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Im Altenheim

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Evangelisches Altenzentrum am Michaelsberg, in Siegburg. Seit nun mehr gut drei Monaten arbeitete die Neue nun hier. Gutes Pflegepersonal ist heutzutage halt schwer zu bekommen. Erst war man doch sehr skeptisch. Eine Afrikanerin. Hat sehr gute Zeugnisse. War in der Zentralafrikanischen Republik OP-Schwester an einem Krankenhaus. Dort mit einem Deutsch-Franzosen verheiratet. Der kam wohl bei einem Unfall ums Leben. Nun, da die Unruhen ausgebrochen sind, ganze Dörfer und auch das Hospital dem Erdboden gleichgemacht wurden, floh sie mit ihrem gemeinsamen Kind nach Europa. Warum gerade in den Rhein-Sieg Kreis sagte sie nicht. Da die kleine Monique keinen Kindergartenplatz fand, wurde ihre Anwesenheit im Seniorenheim geduldet.

Das aufgeweckte Mädchen mit der hellbraunen Hautfarbe, den blauen Augen und der naturblonden Strähne im sonst schwarzen Haar wurde schnell der Liebling der ganzen Station. Besonders bei der alten Frau Gerhard wirkte der kleine Wirbelwind wahre Wunder. Die Frau war depressiv und sehr unzugänglich. Aber wenn Jacqueline und Monique, genannt Walli, das Frühstück servierten, blühte sie auf. „Guten Morgen Omi Gerhard, wir bringen Dir frische Brötchen und Kaffee.“ Es war immer Zeit für ein kleines Geplauder.

Und das tat der alten Dame sichtlich wohl. Afrikaner haben ein musikalisches Gehör, lernen somit Sprachen relativ einfach. Walli war ausgesprochen höflich und wohlerzogen. Ihre etwas kehlige Aussprache machte sie nur noch liebenswerter. „Wieso nennt man dich denn Walli?“ „Das bedeutet in unserem Land Freundin, so werden alle jungen Mädchen genannt Omi Gerhard, mein Papa rief mich so.“ Das Zimmer war schnell aufgeräumt. Es gab nicht viele persönliche Sachen. Die alte Frau hatte ein Bild ihres Sohnes auf dem Nachttisch. Einmal kam das Gespräch darauf. „Er war ein guter Junge. Ein sturer Draufgänger wie sein Vater, der viel zu früh verstarb. Mit meinem zweiten Mann hat er sich nie verstanden. Deshalb ging er auch weg. Hat einige mal aus der weiten Welt geschrieben, Madagaskar und Südamerika. Hoffe es geht ihm gut, wo er jetzt ist.“ „Bestimmt!“ Jacqueline wischte sich eine Träne aus den Augen. „Hab wohl ein Staubkorn abbekommen.“

„Was halten Sie von der Neuen?“, fragte die Leiterin in der Verwaltung ihre Assistentin.

„Ist ein Glücksfall für uns. Spricht gutes, verständliches Deutsch. Besucht wohl auch noch eine Abendschule. Hat beste Referenzen. Wieso die sich so gezielt bei uns beworben hat? Nun ist auch egal. Sie geht auf die Alten ein. Und die Kleine ist fast schon eine Therapie. Wo die auftaucht, ist sofort gute Stimmung.

Sieht auch noch nett aus, ist immer sehr sauber und adrett angezogen.“

„Ja, die beiden Mädels sorgen beide für gute Stimmung. Der alte Steiner hat mich doch gefragt, ob ich ihm nicht Viagra verabreichen könne. Die hat aber auch ein strammes Fahrgestell. Müssen wir wohl unsere Mannsbilder im Auge behalten.“

„Der Tod ihres Mannes hat sie wohl sehr getroffen. Glaub nicht, dass bei der einer landen kann. Von unseren Schlappis schon mal gar keiner.“

Die beiden Damen witzelten noch über den ein oder anderen Hosenträger. Gingen dann aber wieder zur Routinearbeit über.

Wer weint schon um Höllenhunde?

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