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Höhlendörfer

Im Gegensatz zu den Toten, den Obdachlosen, der Regierung oder der Zivilbevölkerung im Katastrophenfall gibt es auch Menschen, die völlig freiwillig und ganzjährig in unterirdischen Dörfern oder Höhlendörfern leben. Einige berühmte, wie beispielsweise Göbekli Tepe, sind bereits verlassen, andere jedoch noch bewohnt und häufig ganz besondere Touristenattraktionen.

Höhlendörfer sind nicht unbedingt eine Notlösung, denn das Leben in Höhlen bietet einen hervorragenden Schutz vor schlechter Witterung und isoliert die Bewohner vor allem vor zu heißen oder zu kalten Temperaturen. So herrscht ganzjährig ein trockenes und angenehmes Wohnklima im gesamten Dorf.

Beispiele für bekannte historische und moderne Anlagen

(in alphabetischer Reihenfolge):

Alte Straßen, Neapel, Italien. Hier liegen ca. 40 m unter der Stadt die Reste alter römischer und griechischer Städte, samt gepflasterten Straßen, Marktständen, eines römischen Theaters und eines Aquädukts.

Barranco de Guayadeque, Schlucht von Guayadeque bei Agüimes, Gran Canaria. Manche Menschen leben hier dauerhaft, einige kommen nur am Wochenende in die Höhlenwohnungen. Hier herrscht eine angenehme gleichbleibende Temperatur von rund 20°C. Es gibt hier außerdem eine Kirche, in der regelmäßig Gottesdienste stattfinden, sowie ein Höhlenmuseum, in dem antike Gegenstände der früheren Bewohner aus der Zeit um 830 n. Chr. ausgestellt sind. Das Höhlendorf Cuevas Bermejas besitzt sogar zwei gut besuchte Restaurants, in denen sich nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische häufig und gerne aufhalten.

Coober Pedy, Australien, ist seit ca. 1916 von Bergarbeitern bewohnt, die sich wegen des Abbaus von Opalen dort ansiedelten. Das Schürfen von Opal und der Verkauf ist auch der Hauptwirtschaftszweig neben dem Tourismus. Die Einwohner haben sich wegen der hohen Temperaturen von über 40°C in den unterirdischen Wohnhöhlen niedergelassen, wo sie eine angenehme und gleichbleibende Temperatur haben.

Die Eingänge der Wohnungen liegen oberirdisch an der Straße, dahinter oder darunter sind typischerweise Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad und Küche in den Felsen geschlagen. Die Erde besteht dort hauptsächlich aus Ton und kann gut von Hand bearbeitet werden, er wird aber teilweise auch herausgesprengt und ganz modern mit „tunneling machines“ neu aus der Erde gefräst.

Auf diese Weise kann auch der bestehende Wohnraum leicht erweitert werden. Hier wurden sogar bekannte Filme wie Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel oder Pitch Black – Planet der Finsternis gedreht.

Derinkuyu, Türkei (Kappadokien). Ganz Kappadokien ist von unterirdischen Städten durchzogen, die bereits seit 800 v. Chr. existieren. In Derinkuyu war Platz für 20.000 Einwohner in 18 Stockwerken. Sie ist neben Kaymakli die berühmteste der mehr als 50 unterirdischen Städte in dieser Gegend. Der Zugang zu der gut ausgerüsteten Stadt erfolgte über Rollsteintüren, die die Bewohner von innen vor den Eingang rollen konnten. Es ist unklar, ob die Stadt aufgrund der stark schwankenden und extremen Temperaturen unterirdisch angelegt wurde oder zum Schutz vor Verfolgern.

Derinkuyu, Kappadokien: Menschen unter Tage

Derinkuyu bedeutet in der türkischen Sprache „tiefer Brunnen“

oder „Schacht“. Diese spannende Unterwelt ist eine der berühmtesten der unterirdischen Städte in Kappadokien und befindet sich im gleichnamigen Ort, der in der türkischen Provinz Nevşehir 29 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt liegt.

