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Kapitel 3 - Warum Frauen durch Schönheit begünstigt durch eine kürzere Harnröhre benachteiligt sind.
ОглавлениеEin Vortrag über „Die Keimbesiedelung der Harnblase.
(Bei aufkommender Langweile weiter zu Kapitel 4.)
Andres Freund Frank aus San Franzisko sieht nicht nur gut aus auch seine Vorträge sind brillant. Trotz des schönen Wetters ist der Vortragssaal bis auf den letzten Platz besetzt.
Mit seiner schönen Tischnachbarin vom Vortag nimmt Andre in der für Gäste reservierten ersten Reihe Platz.
„Ich bin gespannt was es zu diesem reichlich abgedroschenen Thema Neues gibt!“ sagt sie und gähnt verholen unter vorgehaltener Hand.
„Warten sie es ab“ antwortet er trocken. Ihr Sarkasmus schien ungebrochen.
Wie üblich hat Frank nur einige wenige Diapositive. Neben seinem Pult steht ein großes Holzgestell mit weißem Zeichenpapier und Farbfilzstiften.
„ In der Harnblase“ beginnt er ohne Umschweife „sammelt sich aus den Nieren ausgeschiedener Urin – seine Nachbarin lehnt sich gelangweilt in dem bequemen Posterstuhl zurück- „ sowie eine stattliche Anzahl von Bakterien. Da es vorwiegend Darmbakterien - sogenannte Coli Keime sind liegt es nahe, dass sie auch von dorther stammen. Bis heute wissen wir nicht genau wie diese dorthin gelangen aber davon später mehr. Was dort in dem warmen Milieu passiert können sie sich leicht ausmahlen“ er macht eine kleine Pause und blickt dabei lächelnd auf Andres gelangweilte Nachbarin „sie vermehren sich. Wie schnell sehen sie auf diesem ersten Diapositiv!“
Dieses - vom langen Gebrauch gelbstichig – zeigt eine gerade aufwärtsgerichtete schwarzen Linie auf der nach rechts gerichteter Abszisse sind die Stunden auf der Ordinate die Anzahl der Bakterien aufgetragen.
„Da es sich in der Blase um ein sogenanntes stehendes Gewässer handelt“ fährt er fort „erfolgt die Verdoppelung dieser Keime innerhalb von 20 Minuten auch als Verdoppelungszeit bezeichnet. Bakterien sind Krankheitserreger und verursachen Entzündungen und sicher können sie mir die einfache Frage beantworten –erneut blickt er auf Andres schöne Nachbarin die mittlerweile kerzengerade in ihrem Stuhl sitzt - warum sie es nicht tun?“ Er nimmt einen Farbstift und malt eine Harnblase auf und darin- er wechselt den Stift- kleine gekrümmte U- Häkchen. Erneut machte er eine kleine Pause.
„Nun für den Entzündungsprozess müssen diese Kolikeime“ er deutete auf die Häkchen „an der Schleimhaut haften bleiben. Erfreulicher Weise aber tun sie dies unter normalen Umständen nicht. Auch dieser Abwehrmechanismus ist nur teilweise geklärt aber er schützt unsere Blase trotz aller Bakterien vor einer Entzündung.
Fassen wir all dies zusammen: der Nachweis von Bakterien im Urin ist nicht gleichbedeutend mit einer Blasenentzündung ganz im Gegenteil wir können dabei auch völlig Beschwerdefrei bleiben –er klappt die erste Papierseite um und schreibt in Großbuchstaben ABU auf die nächst folgende. A= asymptomatisch, B= Bakterien und U=Urin also lediglich Keime ohne Beschwerden.
Nur allzu häufig führt der Bakteriennachweis bei behandelnden Kollegen zum Griff nach dem Rezeptblock und Verordnung eines Antibiotikums. Dies besonders dann, wenn im Anschluss an eine Blasenentzündung weiterhin Bakterien im Urin gefunden werden.
Die Symptome kennen die Damen unter ihnen aus leidvoller eigener Erfahrung aber wie es dazu überhaupt dazu kommt und wie Blasenentzündungen vermeidbar sind darüber später mehr.
