Читать книгу PIHOQAHIAK - Roman Spritzendorfer - Страница 8

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Kapitel 4

Ariel kam zu Jim.

»Sie haben tatsächlich einen Caterpillar in diese kleine Ortschaft gebracht. Das habe ich nie geglaubt. Meinen herzlichen Glückwunsch.«

»Vielleicht hat auch der Fotoreporter viel dazu beigetragen. Wie es ihm gelungen ist hierher zu kommen, weiß ich nicht. Seine Bilder wurden sicherlich gedruckt und die Zeitung hat keineswegs gezögert, sie vielen Dienststellen zuzustellen. Vermutlich auch der CIA in Washington. Der Eisbär, der sich vor kurzem mit den Huskys angefreundet hat, spielt eine gewaltige Rolle in der Bewertung der verzweifelten Lage. Man hat sich in Washington etwas einfallen lassen. Endlich einmal ein Bericht über eine Rettung von Menschen in höchster Not. Nicht immer verfügte die CIA über einen guten Ruf. Meine Beförderung fällt auch darunter. Ich kann bis auf Weiteres hierbleiben. Wohin man mich dann später versetzen wird, darüber mache ich mir vorerst keine Gedanken.«

Am Abend feierte man Jims Beförderung und die Ankunft des Radladers. Die niedere Temperatur von minus 10 Grad unter Null störte niemanden. Die nun freigelegten Keller waren notdürftig abgedeckt worden. Weitere Schneefälle waren zu erwarten. Aus den Kellern holte man Köstlichkeiten und bot sie auch den Amerikanern an. Alle waren in einer guten Stimmung.

Porter zögerte nicht einen seiner letzten Filme zu opfern. Das genügsame Fest und die gute Stimmung sollten festgehalten werden. Jim entzog sich bald der fröhlichen Menge und kehrte zum Jeep zurück. Den Eisbären konnte er dort nicht finden. Das ungewohnte viele Essen hatte ein Nachspiel. Er benötigte eine lange Zeit, um tief einzuschlafen. Als er um Mitternacht den Jeep verließ, versank er tief im Schnee. Der Eisbär war zugeweht worden. Seinen Kopf hatte er unter dem Jeep versteckt.

Jims Vorschlag, den Schamanen und die Bevölkerung beim Errichtung der Häuser einzubinden, war angenommen worden. Ihre Kenntniss der Witterungsbedingungen würden dem Neubau der Häuser zu Gute kommen. Regengüsse im Sommer und Windrichtungen im ganzen Jahr sollten bei der technischen Umsetzung berücksichtigt werden. Diese Umsicht erstaunte Ariel.

Von einem ausgebildeten Tierarzt hatte er dies nicht erwartet.

»Das habe ich noch von meinem Großvater auf der ehemaligen Farm gelernt und bis heute nicht vergessen.«

Der Schneefall hielt an. An einen baldigen Rückflug war nicht mehr zu denken. Die Mannschaft, die den Eisbären nur durch die Berichterstattung aus der Washington Post kannten, erlebte seine Fütterung live. Man hatte ihnen geraten, sich von ihm fernzuhalten. Als er sich zu seiner ganzen Größe erhob und die vorderen Pranken zusammenschlug, verzichteten sie freiwillig, auf ein Näherkommen.

Wieso durfte es Jim, den alle Polar Bear Man nannten? Es war allen ein Rätsel.

Nach der Fütterung blieb der Eisbär im Schnee liegen. Er ließ die Hundeschlitten, die nun das Trinkwasser holten, ohne sich zu rühren passieren. Auch das war den neu Angekommenen ein weiteres Rätsel. Aus der Bevölkerung wagte es niemand auf den Eisbären zu schießen. Der Schamane hatte ihnen lange vorher gesagt, daß das Überleben der Bevölkerung dieses kleinen Fleckens vom Wohlergehen des Eisbären abhängt. Seit er nun das Sendehalsband trug und man von ihm auch die Kenntnis seines Geschlechtes kannte, wurden dem Eisbären eine Verehrung erwiesen, die auch Jim nicht verstehen konnte. Die gegenseitige Akzeptanz des Eisbären und der Hunde hatte zu einem neuen Bündnis zwischen dem Eisbären und der abergläubischen Bevölkerung beigetragen. Porter hatte mehr durch Zufall einen Film über die Begegnung Hund und Eisbär geopfert. Auch dieser Film wartete auf die Weiterleitung. Für Porter war es eine Aufnahmeserie ähnlich wie once of a chance in a lifetime.