Derinkuyu ist dabei nur die bekannteste der Höhlenstädte: in Kappadokien vermutet man über 50 unterirdische Städte. 36 wurden bislang erst entdeckt, aber der Öffentlichkeit zugänglich sind sie meist nicht. Derinkuyu ist die größte, touristisch zugängliche Anlage.

Die Entstehungszeit dieser Städte und auch von Derinkuyu ist nicht ganz eindeutig. Archäologen sind der Auffassung, in den Hethitern vor über 4.000 Jahren die Erbauer identifizieren zu können. Es folgten um 800 v.Chr. die Phryger, die Perser und später die Christen. Sie sollen den Anlagen zwischen dem 6. und dem 10. Jahrhundert ihre heutige Form gegeben haben, richteten unterirdische Gotteshäuser ein. Die eigentlichen Erbauer waren sie aber nicht.

Die früheste Erwähnung findet sich in dem Geschichtswerk Anabasis von Xenophon (um 430-354 v.Chr.). Der antike griechische Schriftsteller spricht von Menschen in Anatolien, die ihre Häuser unter der Erde gebaut haben:

„Die Häuser waren unter der Erde, am Eingang (eng) wie ein Brunnenloch, unten aber weit. Die Eingänge für das Zugvieh waren gegraben, die Menschen aber stiegen auf Leitern hinab. In den Wohnungen fand man Ziegen, Schafe, Rinder und Federvieh nebst den Jungen derselben.“ (Xenophon, IV/5.25)

Der Autor Walter-Jörg Langbein ist Experte für die uralten Städte tief unter der Erde. Mehrmals nahm er Derinkuyu in Augenschein, von unerträglicher Hitze an der Oberfläche stieg er hinab in angenehm kühles Klima. Ideal, um Nahrungsmittel zu lagern. Langbein folgte den Gängen tief hinab in die Unterwelt, schaute in 30 oder 40 Meter tiefe Schächte. Neben niedrigen Gängen, die kaum einen Meter hoch sind, gelangte er auch in riesige Räume. Monströse Steinkolosse dienten einst als unüberwindbare Türen. Bis in tiefsten Etagen herrscht gute Luft. Langbein konstatiert: „Wer auch immer die unterirdische Stadt angelegt hat, muss ein Meister seines Fachs gewesen sein.“

Welchem Zweck dienten diese Anlagen? Langbein vermutet, dass die Menschen damals panische Angst vor Angriffen von oben gehabt haben. Tausende Räume wurden angelegt. Städte wie Derinkuyu und Kaymakli sind unterirdisch miteinander verbunden. Vor welchem Feind hatten die Bewohner solche Angst? Zumal solche Bauprojekte viele Jahre in Anspruch genommen haben, vor einem plötzlich auftauchenden Feind können die Erbauer wohl nicht geflohen sein.


Abb. 8: Eindrücke von Derinkuyu (Fotos: Walter-Jörg Langbein,

mit freundlicher Genehmigung)

Gegen eine Belagerung einer herkömmlichen Armee wäre die Unterwelt ebenfalls hoffnungslos verloren, denn Nahrungsmittelknappheit und Wasserversorgung machten die Anlagen eher zu einer Mausefalle und damit ungeeignet für gewöhnliche Schutzsuchende. Versteckten sie sich eher vor ganz anderen, übermächtigen Feinden, die jene unterirdischen Stätten nicht kannten?

Letztendlich sind die Hintergründe der unterirdischen Städte in Kappadokien bis heute nicht zweifelsfrei geklärt, ein großer Teil der Anlagen wurde bis heute nicht erkundet. Es gibt sie also noch: Unterirdische Rätsel, die ihrer Lösung harren.

Dixia Cheng, Peking, China. Diese Stadt wurde bereits in den 1970er Jahren gebaut und ist über 77 km² groß. Zunächst war diese Stadt als Luftschutzbunker konzipiert und umfasst alles, was eine Stadt benötigt, bis hin zu Schulräumen und Friseurgeschäften. Heute ist die Stadt allerdings lediglich eine Touristenattraktion.

