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Der Eckbauer

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Acht Euro Fünfzig.

Ob Leberkäse oder Leberknödel auf Sauerkraut, ob Linsensuppe oder Erbseneintopf mit Würstl, der Preis ist immer gleich.

Von der gut besuchten Terrasse des Berggasthofs Eckbauer auf dem Berg Eckbauer gleich hinter Garmisch-Partenkirchen reicht der Blick bis zum Wettersteinmassiv vor der Zugspitze und zum Karwendelgebirge.

Sie lehnen sich zurück und lassen die gute Laune der vielen Menschen und das ebenfalls gute Wetter auf sich wirken.

Endlich, beim dritten Versuch können Sie in diese Stimmung eintauchen.

Beim ersten Besuch hatte der Gasthof seinen wöchentlichen Ruhetag. Der zweite Aufstieg war anstrengend, zu anstrengend.

Bis zu achtzig Meter ragen die Wände der Partnachklamm senkrecht in die Höhe und die Partnach wühlt sich ganz unten mit unbändiger Kraft immer tiefer ins Gestein. Es ist unmöglich, bei dem lauten Rauschen des Wassers auch nur ein Wort zu verstehen. Hier hat nur das Wasser etwas zu sagen. Mit Wucht schießt es durch die enge Klamm. Es scheint aufgebracht zu sein und schäumt vor Wut. Kurz über dem Wasser verläuft der Wanderweg auf Stegen und in die Wände gesprengten Pfaden. Wer hoch auf den Eckbauer will, geht zuerst durch diesen Abgrund. Egal, wie das Wetter oben ist, hier unten ist es immer nass und kalt.

Hier unten wohnt Maria mit ihrem Sohn. Mitten in der Schlucht steht die kleine Statue etwas oberhalb der tosenden Fluten in einer Nische in der nassen Steinwand. Sie wird gerne übersehen, ihr selbst jedoch entgeht niemand der vorbei ziehenden Personen. Bereits zum zweiten Mal bemerkt sie ihn mit seiner Frau und sie mit ihrem Mann.

Nach der engen Klamm versprechen die steil nach oben führenden Serpentinen einen schweißtreibenden Anstieg in die Höhe bis zum Gasthof. Von dort wollen sie mit der Eckbauer-Bergbahn wieder herunterfahren.

Eine giftige Kreuzotter schlängelt sich kurz vor seinen Füßen über den Weg. Leise fauchend scheint sie fast zu schweben.

So leicht machen es die knackigen Steigungen den eigenen Beinen nicht.

Er weiß, dass sie zu langsam sind und sich zu viel Zeit lassen, aber sie kann nicht mehr, bleibt immer wieder stehen und macht Pause.

"Wenn ich auf meinen Kopf klopfe, klingt es ganz hohl", hört er sie sagen.

Sie wissen noch nicht, dass sich in dem Hohlraum um einen der beiden Hirntumore das Wasser sammelt.

Sie wissen nicht einmal etwas von deren Existenz.

Doch sie wissen, dass sie diesen Weg auf den Berg gemeinsam schaffen.

Oben angekommen, hat der Berggasthof allerdings schon geschlossen. Die letzte Gondel zur Talfahrt verpassen sie nur knapp, aber weg ist weg. Während er dieser noch ratlos hinterher schaut, geht sie wortlos an ihm vorbei, um auf der anderen Bergseite wieder abzusteigen.

Jetzt noch fast zwei Stunden Abstieg?

Wo nimmt sie diese Kraft her?

Seine Ratlosigkeit weicht der Bewunderung für ihre Stärke und ihren Willen, für die Kompromisslosigkeit, mit der sie ihre Entscheidungen trifft. Wenn es darauf ankommt, ist sie immer da und bleibt auf ihrem Weg, direkt und geradeaus.

So steil wie der Aufstieg, ist auch der Weg bergab. Unten angekommen, bleiben sie lange erschöpft sitzen, um sich auszuruhen. Sehr lange.

Heute aber, mit der Leichtigkeit eines sonnigen Tages, hat alles gepasst und sie lesen die überschaubare Speisekarte des Berggasthofs Eckbauer auf dem Berg Eckbauer.

"Einen großen Eiskaffee", sagt sie, "den gönnen wir uns." Er schmeckt herrlich und mit jedem Blick auf die gegenüber liegenden Bergketten schmeckt er noch besser.

"Lass uns das genießen."

Ihre Worte klingen wie eine Vorahnung, dass es der letzte gemeinsame Eiskaffee sein könnte.

Während seine Augen gegen die Sonne in den Himmel blinzeln, ziehen auch in seinem Kopf dunklere Wolken auf.

Unbewusst steckt er die Speisekarte ein.

Sie hängt seitdem zuhause in der Küche an der Wand, wo sie langsam verblasst.

Genauso wie das Foto vom Gasthaus Eckbauer, welches er nachträglich über den Eiskaffeepreis geklebt hat.

Der Preis ist letztendlich auch egal.

Was wirklich zählt, ist der Genuss auf dieser Terrasse in den Bergen, das Gefühl von Höhe, der Blick in die Weite und die Erinnerung daran sowie an das Sahnehäubchen obendrauf.

Was wirklich zählt, ist sowieso unbezahlbar.

Der Witwer überquert den Berg

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