Für ihn bedeuteten alle jemals gemachten Fotos nichts, gegenüber jenen wenigen Minuten als der Eisbär die Zunge des Hundes auf seiner Schnauze duldete und diese Berührung erwidert wurde. Es war ein schwarzweiß Film. Wenn dieser Film in Washington ankommt und nach meiner Anleitung entwickelt werden kann, wird man den Tieren in der Arktis einen anderen Stellenwert geben. Jim bat Ariel für die Soldaten eine feste Behausung über einen der freigelegten Keller errichten zu lassen. Eine solche würde ihnen nicht den Komfort jener Bauten auf der Basis bieten, aber sie wäre im Innern wesentlich wärmer als die Zelte. Er soll sich an den Schamanen wenden und ihm diesen Wunsch unterbreiten. Er wird sicherlich eine passende Lösung finden.

Einige Tage vor dem Weihnachtsfest wollte die Bevölkerung Jim eine Freude bereiten. Eine saubere Kleidung war vorbereitet worden. Jim bekam ein Bad mit warmen Wasser und Seife in einem der Kellerräume, der dazu extra eingerichtet worden war.

Jim fühlte sich neu geboren. Er trug nun die Kleidung der Inuit, die dort lebten. Sein einziger Gedanke war, ob ihn der Eisbär nunmehr auch erkennen würde. Jim als Tierarzt wusste noch viel zu wenig über den Geruchsinn eines Eisbären.

Der Eisbär zögerte nicht ihn zu begrüßen. Porter stand abseits und war mit seiner Ausrüstung schussbereit. Es war sein letzter Film.

Als Jim näherkam richtete sich der Eisbär auf und nahm die Witterung des sich Nähernden in Fellen gekleideten Menschen auf, der nun gebadet nach Seife roch. Der Bär setzte sich auf seine Hinterbeine und wartete bis Jim nahe war. Jim war in die Hocke gegangen und streckte ihm seine Hände mit den Handrücken entgegen. Der Kopf des Bären war nun über ihn. Der Bär berührte seine Hände mit der Schnauze und leckte sie.

Porter war es gelungen, diese Bilder einzufangen. Jims Kollegen werden sich wundern, wenn sie das zu sehen bekommen. Jim in seiner neuen Fellkleidung und der weiße Bär. Jim blieb, bis sich der Bär zurückzog.

Am Abend konnte Jim nicht einschlafen. War das ein Abschied?

Wenn ja, werde ich ihn jemals wiedersehen?

Als Jim am anderen Morgen den Eisbären suchte, konnte er ihn nicht finden. Auch Tage später war der Bär verschwunden. Nach einer Woche erreichte die Basis ein Funksignal, das auf das Sendehalsband des Eisbären schließen ließ.

Jim war in den darauffolgenden Tagen nicht mehr der, den die anderen kannten. Er schien nicht traurig zu sein, aber er war sehr nachdenklich geworden.

Ein Soldat kam, brachte den Schamanen mit und übersetzte, was der Schamane sagte:

„Sei nicht traurig mein Freund. Der große Geist hat dir einen Eisbären geschickt, dem du liebenswürdig begegnet bist. Er hat dich begleitet und hat uns eine nicht erwartete Hilfe ermöglicht. Du bist vom Bären als Freund betrachtet und angenommen worden. Aber auch er muss seinen Aufgaben gerecht werden. Du durftest dich von dem Bären verabschieden. Freue dich über diese Begegnung und sinne nicht weiter über diese Geheimnisse nach. In deiner Welt erscheinst du als ungewöhnlicher Mensch und in unserer ein Gesandter des großen Geistes.

Mögest du in deinem weiteren Leben deinem Herzen treu bleiben.“

Der Schamane verneigte sich vor Jim, das ihm Jim gleichtat. Dann ging der Schamane.

Jim erlebe ein Weihnachtsfest, an das er sich auch in all den nun kommenden Jahren noch lange erinnern konnte. Die Amerikaner hatten ihm vorher noch zu verstehen gegeben, wenn er zur Basis zurückkehren wollte, müsste er mit dem nächsten Hubschrauber mitfliegen. Jim wollte noch einige Zeit bleiben. Der darauffolgende Wettersturz mit Unmengen von Schnee und tiefen Temperaturen, den die Bevölkerung lange schon nicht mehr erlebt hatte, verwandelte das Gebiet in einen Zustand, der der Arktis nahekam. Die Schlittenhunde sprangen leichter an als der Jeep. Jim hatte unter Hilfe der Ansässigen ein Haus bekommen, das einem längeren Aufenthalt gewährleisten konnte.