Edinburgh Vaults, Edinburgh, Schottland. Hier gab es Ende des 18. Jahrhunderts knapp 20 Kammern, in denen sich Lager und Werkstätten der oberirdischen Geschäfte befanden. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit mussten sie jedoch aufgegeben werden. Daraufhin quartierten sich Obdachlose und Arme ein. Doch als die Kammern zunehmend unbewohnbar wurden, wurde der komplette Bereich verschlossen.

Guadix, Spanien, seit rund 2.000 Jahren bewohnt. Die Bewohner werden auch „Troglodyten“ genannt.

Göreme, Türkei (Kappadokien), seit rund 1800 v. Chr. bewohnt

Grotta Mangiapane, Sizilien, wurde erst in den 1800er Jahren als Dorf angelegt und bereits in den 1950er Jahren wieder verlassen. Es ist heute ein Museum.

Kandowan, Iran, vor rund 700 Jahren gegründet

Matmata, Tunesien. Diese Stadt ist seit rund 3.000 Jahren bewohnt und wurde von Berbern besiedelt, die sich dort vor den östlichen Stämmen in den Felsspalten und Höhlenwohnungen versteckten. Noch immer leben hier Menschen, die von der perfekten Klimatisierung der Höhlenwohnungen profitieren. Denn Tagsüber wird es hier sehr heiß und nachts extrem kalt. Das Dorf zieht besonders viele Touristen an, seit es als Filmkulisse für Teile von Star Wars diente.

Maymand, Kerman, Iran. Dieses Höhlendorf wird schon seit rund 3.000 Jahren bewohnt. Heute leben dort ungefähr 140 Einwohner. Dabei handelt es sich um Halbnomaden, die auch Ackerbau betreiben. Ein Teil des Dorfes ist als Museum für Touristen zugänglich. Seit 2005 gehört die Kulturlandschaft Maymand zum UNESCO Weltkulturerbe.

Rochemenier, Doué-la-Fontaine, Frankreich. Das Bauerndorf besteht aus einer Vielzahl Wohnungen, die in den Muschelsandstein hineingebaut wurden. Das Dorf entstand um das 17. Jahrhundert herum, beinhaltet aber eine sehr viel ältere unterirdische Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Im Dorf gibt es mehr Wohnungen unter als über der Erde. Es wurde im 20. Jahrhundert komplett aufgegeben und ist heute bei Touristen sehr beliebt.

Zhongdong, Ziyun, Chinas letztes Höhlendorf. Hier leben 18 Familien in einer Grotte in den Bergen. Anscheinend war die Grotte bis zur Gründung der Volksrepublik China ein Unterschlupf für Banden, danach sind auch andere Familien hergezogen.

Die Häuser dort sind kunterbunt zusammengesetzt, doch die Menschen besitzen sogar ein Basketballfeld und Waschmaschinen, da sie ans chinesische Stromnetz angeschlossen sind. Sogar eine Schule hat es dort gegeben.

Bislang war diese Höhle nur über einen langen und schmalen Fußweg erreichbar, doch seit 2017 führt auch eine Seilbahn dort hinauf. So können sich die Bewohner viel leichter mit Nahrung versorgen. Außerdem bringt die Seilbahn auch Touristen in das Dorf. Der Regierung wäre es allerdings recht, die Familien umzusiedeln. Sie hat extra am Fuß des Berges Häuser gebaut, doch die Dorfbewohner weigern sich, die Höhle zu verlassen.

In China gibt es sehr viele weitere solcher Höhlen.

Die Existenz im Untergrund

Höhlen sind der Eingang in ein faszinierendes Reich. Sie versprechen einen Blick in finstere Unterwelten. Noch immer sind sie weitgehend unerforscht, doch hofft man ausgerechnet hier besondere Schätze zu finden. Mikroorganismen aus der unbekannten Tiefe geben möglicherweise sogar Aufschluss über die Existenz von Lebensformen auf anderen Planeten und Monden.

