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Leben in der Erde

Wenn man das Leben innerhalb der Erde betrachtet, dann muss man zunächst Missverständnisse ausschließen. „In“ der Erde bedeutet nicht zwangsläufig „im Mittelpunkt“ oder „im Erdkern“ oder „im Hohlraum“ (falls man an die hohle Erde glaubt).

„In“ der Erde ist ein völlig legitimer Begriff, der nichts mit einer enormen Tiefe zu tun hat. Immerhin befinden sich Luftschutzbunker, Regierungsbunker, militärische Einrichtungen und Höhlendörfer unter der Erde oder innerhalb von Bergen. Und das sind gar nicht so wenige, wie man denken möchte.

Dazu kommen die unterirdischen Bunker für Kunstschätze oder Getreide sowie etliche Fluchttunnel und unterirdische Anlagen wie separate Verkehrsadern neben den vorhandenen offiziellen U-Bahn-Gleisen, beispielsweise in Berlin. Faktisch spielt sich also tatsächlich einiges unter unseren Füßen ab!

Bunker und militärische Einrichtungen

Bunker dienen gleich mehreren Zwecken. Zum einen sollen sie sicherstellen, dass die Regierung im Falle eines Angriffs in Sicherheit gebracht werden kann und zum anderen können auch Privatpersonen oder Geräte in unterirdischen Bunkern vor Luftangriffen sicher verborgen werden. Selbst einfachere Luftschutzräume oder Keller sind bekannt, die teilweise sogar von Privatpersonen auf den eigenen Grundstücken installiert und ausgestattet wurden.

Deutsche Luftschutzbunker wurden in großer Zahl in allen größeren deutschen Städten ungefähr ab den 1930er Jahren gebaut und konnten tatsächlich viele Menschenleben retten. Damit diese Bunker auch sicher und zuverlässig vor den Bomben und Detonationen schützen konnten, waren sie mit meterdicken Stahlbetonwänden (bis zu 3,50 m) ausgestattet. Da eine Entfernung viel zu aufwendig und auch kostspielig gewesen wäre, sind sie heute noch erhalten und werden zum Teil für andere Zwecke genutzt. Einige stehen unter Denkmalschutz und dürfen auch besichtigt werden.

Es gibt sowohl Bunker, die in die Tiefe gebaut sind (Tiefbunker), als auch oberirdische Anlagen (Hochbunker), die selbstverständlich getarnt sind, damit sie den Eindruck eines normalen Wohngebäudes erwecken. Früher gab es darin richtige Toilettenanlagen mit Wasserspülung, während in den modernen Varianten mit Trockenklosetts gearbeitet wird. Daneben sind alle wichtigen Bereiche darin untergebracht wie Vorräte, Küchen, Arzträume und selbstverständlich auch Vorräte sowie Luftfilteranlagen.

Bunker sind also beinahe mit kleinen unterirdischen Städten zu vergleichen, in denen das Leben im Kriegsfall fortgeführt werden kann. Militärische Bunker sind gleichzeitig Verteidigungsanlagen, in denen notwendige Kriegsfahrzeuge oder Waffen untergebracht sind und die gleichzeitig als Kommandozentrale fungieren. Hier wird deshalb im Kriegsfall die Regierung in Sicherheit gebracht, während in den zivilen Bunkern nur die „normale“ Bevölkerung geschützt ist. Diese Zivilbunker haben häufig mehrere Zwecke, sodass im Ernstfall aus einer Tiefgarage oder einer U-Bahn-Station ein Schutzraum werden kann.

Bekannte Bunker sind der historische Führerbunker in Berlin sowie im Obersalzberg und der ehemalige Bunker der Bundesrepublik Deutschland in Bad Neuenahr-Ahrweiler. In den USA sind es die Einrichtungen des NORAD (Nordamerikanische Luftverteidigung und Führwarnung). Es gibt mehrere Zentralen und Kontrollzentren für unterschiedliche Zwecke, die sich auf der Peterson Air Force Base, im Cheyenne Mountain (beide in Colorado), sowie der Elmendorf Air Force Base (Alaska), Tyndall Air Force Base (Florida) und der Canadian Forces Base North Bay (Kanada) befinden.

Zu den militärischen Anlagen gehört auch die berüchtigte Area 51 in Nevada, wo neue Experimentalflugzeuge getestet werden. In den unterirdischen Anlagen dieser Air Force Base am Groom Lake sollen angeblich auch Aliens leben und UFOs getestet werden.


Abb. 6: Bunker für Atomwaffen in der Area One, Fischbach bei Dahn, (Foto: Roland Roth)

Ähnlich wie Luftschutzbunker, Flugzeugbunker oder U-Boot-Bunker sind auch Atomschutzbunker angelegt, die teilweise recht luxuriös aussehen können, wenn man der Zeitschrift Business Insider glaubt. Denn diese berichtet vom Luxusbunker des nordkoreanischen Oberhaupts Kim Jong-un, der sich rund 500 Meter unter der Erde befindet und auch mit Produktionsstraßen und Büros ausgestattet ist.

In dieser Tiefe ist er selbst vor einer Wasserstoffbombe gut geschützt. Viele Bunker, nicht nur in Nordkorea, sind auch durch unterirdische Verkehrsnetze miteinander verbunden. Es sieht also so aus, als würde es unter der Erde mehrere kleinere Städte geben, die denen an der Oberfläche durchaus ähneln.