Das Kettefahrzeug war in der Arbeit eingebunden worden. Dieser Aufenthalt wurde noch vor Weihnachten mit einem großen Fest eingeweiht.

Gedämmt nach Außen, mit einem geräumigen Keller, der vorher bereits vorhanden, aber nach Freilegung eines der zerstörten Häuser, nicht weiter beansprucht worden war, fühlte sich Jim wie neu geboren. Der Jeep konnte nun einen Winterschlaf beginnen.

Das waren seine Gedanken, als er zum Haus geführt worden war. Ganz so war es aber nicht. Jeden zweiten Tag startete er den Jeep und ließ die Maschine einige Zeit laufen. Der Jeep sollte einsatzfähig bleiben. Die Batterien zu entfernen wollte sich Jim nicht vorstellen.

Die Wärme im Innern des Hauses überraschte Jim. Diese Wärme durfte nicht mit der Wärme in den weniger kalten Gebieten im Süden von Kanada verglichen werden. Bei Minus 25 Grad Außentemperatur, waren Temperaturen um den Gefrierpunkt warm.

Der einzige Zugang zur Eingangstüre des Hauses lag in einem eigens angelegten Tunnel, der wiederum eine Öffnung ins Freie hatte. Ein kleiner Ofen in dem einzigen kleinen Raum trug zu einer behaglichen Wärme bei.

Man musste nicht jeden Tag den Ofen anfachen. Im Keller, zu dem eine steile Treppe führte, konnte man ohne Handschuhe Berichte schreiben. Jim war von dem Geschenk stark emotional berührt worden. Nach seiner Ansicht hatte er nahezu nichts für die Menschen unternommen und sie stellten ihm eine Behausung zur Verfügung, die weitaus gemütlicher war, als ihre neu errichteten kleinen Hütten. Diese Behausung sollte ihm solange er bleiben wollte zur Verfügung stehen. Nun konnte er sich jederzeit Säubern, wie er wollte. Feuchte Kleidung konnte getrocknet werden.

Über den zahlreichen freigelegten Kellern wurden neue Wohnmöglichkeiten errichtet. Ein größeres Haus sollte der Zusammenkunft dienen. Die niedere Temperatur und der ständige Wind verhinderten aber einen gemütlichen Aufenthaltsraum.

Man begab sich nach Fertigstellung in den Keller wo auch das Weihnachtsfest gefeiert wurde. Jim bekam dazu eine Einladung.

Neben den verbliebenen Soldaten war Jim der Einzige, der nun ein Weihnachtsfest der Inuit live erleben durfte. Viel verstand er nicht. Die wenigen Worte, die er bereits Sprechen konnte, beschränkten sich auf Bitte und Danke zu sagen, sowie zu Grüßen. Die vergnügten Gesichter und das Gekicher der Kleinsten ließen ihn seine Abstammung vergessen. In der Basis, in der er vorher Weihnachten erlebt hatte, hatte es weniger zum Lachen gegeben. Woran lag das wohl. Diese Menschen hatten nach der Beurteilung oder Einschätzung jener Menschen, die in den Städten der USA in Frieden lebten, nichts. Sie hatten aber etwas, das nicht mit jenen Werten zu tun hatte, an denen die „Zivilisierten“ hingen. Einen Gemeinschaftssinn, eine Fröhlichkeit und keine Angst vor der Zukunft.

Zum Essen gab es jene Gaben, die aus den Vorräten geholt worden waren. Sie waren in jenen vielen Kellern gehortet worden, die man mit Hilfe des Raupengerätes frei bekommen hatte. Jim bereute es nicht, seinen Abtransport auf einen späteren Zeitpunkt verschoben zu haben. Spät in der Nacht verabschiedete er sich und ging zu seiner Wohnstätte.

Über ihm ein unbeschreibliches Gebilde von unzähligen Sternen, die in der eiskalten klaren Nacht blinkten.

Wo man nun der Eisbär sein? Ist es ihm auch vergönnt, dies zu sehen?

