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5.

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Thornton hatte jedoch dieses Glück.

Er glaubte es erst selbst nicht, aber eines Morgens, als er fieberte und der Durst ihn fast ausgehöhlt hatte, sah er Land.

Aus rotgeränderten Augen blickte er zum Horizont.

Land, ein schmaler Strich nur, aber offenbar dicht bewachsen, das glaubte er ganz deutlich zu sehen.

Aber zu oft schon hatten ihn Luftströmungen getäuscht, heiße Winde ihn genarrt und Trugbilder vorgegaukelt, und immer wenn er sich einem Schiff oder einer Insel genähert hatte, löste sich alles in flirrende Luft auf.

Er wußte nicht mehr, wann er das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken hatte. Es mußte Ewigkeiten her sein.

Schwankend richtete er den Oberkörper auf und blickte aus fiebrigen Augen zu dem schmalen Strich.

Eine frische Brise, die stetig von Nord wehte, trieb ihn voran. Er hatte sich der See überlassen und dem gleichmäßig wehenden, fast handigen Nordwind. Weshalb sollte er einen anderen Kurs steuern, wenn er doch nicht wußte, wo Land zu finden war?

Der Landstrich begann vor seinen Augen zu flirren und zu flimmern. Er versuchte krampfhaft, nicht wieder ohnmächtig zu werden, sonst trieb er womöglich an dem Land vorbei.

Doch kurze Zeit später stand das Land kopf, und vor seinen entzündeten Augen kreisten blutige Nebel.

Bittend streckte er die Arme aus, doch der rötliche Abgrund zog ihn unbarmherzig wieder zu sich heran. Knieend fiel er um und blieb liegen.

Er erwachte erst wieder, als er einen leichten Ruck verspürte. Eine kleine Welle warf das Floß auf einen weißen Strand.

Auf Händen und Knien kroch Thornton an Land und weiter über den feinkörnigen Sand auf den Grünstreifen zu, der sich dicht vor ihm sattgrün und saftig ausbreitete wie ein Teppich.

Der Länge nach ausgestreckt rupfte er Blätter und Pflanzen, fraß sie wie eine Kuh schließlich direkt vom Boden, kaute und mampfte und spuckte den grünlichen Brei wieder aus. Von neuem begann er zu grasen, zu kauen und zu schmatzen, bis sein Magen alles wieder von sich gab.

Danach fühlte er sich besser, stand schwankend auf, fiel wieder um, weil er das Stehen nicht mehr gewöhnt war, und spürte, wie verkrampft und abgestorben seine Knochen waren.

Unendlich langsam kehrten seine Kräfte zurück, nachdem er ein paar Stunden in dem satten Grün geschlafen hatte.

Als er zum zweiten Male erwachte, störte es ihn längst nicht mehr, daß sein Körper von eitrigen Pusteln übersät war und sich so heiß anfühlte wie die Sonne hoch über ihm.

Er drang in dichten Dschungel ein und ignorierte jede Gefahr, die es dort geben konnte. Ihm war alles egal, er wollte nichts weiter als Trinkwasser oder ein paar Früchte, sonst hieb der lausige Schnitter mit der Sense nach ihm, der ihn auf seiner ganzen Reise begleitet hatte.

Er wußte auch nicht, ob er auf einer Insel oder auf dem Festland gelandet war. Daß es hier Wilde geben könnte, fiel ihm nicht im Traum ein.

Irrend und suchend marschierte er an unbekannten Pflanzen vorbei, hörte das Kreischen irgendwelcher Tiere und wäre fast in einen Tümpel gefallen. Dunkle Schwärme erhoben sich fluchtartig aus dem braunen Wasser und flogen davon.

Er ließ sich fallen, hielt das Gesicht ins Wasser und trank die warme Brühe gierig in langen Zügen, bis sein Magen erneut rebellierte.

Seine Lippen waren entsetzlich geschwollen und aufgeplatzt. Vorsichtig betastete er sein vom Salzwasser verkrustetes Gesicht.

Dann wusch er sich, riß sich die zerfetzte Hose vom Körper und sprang in den Tümpel.

Thornton hatte eine eiserne Kondition. Als er den Tümpel verließ und seine Hose wieder anzog, war er ein neuer Mensch, dem jetzt nichts mehr fehlte, als etwas zu essen.