Spätestens seit der Entdeckung von Arsen-absorbierenden Bakterien aus dem Mono Lake in Zentralkalifornien hat sich unsere Auffassung von Leben im Universum grundlegend geändert. Tiefe Höhlensysteme waren bislang ebenfalls nicht gerade auf der „Bestseller“-Liste, wenn es um Orte mit extremen Bedingungen geht. Das Interessante an Höhlen ist die Tatsache, dass diese verborgenen Welten umso rätselhafter werden, je tiefer man in Höhlen vordringt. Jede Erkundung ist eine spannende Entdeckungsreise in Richtung Mittelpunkt der Erde. So am Beispiel der faszinierenden Unterwelt der Carlsbad Caverns:

Der Nationalpark in New Mexiko, USA, beherbergt eines der spektakulärsten Höhlensysteme der Welt. Der „Big Room“, der große Saal, 230 Meter unter dem Besucher-Zentrum gelegen, ist etwa einen halben Kilometer lang und 25 Stockwerke hoch. Tausende von Stalagmiten, Stalaktiten und anderen Formationen finden sich in seinem Inneren.

Im Jahre 1960 waren die Höhlensysteme idealer Schauplatz des Hollywood-Films Reise zum Mittelpunkt der Erde („Journey to the Center of the Earth“) mit James Mason, über den wir hier noch berichten werden. Hier fand man perfekte Bedingungen, um den Jules-Verne-Klassiker auf die Leinwand zu bringen.

Doch für die Wissenschaft waren die Höhlensysteme in New Mexiko ebenfalls interessant. Hier entdeckten Forscher 1986 die Lechuguilla-Höhle. Sie ist eine der längsten und tiefsten Höhlen der Welt. Derzeit sind lediglich 200 Kilometer des bizarren Labyrinths kartiert, doch das gesamte Höhlensystem ist vermutlich viel größer. Die Höhle gab den Wissenschaftlern Rätsel auf, denn sie wurde offensichtlich nicht vom Wasser geschaffen.


Abb. 9: Carlsbad Cavern, Tropfsteinhöhle (© Pixabay, 12071)

Viele Höhlen haben sich im Kalkstein gebildet. Ihr Baumeister war zum einen die Erosionskraft des Wassers. Zum anderen nimmt das versickernde Regenwasser dabei im Boden Kohlendioxid auf. Es entsteht Kohlensäure. Die Säure löst den Kalkstein auf und so bilden sich im Laufe der Zeit gigantische Hohlraumsysteme, unterirdische Labyrinthe mit bizarren Formen, die sich stetig verändern. Eine beeindruckende, aber auch eine lebensfeindliche Welt. So dachte man bisher jedenfalls.

In der Lechuguilla-Höhle dominieren weiße Kristalle, die aus Gips bestehen. Gips entsteht aber nur in Verbindung mit Schwefelsäure. Die Forscher vermuteten, dass die Baumeister lebende Organismen waren: Bakterien. Doch wie könnten winzige Bakterien Höhlensysteme von solchen Ausmaßen herstellen?

Durch bestimmte chemische Reaktionen steigt Schwefelwasserstoff aus der Tiefe hoch, von dieser Schwefelverbindung ernähren sich die Bakterien und scheiden Schwefelsäure aus. Doch zunächst war noch unklar, was aus den Bakterien geworden ist, die diese gigantischen Unterwelten geschaffen hatten.

Die Antwort fand sich in den größeren Tiefen der Höhle, denn hier entdeckten die Forscher nicht nur die Urheber der Schwefelsäurestrukturen, sondern stießen auch auf einen unerwarteten Artenreichtum an Bakterien und Pilzen. Einige Wissenschaftler vermuten sogar, dass sich hier, ähnlich wie in den Tiefen der Weltmeere, ein weitaus größerer biologischer Reichtum verbirgt, als auf der Oberfläche unseres Planeten.