Zunächst und dies ist entscheidend -erneut blättert er um und zeichnet diesmal gleichzeitig mit beiden Händen die Umrisse von zwei Nieren samt Harnleitern und eine Blase mit Harnröhre auf- ist die Frage FIEBER? - er unterstrich dies rot- für unsere weitere Therapie entscheidend, “ Andres Nachbarin hat mittlerweile einen kleinen Notizblock aus ihrer Handtasche gezogen und machte sich Notizen.
„Bei einer Entzündung – schwellen wie bei allen Entzündungen gleichgültig ob Nase, Rachen oder Blase die Schleimhäute an und verfärben sich rot als Folge der erweiterten Blutgefäße, im Harn finden sich Blutkörperchen. Später sterben entzündlich veränderte Schleimhautzellen ab daran sind weiße Blutkörperchen beteiligt. Dem Abbau und Abräumprozess erfolgt der Erneuerung womit die Heilung eingeleitet wird.
Dies alles können sie bei einem Schnupfen leicht an der Sekretabsonderung mitverfolgen. Bei Blasenentzündungen zeigen uns Teststäbchen wie hier auf diesem Diapositiv die Anzahl der weißen und roten Blutkörperchen und die der Bakterien an der Intensität der Verfärbung. Das Gleiche sehen wir im Mikroskop in den aufgefangenen Mittelstrahlurin. Im nächsten Bild sehen sie das Wachstum der Colikeime in einer Harnkultur zugleich auch ihre Empfindlichkeit gegenüber verschiedener Antibiotika. Aber ebenso wenig wie bei einem Schnupfen würde man sofort ein Antibiotikum verordnen. Erst bei einem Übergreifen auf Nebenhöhlen oder Bronchien sowie ein Anstieg der Körpertemperatur auf über 38.5 Grad- als grober Richtwert- läuten die Alarmglocken.
Nicht anders bei einer Blasenentzündung. Der liebe Gott hat unsere Nieren mit einem Schutzmechanismus versehen vergleichbar mit dem Ventil in einem Fahrradreifen, an der Einmündung der Harnleiter in die Blase- er malte einen dicken Pfeil in seine Skizze. Dieser im anatomischen Aufbau komplizierte Tunnel verhindert, dass infizierter Urin in die Niere gelangt also den Rückfluss oder Reflux. Fehlt dieses Ventil von Geburt an wird es kritisch! Infizierter Urin gelangt in die Niere, Flankenschmerzen verbunden mit Fieber allen wohlbekannten Symptome.
Um all dies zu verhindern entleeren Säuglinge und Kleinkinder ihre Blase bis zu zwanzig mal über Tag und nächtens bis die noch unreife Blase ihr endgültiges Fassungsvermögen erreicht hat. Damit schützt die häufige Entleerung 1. vor der Keimvermehrung im stehenden Gewässer er deutet erneut auf den schwarzen Strich in seinem Diapositiv 2. und zunächst auch vor dem Rückfluss bei mangelnder Ventilfunktion. Erst mit zunehmender Kapazität wird diese offenkundig und der Reflux bedarf der Korrektur –nicht Thema von heute.
Was können wir aus all dem bisherigen lernen?
Je länger der Urin in der Blase verbleibt um so leichter vermehren
sich die bereits vorhandenen Bakterien zu einer ABU die aber
ungefährlich und daher nicht Therapiebedürftig ist.
Entzündung der Blase sind, wenngleich extrem schmerzhaft
ungefährlich, solange sie nicht von Fieber begleitet sind und die
Niere unbeteiligt bleibt.
Ein angeborener Schutzmechanismus an der Einmündung der
Harnleiter ist dafür die Vorraussetzung.
„Nun wie finden sie Frank?“ Sagt Andre leise zu seiner Nachbarin. Wortlos deutet sie auf die vollgekritzelte Seite ihres Notizblocks und wendt sich wieder Frank zu.
„Warum sind Mädchen und Frauen die Hauptleidtragenden und warum in besonderen Lebensabschnitten?“ Er klappte erneut eine neue Seite auf seinem Gestell auf unterbricht sich dann aber.