Jim hatte als Weihnachtsgeschenk neue Fellhandschuhe und Kopfbedeckung bekommen. Die passten zu dem für ihn auf den Leib geschneiderten Fellmantel. Mit dem letzten Hubschrauber waren auch Zeitungen geliefert worden. Das hatte es in dieser Ortschaft nie gegeben. Diejenigen, die die Sprache der Inuit verstanden, mussten übersetzen. Dem Abschied des Eisbären von Jim hatte Washington Post eine volle Seite gewidmet. Der beigefügte Text war für alle besonders wichtig.

Jim war vor seiner neuen Behausung stehengeblieben und starrte in den Sternenhimmel. Er dachte an die vergangenen Stunden und auch an seine ehemalige Arbeit. Nicht immer waren seine Einfälle bei den Vorgesetzten akzeptiert worden. Ob diese Station auch jene Ausgabe der Washington Post bekommen hatte und ob man sich an ihn erinnern würde? „Wo wird man mich künftig einsetzen? Ich fühle mich wie im Urlaub. Mit ein wenig Mut konnte ich jenen armen Teufeln einiges ermöglichen, die man vermutlich im Stich gelassen hätte.“

Nach Weihnachten wurden die Bauarbeiten trotz der tiefen Temperaturen fortgesetzt. Jim konnte das Glück in den Augen der Menschen erleben. Von seiner Fellkleidung wollte er sich nicht trennen. Ihm erging es besser als jenen Soldaten, die das Radlager bedienten. Immer wieder versicherten sie ihm, was sie von diesem Einsatz hielten. Jim konnte es ihnen nachfühlen.

Jim überlegte sich, womit er jener Familie, die ihm diese Fellkleidung zur Verfügung gestellt hatten, eine Freude bereiten konnte. Geld hätten sie von vornherein abgelehnt. Sie hatten ihm die Nahrung für den Eisbären geschenkt und später bekam er noch sein eigenes tägliches Essen. Wieder musste einer der Soldaten die Fragen an den Schamanen übersetzen. Jim bekam jene Antwort, woran er gedacht, es aber nicht wahrhaben wollte: „In der Wildnis ist ein gutes Gewehr und genügend Munition lebenswichtig.“ Jim ersuchte in der Basis um ein Gewehr, das unter den arktischen Bedingungen seine Funktionstüchtigkeit behielt und um reichlich passende Munition. Zu seinem Erstaunen war man dem nachgekommen. Das Gewehr und Munition übergab er dem Mann, der ihm seine neue Ausstattung ermöglicht hatte. Das kurze Aufblitzen in seinen Augen wurde auch von den Umstehenden bemerkt. Die beiden umarmten sich.

Jim hatte einen neuen Freund gefunden. Der Mann nahm von seinem Hals eine Kette ab und schmückte damit Jims Hals. Die Kette bestand aus den Krallen eines Grislibären. Daraufhin gab es wieder eine Umarmung.

Tage später erklärte der Schamane Jim, er soll dieses Geschenk achten. In der Wildnis würde man ihm, sollte er in Not geraten, beistehen. Und diese Hilfe würde er von allen erhalten, die ihn finden würden. Dies wiederum führte dazu, daß sich Jim vornahm, die Sprache möglichst vollständig zu erlernen.

Nach einem Monat kannte er ungefähr fünfzig Worte. Vielleicht nicht korrekt. Eine falsche Betonung würde einen anderen Sinn ergeben. Jim trainierte fleißig weiter. Nach weiteren Monaten war sein Wortschatz größer und die Betonung besser geworden.

Ariel empfand mehr und mehr Respekt vor Jim. In der Basis war über Funk Jims Bestrebungen, die Sprache zu erlernen, bekannt geworden. Das hatte man Washington weitergeleitet.

Der Arzt und seine Begleitung waren längst abgereist, als ein Kind erkrankte. Jim wurde informiert und Jim begab sich zu der Unterkunft der Familie. Dort lebten die Eltern, die Mutter und das Kind in einem notdürftig abgedecktem Kellerbereich. Nach kurzer Übersetzung durch einen Soldaten, entschied sich Jim für eine Quarantäne. Jims kärgliche Ausrüstung mit den wenigen verbliebenen Arzneien konnten gegen das hohe Fieber des Kindes nichts entgegensetzen. Die Angehörigen des Kindes weigerten sich. Jim ließ den Schamanen holen.

»Hohes Fieber, Durchfall, Husten und Erbrechen. Dagegen habe ich keine Arznei. Das wird die restliche Bevölkerung anstecken.

