Читать книгу Nur eine Affäre... - Ron Wall - Страница 6
Nur eine Tätowierung
ОглавлениеSilke stieg hastig aus und entschwand fast fluchtartig ins Hotel. Marc blieb noch einen Augenblick im Wagen sitzen. Mit einem Schmunzeln im Gesicht folgten seine Augen der entschwindenden Liebhaberin, die beim Reinhasten den viel zu weiten und langen Pulli nach unten über ihre breiten Hüften zog und sich dabei die Hände vor den üppigen Hintern hielt.
Silke erinnerte ihn an Melanie, seine Frau. So hätte Melanie mit 50 ausgesehen, wäre seine Seelenverwandte damals vor zehn Jahren nicht auf derart dramatische Weise von ihm gegangen. Auf Marcs letztem Geburtstagskuchen standen 35 Kerzen, aber sein Erscheinungsbild wirkte jünger und dies war ihm bewusst. Die meisten Leute schätzten ihn auf mitte zwanzig und niemand hätte ihm wohl geglaubt, dass er seit fast zehn Jahren Witwer war.
Melanie war seine große Liebe gewesen und nach ihrem Verlust hatte es lange gedauert, bis Marc wieder ein einigermaßen normales Leben führen konnte. Melanie war nach dem Tod seiner Eltern die erste Frau, ja der erste Mensch gewesen, den er wieder an sich heranlassen konnte. Sie war sein Sauerstoff im Ozean des Lebens gewesen. Melanie, sein heller leuchtender Stern, der viel zu früh und unerwartet verblasste. Mein Gott, Meli , zehn Jahre sind seit diesem schrecklichen Ereigni s verstrichen, das dich aus meinem Leben gerissen hat.
Die ersten zwei Jahre nach dem schicksalhaften Verlust seiner Frau war Marc nicht fähig gewesen, sich dem Alltag zu stellen. Unfähig zu arbeiten, bald der Trunksucht verfallen und das Selbsmittleid in Unmengen von billigem Fusel ertränkt. Davor, direkt nach der Beerdigung, keimte der Gedanke an einen Suizid, aber Meli hätte das nie gebilligt und dies hielt ihn damals davor zurück, den finalen Schritt zu vollziehen. Zwei Jahre lang bewegte sich ein zielloser Zombie ausschließlich zwischen seinem Schlafplatz, dem Friedhof und heruntergekommenen Kneipen hin und her.
Dann hatte er eines Tages die Eingebung, sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens zu begeben. Fast mittellos, ohne Job, war es damals einfach gewesen, nur mit einem Rucksack bestückt, auf diese einschneidende Reise der Selbstfindung zu gehen, die ihn während fünf Jahren rund um den Globus führte. Der erste große Stopp wurde damals in Nepal eingelegt. Fast ein Jahr lang wurde in einem kleinen Kloster im Himalaya-Gebirge meditiert. Das einfache Leben der Mönche und die Erkenntnis, dass alles einem höheren Ziel dient, brachten ihm damals etwas Erleichterung. Die Mönche, die trotz des Verzichts auf fast alle weltlichen Freuden und Genüsse mit ihrem Leben im Reinen waren und in sich ruhten, gaben ihm ein neues Gefühl für sein Dasein. Sie glaubten, dass in jedem Windstoß, in jedem Blatt, das zu Boden fällt, ein tieferer Sinn liegt. Nichts ist bedeutungslos, alles nur ein Teil des Ganzen. Von diesen einfach lebenden Mönchen lernte ein ausgebrannter Witwer, wieder den Wert des Lebens zu schätzen, und dass alles einem Zyklus unterliegt, in dem die Verstorbenen genau wie die Lebenden ihren Platz haben. Danach folgte eine mehrere Monate andauernde Odysee quer durch Australien und Neuseeland. In Kalifornien legte er einen längeren Aufenthalt in einer Kommune von jungen Selbstversorgern ein, die nur von dem lebten, was ihnen Mutter Natur, ohne töten zu müssen, schenkte. Dies war der Beginn seiner veganen Ernährung. Nach drei Jahren des Reisens strandete Marc in New York und begann in einem Karate-Studio zu arbeiten. Zuerst als Hausmeister und Mädchen für alles im Dojo angestellt, aber nachdem er selber täglich fleißig trainierte, durfte Marc bald die Kleinen trainieren und nach einem Jahr dann auch die Erwachsenen. Dank einer Großtante aus England, die ihm regelmäßig etwas Geld schickte, und dem Einkommen als Sporttrainer konnte die Zeit in New York recht komfortabel gelebt werden.
