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Die Hure Amanoue

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Das Licht von Asconien



Teil 1

Der Sklave des Königs
















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I



Es war ein wunderschöner, sonniger Sommertag und Heinrich von Austrien war glänzend gelaunt, denn er hatte gleich zwei gute Gründe dafür: Sein Sieg über Prinz Baijan und sein achtundzwanzigster Geburtstag. Beides wollte er ausgiebig feiern und so war er nun mit einigen seiner engsten Gefolgsleute auf dem Weg nach Magiyar. Sie hatten etwas außerhalb der tiranischen Stadt ihr Lager errichtet und nun war der König aus eben diesem Grund mit seinen Freunden unterwegs zu einem der berühmten tiranischen Freudenhäusern, um mit ihnen dort ausgelassen zu feiern. Henry, wie der junge König auch unter seinen Freunden genannt wurde, ritt zwischen Herzog Richard, der sein Onkel war und dem alten General Laurentis, der bereits unter seinem Vater gedient hatte. Die Beiden kannten die tiranischen Freudenhäuser aus ihrer eigenen Jugend und erzählten nun schon eine ganze Weile von ihren erotischen Erlebnissen, die sie dort genossen hatten. „Wirklich, Henry", sagte der Herzog schwärmerisch, „du kannst mir glauben! Wenn die Tiraner auch elende Hunde und ein Volk von Banditen sind, ihre Freudenhäuser sind vom Feinsten! Nirgends findest du schönere und vor allem willigere Huren, als hier!" „Ihr werdet sehen, Eure Majestät, auch die Auswahl ist immens!", rief ihm der alte General schelmisch grinsend zu, „Frauen, aus allen Teilen der Welt. Manche mit einer Haut, so schwarz wie die Nacht und Körpern, so biegsam, wie der einer Schlange!" Henry blickte den General lachend an und schlug ihm scherzhaft auf die Schulter. „Na das, kann ich nun wirklich nicht glauben, mein lieber General!", erwiderte er ungläubig, drehte sich zu dem hinter ihm reitendem Graf Satorius und dessen Sohn um und zwinkerte ihnen zu, woraufhin auch sie lachend ihre Köpfe schüttelten. „Wirklich, Henry! Der General hat recht, Ihr werdet schon sehen", schwärmte der Herzog wieder, „Frauen, mit einer Haut wie Milch und langen, schwarzen Haaren, die glänzen wie Rabenflügel und ihre Augen, haben die Form von Mandeln!", rief er und verdrehte verzückt seine Augen. „Junge, teils unberührte Mädchen und auch Jünglinge", raunte er ihm leiser zu, „wie du sie noch nie gesehen hast!" Herzog Richard wusste von der Schwäche, die sein Neffe für junge, hübsche Männer hatte und wenn er es auch nicht für guthieß, so tolerierten er und die Anderen dessen Vorliebe, denn schließlich wollte keiner den König zum Feind haben.

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Henry war bei seinem Volk und seinen Soldaten äußerst beliebt, denn er war schon als Prinz immer viel mit ihnen unterwegs gewesen und hatte auch stets tapfer an ihrer Seite gekämpft. Und so sahen die, die es wussten, darüber hinweg, während der Rest es entweder nicht wahrhaben wollte, oder nur hinter vorgehaltener Hand darüber tuschelte, wenn der König mal wieder einen neuen Favoriten hatte. Recht lange dauerten diese Affären eh` nie und wenn er mit seinen Soldatenfreunden manchmal in seiner Jugend ein Freudenhaus besucht hatte, dann hatte er durchaus auch mit Frauen verkehrt und keine hatte sich je über ihn beschwert. Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht und sie stiegen im Hof des tiranischen Freudenhauses, von ihren Pferden. Es war ein großes Gebäude, das eher an einen kleinen, altgriechischen Palast erinnerte, mit einem schön angelegten Garten, so wie es in diesem Teil des Landes üblich war. In seiner Mitte waren formale Wasserbecken angelegt, in denen üppige Seerosen blühten und Henry und seine Gefolgsleute blickten sich staunend um. Überall waren Blumenbeete angelegt und schattige, verschlungene Pfade luden zum Spazierengehen ein. „Hauptmann Falco!", rief der König und der Soldat kam augenblicklich zu ihm. Er deutete eine Verbeugung an und salutierte nach austrischer Art, indem er seinen rechten Arm quer über seine Brust legte und mit seiner Faust kurz seine Herzseite berührte. „Mein König?", fragte er und sah dabei Henry offen ins Gesicht. Henry mochte Falco, der erst kürzlich, wegen seiner ausgezeichneten Leistungen zum Hauptmann befördert worden war, nachdem der alte Hauptmann der königlichen Leibwache im Kampf gegen die Tiraner gefallen war. „Sagt Euren Leuten, dass sie hier warten sollen. Ihr selbst, könnt ruhig mit uns kommen, seht es als kleine Belohnung für Eure treuen Dienste, die Ihr mir bis jetzt geleistet habt, an!", lächelte der König ihm zu und obwohl Falco kein besonderer Freund von Freudenhäusern war, nahm er die Einladung dankend an, denn es wäre einer Beleidigung gleichgekommen, wenn er abgelehnt hätte. Man hatte bereits die Türen geöffnet und ein großer, glatzköpfiger Diener, hieß sie willkommen. Er geleitete sie durch eine kleinere Empfangshalle, blieb dann kurz stehen und verbeugte sich etwas übertrieben, vor einer reichverzierten, zweiflügeligen Türe. „Hohe Herren aus Austrien", sagte er mit einer seltsam hohen Stimme, die irgendwie so gar nicht zu ihm passte, „seid willkommen, in unserem Haus. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch wohl und genießt die kommenden Stunden!" Er öffnete die Türen und trat beiseite. Wieder verbeugte er sich tief und deutete dabei ins Innere eines großen Saales. Nacheinander betraten sie den Raum, erst der Herzog mit Henry, dann der General, gefolgt von Graf Satorius und seinem Sohn, der ebenfalls den Rang eines Hauptmannes trug und zum Schluss, Falco.

