Читать книгу Es war, als würde ich fallen - Rosemarie Dingeldey - Страница 11

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Ich war ungefähr acht Jahre alt, als ich beschloss, ich wollte mein Herz dem Heiland schenken. So drückte man das damals aus. Schon vor dieser Zeit hatte ich gebetet, wenn ich abends im Bett lag. Der Glaube an Gott war mir etwas Selbstverständliches, er gehörte einfach zu meinem Leben dazu. In der Gemeinschaft, in die meine Eltern damals noch gingen, gab es allerdings viel moralischen Druck, was mir ziemlich zu schaffen machte. »Jesus kommt wieder – sind wir bereit?« Das machte mir Angst, es war so etwas Unverhofftes, was plötzlich in mein Leben hineinbrechen konnte. Trotzdem hatte ich eine Ahnung in mir von einem liebenden Gott, der mich so annahm, wie ich war. Ich hatte nie aufgehört, an Gott zu glauben und zu beten, selbst in den schweren Zeiten meines Lebens.

In Notizen, die ich in meiner so genannten »Stillen Zeit« aufgeschrieben habe, sehe ich, mit welchen Gedanken ich mich im Alter von fünfzehn Jahren beschäftigt habe. Ich gab mir selbst Befehle: Regelmäßig »Stille Zeit« machen. Wenn ich Gott liebe, hänge ich mich nicht an andere Dinge, an die Welt, weil ich von ihm und seiner Liebe ausgefüllt bin. Seine Liebe führt zu Taten und eigentlich hat man da gar keine Zeit, an sich zu denken und sich um weltliche Dinge zu kümmern ... Sorgen ist verkehrt, wenn wir unabhängig von der Welt sind. Wir sollten fest sein, wenn andere uns nicht verstehen ... Wenn das Ich auf dem Thron sitzt, regiert Jesus nicht ... Du bist gewillt mir nachzufolgen, aber bist du auch gewillt, ein unbequemes Leben zu führen? Bist du bereit, die Sicherheit deines Heims zu opfern? Unsere Verwandten sollen uns nie wichtiger sein als Jesus. Jesus ruft sofort in den Dienst. Ich brauche Leute, die mich ganz bewusst auf Fehler und Schwierigkeiten an meinem Wesen stoßen. Ich brauche seine Liebe intensiv, dass ich mein Ego bekämpfen kann. Christ sein heißt herauszutreten und die Schmach Christi zu tragen ...

Ich klagte mich selbst an wegen meines Verhaltens. Ich rüttelte mich selbst immer wieder auf zu einem »geistlichen« Lebensstil. Ich fühlte mich verantwortlich für andere, wollte ihnen seelsorgerlich helfen, für sie beten. Ich nahm mir vor, über Bibelversen zu meditieren. Ich wollte funktionieren, alles erfüllen, was mir (von wem?) aufgetragen war. Ich wollte Jesus ganz nachfolgen. Es war mir wichtig, anderen zu helfen, die Probleme von Freundinnen im Blick zu haben. Ich war bereit, Gottes Strafe zu erdulden, wenn ich es nötig hatte.

Heute fällt mir die Absolutheit und Ernsthaftigkeit auf, mit der ich mich mit dem Glauben beschäftigte. Ich freute mich nicht einfach – schließlich war ich erst fünfzehn Jahre alt –, dass ich an Gott glauben konnte, dass Jesus mich liebt. Ich machte mir selbst Druck, spornte mich an und genügte nie wirklich dem geistlichen Bild, das mir vorschwebte. Ich saugte alles, was mit dem Glauben zu tun hatte, in mich auf, wollte es behalten und anwenden für mein Leben. Ich war schlecht, Gott konnte etwas Gutes aus mir machen. Ich beschäftigte mich mit den geistlichen Dingen und sah alles durch diese »Brille« des Glaubens. Wer hatte mir das nur alles eingeredet?! Ich war doch eigentlich ein fröhliches, lebenslustiges Mädchen. Die Gedanken, die ich in meinen Notizen von damals fand, konnten nicht nur von mir stammen. Warum hatte ich das alles so aufgesogen und mir selbst diesen Druck gemacht?

Es war, als würde ich fallen

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