„Waren sie schon einmal auf einem Jahrmarkt? Unvermittelt wendt er sich an die Kollegin neben mir?“
Sie errötet und sagt kaum verständlich „Aber sicher, doch!“
„Dann darf ich sie für einen Moment zu mir heraufbitten und strecken sie bitte den Zeigefinger ihrer linken Hand also den nicht vom Ehering gezierten aus!“
Sie steht auf und tritt nach vorne. „Was sie hier mühelos erkennen“ er greift in die linke Seitentasche seines Kaschmir Jacketts „ist ein sogenannter Mädchenfänger.“ Gelächter erhebt sich im Auditorium.
„Keine Sorge verehrte Kollegin ich bin wie sie leicht erkennen können bereits Over the Hills und hege daher keine unlauteren Absichten! Ihren Zeigefinger benütze ich jetzt stellvertretend für ihre Harnröhre!“
Stülpe ich den Mädchenfänger darüber und ziehe leicht daran dann können sie mir nicht mehr entkommen! Ebenso verhindert die scherengitterartige Struktur der Harnröhre im gestreckten Zustand, dass sich die Blase entleert! Verkürzt sie sich - womit ich sie liebe Kollegin von mir befreit wieder in das Auditorium entlasse – kann sich die Blase entleeren!“
Nur mit Mühe kann Andre seine Genugtuung verbergen mit der der alte Charmeur sich für ihre offenkundige Langweile zu Beginn seines Vortrags gerächt hat. Ihr Sarkasmus hatte einen deutlichen Dämpfer erlitten und erst später würde ihr aufgehen, dass er sie selbst mit der Blase verglichen hatte.
„ Unter anderem meine sehr verehrten Damen unterscheiden wir Männern uns durch eine deutlich längere-, wenngleich unterschiedlich lange- wie sie wissen- Harnröhre. Erneut unterbrach in das Gelächter des Auditoriums „ Aber ist diese kurze Harnröhre Grund genug für ein erhöhtes Entzündungsrisiko?“ Er greift erneut zum Filzstift und malt in Sekundenschnelle Harnblase und Harnröhre darauf und darunter die Scheide.
„Nur ein schmaler Spaltraum mit lockerem Bindegewebe trennt die Harnröhre von der vorderen Scheidenwand. Alles Übrige überlasse ich ihrer Phantasie! Aber allein die sogenannte Honeymoon Zystitis ist ein schlüssiger Beweis von Schleimhautschwellung verursacht durch mechanische Reibung. Ob die Kürze der weiblichen Harnröhre auch die Bakterienbesiedelung begünstigt ist unbewiesen. Zwar beobachten wir bei einer Kanufahrt in einem Fluss wie sich entlang des Ufers ein Stromaufwärtsgerichtetes Kehrwasser bildet! Ob aber Bakterien daran entlang in die Blase gelangen ist bislang unbewiesen!“
„Nachdem ich sie lange genug mit dem Stand unserer heutigen Erkenntnisse und Unkenntnisse gequält habe ist es höchste Zeit in die alltägliche Praxis zurückzukehren und die erste Frage laute:
Wie können Blasenentzündungen vermieden werden?
Am saubersten bleibt ihr Swimmingpool durch ständig frischen Wasserzulauf. Dann brauchen sie auch keine Desinfektionsmittel. Daher
1.Eine regelmäßige Entleerung der Harnblase verhindert die Keimvermehrung.
Leichter gesagt als getan. Dazu nur ein Beispiel:
Nach langem geht unsere Patientin endlich wieder mit ihrem Mann ins Kino. Die zeit wird knapp er steht mit laufendem Motor vor der Haustüre eigentlich sollten sie aber... Im Kino vor der Damentoilette die übliche lange Schlange also... Während der Vorstellung: sie schlägt die Beine übereinander aktiviert damit den Beckenboden und vermeidet damit während der Vorstellung aufstehen zu müssen...
Schlussendlich daheim angelangt: wenngleich mehr als übervoll entleert sich ihre Blase nur zögernd sie ist bereits überdehnt! Es brennt die Keime haben sich vermehrt.
2. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Sexualität und Blasenentzündungen?
Dazu verweise ich auf meinen Ratgeber: „ Im Bett für Beide“.