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Es war, als wären sie in eine andere Welt eingetaucht, staunend blieben sie stehen und blickten sich fast ehrfürchtig um. „Habt ihr schon jemals, so etwas gesehen?", fragte Henry und drehte sich lachend zu den Anderen um. Er hatte beide Arme ausgestreckt und drehte sich langsam im Kreis, „und wir, nennen sie Barbaren!" In der Mitte des Saales stand ein großer Springbrunnen aus weißem Marmor und die gewölbeartige Decke wurde von riesigen, reichverzierten Säulen gestützt, die aus dem gleichen, edlem Stein gefertigt waren. Der ganze Raum war erfüllt von einem schweren, süßlichen Duft, der ihnen fast die Sinne raubte und überall standen große, bequeme Liegen, die mit üppigen Stoffen und bunten Seidenkissen bestückt waren. Auf einigen davon saßen wunderschöne, kaum bekleidete Frauen aus verschiedenen, fernen Ländern, von denen man zwar schon von den Händlern und Seeleuten gehört hatte, es aber nie so richtig hatte glauben können. Der glatzköpfige Eunuch war jetzt wieder zu ihnen getreten und verbeugte sich auf seine schmierige, einschmeichelnde Art. „Edle Herren", sagte er, „hier ist eine kleine Auswahl unserer Ware. Sollte einer von Euch, einen besonderen Wunsch hegen, dann scheut Euch nicht, ihn mir mitzuteilen. Jeder, Eurer Wünsche, wird hier erfüllt werden!" Während der General, Herzog Richard und auch Graf Satorius sich bereits zielstrebig je eine der Frauen ausgesucht hatten, standen die jüngeren Männer noch etwas schüchtern herum. Sie hatten zwar alle schon Erfahrungen mit Huren, doch diese hier glichen mehr exotischen Prinzessinnen, als gemeinen Dirnen. Schließlich erhoben sich die restlichen Frauen und traten lächelnd auf sie zu. Eine zierliche Dame, mit langen, schwarzen Haaren aus dem fernen Osten gesellte sich zu Hauptmann Satorius und strich ihm sofort, verführerisch lächelnd, durch das goldblonde Haar, während Falco sogar von zwei der Schönheiten umgarnt wurde, nachdem Henry einfach an ihnen vorbeigegangen war. Etwas weiter hinten im Raum, führten einige Stufen auf eine Empore hinauf und da standen zwei außerordentlich hübsche Jünglinge, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Während der eine, so helle Haut wie Schnee hatte und sein Haar kurz und weizenblond war, so war die Haut des anderen Jungen bronzefarben und sein Haar war lang und dunkelbraun und es spiegelte den Schein des Feuers wieder. Henry ging zuerst auf den blonden Jüngling zu, der ihn geradezu kokett aufreizend, aus strahlend-blauen Augen anblickte. Der Eunuch war ihm gefolgt und stand nun schräg hinter Henry. „Woher kommt er?", fragte Henry ihn und strich dem Blonden über die nackte Schulter. „Er ist ein Barbar, aus den Nordlanden", antwortete der Dicke, „sehr temperamentvoll und anfangs war er sehr widerborstig. Es hat lange gedauert, ihn zu zähmen, Herr!"

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„Versteht er mich?", raunte Henry und ging um den Blonden herum. Er strich ihm mit den Fingerspitzen über den Rücken und der Junge erschauerte leicht. „Nein, Herr! Er spricht etwas tiranisch, was ziemlich lang gedauert hat, was für seinen Trotzkopf spricht, aber der Asconier", der Eunuch deutete auf den Braunen, „ist sanft wie ein Lamm und sehr fügsam!" Er fuhr ihm mit der Hand von hinten zwischen die Beine und der braunhäutige Junge spreizte sie daraufhin ein wenig. Beide Jungen waren bis auf einen winzigen Lendenschurz aus feinster Seide, nackt und während der Nordländer Henry geradezu herausfordernd ansah, stand der Asconier mit gesenktem Haupt da. Er hatte nun ein Bein leicht angewinkelt über das andere geschoben und hielt beide Hände verschämt über seine Scham. „Dann sind die Beiden wohl schon oft benutzt worden?" Henry hatte sich kurz zu dem Eunuchen umgedreht, wandte sich aber gleich wieder um und ging zu dem Asconier. „Aber nein, edler Herr! Sie hatten nur ihren Bereiter, Ihr wärt praktisch ihr erster Kunde und der Asconier ist noch völlig unberührt, aufgrund seiner Sanftheit, dafür aber auch wesentlich teuerer!" Wieder verbeugte sich der Dicke, widerlich grinsend. Henry strich dem Asconier mit dem Handrücken über die nackte Brust, woraufhin dieser sofort unter seiner Berührung zurückwich und hörbar dabei ausatmete. Sein Brustkorb hob und senkte sich mit jedem Atemzug, doch aufgeblickt hatte er nicht, sondern im Gegenteil sogar noch seinen Kopf zur Seite gedreht, weg von Henry. „Sanft wie ein Lamm, ja?", spottete Henry, „der sieht mich ja nicht `mal an und außerdem sieht er aus wie ein Mädchen, das noch keine Brüste hat! Da kann ich ja gleich eine der Frauen nehmen!", meinte er kopfschüttelnd. „Nein, ich trau ihm nicht! Der Blonde dagegen, sieht mich offen an. Da weiß ich wenigstens, was auf mich zukommt! Mit ihm werde ich sicher meinen Spaß haben! Ich mag es, wenn sie etwas temperamentvoll sind. Der da, liegt sicher nur da, wie ein Brett!", deutete Henry auf den Braunen und wandte sich wieder dem Blonden zu. „Ich nehme ihn!" Der nordische Junge schmiegte sich sofort an ihn, Henry legte einen Arm um seine Hüfte und ließ sich von ihm die große Treppe hinaufführen, die zu den Gästezimmern führte, während der Eunuch dem Asconier mehrmals heftig aufs Hinterteil schlug. Er schimpfte laut auf tiranisch mit ihm, dann scheuchte er ihn, wild mit den Händen fuchtelnd, hinaus. Auch die Anderen hatten sich, bis auf Falco, inzwischen zurückgezogen. Der Hauptmann hatte es sich auf einer der Liegen bequem gemacht und scherzte mit den beiden jungen Frauen herum. Weder verstand er sie, noch sie ihn, aber dennoch lachten sie immer wieder, alle drei. Die Mädchen waren wunderschön und versuchten ihn mit sich nach oben zu locken, indem sie ihm immer wieder aufreizend über den Oberkörper streichelten und kichernd nach oben deuteten. Die Haut des einen Mädchens war beinahe schwarz und ihr langes Haar war in