Versteckt werden in Bunkern übrigens auch Kunstschätze (Historischer Kunstbunker in der Nürnberger Kaiserburg) sowie wertvolles Saatgut, aus denen sich im Ernstfall wieder Nachzuchten von Getreide, Obst oder Gemüse reproduzieren ließen. Spannend ist die Besichtigung der Berliner Unterwelten, in denen die Besucher einen Einblick in das Leben im Atomschutzbunker erhalten können. Hier sind viele Ausstellungsstücke erhalten, die bei einem geführten Rundgang besichtigt werden können.

Dieser Samenbunker (Global Seed Vault) befindet sich seit 2008 in einer Höhle im norwegischen Spitzbergen, rund 80 m tief im Berg und mit Spritzzement ausgekleidet. Hier lagern rund 4,5 Millionen Arten der unterschiedlichsten Kulturpflanzen, allerdings keine gentechnisch veränderten Pflanzen! Hier haben fast alle Staaten der ganzen Welt Samen von Früchten, Getreide und Gemüse hinterlegt wie in einem Bankdepot.

Katakomben

Außer den militärischen Einrichtungen, die dauerhaft unter der Erde versteckt sind, sind die anderen Bunker nur im Katastrophenfall wichtig oder als reine Lagerstätte wenig stark frequentiert. Ebenso ist es auch in den Katakomben, in denen sich nur Touristen oder vielleicht Obdachlose aufhalten – von den Toten, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben, einmal abgesehen.

Die Katakomben sind riesige unterirdische Gewölbekomplexe, die sich über eine Fläche von mehreren Kilometern ausdehnen können. Sie sind allerdings nicht als Städte für die Lebenden oder Schutzräume angelegt worden, sondern als Grabstätte für Verstorbene.

Darin gibt es dennoch mehrere Stockwerke und verschiedene Grabkammern oder Nischen. Im Gegensatz zu der Bestattung auf einem Friedhof oder in einem Mausoleum befinden sich in den Katakomben aber nur die Gebeine (Knochen und Schädel) der verstorbenen, die aus den Friedhöfen exhumiert und dann in die Katakomben gebracht werden.


Abb. 7: Katakomben in Paris (© Pixabay, chiefhardy)

Bekannte Katakomben befinden sich in

 Lyon

 Malta (drei unterirdische antike Anlagen, die meist jedoch für familiäre Bestattungen genutzt wurden)

 Neapel

 Odessa (60 m tief, 3 Stockwerke, 2.500 km langes Tunnelsystem. Nur ein Teil kann überhaupt besichtigt werden, da das Betreten gefährlich und die Anlage nicht einmal vollständig kartografiert ist).

 Palermo (Kapuzinergruft, eine weitläufige Gruftanlage in der in 5 Bereichen Mumien aufbewahrt werden. Männer und Frauen lagern getrennt, außerdem Kinder, Jungfrauen, Priester und hochrangige Bürger. Hier liegt die gut erhaltene zweijährige Rosalia Lombardo, die so lebensecht mumifiziert wurde, dass Menschen manchmal behaupten, sie hätte ihre Augen geöffnet)

 Paris (Die Katakomben von Paris sind das Städtische Beinhaus, in dem aufgrund der Schließung der Pfarrfriedhöfe rund 6 Millionen Pariser bzw. deren Gebeine zur letzten Ruhe gebettet sind)

 Rom (von den über 60 Katakomben sind nur wenige für Besucher zugänglich)

 Syrakus (diese Katakomben sind die nächstgrößten nach den römischen. Insgesamt gibt es drei Anlagen (Santa Lucia, Vignia Cassia, San Giovanni). Die Katakomben sind für Besucher zugänglich, allerdings können nur die der Heiligen Lucia und des Heiligen Johannes regelmäßig besichtigt werden, für die anderen ist eine Sondergenehmigung notwendig.

Leben in der Kanalisation in Las Vegas

Weniger komfortabel und nicht ganz freiwillig leben in den USA Menschen in der Kanalisation unter der Metropole Las Vegas. Gescheiterte Existenzen, obdachlose Glücksritter, die ihr Hab und Gut beim Spielen verzockt haben, haben sich dort, unten dem Sunset Strip und anderen Straßen eine Existenz aufgebaut.

Leben kann man nicht sagen, denn sie vegetieren in den dunklen, miefigen und gefährlichen Kanälen zwischen Ratten und Ungeziefer dahin, sind zum Teil drogen- oder alkoholabhängig und wissen kaum, wie sie sich ernähren sollen.

Die Behörden haben seit 2006 verboten, dass Lebensmittel an diese Bedürftigen gespendet werden dürfen, denn die Stadt will diese Obdachlosen möglichst von den Touristen fernhalten. Das Leben in den Tunneln ist sehr gefährlich, denn wenn es regnet, was zum Glück selten der Fall ist, steigt das Wasser in der Kanalisation so hoch, dass die Leute darin ertrinken. Das Risiko gehen sie trotzdem ein, denn sie haben oft keine andere Wahl.

Geheimnisvolle Unterwelten

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