Читать книгу Bei meinen Reisen spielte Philomena am Piano - Rolf Dieter Kaufmann - Страница 8
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Reise nach Gambia, 1972
Kanzi ist Pfarrer und um die siebzig Jahre alt. Er arbeitete immer noch und zwar freiwillig als Dorfheimatpfleger und Geistlicher in einer kleinen Gemeinde in Gambia.
Ein Gespräch mit ihm im Jahr 1972. „Kanzi, glaubst du an Gott?“ Kanzi: „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keine Zweifel. Aber wir Menschen lügen alle. Von allen Wesen dieser Welt kann nur der Mensch lügen. Dass er lügt, macht den Menschen zum Menschen. Ohne diese Fähigkeit wäre die Menschheit längst ausgestorben oder sie hätte sich erst gar nicht so entwickeln können. Anders ausgedrückt: Der Mensch wäre kein Mensch, wenn er nicht lügen könnte. Negativ formuliert bedeutet das: Um den Menschen beherrschen zu können, müsste man ihm erfolgreich das Lügen verbieten.
Religionsgemeinschaften, ihre Gründer und Führer, haben generell Lügen zu verbieten versucht, um totale Gewalt (Allgewalt) über die Menschen zu bekommen. Lügen ist die letztmögliche Garantie, das Leben erträglich zu gestalten und um zu überleben. Ohne Lüge wäre der Mensch ein Niemand.
Eigentlich ist es völlig egal, ob ich an Gott glaube oder nicht glaube. Glaube ich an Gott und Gott gibt es wirklich, habe ich nach meinem Tod eine große Zukunft vor mir – entweder im Himmel oder in der Hölle. Ich denke, schon eher im Himmel. Dann habe ich wie in einem Lotterie-Spiel gut gesetzt. Gibt es Gott nicht, dann bin ich eines Tages für immer tot, so wie alle Menschen es eines Tages sind, wenn es keinen Gott gibt. Und dann ist mir doch wohl alles egal. Alles Schöne hat einmal ein Ende.“