Sieben Jahre, nachdem Meli direkt neben Jenny, ihrer kleinen Tochter, im Schoße von Mutter Erde beerdigt war, hatte er sich dank seiner Erkenntnisse auf dieser langen Reise der Selbstfindung entschlossen, sein Leben zu leben und nicht mehr den Toten zu widmen.
Marc strich sich über sein zweites Tattoo, das für die Verbindung zu seinem kleinen Schatz – zu Mäuschen , wie er Jenny immer liebevoll genannt hatte – stand. Mäuschen war fünf, als sie ihnen genommen wurde. Zuerst hatte er mit 14 Jahren seine Eltern durch einen unglücklichen Unfall verloren, dann seine Tochter und zuletzt seine Frau. Das Leben hatte es mit ihm bisher nicht wirklich gut gemeint. So viele schmerzliche und einschneidende Erlebnisse des Verlustes seiner Nächsten können einen Menschen aus der Bahn werfen. Und natürlich hatte es ihn damals, wie wohl die meisten emotionalen und sensiblen Menschen, in seinem Innersten ebenfalls voll erwischt und anfänglich drohte diese Last sogar ihn aus der Bahn zu werfen und zu erdrücken. Beinahe wäre sein eigenes Leben an all den Verlusten zerbrochen. Lange hatte ihn das Trauma des Auffindens seiner toten Eltern verfolgt, dann die Schuldgefühle gegenüber seiner in seinen Armen versterbenden Tochter und zuletzt Melis trauriger seelenloser Blick. Sieben Jahre brauchte Marc nach dem letzten Schicksalsschlag, um wieder aufrecht durchs Leben gehen zu können. Zwei Jahre davon im Suff verloren, fünf weitere Jahre auf der Straße der Selbstfindung. Am Ende seiner Reise wollte Marc zurück nach Köln und … ja, und mit Gott und vor allem mit dem Tod und den Toten endlich seinen Frieden schließen.
Über drei Jahre lag es mittlerweile zurück, dass ein geläuterter, vom Schicksal gebeutelter Sohn, Vater und Ehemann auf dem Friedhof mit sich und seinem Schicksal ins Reine kam. Seither gab es regelmäßig meist kurze und bisher immer bedeutungslose Affären. Wenn die Frauen mehr wollten, dann beendete Marc die Beziehung sofort. Trotz all der Jahre seit diesen einschneidenden Verlusten war er immer noch ein Gefangener seiner Vergangenheit und nicht fähig, emotionale Nähe zuzulassen. Die Verlustängste stellten sich ein, wenn ihm eine Frau zu nahe kam. Er ließ sich prinzipiell nur auf Affären mit großen, schlanken Frauen ein, am liebsten blonde Langbeinige mit möglichst viel Busen – die waren so weit von seiner kleinen rundlichen Melanie weg, dass nie Gefahr bestand, sich zu verlieben und damit alte Wunden aufzureißen. Diese Narben des unsäglichen Leidens auf seiner Seele waren stets da und hingen wie ein Damoklesschwert über ihm. Marc hatte Angst davor, dass sie unter der dünnen Schicht von Oberflächlichkeit aufbrechen könnten, würden Gefühle und Emotionen oder sogar wieder Liebe in einer neuen Beziehung aufflammen.
In den vergangenen Jahren lief es gut – bis gestern. Am Vortag war er völlig unerwartet in eine Situation geraten, vor der er immer Angst gehabt hatte. Natürlich war ihm immer bewusst gewesen, dass dies einmal geschehen könnte, aber dennoch traf es ihn im falschen Moment und auf dem falschen Fuß. Gestern hatte es keine Möglichkeit gegeben, sich dieser Situation zu entziehen. Silke war wie eine Urgewalt in sein Leben getreten und er war machtlos gewesen, konnte diese Situation nicht kontrollieren, geschweige denn beherrschen.