Mit Blick auf die aktuelle Planetenforschung zeigt uns der vielfältige Artenreichtum an Leben in diesen unterirdischen Welten, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, in tiefen Höhlensystemen wie auf dem Planeten Mars oder auf den Top-Favoriten für extraterrestrisches Leben, den Monden Europa oder Titan, auf extraterrestrisches biologisches Leben zu stoßen.

Höhlen dienen als Zuflucht und Biotope für Lebensformen, die an der Oberfläche der Erde längst ausgestorben sind. Auf den Planeten und Monden in unserem Sonnensystem besteht daher ebenfalls die Möglichkeit, dass die tiefen Kavernen und Höhlen auf diesen Welten als Zuflucht und Schutz vor der kosmischen Strahlung dienen.

Im Laufe von Jahrmillionen hat sich in den Tiefen unseres Planeten ungestört eine einzigartige Lebenswelt entwickelt. Welche Lebensformen haben sich wohl während dieser Zeitspanne auf den Monden des Jupiter und Saturn oder in den Höhlensystemen des Mars entwickelt?

Doch in den Höhlen herrscht ewige Dunkelheit. Wie kann Leben unter diesen Bedingungen überhaupt existieren, und woher kommt die Nahrung für ihre Bewohner? Wer im Dunkeln lebt, muss über spezielle Sinne verfügen. Fledermäuse beispielsweise senden Ultraschall-Laute zur Orientierung aus.

Das Muster der Reflektionen vermittelt ihnen ein genaues Bild der Umgebung. Und die Fledermäuse können damit sogar ihre Feinde orten, wie eine Schlange, die auf Beutezug ist. Doch auch die Schlange schnappt im Dunkeln nicht blind zu. Ein Rezeptor in ihrem Kopf registriert die Körperwärme ihrer Beute, zielsicher stößt sie auf ein Tier zu.

Die Evolution hat auf der Erde Lebensformen hervorgebracht, die glatt als Aliens durchgehen könnten. Selbst Wirbeltiere, wie der Cave Angle Fish („Cryptotora thamicola”), haben die Unterwelt erobert. Er lebt in den Wasserfällen von Höhlen, wo er sich mit winzig kleinen Haken an der abgeflachten Flosse am Fels festhält. Seine Nahrung besteht aus Bakterien, die ihm das Wasser heranschafft.

Ein anderer Überlebenskünstler der Unterwelt ist ein weißer Salamander. Wie alle echten Höhlenbewohner in diesem Dunkel ist er blind. Im Gegensatz zu seinen Verwandten an der Erdoberfläche bildet er keine Pigmente, denn im Finsteren haben sie keine Bedeutung. Optische Tarnung ist hier nicht gefragt.

Aber die unwirtlich anmutende Umgebung bietet den Bewohnern den wichtigen Vorteil der Kontinuität. Die Temperatur in der Lechuguilla-Höhle liegt ständig bei etwa acht Grad, die Luftfeuchtigkeit konstant bei 95 Prozent. Der weiße Salamander musste also nie flexibel auf sich verändernde Bedingungen reagieren. Dadurch spart er Energie in seinem Stoffwechsel. Das ist überlebenswichtig, denn er ist oft gezwungen, mehrere Monate lang zu hungern. Im Extremfall kann der Salamander bis zu sechs Jahre von einer ordentlichen Mahlzeit zehren.

Welten, die für die Wissenschaft bisher als lebensfeindlich galten, gewinnen so wieder mehr Aufmerksamkeit, denn Leben findet seinen Weg und hat überall im Kosmos die gleichen Absichten: Es ist expansiver Natur, es breitet sich aus und vermehrt sich, und das an den schier unmöglichsten Orten. Man denke in diesem Zusammenhang an die „Oasen der Tiefsee“, wo Bakterien an 350 Grad heißen Quellen in der Tiefsee existieren.