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unzähligen, dünnen Zöpfen geflochten, während die Andere eine helle Haut wie Milch besaß und ebenfalls sehr fremdländisch wirkte. Ihr Haar war schwarz wie das ihrer Freundin, doch trug sie es offen und ihre Augen standen schräg und hatten die Form von Mandeln. „Eine von euch, würde mir vollkommen genügen!", lachte Falco und zog die Dunkelhäutige zu sich. „Vielleicht du, meine schwarze Perle?", raunte er und streichelte ihre dunkle Haut. Der asconische Junge kam nun wieder herein, er trug jetzt eine kurze, weiße Seidentunika, die ihm gerade bis auf die Oberschenkel reichte und hatte ein Tablett mit Früchten dabei, die er, mit einer eleganten Bewegung, dem Hauptmann anbot. Die Mädchen bedienten sich sofort und forderten Falco auf, sich ebenfalls etwas davon zu nehmen, doch der schüttelte seinen Kopf. „Danke", sagte er freundlich, „ich hätte lieber noch einen Becher Wein! Wein, verstehst du?" Er deutete auf einen der kleinen Tische, auf dem eine Karaffe stand und sah dabei den Asconier an. Der Sklave nickte, drehte sich um und ging mit einer außergewöhnlich graziösen Haltung zum Tisch, stellte das Tablett ab, schenkte einen Becher Wein ein und als er sich dabei etwas bückte, rutschte die Tunika soweit hoch, dass man seine kleinen, festen Pobacken sehen konnte. Seltsamerweise trieb dieser Anblick, dem Hauptmann die Hitze ins Gesicht und als der Sklave wieder zurück zur Liege kam, blickte er kurz auf, während er dem Hauptmann den Becher reichte. Falco sah für einen Moment, in die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. Sie waren groß, leicht mandelförmig und von einem unbeschreiblichen Grün. Die Lidränder waren dick schwarz umrandet und gaben ihnen dadurch, ein leicht katzenhaftes Aussehen. Wie zwei Smaragde funkelten sie ihn nur für einen Augenblick an, dann senkte der Asconier wieder seinen Blick. „Meine Güte", raunte Falco, „du hast wirklich, wunderschöne Augen! Ich glaube, du bist der hübscheste Junge, den ich je gesehen habe", meinte er und trank einen großen Schluck. Der Asconier stand nun etwas Abseits, mit gesenktem Haupt, reagierte aber nicht. „Seine Majestät, hätte dich nehmen sollen und nicht den Blassen, aber er bevorzugt halt Blonde! Ich nicht, weißt du? Ich mag die blasse Haut nicht besonders", sagte Falco leichthin und zuckte die Achseln. „Vielleicht hättest du nicht so abweisend, zu seiner Majestät sein sollen!" Er machte wieder einen großen Schluck, erhob sich dann und nahm das dunkelhäutige Mädchen an die Hand. „Tja, du hättest beinahe, einen echten König, in deinem Bett gehabt, Kleiner!" Er wollte gerade mit dem Mädchen nach oben gehen, als der Sklave ihn nochmals ansah. „Isch `atte Angst vor ihm", sagte er leise, mit einer sanften, schönen Stimme. „Isch wollte nischd abweisend sein. Aber vor Eusch, `ätte isch keine Angst, `err." Er stand da und blickte Falco mit seinen wunderschönen Augen an und etwas Tieftrauriges lag in seinen Blick, bevor er sein Haupt wieder demütig senkte. Falco traf fast der Schlag. „Du sprichst unsere Sprache? Hast du etwa alles verstanden, was ich gesagt habe?", fragte er beinahe panisch.

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Der Sklave nickte leicht. „Ach du Scheiße!", rutschte es Falco heraus. „Hörzu, Kleiner! Es wäre besser, wenn du das, für dich behältst! Vergiss`, was du gehört hast, ja? Der Mann, vorhin, der, der mit dem blonden Jungen mitgegangen ist, ist sicher nicht gerade scharf darauf, dass du weißt, wer er ist! Und er möchte sicher nicht, dass jemand erfährt, mit wem oder was, er aufs Zimmer gegangen ist! Hast du verstanden? Ihr seid doch sicher diskret, in diesem Haus! Nicht wahr?", sagte er beschwörend und sah ihn unsicher an. „Isch werde niemandem, etwas sagen", flüsterte der Sklave, denn in diesem Moment, war der dicke Eunuch wieder zu ihnen getreten. Er schlug dem Asconier erneut aufs Hinterteil und scheuchte ihn davon. „Ich hoffe, er hat Euch nicht belästigt, Herr! Gibt es ein Problem? Dann werde ich ihn augenblicklich bestrafen", meinte er überfreundlich. Falco schüttelte nur den Kopf, warf noch einmal einen Blick auf den Asconier und ging dann schleunigst mit dem dunklen Mädchen im Arm, nach oben.

Nach und nach, trafen sie sich schließlich wieder in der großen Halle, in der inzwischen mehrere Platten mit Essen, auf den niedrigen Tischen für sie bereitgestellt worden waren. Es waren zum Teil exotisch gewürzte Speisen, mit und ohne Fleisch, manche davon waren höllisch scharf und als sich der junge Satorius daran verschluckte und heftig husten musste, lachten alle ausgelassen. „Du liebe Zeit", keuchte er, „verdammt, ist das scharf! Bring` mir sofort einen Becher Wein, am besten gleich, einen ganzen Krug!", rief er und der Asconier kam sofort zu ihm und reichte ihm einen Becher. Satorius nahm ihn, trank hastig und sah dabei dem Sklaven direkt ins Gesicht. „Meine Güte!", rief er erneut, „habt Ihr den schon gesehen, Eure Majestät?" Er drehte sich zu Henry um, der allerdings kaum aufblickte und eher gelangweilt nickte. „Ja, vorhin, der kleine Asconier", antwortete er und aß gelassen weiter. „Aber habt Ihr schon mal solche Augen gesehen? Unglaublich!", rief Satorius wieder und zog den Sklaven mit sich, zu Henry. „Seht selbst, Eure Majestät!" Der junge Hauptmann trat beiseite und der König winkte den Sklaven eher uninteressiert zu sich heran. Wieder blickte dieser zu Boden und näherte sich nur langsam. Henry legte seine Hand nun schon leicht ungeduldig unter dessen Kinn und hob es an. "Sieh mich an!", sagte er befehlsgewohnt und dann, verschlug es ihm fast die Sprache. Smaragdgrüne Augen, sahen ihn direkt an. Sie waren nicht einfach nur grün, sondern leuchteten geradezu in einem magischen Glanz. Henry musterte ihn nun unverhohlen. Das Gesicht des Asconiers war wunderschön, ebenmäßig. Seine Nase war gerade und eher klein, der Mund rot, mit sanften, sinnlichen Lippen und während der Blonde kleine Aknepustelchen auf Stirn und Wangen hatte, war seine Haut glatt und rein.