Irene, dieser groß gewachsene langbeinige Wirbelwind, die ihn vor ein paar Wochen in Frankfurt aufgegabelt hatte, schleppte ihn zu diesem Pärchenwochenende. Jetzt fragte sich Marc, wieso er nicht vorsichtiger gewesen war und Irene besser über ihre Freundin ausgefragt hatte. Ein Paar um die fünfzig hatte es geheißen. Ein Wochenende an der englischen Südküste, die er so liebte, zu verbringen, hatte einfach zu verlockend geklungen und so wurde unüberlegt und leichtsinnig zugesagt, ohne seine übliche Vorsicht, sich vorab genau über die zu treffenden Leute zu erkundigen. Mein Gott, Meli! , durchfuhr es ihn, während seine Hand liebevoll über die Tätowierung auf seiner Brust fuhr, in was bin ich da reingeraten ?
»Sir«, wurde Marc aus seinen Gedanken gerissen, als ihn der Valetman des Hotels ansprach. »Soll ich den Wagen in die Garage fahren?«
Marc stieg aus und nickte. Beim Eintreten ins Hotel noch ein kurzes zärtliches Berühren seiner Brust und ein Seufzer Richtung Himmel. In was bin ich da nur reingeraten, Meli hilf mir! Eigentlich kein Bewunderer von Tätowierungen, aber unter dem Schock des Verlustes seiner zwei Mädchen stehend, überkam ihn damals in Neuseeland als Gast bei Eingeborenen eines Maori-Stammes, die einen tiefen, verehrenden Totenkult betrieben, den sie mit Tätowierungen zum Ausdruck brachten, das Bedürfnis, sich von einem Medizinmann ebenfalls stechen zu lassen. Eine symbolische Verbindung zu seinen verstorbenen Geliebten sollte damit hergerstellt werden. Nach langem Überlegen wurde eine Mischung aus traditionellen Maori- und Vikinger-Runensymbolen gestochen. Der Name Melanie steht im Griechischen für Schwarz und so ließ er sich das Zeichen für Dunkelheit in Runen und das Symbol für ewige Liebe in Maori-Zeichen auf die linke Brust tätowieren. Auf der rechten Brust ließ er das Symbol für Tochter ebenfalls in Runen und ewiges Leben in Maori-Mustern, im Gedenken an Jenny – Mäuschen –, stechen, was genau seinem damaligen Gefühlszustand entsprach und ihm bis heute als Zeichen der Verbundenheit diente. Jeden Morgen begrüßten ihn seither diese Tätowierungen im Badezimmerspiegel und während des Rasierens sprach er ein kleines Gebet für Jenny und Melanie.
Marc betrat seine Suite, hängte den dunklen Anzug vom Vortag zum Reinigen vor die Tür und ging ins Schlafzimmer. Irene lag trotz des hellen Sonnenscheins, der durch die große Fensterfront drang und sie anstrahlte, nackt mit von sich gestreckten Armen und Beinen friedlich schnarchend da. Immer noch sexuell aufgeladen von den vergangenen Stunden, setzte er sich zu ihr an den Bettrand und begann sie sanft zu streicheln. Die ganze letzte Nacht hindurch war es für ihn ein Kampf gewesen, sich nicht dem Rausch der Lust mit Silke hinzugeben. Wie gerne hätte sein brennender Körper mit der kleinen molligen Frau geschlafen. Seine emotionale Sperre, die in den vergangenen Jahren wie ein Schutzwall aufgebaut wurde, um ihn vor diesen gefährlichen Gefühlen der Verbundenheit zu einem neuen Partner oder sogar Liebe zu schützen, drohte letzte Nacht einzustürzen. Bisher konnte keine Frau diese Barriere überwinden … bis jetzt. Silke hatte diesen Schutzwall in den letzten Stunden schwer beschädigt, sie war sogar kurz davor gewesen, ihn zu überwinden. Mit letzter Kraft hatte Marc dem Verlangen getrotzt, sich ihr zu öffnen und mit ihr zu schlafen. Sein