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Vorwort

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„The key to finding a happy balance in modern lives is simplicity“

Sogyal Rinpoche

Irgendwann flatterte der Einberufungsbefehl zum Staatsdienst daher. Bundesheer. Wehrdienst.

Da erst wurde mir der Ernst der Lage bewusst.

Begeistert war ich nicht.

Natürlich würde ich es nicht hinnehmen, wenn mich jemand attackiert, angreift. Aber wehren oder nicht, Kampf oder nicht, das sollte meine eigene Entscheidung bleiben und nicht von irgendeiner Befehlskette abhängen.

Einer meiner engsten Schulfreunde, Bruno, hatte schon vor dem Besuch des Kollegs seinen Staatsdienst geleistet. Er hatte sich damals beim Roten Kreuz nützlich gemacht.

Die Einsätze waren für ihn eine Zeit sinnvollen Lernens. Freunde, die sich hingegen für den Dienst mit der Waffe entschieden hatten, empfanden diesen eher als Schikane.

Ich selbst hatte noch nie ein gutes Gefühl, bei salutierenden Uniformierten mit Gewehr, und tendierte eher in Richtung „ziviler Bereich“.

Manche Leute in dem kleinen Ort, wo ich meine Jugend verbracht hatte, reagierten verständnislos.

„Nur Weichlinge und Faulpelze entscheiden sich dafür.“ Ich aber fühlte mich als echter Wehrdienstverweigerer. Ich würde Sinnvolles tun.

Bruno hat mir auch von der Möglichkeit „Zivildienst im Ausland“ erzählt.

Anscheinend würde Österreich jährlich ein gewisses Kontingent Zivildiener ins Ausland schicken, die dort in verschiedensten Projekten Zivildienst leisten.

Es gab vom Innenministerium eine Liste mit allen Organisationen, die Zivildienstplätze zugewiesen haben. Die forderte ich an und pickte alle Projekte in Ländern mit Amtssprache Spanisch heraus. Zwei Jahre Schulspanisch sollten nicht umsonst gewesen sein.

Die Wochen vergingen, ich erhielt drei Absagen. Die anderen sieben ließen nichts von sich hören.

Langsam begriff ich, dass man in diesen Projekten nicht gerade auf mich wartete. Offenbar gab es genug Bewerber.

Endlich ein Anruf von einem Projektträger. Ein unfreundlicher Herr mit näselnder Stimme erklärte mir, ich sollte mir keine Hoffnungen machen, „aber die Ausschreibungskriterien, Gleichbehandlung und so, Sie wissen schon...“

Überhaupt sei die Stelle in Nicaragua besetzt. Da wäre jedoch noch ein Projekt in Bhutan, wo ein „Zivi“ gebraucht werden würde.

Sollte ich trotzdem Interesse haben, obwohl es sich wie erwähnt eben um kein spanischsprachiges Land handle, würde er mich „pro forma“ in die Anwärter-Liste aufnehmen.

Natürlich hatte ich Interesse!

Aber ebenso natürlich wollte ich wissen, was wer wie warum...

Bhutan ist irgendwo in Asien, soviel war sicher.

„Ja richtig“, klärte mich mein Anrufer nun etwas freundlicher auf, „im Himalaya-Gebiet, ein kleines Königreich zwischen Indien und China“.

Bhutan befindet sich etwa zwischen dem 88. und 92. östlichen Längen- und 26. und 28. nördlichen Breitengrad und ist mit 47.000km2 ungefähr so groß wie die Schweiz.

1987 schätzte man die Einwohnerzahl auf ungefähr 1,3 Mio.

Ich müsste dort „unter härtesten Bedingungen“ in einem „Lager“ auf 3.000 m Seehöhe in einem österreichischen Forstprojekt als Buchhalter arbeiten.

„Buchhalter“ klang in der Tat nicht sehr verlockend, aber alles andere klang interessant und nach Abenteuer. Da wollte ich hin.

Ich absolvierte einen persönlichen Vorstelltermin, eine Zusage bekam ich nicht.

Etwa ein Monat lang hörte ich nichts mehr, ein Monat lang Hoffen und Warten.

Die Sache war für mich bereits erledigt, als ich plötzlich doch noch ein Telefonat erhielt: „Du bist unser Mann!“

Im Nachhinein denke ich, es war nicht Glück, dass ich das große Los zog. Es lag vielmehr an der seltsamen Konstellation des Vereins, der mit der Projektdurchführung betraut war.

Es gab dort zwei „Chefitäten“ in führender Position.

Der Rest ist leicht erklärt. Es war ein Machtspiel. Besagter Anrufer wollte einen anderen Bewerber bevorzugen, aber sein Gegenspieler setzte sich durch, obwohl er mich nicht kannte, nur um unter Beweis zu stellen, dass er „mehr“ zu sagen hat.

(Zu) Lange war die große Frage, ob der Posten überhaupt nachbesetzt werden sollte.

Die Verantwortlichen in Bhutan wollten die ständige „Personaldiskontinuität“ – wie sie sagten – nicht.

Österreich wiederum plädierte für die Besetzung des Buchhalters mit einem Zivildiener, weil das eine billige Lösung sei.

Kaum einigte man sich, ging es eben beinahe zu schnell. Jetzt sollte ich Hals über Kopf nur etwa eine Woche später abreisen.

(Ein)Berufung für den Wehrdienstverweigerer.


(Kloster Tak Tsang)

Servus in Bhutan

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