Das Erstaunliche dabei ist, dass diese Mikroorganismen Photosynthese betreiben - und das an einem Ort, zu dem niemals auch nur ein einziger Sonnenstrahl vordringt. Sie nutzen als Energiequelle das schwache „Glimmen“, das von heißen Quellen des Meeresgrundes ausgeht. Diese für das Auge unsichtbare Strahlung, das sogenannte geothermische Licht, gibt der Wissenschaft allerdings immer noch Rätsel auf.

Auf das geheimnisvolle Licht der Tiefsee ist Ende der achtziger Jahre die amerikanische Biologin Cindy Lee Van Dover aufmerksam geworden. Sie hatte bei Krebsen, die an Thermalquellen auf dem dunklen Meeresboden leben, eigenartige Lichtsinnesorgane entdeckt. Sie befinden sich auf dem Rücken. Bei der Suche nach dem biologischen Sinn dieser „Augen“ stieß die Forscherin auf das geothermische Licht.

Es handelt sich dabei um Strahlung vorwiegend im tiefroten bis nahezu infraroten Bereich. Das heiße Wasser, auch wenn es mit mehr als 300 Grad aus dem Boden schießt, kommt nicht als alleinige Strahlungsquelle in Betracht.

Die Intensität bei manchen Wellenlängen ist viel zu hoch, als dass sie mit Wärmestrahlung erklärt werden könnte. Möglicherweise entsteht „Licht“, wenn das heiße Wasser auf das kalte Meerwasser, dessen Temperatur nur zwei Grad beträgt, trifft und dabei Mineralien auskristallisieren. Zu den weiteren Erklärungsversuchen gehören Sonolumineszenz, hervorgerufen durch kollabierende Bläschen, und bei chemischen Reaktionen auftretende Lumineszenz.

Die Entdeckung von Leben tief unter der Erde bricht derweil nicht ab. Anfang 2021 entdeckten Forscher erstmals Lebensformen unter 800 m dickem Schelfeis. Unter dem antarktischen Filchner-Ronne-Schelfeis (benannt nach Wilhelm Filchner und Finn Ronne) leben diese schwammartigen Lebewesen putzmunter auf Felsblöcken, sogenannte sessile (festsitzende) Filtrierer-Organismen. Diese Entdeckung beweist, wie sich Leben auf unglaublich spezielle Weise an das Leben unter gefrorenen Welten anpassen kann.

Polarforscher Huw Griffiths vom British Antarctic Survey ist begeistert von dieser Terra incognita. Bereits der 1996 unter einem 3.600 m dicken Eispanzer entdeckte Wostoksee in der Nähe der russischen Station Wostok sorgte für Aufsehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich in diesen tieferen Wasserschichten ebenfalls Leben befindet. Auch die subglazialen Seen Lake Whillans und Mercer Lake im Marie-Byrd-Land wurden untersucht. Bei diesen Beprobungen fand man unter der rund 1.000 m dicken Eisschicht ein überraschend komplexes Ökosystem an Krebstieren und Bakterien, die sich von Methan ernähren.

Mikroorganismen aus den unbekannten Tiefen der Weltmeere, der Antarktis oder den phantastischen Höhlensystemen im Carlsbad Caverns Nationalpark geben so neben den Möglichkeiten von Leben in der Unterwelt möglicherweise auch Aufschluss über die vielfältige Existenz und Überlebensfähigkeit von Lebensformen auf anderen Planeten und Monden unseres Sonnensystems. Doch dieses Rätsel werden wohl nicht unsere Robotersonden lösen, sondern erst künftige bemannte Missionen zu diesen faszinierenden Welten, die mit entsprechendem Equipment ausgestattet sind und die menschliche Fähigkeit nutzen, eine gewisse Sensibilität für Ungewöhnliches einsetzen zu können.

Moderne Städteplanung – im Untergrund!

Nicht aus Temperaturgründen, sondern aus Platzmangel wird häufig in Asien und den Vereinigten Staaten auch im Untergrund gebaut. Hier entstehen moderne Städte mit Einkaufszentren und Wohnmöglichkeiten.

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