ganzer Körper brannte seither und verlangte nach Befriedigung. Als letzte Nacht die Anspannung und Erregung übermächtig wurde und Silkes Hand fordernd in seine Hose glitt und ihn kommen ließ, war es kein entspannter Genuss gewesen. Sein ganzer Körper hatte sich zwar nach der Vereinigung mit Silke gesehnt, aber sein Hirn bekam Panik und schrie: Nein! Der Samenerguss verschaffte ihm keine Erleichterung, obwohl er sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als sich in dieser Nacht mit ihr zu vereinen. Marc hatte Silke gestreichelt und befriedigt – es war ein herrliches Erlebnis gewesen, diesen wunderbar kleinen, molligen Körper von Höhepunkt zu Höhepunkt zu massieren. Wie ein Vampir, der sein Opfer aussaugt und sich dabei am Puls des warmen Lebens labt, genau so genoss er Silkes Wärme und jeden ihrer fühlbaren Herzschläge, während sie sich in seinen Händen dem Rausch der Sinne hingab. Es war die schönste Nacht, seit Marc seine Familie verloren hatte – die schönste Nacht, seit er zum letzten Mal mit Melanie, seiner verstorbenen Frau, geschlafen hatte, gewesen.
Jetzt saß Marc hier am Bettrand neben Irene, die er gerade mit ihrer besten Freundin betrogen hatte, streichelte sie und wusste, dass seine Partnerin gleich von ihm benutzt würde, um sich endlich die dringend benötigte Erleichterung zu verschaffen. Die Anspannung in seinem Körper war fast unerträglich und jede Faser schrie nach Befriedigung.
Zärtlich streichelten seine Hände Irenes Intimbereich, während seine Lippen begannen, ihre üppigen Brüste zu liebkosen. Im Halbschlaf begann die Verwöhnte zuerst leise, dann immer lauter zu stöhnen. Marc stand kurz auf, um sich auszuziehen, danach kniete er sich zwischen ihre Schenkel und drang in sie ein.
Verzückt öffnete Irene die Augen und genoss den Anblick dieses großen, schönen und erregten Mannes, der sich daranmachte, sich in ihr zu befriedigen. Vor dem Höhepunkt wurde sie von seinen starken Armen gepackt und auf den Bauch gedreht. Instinktiv zog sie die Beine an und machte ein Hohlkreuz, dann fühlte sie dieses große erigierte Glied erneut in sich eindringen. Als Irenes Unterleib spürte, wie ihr Liebhaber in ihr zum Höhepunkt kam, zuckte ihr Körper aufgegeilt und verlangte ebenfalls nach einem Orgasmus. Als könnte ihr Freund Gedanken lesen, spürte die nach Erlösung Lechzende seine wunderbaren Hände zwischen ihren Schenkeln und während sein Glied noch in ihr steckte, massierten diese Zauberfinger an den richtigen Stellen und kurz darauf kam der ersehnte Höhepunkt.
»Mein Gott, war das schön!«, stöhnte Irene benommen.
Ein Quickie am Morgen, das hatte ihr gefallen. Marc war ein toller Liebhaber. Normalerweise verwöhnte der Frauenversteher stundenlang ihre Libido, erregte ihre stetig ansteigende Wollust über einen längeren Zeitraum, bis seine Männlichkeit ihren Körper von Orgasmus zu Orgasmus führte. Wenn sie mit ihm schlief, waren dies bisher die tollsten Momente, die Irene je mit einem Mann erlebt hatte gewesen, aber heute hatte er sie zum ersten Mal einfach genommen. Seine offensichtliche und spürbare Erregung wurde gerade kurz und heftig an ihr abreagiert. Zum ersten Mal in ihrer noch jungen Beziehung wurde ihr Körper zur reinen Triebbefriedigung benuzt, das war neu an ihm und ja: Es war geil. In vollen Zügen hatte Irene diesen überfallartigen, harten und schnellen Sex genossen.