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„Ich denke, ich nehme noch einen kleinen Nachtisch", murmelte Henry wie zu sich selbst. „Wie ist dein Name? Ver-stehst-du-mich? Dein N a m e!", fragte er wieder lauter. Der Sklave nickte leicht. „Amanoue", antwortete er schüchtern. „Amanouee?", wiederholte Henry fragend, „klingt irgendwie seltsam aber auch ganz nett! Passt zu dir, na dann, komm!", raunte er fast lüstern, während er dem Jungen mit den Fingerrücken über die Wange strich und wieder zuckte dieser zurück. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er atmete heftig, als er sich hilfesuchend zu Falco umblickte, doch der wich seinem Blick ziemlich betreten aus. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde ganz sanft sein", sagte Henry dadurch leicht ungehalten, fuhr dabei mit seiner Hand unter die Tunika und streichelte Amanoues kleinen, festen Po. „Und jetzt komm! Oder willst du Ärger? Soll ich den fetten Eunuchen rufen?" Der Sklave schüttelte nur völlig verschüchtert seinen Kopf. „Dann komm endlich!", raunte Henry nun energisch und ging Richtung Treppe. Der blonde Junge kam ihm dabei entgegen und schmiegte sich sofort an ihn, doch Henry schob ihn sanft, aber bestimmt, von sich. „Dich hatte ich schon zur Hauptspeise", meinte er lächelnd und drehte sich zu Amanoue um, der wieder stehengeblieben war. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schluckte einige Male heftig. In seinen schönen Augen glitzerten Tränen und als er zögerlich an dem Nordländer vorbeiging, stieß dieser ihm voller Eifersucht seinen Ellenbogen, hart gegen die Rippen. Henry war sofort bei ihnen, hob drohend seine Hand und der Blonde wich mit einem hämischen Grinsen zurück, als der König seinen Arm schützend um den Asconier legte und weiter zur Treppe führte. Den Anderen war das natürlich nicht entgangen, aber keiner sah sein Gegenüber dabei an. Falco hatte die Augenbrauen kurz gehoben und nippte verlegen an seinem Weinbecher, während der junge Satorius verstohlen zu ihm herübersah. „Armer Kerl! Er erinnert mich an ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird", sagte er leise, „wenn ich das gewusst hätte, hätte ich geschwiegen." Beide sahen sich kurz an und Falco atmete hörbar ein. „Der ist `ne Hure und ist es sicher gewöhnt", erwiderte er, trank aber einen großen Schluck und räusperte sich danach betreten. General Laurentis, der ihr kurzes Gespräch mitbekommen hatte, drehte sich nur achselzuckend zur Treppe um. „Majestät, denkt daran, eine so zarte Knospe knickt allzu leicht, wenn der Wind zu stürmisch weht!", rief er dem König nach. Dann lachte er und lockerte damit, die peinliche Situation ein wenig. Henry grinste nur noch einmal zu ihnen hinunter und verschwand mit dem Sklaven in seinem Arm, in eines der Zimmer. Er schloss die Türe hinter ihnen und sah Amanoue an, der nun sichtlich zitterte. „So schlimm?", fragte er mitfühlend und ließ ihn los. „Du musst keine Angst haben, ich bin ein sehr einfühlsamer Liebhaber, besonders, wenn es sich um eine kleine Jungfrau handelt“,

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meinte er lächelnd und strich ihm sehr zärtlich über die Wange. „Zieh dich aus", sagte er sanft, streichelte ihm nochmals sachte über den Arm, drehte sich um, ging zu einem kleinen Tisch und schenkte zwei Becher Wein ein. Einen davon, reichte er Amanoue. „Trink", forderte er ihn auf, „dann geht es dir gleich besser!" Amanoue nahm den Becher, nippte daran und sah Henry fragend an. „Das ist Wein", sagte er schüchtern, „isch `abe noch nie, Wein getrunken." Er kostete noch einmal und trank dann den Becher auf einen Zug leer. Der Wein schmeckte süß, war herrlich kühl und er war so durstig. Und, da er den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen hatte, stieg ihm der Wein sofort zu Kopfe. Ihm wurde schwindelig und in seinen Oberschenkeln spürte er ein sonderbares, schmerzhaftes Ziehen. Langsam löste er die Spangen seiner Tunika und ließ sie, über seine Schultern, zu Boden gleiten. Dabei wusste er nicht, wohin er den Becher stellen sollte und sah Henry erneut fragend an. Lächelnd nahm der ihn entgegen und schenkte nochmals nach. „Hier", sagte er, „trink!" Und Amanoue nahm den Becher und trank. Danach führte Henry ihn zum Bett und drückte ihn sanft darauf. Amanoue trug nur noch den kleinen Lendenschurz, legte sich zurück, stellte ein Bein angewinkelt auf und stöhnte leise, aber nur, weil ihm plötzlich so schlecht war. Henry hatte sich jetzt ebenfalls entkleidet und setzte sich lächelnd neben ihn. Er streichelte zärtlich über die Innenseiten von Amanoues Schenkeln, wollte sich gerade über ihn beugen, als der erneut aufstöhnte, sich dabei halb aufrichtete und sich plötzlich heftig in Henrys Schoß erbrach. „Großer Gott!", schrie Henry erschrocken, „das darf ja wohl nicht wahr sein! Jetzt kotzt du mich auch noch an!" Er saß noch immer auf dem Bett, hatte beide Arme erhoben und sah angewidert an sich herab, als Amanoue erneut würgte und sich nochmals übergab. Dieses Mal war Henry zwar noch aufgesprungen, doch die Fontäne erwischte ihn voll. Er stand da und schüttelte nur noch seinen Kopf. „War`s das jetzt, oder kommt noch `was nach?! Bah!", rief er, ging zum Waschtisch, auf dem neben frischen Tüchern, auch eine Schüssel und ein Krug mit Wasser stand. Fassungslos goss er Wasser in die Schüssel, nahm ein Tuch, tauchte es hinein und säuberte sich damit, so gut es ging. Dann zog er seine Hose an und verließ das Zimmer, leise fluchend. Als der König oben an der Brüstung auftauchte, blickten seine Kameraden erstaunt zu ihm hoch. „Was ist los, Eure Majestät, schon fertig?", fragte der General grinsend, „das ging aber schnell!" „Von wegen", maulte Henry hinab, „der Kleine hat mich vollgekotzt! He, du, Dickerchen! Bring mir noch mehr frisches Wasser und Tücher!", rief er dem Eunuchen zu, drehte sich wieder um und wollte zurück ins Zimmer gehen, als seine Freunde lauthals anfingen zu lachen. „Seid verdammt!", rief Henry ihnen zu und machte eine wegwerfende

