um daraus einen Bogen zu schnitzen – aber er beschloss, es diesen Leuten gemeinsam mit dem Adolf schon irgendwann einmal zu zeigen, dann, wenn er viel Gold gefunden haben würde.

Nachspiel

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