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Erste Eindrücke

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Wie gerädert wachte ich am nächsten Tag auf. Zuerst suchte ich mir das Badezimmer und schlüpfte unter die Dusche.

Sonam hatte meine Tasche noch zur Tür herein geschoben, bevor ich ihn freundlich, aber vehement hinauskomplimentierte. Dort stand sie noch immer.

Ich sah mir das Guesthouse genauer an. Momentan war ich der einzige Projektmitarbeiter in der Hauptstadt und somit im Haus allein.

In der Küche fand ich Tee und gesalzene Kekse. Nach Dusche und Frühstück fühlte ich mich schon viel besser.

Dann machte ich mich auf den Weg diese Stadt, dieses Land und die Leute zu erkunden…

Thimphu ist die Hauptstadt des Königreiches, mit rund vierzigtausend Einwohnern nach unseren Maßstäben aber höchstens eine Kleinstadt.

In Bhutan wird sich aufgrund der geographischen Gegebenheiten kaum eine viel größere Stadt entwickeln können. Ich bin kein Experte, aber mehr als zwei- oder dreimal so viele Menschen werden hier einfach nirgends Platz finden.

Die Stadt erstreckt sich (wie auch anders) in einer ziemlichen Hanglage, die Häuser im höchstgelegenen Bezirk Motithang liegen sicher gute zweihundert Höhenmeter oberhalb vom Markt, dem tiefsten Punkt drunten am Fluss. Verkehrsadern dazwischen verlaufen entlang der Höhenlinien, Verbindungen hinauf und hinunter gibt es eindeutig zu wenige, abgesehen von Wegen für Fußgänger.

Die Stadt ist also am besten per pedes zu durchqueren, auch wenn einen stinkend qualmende Lastwagen den Atem rauben.

Manchmal fühlte ich mich an eine schmutzige, spanische Hafenstadt erinnert, vom Bewuchs der umliegenden Hügel und Berge her wiederum an Südtirol (auch wenn es andere Pflanzen waren), oder (wegen dem herb-würzigen Geruch) an Korsika. Dann wieder sah ich mich am Fuße der karnischen Alpen, nur eben auf 2.300 m.

Die Bergrücken rund um Thimphu erreichen eine Höhe von ungefähr viertausend Meter und sind bis oben hin mit Nadelhölzern und riesigem „Almrausch“ (verschiedenen Rhododendron-Arten) bewachsen.

Das Guesthouse thronte wie eine toskanische Villa am Ende einer Sackgasse inmitten der Stadthanglage. Nur die bunt verzierten, handgeschnitzten Balken wirkten fremd.

Kaum ein Gebäude hatte mehr als vier Stöcke, und der Baustil war vorwiegend traditionell und einheitlich, so wie das Guesthouse.

Allerdings fielen mir zwischen den wunderschönen alten und genau so schönen neuen Häusern auch einige betonierte Klötze auf – Bausünden, wie sie überall in der ganzen Welt zu finden sind.

Neben den schmalen Verbindungswegen wucherte büschelweise eine Pflanze, wie bei uns an manchen Stellen die Brennnesseln: Marihuana.

Am Hauptplatz steht (unweit von Gunthers Geschäft) der swiss clocktower, ein von Schweizern gestifteter Uhrturm. Trotz der vielen Spelunken, die sich Geschäfte schimpfen, aber doch schon den ganzen Plunder von Pepsi bis Walt Disney verkaufen, ist nur mehr der Markt so „richtig idyllisch“. Da gibt’s neben frischem Gemüse auch noch jene Sachen, die einem Europäer den Magen umdrehen: getrocknetes Fleisch, das erst unter Trauben von Fliegen zum Vorschein kommt, extrem fette Würste und Schwarten.

Nach meiner kurzen Erkundung besuchte ich Gunther in seinem „Druk opticle shop“ und wollte auf sein Angebot, mir alles Nötige zu sagen und zeigen, zurückkommen.

Ich erzählte ihm von meinen ersten Eindrücken und er meinte nur: „Na wenn du das schon alles gesehen hast, sparen wir uns eine Erkundungstour und gehen gleich ins Benez!“.

In Gunthers Anfangszeiten war das Benez das Lokal für Seinesgleichen, regelmäßig trafen sich „ausländische“ Projektmitarbeiter dort, um den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Bei meinem ersten indischen Bier brachte der Herr Optiker dann ein bisschen:

Servus in Bhutan

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