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Handbewegung in ihre Richtung, woraufhin diese geradezu grölten. Normalerweise hätten sie es nie gewagt, über den König zu lachen, aber sie hatten alle bereits genug Wein getrunken und ihre Hemmschwelle war mittlerweile stark gesunken. Kaum war Henry wieder in das Gästezimmer getreten, da kam auch schon der fette Eunuch mit zwei Dienern herein und fing sofort an, lauthals mit Amanoue auf tiranisch zu schimpfen. Er ging zum Bett, riss ihn hoch und schlug ihm ins Gesicht. „Hör auf damit, du fettes Schwein!", schrie Henry ihn an und trat dazwischen. „Es ist nicht seine Schuld! Ich habe ihm zu viel Wein gegeben!" Der Dicke trat augenblicklich zurück und verbeugte sich vor Henry. „Er ist Asconier, Herr, und keinen Wein gewöhnt! Es ist ihnen verboten", meinte er entschuldigend. „Ja, das habe ich gemerkt! Ach, verdammt! Mir reicht`s", brummte Henry gereizt, „hör zu, lass ihn in Ruhe! Ich werde für ihn bezahlen", sagte er und zeigte auf Amanoue, der nun auf der Seite lag und sich nicht mehr rührte. Der Eunuch verbeugte sich erneut und nickte, allerdings schmierig grinsend. „Ihr seid nicht, in ihn eingedrungen, Herr?" Henry warf ihm einen finsteren Blick zu und schüttelte mit dem Kopf. „Gut! Dann ist er immer noch unberührt", sagte der Dicke mit einem geldgierigen Grinsen und strich Amanoue über den zarten Schenkel. Henry zuckte zwar kurz mit den Augenlidern, zog sich aber weiter an und trat dann noch einmal zum Bett. Er strich Amanoue eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte ihn an. „Lebe wohl, mein Schöner", raunte er, drehte sich um, verließ das Zimmer und ging nun doch mit einem Schmunzeln im Gesicht nach unten. „Auf, auf, meine Herren!", rief er seinen Freunden zu, „es wird Zeit, aufzubrechen! Sofern ihr euch wieder beruhigt habt!" Keiner wagte es mehr zu lachen, der Herzog räusperte sich nur noch verhalten und sie erhoben sich. „Wenn Ihr bitte die Rechnung begleichen wollt", sagte Henry zu seinem Onkel, „und gebt ein reichliches Trinkgeld, der Asconier hat wegen mir eine schöne Sauerei, da oben angerichtet", fügte er grinsend hinzu. „Jedenfalls, wird mir der Kleine, unvergesslich bleiben!", meinte er noch und genau so war es. Als sie später wieder im Lager waren und der König allein in seinem Bett lag, fand er lange keinen Schlaf. Er wälzte sich hin und her, aber immer wieder sah er Amanoues liebliches Gesicht vor sich und am nächsten Morgen lief er wie ein Tiger im Käfig, in seinem Zelt auf und ab. Sie hatten bereits damit begonnen das Lager abzubrechen und plötzlich hielt er inne. „Warte", sagte er zu seinem Leibdiener Sebastian, der eifrig damit beschäftigt war alles zusammenzupacken. „Sebastian, geh und sage, dass das Lager noch nicht abgebrochen wird! Ich muss noch etwas erledigen!", befahl er fahrig, verließ das Zelt und ging geradewegs zum Hauptmann seiner Wache. „Falco! Nehmt vier Eurer Leute und folgt mir!"