Eine Quarantäne für eine unbestimmte Zeit, könnte eine Ausbreitung verhindern. Man muss unbedingt die Ursache dieser Erkrankung finden, bevor noch andere betroffen werden.«

Dem darauffolgen stürmischen und lauten Dialog konnte Jim nicht inhaltlich folgen.

Soviel verstand er aber, ein langer nicht durchsuchter Keller und dort gelagerte Nahrungsvorräte waren der Erkrankung vorausgegangen. Er bekam die Übersetzung durch den Soldaten. Der Schamane überzeugte die Familie von Jims Vorschlag. Sie musste sich in ein neu errichtetes Häuschen abseits des Dorfes zurückziehen. Ihre bisherige Wohnung wurde mit den Mitteln des Schamanen desinfiziert. Er organisierte auch die Nahrungsversorgung der Betroffenen. Die verdorbenen Nahrungsteile wurden vernichtet. Und das sehr zum Bedauern der Leute. Da auch die Mutter des Kindes erkrankt war, setzte Jim einen Funkspruch ab. Er glaubte nicht an das Eintreffen von Arzneien bei Minus 30 Grad unter Null. Die Großmutter des Kindes wollte die Tassen und die Nahrungsmittel in das Quarantänelager bringen. Jim ließ ihr ausrichten, daß dies zu einer weiteren Ansteckung anderer Bewohner führen und deren Tod herbeiführen könnte.

Das konnte die alte Frau nicht verstehen oder wollte es nicht begreifen. Da Jim die Sprache noch nicht in der Weise sprechen konnte, wie er es gerne getan hätte, holte er Ariel und bat um Übersetzung: „Wenn die Quarantäne nicht eingehalten wird, werden viele Bewohner unter entsetzlichen Qualen sterben.“

Das Entsetzen der Frau war groß. Sie akzeptierte die Anordnungen der Quarantäne. Die Nahrungsmittel und die Schüsseln wurden weit entfernt von der neuen Behausung abgestellt.

Nicht verzehrte Nahrung wurde sofort vernichtet und die Schüsseln im kochenden Wasser desinfiziert.

Nach einigen Tagen kam ein Hubschrauber mit einem Arzt und Medikamenten an Bord. Kind und Mutter überlebten. Die Quarantäne wurde desinfiziert.

Ebenso das notdürftig wiedererrichtete Haus der Familie, in dem die Mutter und das Kind erkrankt waren. Jim ersuchte den Schamanen eine Versammlung der gesamten Bevölkerung zu veranlassen. Man war gekommen und Jim bat um Übersetzung:

»Ich kann nicht ewig bei euch bleiben. Dieses Mal sind alle am Leben geblieben. Durchsucht alle Vorratslager und vernichtet jene Nahrungsmittel, die verdorben sind. Ihr müsst deswegen nicht Hunger leiden. Ihr alle habt viel mehr Kenntnisse darüber, wie man bei tiefen Temperaturen am Leben bleiben kann, als ich. Man wird mir bald eine neue Arbeit zuteilen.«

Der Schamane fügte noch etwas hinzu, was Jim nicht verstand. Am kommenden Tag begann man die Vorräte zu durchsuchen. Viele Fleischstücke wurden entfernt und vernichtet.

Mit dem Hubschrauber war auch Post für Jim gekommen. In einem größeren Packet befanden sich zwei Briefe. Noch bevor er das Siegel zerstörte fragte sich Jim, ob nun der Aufenthalt in diesem Dorf sich dem Ende neigte. Beide hatten als Absender die Zentrale in Washington. Mit welchem soll ich beginnen? Er begann mit dem Brief, der wesentlich dicker war als der andere.

»Lieber Jim, wenn Du nach Anchorage zurückkehrst, wirst Du sicherlich die Grabstelle von John aufsuchen. Sein Brief, den Du in der Bibel gefunden hast, wurde von uns nie geöffnet. Die Hütte war von uns jährlich auf ihren Zustand überprüft worden. Alle seine Wertgegenstände, Werkzeuge und Gerätschaften haben wir gelassen, wie er sie abgelegt hatte. Wir waren sicher, Dir einmal Gelegenheit zu geben, die Hütte aufzusuchen. Es kam aber viel rascher und völlig unverhofft. Über deinen Abschluss hätte er sich sehr gefreut. Das war ihm leider nicht gegönnt worden.