Er ging den Weg zurück, vergaß aber nicht, ihn zu markieren, indem er Blätter abriß, Äste knickte oder Pflanzen niedertrampelte, um den Tümpel wiederzufinden.

Er fand auch Früchte, die er zwar nicht kannte, sie aber voller Gier in den Mund steckte. Eine der Früchte schmeckte so sauer, daß er einen leisen Schrei ausstieß, als er sie mit seinen aufgeplatzten Lippen berührte. Aber ein paar andere, groß wie eine Faust und von dunkelgelber Farbe, schmeckten hervorragend, und er hörte nicht mehr auf zu essen.

Dann sah er wieder den Strand vor sich und stellte fest, daß er viel zu weit durch Dickicht und Gestrüpp geirrt war, denn sein Floß befand sich fast eine halbe Meile entfernt.

Er vergaß auch hier nicht, Markierungen anzubringen, um den Tümpel mit dem lebensnotwendigen Naß nicht zu verlieren.

Er zog das notdürftig zusammengezimmerte Floß höher auf den Strand, band das kleine Faß los und steckte sich das Messer ein. Den einen Stiefel besaß er nicht mehr, er hatte ihn unterwegs voller Wut ins Meer geworfen, aber die Soutane hatte er noch. Er hängte sie sich über die Schulter, sah sich noch einmal um und ging weiter.

Eine geheimnisvolle Kraft trieb den ausgemergelten Mann weiter am Strand entlang, eine Kraft, die einfach Neugier war, Forscherdrang, weil er wissen wollte, wo er sich befand.

Nach seiner Schätzung war eine Stunde vergangen, als er die Landzunge umrundete.

Sprachlos vor Staunen und andächtig blieb er stehen, um das ungewohnte Bild in sich aufzunehmen.

Er befand sich an der nördlichen Spitze einer langgezogenen Bucht, die einen außergewöhnlich breiten Strand aufwies. Unglaublich weiß schimmerte er in der Sonne. Die Bucht war vor auflandigen Winden geschützt, denn auf der anderen Seite erhoben sich Berge, die den Wind brachen.

Dicht dahinter befand sich Urwald, sattgrün leuchtend, und die Wedel hoher Kokospalmen schienen zu flüstern. Er hörte das leise Murmeln, mit dem winzige Wellen an den Strand liefen, dort hinaufleckten und langsam ins Meer zurückglitten.

Das Eindrucksvollste an der ganzen Bucht aber war der Wasserfall, der von aufragenden Felsen nicht weit vom Strand donnernd und rauschend in die Tiefe stürzte. Reines klares Wasser, dachte er wie betäubt, das aus einer Quelle in den Bergen stammte.

Jetzt hatte alle Not ein Ende, er, der Ausgesetzte, hatte das Paradies gefunden.

Und die anderen? Die mag der Teufel holen, dachte er fröhlich. Er warf das kleine Fäßchen in den Sand, breitete die Arme aus und erklomm die Stelle, wo sich der Wasserfall befand.

Er stellte sich seitlich darunter und ließ sich berieseln.

Hinter dem Wasserfall war der Fels glatt geschliffen und sehr glitschig. Alles war mit üppig wuchernden Lianen bedeckt.

Jetzt hatte er das, was er wollte, wovon er in den einsamen Stunden auf dem Floß immer geträumt hatte. Jetzt lag es direkt vor ihm, das Paradies, in dem es keinen Hunger und keinen Durst mehr gab.

Er konnte trinken und essen, soviel er nur wollte, er konnte sich Kokosnüsse holen, kleinen Vögeln nachstellen oder Schildkröten suchen, von denen es hier genügend gab.

Und eine Behausung? Brauchte er vorläufig nicht. Es war warm und angenehm, und wenn es ihm zu heiß wurde, konnte er ins Meer gehen und baden oder sich unter den Wasserfall stellen, um sich abzukühlen.

Im Sand fanden sich auch keine Spuren von Menschen oder größeren Tieren. Wahrscheinlich war es eine Insel, auf der er gelandet war.

Vielleicht war er sogar im Umkreis von Hunderten von Meilen der einzige Mensch weit und breit.

Er hatte Glück gehabt, er lag satt und faul am Strand eines unbekannten Garten Edens, hatte sich den Bauch vollgeschlagen und seinen brennenden Durst gelöscht.

Schade, daß er sich nicht bei Kapitän Ellen für dieses Paradies bedanken konnte.

Seewölfe Paket 7

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