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Falco grüßte den König verdutzt zurück und wandte sich sofort an seine Männer, als er sah, dass Henry zielstrebig auf seinen Schimmel zustrebte. „Brac, Alecto, Ravio und Mati! Zu mir", rief er hastig und eiligst bestiegen sie ihre Pferde. Sie folgten ihrem König im Galopp nach, der bereits seinen schönen weißen Hengst Richtung Magiyar trieb und als sie das Stadttor passiert hatten und den Weg zum Hurenhaus einschlugen, verdrehte Falco die Augen. Er atmete tief ein und schüttelte gequält den Kopf. „Eure Majestät, verzeiht, aber ich denke, das ist keine gute Idee. Es wäre besser, wenn Ihr ihn vergesst", meinte er verlegen und sah Henry vorsichtig dabei an. „Ich kann mich nicht daran erinnern, Euch nach Eurer Meinung gefragt zu haben, Hauptmann!", schnauzte der König zurück und schließlich hatten sie das Freudenhaus erreicht. „Wartet hier!", befahl Henry barsch, sprang vom Pferd, lief die Treppe hinauf und hämmerte mit der Faust an das große Portal, bis der fette Eunuch öffnete. „Ah, der edle Herr von gestern", sagte er entzückt und verbeugte sich tief. „Lass das!", herrschte Henry ihn an, schob ihn energisch beiseite und trat ein. Er ging geradewegs auf die zweiflügelige Türe zu, doch der dicke Hausdiener stellte sich ihm in den Weg. „Womit kann ich dem edlen Herrn zu Diensten sein?", fragte er auf seine widerlich-spöttische Art. „Ich will den Asconier!", antwortete Henry barsch, „lass mich vorbei!" „Es tut mir außerordentlich leid, aber der Asconier ist besetzt", gab der Eunuch beinahe sanft zurück. „Wir haben Gäste, die gestern Nacht noch überraschend hier bei uns eingekehrt sind und einer der Herren hat ihn ersteigert und hat noch nicht wieder das Gästezimmer verlassen." Er grinste schmierig. „Aber der nordische Junge, wäre frei. Er hat Euch doch gestern, so viel Freude bereitet." „Ich will ihn nicht! Hast du `was an deinen Ohren? Bring mir den Asconier!" Henrys Stimme klang jetzt gefährlich und er packte den Eunuchen am Kragen. Der verbeugte sich wieder und sprach nun noch sanfter. „Ich sagte Euch bereits, dass er noch immer besetzt ist. Der Herr hat viel für ihn bezahlt und ich kann nur hoffen, dass Ihr keinen Ärger macht. Wir haben auch noch andere Jünglinge, sogar mit noch dunklerer Haut." Wie aus dem Nichts, standen plötzlich zwei hünenhafte Wächter hinter ihm, die Henry drohend ansahen. „Ich will keinen Anderen, dann werde ich eben warten!", sagte Henry nun doch einlenkend und trat zähneknirschend einen Schritt zurück. „Ganz wie es Euch beliebt! Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?" Der Dicke ging voran und führte Henry in einen kleineren Raum, indem man ihm einen kleinen Imbiss anbot, doch er nahm nur einen Becher Wein. Wütend schritt er im Raum auf und ab und als er kurz davor war die Geduld zu verlieren, öffnete sich endlich die Türe wieder. Der Dicke stand da und grinste ihn

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an. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt", sagte er in seiner schmierigen Art und machte eine einladende Geste. Sie gingen durch einen schmalen Gang und gelangten schließlich zu einer anderen Treppe, die ebenfalls in das obere Stockwerk führte. Henry wollte gerade das gestrige Zimmer ansteuern, doch der Eunuch hielt ihn zurück. „Wartet bitte noch einen Moment", sagte er wieder betont sanft und der König sah ihn ärgerlich an, als die Türe sich öffnete und zwei Dienerinnen herauskamen. Die Erste trug einen Arm voll schmutziger Tücher und Laken, die voller Blut- und anderen, eindeutigen Flecken waren, während die Zweite eine Schüssel trug, die mit blutigem Wasser gefüllt war. Henry fuhr sich kurz mit beiden Händen durchs Haar, blickte etwas betreten darauf und trat zögerlich hinter dem Eunuchen ein. Amanoue lag mit dem Rücken zu ihnen, im Bett. Er war völlig nackt und Henry fiel zum ersten Mal auf, wie zierlich er war. Seine Figur glich eher der einer jungen Frau, sein Rücken verjüngte sich zu einer schmalen Taille, sein Hinterteil war klein, mit runden, festen Pobacken und Henry fühlte deutlich die Erregung in sich aufsteigen, als der Eunuch hinter ihm, sich leise räusperte. „Herr", sagte er ruhig, „ich wollte es Euch ersparen und Euch diesen Anblick gerade eben wahrlich nicht zumuten und es tut mir aufrichtig leid, aber ich kann Euch den Asconier nicht anbieten. Der Gast, der ihn gerade hatte, hat ihn wohl zu hart genommen. Er blutet noch immer." Henry wandte sich zu ihm um und der Eunuch fuhr fort, „ich bitte um Verzeihung und hoffe auf Euer Verständnis und wie gesagt, wir haben noch andere hübsche Jünglinge, auch mit dunklerer Haut und ebenfalls unberührt. Es ist ein Jammer, aber der Asconier fällt wohl für ein paar Tage aus. Ach, was für ein Verlust", klagte er dann und Henry holte tief Luft. „Aber ich kann nicht warten!“, antwortete er beinahe verzweifelt, „ich will ihn jetzt", sagte er dann energisch, „und wenn ich das Doppelte für ihn bezahlen muss!" Der Eunuch verbeugte sich daraufhin tief. „Wenn dem so ist? Dann muss ich wohl schweren Herzens nachgeben! So sei es! Habt Ihr sonst noch einen Wunsch?", erwiderte er schwer seufzend und konnte sich ein habgieriges Grinsen nicht verkneifen. Henry schüttelte leicht seinen Kopf. „Ist er sauber?", fragte er etwas verlegen und schluckte. „Aber ja, natürlich! Unsere Huren waschen sich nach jedem Gast, aufs Gründlichste!" Zum ersten Mal, schwang ein leicht ärgerlicher Ton in der piepsigen Stimme mit. „Ist ja schon gut", beruhigte ihn Henry auch sogleich und winkte ab. „Nein, ich möchte sonst nichts!" Der Dicke nickte leicht. „Wenn der Herr bitte etwas vorsichtig mit ihm wäre? Sonst ist der Ausfall für unser Haus noch größer", flötete er jetzt wieder und deutete auf ein kleines Tongefäß mit Fett, das mit duftenden Ölen gemischt war. „Wenn Ihr es bitte benutzen würdet? Ihr könntet dann leichter in ihn eindringen und der Schaden wäre nicht noch