Ein wieder entspannter Liebhaber legte sich neben seiner ebenfalls befriedigten Gespielin hin und nahm die Genießende wortlos, aber zärtlich, wie sie es gewohnt war und liebte, in den Arm. Irene fühlte sich trotz ihres Katers und der damit verbundenen Kopfschmerzen glücklich und kuschelte sich an ihn.
Marc, durch Silkes Nähe von vergangener Nacht seit Stunden erregt, konnte, entgegen seiner Angewohnheit, immer darauf zu achten, dass eine Frau beim Sex so viel Genuss und Befriedigung wie möglich erhielt, jetzt, gerade mit Irene im Bett, diesmal diese Rücksichtnahme seiner Gespielin nicht gewähren. Seine Freundin diente ihm gerade zur reinen Triebbefriedigung, lediglich als Sexobjekt, zur Abreagierung des aufgestauten Drucks. Während seine Männlichkeit sich in Irene dem Höhepunkt entgegenrieb, fiel ihm dieses Seepferdchen auf Irenes Brust ins Auge. Marc kannte die Geschichte, wie es dazu gekommen war, aber jetzt erschien das Bild von jener Freundin, mit der Irene es sich hatte stechen lassen. Heute Morgen hatte er Silke unter der Dusche mit seinen Händen zärtlich befriedigt und stand dabei selbst hoch erregt direkt hinter ihr und war kurz davor gewesen, einen Schritt nach vorne zu gehen, um in sie einzudringen. Nur mit äußerster Überwindung war es ihm gelungen, seinem Drang nicht nachzugeben. Während des Kampfes mit seinem inneren Schweinehund im Cottage stach ihm dieses Seepferdchen-Tattoo, das Silke im Gegensatz zu Irene auf dem Schulterblatt trug, ins Auge. Und jetzt schien ihm das Seepferdchen auf Irenes Brust zuzurufen: Geh zu Silke! Geh zu Silke und schlaf mit ihr! Mit Silke, nicht mit Irene! Verwirrt packte der nach Erlösung Lechzende seine Freundin und drehte sie auf den Bauch. Kurz darauf erfolgte der dringend benötigte Orgasmus und durchfuhr seinen Körper wie ein Befreiungsschlag. Marc trieb einen kurzen Moment schwerelos im Universum der Entspannung, gedankenlos, sorgenlos … ein himmlischer Moment, der dahinschwebend genossen wurde. Danach befriedigte ein wieder zärtlicher Liebhaber seine Partnerin, was überraschend schnell vollbracht war.
Die körperliche Wärme von Irene tat ihm gut – in seine Freundin war er nicht verliebt, da konnte Nähe zugelassen werden. Marc schmunzelte. Was hatte Irene vorhin, als er sie auf den Bauch gedreht hatte, verzückt geschrien? Ja, die Fröschchenstellung, ja, nimm mich von hinten! Irene hatte für alle möglichen Stellungen ihre eigenen Namen. Die Missionarsstellung hieß bei ihr Bauchnabelküsschen. Ihre Begründung war, dass, wenn der Mann auf der Frau liegt, sich dabei die Bauchnabel der Liebenden berührten und Küsschen austauschten. Beim Geschlechtsverkehr von hinten zog sie ihre Beine angewinkelt unter ihrem Körper zusammen, während sie sich gleichzeitig auf ihren Armen abstützte. Irene glaubte, dass sie dabei wie ein Frosch aussah, und nannte diese Stellung deshalb Fröschchen . Am lustigsten fand er ihre Bezeichnung für einen Blowjob: Das hieß bei ihr Männchen aufblasen und am ausgefallensten war der Feuerlöscher , so hieß bei ihr ein Handjob. Bei seiner Nachfrage, wie sie bei einem Handjob auf die Verbindung zu einem Feuerlöscher komme, lautete ihre Antwort: »Ganz einfach: Man zieht am Röhrchen, das vorne am Feuerlöscher angebracht ist, drückt auf die richtige Stelle und während die weiße Flüssigkeit vorne rausströmt, reduziert sich der Druck in der Flasche, genau wie bei einem Mann.« Irene war wirklich eine außergewöhnliche Frau.