Sein Deckname war John. Sein Geburtsname lautete Dean. Auf seinem Grabstein ist neben seinen Jahresdaten nur John vermerkt. Die Grabstelle wird im Register des Friedhofes vermerkt sein. Warum Du gerade in Anchorage Urlaub machen wolltest, ist uns nicht bekannt. Vielleicht war es ein Bedürfnis, anderen Menschen zu begegnen. Nun zu John. Er ist ein jüngerer Bruder eines John, der ebenfalls auf einem Flugzeugträger diente.

Der ältere Bruder holte in einem speziellen Kampfeinsatz gefangene Piloten aus einem Camp zurück. Darunter auch Matthew. Matthew sollte ursprünglich nur einen Piloten zurückbringen. Er verzichtete auf seinem Platz im Hubschrauber, als er zwei Piloten vorfand. Dadurch konnten zwei verwundete Piloten zurückkehren. Der Kommandant wollte wegen eines einzelnen Mannes keine hochriskanten Einsätze fliegen lassen. Doch ein Aufstand der gesamten Mannschaft, einer Meuterei ähnlich, überzeugte ihn, einen solchen Einsatz zu wagen. Matthew und John bekamen nach ihrer Rückkehr den Auftrag einen neu beginnenden Krieg in Europa zu ersticken. Dabei traf Matthew auf seine Nichte Elli, die er in Aufträge der CIA verstrickte und die nun ebenfalls tätig ist.

Elli lebte nach Verlust ihrer Eltern und Flucht aus Ungarn auf einem Bauernhof in Niederösterreich. Dort begann Matthews Einsatz. Elli wurde eine sehr verlässliche Gefährtin von Matthew. Ihre Tierliebe zu einem verwundeten Wolf, rettete dem Tier seinen Lauf und erregte unsere Aufmerksamkeit.

Der Ausbruch des Krieges konnte verhindert werden und Elli wurde zu einer Spezialagentin ausgebildet. Mit ihrer Gefährtin Patricia ist sie ein unentbehrliches Mitglied unserer Gemeinschaft geworden. Wir werden sie in der Basis im Norden einsetzen.

Dieser Brief ist nach dem Lesen zu vernichten.

Ahmad«

Jim las den Brief mehrere Male und legte ihn beiseite. Dann öffnete er den anderen Brief.

»Hi Jim, wir benötigen einen erfahrenen Tierarzt, der in der Arktis zurechtkommt. Ihr erfolgreicher Einsatz in der kleinen Ortschaft hat uns nicht nur überrascht, sondern überzeugt, Ihnen eine Arbeit in der Basis anzuvertrauen. Mit einem Transporthubschrauber könnte auch der Jeep transportiert werden.

Das soll in etwa zwei Wochen bei gutem Wetter stattfinden. Bis dahin haben Sie Zeit, sich von der Bevölkerung zu verabschieden. Ariel und seine Leute werden ebenfalls zurückgeholt.

Alles Gute.

Ahmad«

Den ersten Brief zerstören, wollte Jim vorerst nicht. Es war mehr als eine Botschaft. Ein Hinweis auf einen John, einem älteren Bruder desjenigen John, der ihm das Studium ermöglicht hatte. Auch ein Hinweis auf zwei Damen, denen er sicherlich begegnen wird. Nachdem er ihn wieder und wieder gelesen hatte und seine Gedanken ordnen konnte, entschied er sich den Brief zu vernichten. In falsche Hände sollte er keineswegs geraten.

Diese Ansiedlung zu verlassen, in der er ohne sein Zutun noch immer als ein Wesen aus einer anderen Welt galt, fiel Jim nicht leicht. Hier hatte er wahre Freunde gefunden.

Als der Transporthubschrauber kam, war nahezu das ganze Dorf auf den Beinen.

Jim verwies Ariel, dem Schamanen und anderen die Arbeitsweise der Funkstation zu erläutern. Wenn die Soldaten abgezogen werden und sie weitere Hilfe nötig hätten, sollten sie von dem bereitgestellten Display Gebrauch machen. Den Code eingeben und ihre Position. So könnten sie um Hilfe bitten. Ariel versprach den Menschen das notwendige Wissen beizubringen. Als der Jeep verladen worden war, Jim den Hubschrauber bestieg, drehte er sich nochmals um und winkte. Das wurde erwidert.

Jim trug den Fellmantel. Seine persönlichen Sachen und seine Uniform waren zu einem Bündel geschnürt. Dieses lag nun zu seinen Füßen.

Jim kannte die Air Base nur vom Hörensagen. Als er sie überflog, war er über die Größe dennoch erstaunt.

PIHOQAHIAK

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