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größer?" „Mein Dolch dringt gleich in dich ein und zwar in deinen fetten Wanst, du dickes Schwein und nun verschwinde", raunte Henry und sah ihn zornig an, während der Eunuch eine beleidigte Miene aufsetzte und endlich verschwand. Als sie allein waren, ging Henry zum Tisch und schenkte sich einen Becher Wein ein. Er trank einen großen Schluck, zog sich dann langsam aus, leerte danach den Becher auf einen Zug, stellte ihn zurück auf den Tisch und trat zum Bett. Die Fensterläden waren geschlossen und ließen nur gedämpftes Licht in den Raum. Sie waren nach asconischer Art gefertigt, mit vielen, feingearbeiteten, sternförmigen Öffnungen, die ein schönes Muster aus Licht und Schatten an die Wände zauberten und Henry setzte sich, doch Amanoue rührte sich noch immer nicht. Sein braunes Haar war heute offen und nicht wie am Tag zuvor, im Nacken zusammengebunden. Es fiel ihm locker über die Schultern und ergoss sich wie eine dunkle Woge, über die Kissen. „Amanoue", flüsterte Henry, legte sich zu ihm und streichelte ihm sanft den Rücken. Bei der ersten Berührung zuckte Amanoue noch zusammen, doch Henry schmiegte sich eng an ihn und begann ihn zärtlich zu liebkosen. „Schade", sagte er leise, „ich wäre gerne dein Erster gewesen. Aber ich verspreche dir, dass ich ganz vorsichtig sein werde, geradeso als wäre es dein erstes Mal." Er drehte sich um und fasste in das Tongefäß mit Fett und Amanoue schluchzte heftig auf, als er Henrys Hand zwischen seinen Beinen spürte. „Sch", machte Henry, „ganz ruhig. Bitte, dreh dich auf den Bauch", flüsterte er sanft, „ich will dich, so sehr."

Henry war überaus zärtlich und vorsichtig gewesen und schließlich hatte Amanoue sich etwas entspannt und hatte es zugelassen. Jetzt lagen sie einfach nur da, Henry auf dem Rücken und Amanoue halb auf ihm, den schönen Kopf an Henrys Brust gelehnt. „Ich muss gehen", sagte Henry sanft, „es ist schon viel zu spät, meine Männer warten und im Lager wird man sich Sorgen machen." Er hob Amanoue sachte an und glitt unter ihm weg. Einen Moment blieb er noch auf dem Bett sitzen, als er sah, dass sein Unterleib und seine Schenkel mit Blut beschmiert waren. ´Jetzt hast du wegen mir geblutet, geradeso, als wäre ich tatsächlich dein Erster gewesen`, dachte er und ein seltsames Gefühl von schlechtem Gewissen überkam ihn. Er stand auf, ging zum Waschtisch und wusch sich, zog sich danach an und drehte sich wieder zum Bett um. Amanoue lag nun auf dem Rücken, sah aber nicht zu ihm. Er war nicht zugedeckt und Henry betrachtete seinen wunderschönen, nackten Körper. Ganz deutlich, konnte er die dunklen Blutflecken auf dem Laken erkennen, obwohl es mittlerweile schon ziemlich dämmrig im Raum war. ´Jedenfalls werde ich dein letzter Kunde sein, niemand wird dir dies jemals mehr antun`, fuhr es ihm durch den Kopf. Der Gedanke, dass bald ein Anderer Amanoue besitzen würde, machte ihn verrückt und brennende Eifersucht stieg in ihm auf.

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„Steh auf und mache dich sauber", sagte er fast barsch. Amanoue sah noch immer nicht zu ihm. „Wenn Ihr gegangen seid, `err", sagte er matt und seine Stimme klang dabei völlig gefühllos. „Hast du mich nicht verstanden? Ich meinte jetzt, sofort!", befahl Henry, „na los, mach! Wenn ich wiederkomme, wirst du fertig sein! Ich werde dich, mit mir nehmen!", sagte er energisch, drehte sich um und verließ das Zimmer. Draußen auf dem Flur stand ein Diener, der Henry wieder über die Hintertreppe nach unten geleiten wollte, doch er ließ ihn einfach stehen und ging allen Protest des Dieners ignorierend, über die große Treppe nach unten. Der Saal war dieses Mal gut besucht und fast alle Liegen waren besetzt, doch der König von Austrien achtete nicht darauf, sondern durchschritt den großen Raum mit einer geradezu majestätischen Arroganz. Dafür achteten einige der anwesenden Gäste ganz genau darauf, wer da plötzlich ihre Runde störte. Henry hatte nicht einmal bemerkt, dass es Tiraner waren und einer von ihnen war Prinz Baijan, sein ärgster Feind. Der blickte ihm etwas verwundert nach, stutzte allerdings nur kurz und wandte sich dann wieder seinen Vergnügungen zu. Henry hatte den Saal bereits wieder verlassen und kaum hatte er den Empfangsraum erreicht, war auch schon der Eunuch bei ihm. Der Hausdiener war außer sich und schimpfte, mit den Armen wild fuchtelnd, auf ihn ein. Henry verstand kein Wort und es war ihm auch egal, wenngleich die Worte sicher nicht freundlich gemeint waren. „Halt´s Maul", fuhr er den Dicken an. Der blickte ihn zwar empört an, war aber augenblicklich still. „Hör zu! Ich will den Asconier kaufen, nenne mir seinen Preis!" „Der Asconier ist nicht zu verkaufen", erwiderte der Dicke etwas verwundert, „asconische Sklaven sind selten, daher ist er zu wertvoll und wird unserem Haus sicher, in den nächsten Jahren gut dienen. Der Herr vor Euch, hat bereits sehr gut für seine Entjungferung bezahlt und Ihr selbst seid uns noch den doppelten Preis schuldig. Ihr seht, der Asconier ist sehr gefragt." Er grinste schmierig und Henry hätte ihn am liebsten umgebracht. „Ich will mit deinem Herrn reden! Führe mich zu ihm", sagte er barsch. „Kein Herr", antwortete der Eunuch, „eine Herrin", und ging ein Stück voraus. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt?" Sie betraten wieder den schmalen Gang, doch dieses Mal gingen sie in die andere Richtung, bis sie am anderen Ende angekommen waren. Der Eunuch öffnete eine Tür und ließ Henry zuerst eintreten. Sie befanden sich in einem schön eingerichteten Raum, der auf einer Seite hin zum Garten geöffnet war und Henry konnte sein Erstaunen, über die wundervolle Bauweise des Hauses kaum verbergen und sah sich bewundernd um. „Wartet einen Moment, bitte", sagte der dicke Hausdiener und verließ den Raum wieder, kam aber bald darauf wieder zurück, in Begleitung einer vornehm gekleideten Frau. Ihr Haar

