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2 /13 Der Basar

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Der alte Basar von Bagdad war ein Karree mit vier Eingängen, jeweils einer im Osten, Süden, Westen und Norden und überdachten, schmalen Straßen mit lauter Geschäften auf beiden Seiten. Hier gab es all die schönen Dinge, die man auf dem Markt nicht finden konnte. Es gab eine Gasse für Tuchhändler, eine für Gold- und Silberschmiede, eine für den Gewürz-, Weihrauch-, Tee- und Kaffeehandel, eine für Parfumes und eine für Lederwaren und noch viele andere mehr.

All' diese Gassen lagen im Halbdunkel. Nur dort, wo das Straßendach Löcher hatte oder durch transparentes Zelttuch ersetzt worden war, also vorzugsweise an den Kreuzungen, fiel gedämpftes Tageslicht in die Gänge. Die Geschäfte wurden von Öllampen gerade so hell erleuchtet, dass die Käufer die Waren sehen und die Händler ihr eingenommenes Geld zählen konnten.

Der türkische Kaufmann ging, gefolgt von seinen Goldstücken, zuerst in die Straße der Tuchhändler. Hier sah Ali seine Chance gekommen, denn hier lagen und hingen an den Wänden und von der Decke herab viele wunderbar bestickte bunte Damast-, Seiden- und Brokattücher. Eh es sich der Türke und sein kleiner Diener versahen, hatten sie einige dieser Tücher über dem Kopf. Schnell tauschte Ali die Goldstücke in der Kassette gegen Kieselsteine aus und verschwand im Dunkel des Basars.

Nachdem sich die Bestohlenen endlich wieder von ihren hübschen Verpackungen befreit hatten, betraten sie nichtsahnend, denn keiner von ihnen hatte den Tagdieb bemerkt, den Laden des Tuchhändlers, dessen Ware sie soeben so eingehend begutachtet hatten. Der Türke suchte sich einige erlesene Stoffe aus. Dann verhandelte man gemütlich bei einer Tasse Mokka über den Preis. Als man sich einig war, wies der Türke seinen Diener an, die Ware zu bezahlen. Doch welch ein Schreck, als sich nur Kieselsteine in dem Kästchen fanden – und wie höhnisch lachte der Händler.

Der Türke konnte sich die rätselhafte Umwandlung der Goldstücke in Kieselsteine nicht erklären, und so blieb nichts anderes übrig, als an Zauberei durch einen bösen Geist zu glauben.

Gegen Dämonen ist der Mensch machtlos, und wenn keine anderen Mittel, wie Amulette, gewisse Kräuter oder Kristalle helfen, kann der Gläubige nur noch durch ein Gebet zu Allah, dem einzigen Allmächtigen, von solchen Quälgeistern befreit werden. Also begab sich der reiche Kaufmann schnurstracks zum Gebet in die Moschee. Danach ritt er nach Hause, um neues Geld zu holen. Dort empfing ihn seine junge, hübsche Lieblingsfrau Leila verwundert über seine schnelle Rückkehr.

„Oh, Osman“, so hieß der Türke, „bist du auf Aladins Teppich geflogen? Was hast du denn mitgebracht?“ fragte sie und schielte neugierig nach dem Maultier und den Dienern.

Etwas verlegen erzählte ihr Osman von dem Zauber durch den bösen Geist, einem arabischen Dschinn, wie er vermutete, und dass er nur Geld holen und dann gleich wieder zurück zum Basar reiten wolle. Vorher, allerdings, wolle er sich erfrischen und seine vom Straßenstaub bedeckte Kleidung wechseln. Osman gab seiner Frau einen prall mit Goldmünzen gefüllten Geldbeutel mit der Anweisung, ihn in die Tasche seiner sauberen Jacke zu stecken. Nachdem er sich mit kühlem Brunnenwasser erfrischt und seinen Durst mit dem Saft köstlicher Granatäpfel gestillt hatte, verabschiedete er sich von seiner Lieblingsfrau, nicht ohne ihr ein schönes Geschenk zu versprechen, und ritt, gefolgt von seinen Dienern, zurück in die Stadt – wo ihn Ali schon erwartete.

Die Wette der Diebe

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