Während Marc so dalag und versuchte, an Irene anstatt an Silke zu denken, die sich langsam, aber unerbittlich wieder in sein Bewusstsein drängte, drehte Irene plötzlich ihren Kopf zu ihm. »Du riechst nach Silke!«, stellte sie überrascht fest.
Überrumpelt und ertappt. Mist , durchfuhr es ihn, wie reagieren, gestehen oder verleugnen, der Beichtstuhl schien aufgestellt.
Aber bevor irgendeine faule Ausrede oder Entschuldigung seinen Lippen entwich, ergriff die Spitzfindige unerwartet seinen Kopf und begann ihn zu küssen: »Ach Schatz, es tut mir leid, während ich mir mit Johannes die Kante gegeben habe, musstest du dich um Silke kümmern. Sie ist nicht gerade ein Ausbund an Fröhlichkeit. Ich kann mir vorstellen, wie langweilig der gestrige Abend für dich gewesen sein muss. Ich werde es aber gleich wiedergutmachen.«
Marc entspannte sich, Schwein gehabt !
Irene glitt unerwartet, fast katzenhaft aus seiner Umarmung, setzte sich nach vorne gebeugt auf seinen Oberkörper, griff hinter sich und begann sein Glied zu massieren. Schnell war der dem Schaffott Entsprungene wieder erregt und erneut schliefen sie zusammen. Diesmal hart und hemmungslos. Seine starken Hände begannen dabei ihre großen Brüste, die wie Melonen von ihrem Körper hingen, zu kneten.
»Härter, drück richtig zu … noch fester! Schlag mich! Würge mich!«, befahl sie.
Er drückte ihre Brüste so fest, bis ihr Schmerzensschreie entwichen.
»Kneif mich in meine Brustwarzen! Hart und unnachgiebig!«, wurde ihr Tonfall jetzt gebieterisch und befehlend.
Die Finger wurden zu Kneifzangen und krallten sich kräftig in ihre steifen Brustwarzen, bis ihr Gesicht vor Schmerz und Erregung rot anlief und ihre Augen wild funkelten. Ihr Blick war eine Mischung aus Schmerz, Wut, Lust und Geilheit zugleich. Die harte Nummer brachte ihren Körper in Wallung und Ekstase. Dies war Marcs erste harte Nummer, in der Würgen, Kneifen und Schlagen eine Rolle spielten. So hatten sie es bisher noch nie getrieben. Silke war wieder weit weg und selbst der Drache auf Irenes Brust störte Marc nicht mehr. Sie setzte sich auf ihm sitzend gerade hin, während sein Glied weiterhin in ihr steckte und sie nässte dabei seinen ganzen Unterleib ein. So feucht hatte er Irene nie zuvor erlebt; es gefiel ihm. Sie griff erneut nach hinten zwischen seine Beine und begann seine Hoden gleichzeitig zu massieren und zu drücken. Zuerst war es angenehm, aber dann wurde ihre Hand zu einem Schraubstock und packte immer fester zu, bis aus Lust nur noch Schmerz wurde und der Gequälte laut aufschrie.
»Halt den Mund!«, fauchte ihn eine wilde Furie wütend an.
Während ihre rechte Hand seine Samenbank weiterhin erbarmungslos malträtierte, fuhr sie ihm mit der linken über den Oberkörper und bohrte ihm ihre spitzen Fingernägel durch die Haut. Er schrie erneut auf und wusste nicht, ob ihn die Schmerzen oder die Erregung schreien ließ. Sie kam kurz vor ihm, zuckte und stöhnte laut, während sie sich dem Orgasmus hingab.
Nach einem kurzen Moment, den Irene brauchte, um sich neu zu sammeln, umklammerte ihre Hand erneut seine Kronjuwelen und zog sie so fest nach hinten, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Sie verringerte den Druck etwas und machte ein paar heftige Bewegungen mit ihrem Unterleib und unter lautem Stöhnen kam er ebenfalls zum Höhepunkt und seine ganze Geilheit entlud sich in ihr.
Befriedigt und erschöpft fiel ihr erschlaffender Körper auf den seinen. Jetzt war seine Freundin wieder wie ein zartes, anlehnungsbedürftiges kleines Kätzchen, das nach Geborgenheit sucht. Marc zog die Decke über beide, während Irene sich wohlig an ihn kuschelte.