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war vollkommen von einem schönen, seidenen Schal bedeckt und sie musterte Henry unverhohlen. „Ihr wollt meinen asconischen Sklaven kaufen?" Ihre Stimme klang angenehm sanft und sie lächelte ihn an. „Nun, ich sage Euch gleich, dass er sehr teuer ist und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr den Preis für ihn bezahlen könnt." Sie lächelte wieder, doch dieses Mal voller Mitleid und das machte Henry erst richtig wütend. Er sah sie geradezu unverschämt an, aber das schien ihr nichts auszumachen, sondern sie im Gegenteil noch zu amüsieren. Ihr Alter war schwer zu schätzen und wenn sie auch nicht mehr jung war, so war sie doch immer noch sehr attraktiv. „Nennt mir endlich seinen Preis!", sagte er ungeduldig. „Vergesst es! Ich verkaufe ihn nicht. Wieso sollte ich auch? Er ist zu schön und sehr begehrt. Ich habe gestern, ein kleines Vermögen mit ihm verdient! Vielleicht sollte ich ihn selbst einmal versuchen", erwiderte sie, an den grinsenden Eunuchen gewandt und beide kicherten. Jetzt platzte Henry endgültig der Kragen. „Wisst Ihr, wer ich bin?", donnerte es aus ihm heraus. „Nun, ich würde sagen, ein nicht mehr ganz junger Mann, schwuler Mann", verbesserte sie sich, „der sich dummerweise, in eine meiner männlichen Huren verguckt hat." Sie betonte das Wort ´Huren` ganz besonders. „Ich bin König Heinrich von Austrien!", schrie er in seiner Wut hinaus und sie sah ihn überrascht an. „Wirklich", meinte sie, sah ihn aber immer noch respektlos an. „Gut, dann eben schwuler König, wenn Euch das lieber ist!" Sie machte eine lässige, leicht abfällige Handbewegung und der Eunuch kicherte wieder. „Ich biete Euch 500 austrische Goldstücke", antwortete Henry und schnaufte tief durch. Seine Stimme klang jetzt wesentlich ruhiger, beinahe kalt. Sie sah ihn wieder an und ihre Augen zuckten kurz. „800", erwiderte sie völlig gelassen. „Ich bitte Euch! Kein Sklave ist 800 Goldstücke wert!" Er schüttelte leicht seinen Kopf. „500, sind schon ein Vermögen!" „Nun, vielleicht ist er es Euch nicht wert, mir aber schon. Ich werde sicher ein Vermögen, in den nächsten Jahren mit ihm verdienen. Er ist noch sehr jung und danach schicke ich ihn noch ein paar Jahre auf die Straße." Sie sah ihn eiskalt an. „Oder ich lasse ihn kastrieren", sie machte erneut die lässige, abfällige Handbewegung, „so hübsche Eunuchen sind gefragt." „600!" Henry musste sich zur Ruhe zwingen. Als König war er es nicht gewöhnt, dass man ihm Widersprach, schon gar nicht, von einer Frau. „700!" „650!"

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Sie sah kurz zu ihrem Diener und der spitzte kurz seinen Mund, was Henry nicht entgangen war. „650", wiederholte er daher, beinahe sanft. „Goldstücke, wie gesagt!" Sie blickte ihn wieder an. Henry nickte. „Austrische Goldstücke", wiederholte er ruhig. „So sei es!" Sie streckte ihm wie ein Viehhändler ihre Hand entgegen und er schlug ein. „Hole den Asconier", befahl sie dem Eunuchen. „Ich kann nur für Euch hoffen, dass er das auch wirklich wert ist", sagte sie dann nachdenklich, an Henry gewandt, „Ihr könntet mindestens ein Dutzend, der schönsten Jünglinge, dafür bekommen“, meinte sie lächelnd, doch hätte sie gewusst, welchen Schatz sie in ihren Händen hielt, sie hätte Amanoue nie verkauft. Während sie warteten, tranken sie noch einen Becher Wein und vereinbarten, dass ihr das Geld am nächsten Tag, mit einem Boten zugestellt werden würde und wenig später kam der Eunuch mit Amanoue zurück. Die Herrin ging noch einmal zu ihm und strich ihm mit den Fingerspitzen sanft über den kleinen Po. „So hübsch", sagte sie bedauernd, „vielleicht hätte ich dich doch behalten sollen?", seufzte sie schwer und deutete kurz in Henrys Richtung. „Dort ist dein neuer Herr, diene ihm gut!" Amanoue sah sie überrascht an und sank auf seine Knie. „Bitte, Herrin, schickt mich nicht fort", flehte er sie an, „habe ich Euch nicht gut gedient? Ich werde mich bemühen und in Zukunft noch viel besser, für Euch arbeiten! Das verspreche ich, bitte, verkauft mich nicht!" „Steh auf, mein schöner Asconier und folge deinem neuen Herrn. Er hat einfach zu viel, für dich geboten und ich konnte dem nicht widerstehen. Es lag nicht an dir, du warst die beste, männliche Hure, die ich je besaß, mein Kleiner“, antwortete sie tröstend, half ihm auf und lächelte ihn nochmals zärtlich an. Da beide auf tiranisch gesprochen hatten, hatte Henry kein Wort davon verstanden und schließlich trat er etwas ungeduldig zu ihnen und berührte kurz Amanoues Arm. „Komm", sagte er sanft und der Eunuch führte sie hinaus, doch Amanoue folgte Henry nur zögernd und blickte sich noch einmal um. „Herrin?!“, kam es verzweifelt über seine Lippen und sie blickte ihnen bestürzt hinterher. „Falls Ihr seiner irgendwann müde werden solltet, nun, ich würde ihn jederzeit wieder nehmen!", rief sie auf austrisch und plötzlich voller Zweifel ihnen noch nach, doch Henry reagierte nicht. „Bestimmt nicht", sagte er leise, wie zu sich selbst und zog Amanoue mit sich. Als sie den Hof betraten, legte er Amanoue, der nur die kurze Sklaventunika und den kleinen Lendenschurz trug, seinen schönen Umhang um. Die Wachen, die die ganze Zeit gewartet hatten, erhoben sich sofort und nahmen Haltung an, allerdings blickten sie völlig verdutzt dabei auf Amanoue und erst dann auf ihren König. „Was ist das?", fragte Hauptmann Falco gequält. „Das ist Amanoue", antwortete der König, wie selbstverständlich.

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II


Der Sklave des Königs

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