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Gelandet

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Das Zollgebäude war ein wunderschönes Bauwerk im traditionellen Stil, mit schnitzverzierten Giebelbalken, aber nicht größer als ein Kuhstall. Die modernen Metalldetektoren passten irgendwie nicht dazu. Die Hektik ließen wir im Flugzeug, die Formalitäten dauerten ein bisschen, doch die Ruhe der freundlichen Beamten übertrug sich auf die Passagiere.

Äußerlich wirkte auch ich ruhig. Projektleute würden mich abholen… aber wohl erst nach dem Zollgebäude.

Ich fühlte mich völlig fertig, wollte endlich irgendwo ankommen, endlich schlafen. Wieder war mir flau im Magen und das Zollgebäude schien leicht zu schwanken. Also setzte ich mich abseits der Warteschlange auf meine Tasche und wartete, bis alle anderen abgefertigt waren. Erst dann machte ich mich auf durch die Kontrolle und trat aus der kleinen Halle ins Freie.

Draußen schnaufte ich tief durch. Jetzt also Bhutan.

Am Parkplatz vor der Halle standen nur mehr wenige Fahrzeuge. Zwei davon hatten eine Aufschrift an der Tür, aber ein Projektfahrzeug war nicht dabei.

Noch während ich mich enttäuscht umsah, fragte plötzlich jemand: „Sir Roland???“

Am liebsten hätte ich den Mann umarmt. Doch so glücklich wie ich über die Frage, war er, Sonam, über meine Antwort. Er hatte schon befürchtet wieder unverrichteter Dinge nach Thimphu zurück fahren zu müssen. Sonam schnappte sich meine Taschen und ging mit mir zu einem blauen, alten, etwas verbeulten VW – Bus.

Von dieser ersten einstündigen Fahrt in die ungefähr fünfzig Kilometer entfernte Hauptstadt Thimphu ist mir nur mehr wenig in Erinnerung.

Die schmale Straße wand sich dem engen Tal entlang, das sich nur hin und wieder ein wenig öffnete, wenn etwa ein Seitental dazu kam. Dort war dann Platz für Felder und Weiden. Meistens aber blieb das Tal ein tiefer Einschnitt, der neben dem Fluss kaum Platz für die Straße bot.

Den ersten Schock verpasste mir der Fahrer als er bei Gegenverkehr links auswich, aber klar, Linksverkehr. Hätte mir schon beim Einsteigen auf der „falschen“ Seite auffallen können. Ich war wirklich im Halbschlaf.


Sonam staunte bei meinen unbedarften Fragen. Ganz besonders habe ich ihn beeindruckt, als ich wissen wollte, was denn die Leute hier überall anbauen. „Sir?“, fragte er und konnte es gar nicht fassen.

„Na da drüben, das flache Feld. Was ist das für Getreide?“

„Reis“, sagte er, „das ist Reis…“, und schüttelte ungläubig lächelnd den Kopf, als ich ihm erklärte noch nie in meinem Leben ein Reisfeld in natura gesehen zu haben.

Auf halben Weg etwa passierten wir den Kontrollpunkt in Chudzomchu.

„In Bhutan wird, da die Grenze zu Indien mehr oder weniger eine grüne ist, vermehrt im Landesinneren kontrolliert“, erklärte Sonam und verließ kurz das Fahrzeug, um die Formalitäten zu erledigen.

Endlich erreichten wir Thimphu. Sonam brachte mich zu Gunther, einem Österreicher, Steirer – seines Zeichens Optiker.

Er war der Mann der ersten Stunde. Vor Jahren schon begann er hier in Bhutan, als „Volunteer“ in einem Projekt der Katholischen Kirche Deutschlands. Ziel des Projektes: die vielen, durch den Rauch der offenen Feuerstellen in den Häusern, auftretenden Augenkrankheiten zu bekämpfen.

Nachdem aber immer alles anders kommt, wie geplant, kam es, dass Gunther sich verliebte, verheiratete, und deswegen nach Projektende beschlossen hat, in Bhutan zu bleiben.

Er arbeitete ab sofort für verschiedenste Projekte als Kontakt- und Koordinationsstelle. Mit diesen Arbeiten wollte er das Eigenkapital zur Finanzierung seines eigenen Optikergeschäfts in Thimphu aufbringen.

Wann immer ein Amtsweg umgangen werden sollte, weil’s wer eilig hatte, Gunther war der richtige Mann dafür. Er kannte die richtigen Leute, und kannte vor allem die Umgangsformen, er war auch lange genug dort.

So war Gunther auch für jenes Projekt der „Feuerwehrmann“, wo ich zivildienen sollte.

Wir unterhielten uns nur kurz, dann bat ich Gunther höflich mich zu entschuldigen. Ich brauchte Schlaf.

Sonam brachte mich in ein vom Projekt gemietetes Guesthouse. Dort legte ich mich – wie ich war – ins erstbeste Bett und schlief dreizehn Stunden durch.


Servus in Bhutan

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