„Damit aber vorerst genug stellen Sie mir Ihre Fragen und ich beantworte sie soweit ich kann!“
„Gehen wir nach all dem bereits Bekannten und Abgedroschenen?“ fragt Andre leise „Mitnichten!“ antwortete seine Nachbarin. „Zuvor muss ich noch Rache nehmen!“ Und damit meldet sie sich zu Wort.
„Meine erste Frage lautet: Wenn ein Abwehrmechanismus das Anhaften von Bakterien in unserer Blase verhindert: warum verursachen sie trotzdem eine Entzündung? Und meine Zweite: Was hatte der Mädchenfänger an meinem Zeigefinger mit dem ganzen überhaupt zu tun?“
„Zur ersten Frage sehr verehrte Frau Kollegin gibt es noch keine schlüssige Erklärung! Am wahrscheinlichsten ist, zunächst eine Schleimhautschwellung zum Beispiel bei mechanischer Irritation durch den Geschlechtsverkehr .Aber auch bei chemischer durch Intimsprees, Kondome und Diaphragmen und danach erst kommt es zum Verlust des Abwehrmechanismus! Umgekehrt kann aber auch der Abwehrmechanismus bei schweren Erkrankungen oder bei Tumorbehandlung geschwächt sein! Bei Ersterem und darüber haben wir gesprochen regeneriert der Abwehrmechanismus gleichzeitig mit dem Abklingen der, Entzündung also meist innerhalb weniger Tage.
Nun zu ihrer zweiten Frage: Auf der Toilette Platz genommen verkürzt sich Ihre Harnröhre und gibt den Weg frei für eine ungehinderte, vollständige und erfreuliche Entleerung von etwa 400ml Urin. Ist die Blase bereits übervoll wie im Kino so haben sie immer noch eine Chance indem sie sich auf die Stuhlkante setzen die Beine überkreuzen und den Beckenboden anspannen sozusagen als letzte Barriere vor der Katastrophe!
Bewegt sich das Scherengitter aber nicht mehr –durch Entzündung und Schleimhautschwellung bleibt ihnen nur mehr der Beckenboden der schnell ermüdet und sie erreichen die Toilette im besten Fall im letzten Moment. Man nimmt an dass entlang dem erstarrten Scherengitter Keime leichter den Weg aufwärts bis in die Blase finden. Waren sie schon einmal Lachsfischen? Mit letzter Kraft überwinden die Lachse die Stromschnellen und Wasserfälle und nur die Stärksten unter Ihnen erreichen den Laichplatz- oder nur die virulentsten aller Kolikeime gelangen in die Blase! So die Theorie!
Ob die Verwendung von Toilettenpapier in der richtigen Richtung entscheidend ist? Oder noch besser ein Wasserstrahl wie im nahen und Fernen Osten die Keimbesiedelung der Schamlippen verhindert? Es bedürfte einer großangelegten vergleichenden Studie von freiwilligen Damen zur Beweißführung! Wollen sie daran teilnehmen?“
Diese letzte Runde endet mit technischem K.O. begleitet von Publikumsapplaus und sie verlassen schnell den Saal!
„Kommen sie morgen mit auf unserem Ausflug auf eine Farm?“ Fragte Andre um sie von der Niederlage abzulenken.
„Nur wenn er nicht im Flugzeug sitzt“ sagte sie trotzig.
Verständnisvoll und Trost spendend antwortet Andre:
„Ich werde es zu verhindern wissen! Frank ist einfach alt geworden und mit zu nehmendem Alter wird seine Banalität unerträglich!“
„Finden Sie?“
„Uneingeschränkt und bedingungslos“ antwortet er. Aber morgen Abend in der Lodge denkt er insgeheim? Mia seine Freundin in Wien ist weit weg und Kajetan -Bertram wird dann in seinem Labor sein, wo sich seine Gedanken im Orbit verweilen. Seine eigenen aber beschäftigen ihn schon jetzt nachdrücklich mit einem viel näher liegendem Problem: nämlich was würde, wenn, wohl Ihre Blase dazu sagen? Franks „Ratgeber im Bett für Beide“ fiel ihm ein! Kannte sie ihn?