Die Sonne war bereits an ihrem Fenster vorbeigezogen und es musste weit nach Mittag sein, als das Klingeln von Irenes Handy sie aufweckte.
Die harte Nummer hatte ihm gutgetan. Irene hatte es geschafft, dass er ein paar Stunden ohne Silke in seinem Kopf genießen konnte. Auch wenn sein Gehänge und der zerkratzte Oberkörper weh taten – ein schmerzender Unterleib nach dem Sex war eine neue Erfahrung für ihn; ein Erlebnis, auf das in Zukunft gerne verzichtet werden konnte, aber heute Vormittag war es genau das Richtige gewesen. Der Schmerz und die damit verbundene Erregung hatten sein Gehirn komplett in Anspruch genommen und es für andere Gedanken völlig blockiert. Aber jetzt läutete das Handy und Marc vermutete, dass Silke dran war.
Irene erhob sich und die Erschöpfung war ihr anzusehen. Sie griff nach dem Telefon. »Hallo … Silke … ja. Was … Wann? Ja klar, bis nachher.«
Marc ahnte Böses.
»Das war Silke. Sie und Johannes haben den ganzen Tag Golf gespielt. Wir werden sie um sieben an der Bar zum Apéro treffen und um acht ist ein Tisch im Restaurant reserviert.«
»Wie viel Uhr ist es?«, fragte er lässig, obwohl angesichts des Wiedersehens mit Silke seine Hormone wieder verrückt zu spielen begannen.
»Halb sieben.«
Mit gespielter Gleichgültigkeit sprang ein aufgewühlter Mann aus dem Bett, nahm eine Dusche und während des Rasierens wurden vor dem Spiegel die Kratzer auf der Brust begutachtet. Zum Glück waren die nur oberflächlich und nicht so tief, wie befürchtet, aber die gequetschten Kronjuwelen schmerzten dafür recht ordentlich.
Irene kam nackt rein, setzte sich ungeniert aufs Klo und pinkelte. Jetzt war ihr geschundener Körper mit den blauen Flecken, die Würgemale und die geschwollenen Brustwarzen gut zu erkennen und lösten Unbehagen in ihm aus.
Marc fühlte sich nicht gut und beugte sich runter, um ihr einen Kuss zu geben. »Tut mir leid, ich wollte nicht so fest …«
Sie drückte ihm den Zeigefinger auf den Mund. »Du hättest ruhig noch brutaler zupacken können, und das nächste Mal würgst du mich richtig fest!«
Erschrocken sah er sie an. War es ihr Ernst oder machte sie gerade einen schlechten Scherz? Ihrem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass sie es tatsächlich so meinte. Er hatte keine Lust, diese Konversation fortzuführen, und begann, sich die Haare zu föhnen.
Als beide mit ihrem Styling fertig, schick angezogen und wieder ein stattliches Pärchen waren, verließen sie ihr Zimmer. Marc spürte, wie seine Schläfen zu pochen begannen. Silke! , durchzuckte es ihn. Vor 24 Stunden war diese fast 50-jährige, eher unscheinbare, kleine mollige Frau ihm noch unbekannt gewesen und jetzt dominierte Silke seine Gedanken, und das nur, weil sein verwirrtes Hirn glaubte, etwas in ihr zu erkennen, etwas, von dem er dachte, es mit Melanie für immer verloren zu haben. Was für ein Idiot ich doch bin! , durchfuhr es ihn. Die letzte Nacht war zugegebenermaßen toll gewesen, aber seine nach Erlösung suchende Seele hatte sich da wahrscheinlich von etwas blenden lassen, das sein Wunschbild nach einer erneuten perfekten Partnerin lediglich in Silke hineininterpretierte. Schmunzelnd schüttelte Marc seinen Kopf, als sie aus dem Fahrstuhl stiegen. Mit Irene am Arm würde er die Bar betreten, etwas Small Talk über sich ergehen lassen und übermorgen würden sie nach Hause fliegen, als wäre nie etwas vorgefallen.